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Die besten Aktienstrategien für Fortgeschrittene

Endlich Millionär werden mit breit gestreuter Langzeitanlage - Das Arbeits- und Vertiefungsbuch zum Bestseller Der Aktien- und Börsenführerschein

AutorBeate Sander
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl416 Seiten
ISBN9783960924500
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Das Arbeits- und Vertiefungsbuch zum Bestseller Der Aktien- und Börsenführerschein. Wer das Einmaleins der Börse beherrscht, sucht anschließend nach klaren Strategien, um am Markt zu den Siegern zu zählen. Das Wie, Wann, Wo und Wie viel beim Investieren steht im Mittelpunkt. Beate Sander bietet mit Die besten Aktienstrategien für Fortgeschrittene viele Tipps und Handlungsanweisungen, um Geld langfristig und nachhaltig erfolgreich anzulegen. Egal, ob Aktien-Fonds, ETFs, Dividenden-, Value- oder Growth-Aktien, zyklisches oder antizyklisches Handeln, Geldanlage mit gutem Gewissen, Nebenwerte mit einheimischen und ausländischen Mid Caps, Small Caps oder Micro Caps: Beate Sander führt den Leser mit anschaulichen Beispielen und Schnelltests schrittweise zum Erfolg. Die Schwerpunkte liegen im Gesundheitsbereich mit Biotech, Pharