Warum wir dieses Buch geschrieben haben
Unser Buch ist ein Versuch, zu beleuchten, wie unser Körper von Natur aus beschaffen ist, und wir wollen damit Hoffnung wecken, wenn man sich verloren fühlt oder es an Inspiration mangelt. Es gibt viele Bücher zum Thema Menopause, aber wenige, die Sex und Menopause aus tantrischer Sicht beschreiben. Wir haben beide Tantra in unseren persönlichen Beziehungen erforscht, und beide unterrichten wir Making Love-Retreats für Paare. In diesen Retreats lehren wir eine Herangehensweise an Sex, die das Leben von Grund auf verändert. Und natürlich haben wir beide selbst als Frauen unsere ureigenen Erfahrungen mit den Wechseljahren gemacht, die einerseits individuell sehr verschieden waren, andererseits aber auch viele Gemeinsamkeiten zeigten.
Außerdem haben wir im Laufe vieler Jahre mit Hunderten von Teilnehmern (Frauen und Männern) gearbeitet, und daraus ist ein Schatz an direkten Rückmeldungen erwachsen. Teils haben wir Feedback in Form von Worten bekommen, teils war die Rückmeldung deutlich sichtbar.
Der Einfluss, den ein tantrischer Ansatz auf Körper und Geist hat, ist unbestreitbar – es entsteht ein neues Selbstverständnis, eine friedvolle innere Verbindung zum Körper und ein tief greifendes Verständnis für Sex und dessen Funktion – über Fortpflanzung hinaus.
In den folgenden Kapiteln werden wir uns zum Teil wiederholen, denn teils greifen die Themen ineinander, teils wollen wir LeserInnen, die es vorziehen, dieses Buch nicht von Anfang bis Ende, sondern hier und da einzelne Kapitel zu lesen, das Verständnis erleichtern.
Unser persönlicher Hintergrund
Diana:
Ich habe mich bewusst entschieden, in diesem Leben keine Kinder zu bekommen. Das war mir bereits mit dreizehn Jahren sehr klar. Ich habe diese Entscheidung nie infrage gestellt oder bereut, und ich kann im Nachhinein sehen, dass mir das ermöglicht hat, etwas auf einer anderen Ebene zu gebären, nämlich ein tieferes Verständnis für Sexualität, uraltes Wissen und Weisheit, die ich neu überliefert bekommen und weitergegeben habe. Mit Anfang dreißig hatte ich das Bedürfnis, die Art und Weise, in der ich bis dahin Liebe gemacht hatte, irgendwie zu verändern. Auf der Basis von Informationen und Inspiration, die ich von tantrischen Meistern – Osho in Indien und Barry Long in Australien, denen ich ewig dankbar sein werde –, bekommen hatte, begab ich mich auf eine Forschungsreise in Sachen Sex. Es war letztendlich ein Schritt ins Unbekannte, der die Weichen in meinem Leben, ohne dass ich es ahnen konnte, in völlig unvorhergesehene Richtungen stellte.
Ich war 1977, während der Apartheid in Südafrika, zunächst Rechtsanwältin geworden und hatte gehofft, in meinem von Unruhe und Ungerechtigkeit geprägten Heimatland „nützlich“ sein zu können. Aber nach sechs Jahren an der Universität, nachdem ich ordnungsgemäß mein Examen gemacht hatte, wurde mir schnell klar, dass ich nichts anzubieten hatte, was auch nur den geringsten Unterschied machen würde. Stattdessen lernte ich Massage, mit der Absicht, ein Leben zu führen, in dem Berührung und Herzensangelegenheiten wichtiger sein sollten als Denken und Logik. Nachdem ich also mein Vorhaben, als Rechtsanwältin Karriere zu machen, aufgegeben hatte, folgte ich meinen Händen und ging nach Großbritannien, wo ich Therapeutische Massage erlernte. Im Laufe der Jahre habe ich mich auch in einigen anderen körpertherapeutischen Methoden ausgebildet. Das hat dazu geführt, dass ich mit viel Freude unzählige Massagebehandlungen gegeben und Hunderte von SchülerInnen in verschiedenen körpertherapeutischen Methoden ausgebildet habe. Mein Leben hat sich also in eine Richtung entwickelt, in der ich völlig mit meinem Körper und den Körpern anderer Menschen beschäftigt war. Alles, was ich dadurch gefühlt, gelernt, gesehen und erfahren habe, bildete den Hintergrund, vor dem ich meine sexuelle Entdeckungsreise unternahm und der mein Verständnis und meine Wahrnehmung des Körpers in grundlegender Weise geprägt hat.
Mein Weg hat sich aufgetan (und tut das, Jahrzehnte später, immer noch), ohne dass ich eine bestimmte Richtung angesteuert hätte. Ich versuche zu leben und zu lieben, während ich im Körper verankert bin (statt einen Bogen um ihn zu machen), und mich ins Sein und ins Wahrnehmen zu entspannen (statt über den Geist und unablässiges Denken Abstand zu halten). Im Grunde habe ich mich darin geübt, meine bewusste Aufmerksamkeit und Achtsamkeit durch den Körper zu lenken, egal in welcher Situation ich mich befinde. Das war und ist ein Prozess der Anbindung, der jeden meiner Tage durchdringt und versüßt. Als ich damit begann, konnte ich nicht ahnen, dass der rote Faden aus bewusster Aufmerksamkeit und Körperpräsenz zu einer vitalen Kraft werden würde, die Heilung, Integration und Transformation mit sich bringt. Mein Leben hat sich also radikal verändert, wenn auch schrittweise und in einer Art und Weise, wie ich es mir nie hätte vorstellen können, und zwar einzig und allein dadurch, dass ich die Art, wie ich Liebe machte, verändert habe – nicht mehr und auch nicht weniger.
Als Nebenprodukt meiner persönlichen Reise ergab sich, dass ich 1993 begann, einwöchige Retreats für Paare zu unterrichten, auf denen ich meine eigenen Erfahrungen mit anderen teilte. Und 1996 fing ich dann an, damit zu experimentieren, ob ich durch das geschriebene Wort dieses Feld und die Gefühle feinstofflicher energetischer Zustände vermitteln kann. Gleich von Anfang an schien dies die LeserInnen anzusprechen, was für mich eine wichtige Rückversicherung bedeutete, die mich sehr ermutigte.
Seither hat ein Buch das nächste ergeben und zu meiner großen Überraschung ist dies mein achtes Buch. Ich bin meiner Co-Autorin Janet für ihre leidenschaftliche Mitarbeit zutiefst dankbar und fühle mich geehrt, mit jemandem ihres Kalibers, die so viel Talent und Kompetenz besitzt, zusammenzuarbeiten. Wir hatten sofort einen guten Draht zueinander, als Janet vor mehreren Jahren in die Schweiz kam, um an einem Making Love-Retreat teilzunehmen. Heute ist sie autorisiert, diesen Prozess selbst zu leiten, und tut dies in Australien. Das heißt, Janet ist in der Lage, aus der Perspektive ihrer eigenen Erfahrungen und ihrer persönlichen Entwicklung, die sie durch den Making Love-Prozess gemacht hat, zu unterrichten. Die fruchtbare Kombination, die zu unserer Zusammenarbeit geführt hat, besteht darin, dass Janet so vertraut mit dem Ansatz der Making Love-Methode ist und auch viel zum Thema Menopause beizutragen hat.
Meine eigenen Wechseljahre verliefen sehr geschmeidig, das heißt, ich habe sie kaum wahrgenommen oder überhaupt daran gedacht. Einen Arzt brauchte ich deswegen schon gar nicht aufzusuchen und ich hatte auch nicht das Bedürfnis, mit irgendjemandem darüber zu sprechen. Ich weiß nicht, warum die Menopause bei mir so problemlos verlief – vielleicht weil ich die Art, wie ich Liebe mache, schon mit dreißig verändert habe, keine Kinder bekommen und mich so viel mit Körperbewusstsein und Entspannung beschäftigt habe. Vielleicht habe ich einfach Glück gehabt mit meinen Genen oder habe es meiner unbekümmerten, liebevollen Mutter zu verdanken. Weil es von selbst geschah und ich nicht damit beschäftigt war, konnte ich in diesem Buch nicht meine eigenen Erfahrungen einbringen, so wie ich es in den vorhergehenden Büchern getan hatte.
Dass ich verändert habe, wie ich Liebe mache, hat nichtsdestotrotz mein Leben auf allen Ebenen beeinflusst, und das schließt ein, wie ich die Wechseljahre wahrnehme. Durch meine Arbeit mit Paaren in den letzten fünfundzwanzig Jahren habe ich festgestellt, dass ein hoher Prozentsatz von Frauen findet, dass bewusster Sex (statt mechanischer Sex) viele Wechseljahressymptome abmildern und manchmal sogar heilen kann. Über das Schwinden der körperlichen Symptome hinaus stärkt es den Selbstwert und die Selbstliebe ungemein, wenn ein neues Körperbewusstsein und achtsame Wahrnehmung erschlossen werden. Viele Frauen, die dieses Buch in ihren Vierzigern oder Fünfzigern lesen, denken vielleicht, dass es für sie zu spät sei, etwas zu verändern, aber ich bitte dich wirklich, nicht vorschnell aufzugeben. Dein Körper ist auf deiner Seite, und er wartet auf deine Zusammenarbeit und deine bewusste Aufmerksamkeit. Die Seele, die in deinem Körper wohnt, ist ewig jung und frisch. Wie du mit deinem Körper umgehst und in ihn hineinspürst, kann dein Leben auf unzählige kraftvolle und mysteriöse Arten und Weisen verändern.
Als Reiseführerin auf deiner Reise kann ich dir neben diesem Buch einige meiner früheren Bücher über den tantrischen Weg empfehlen. Zwei davon habe ich zusammen mit meinem Partner Michael geschrieben und sie erkunden Tantra aus unterschiedlichen Perspektiven: „Zeit für Liebe“, „Slow Sex“, „Zeit für Weiblichkeit“, „Zeit für Männlichkeit“ empfehlen wir als weiterführende Literatur. Alle meine Bücher beschreiben die gleiche Herangehensweise an Sex, die hier im Rahmen...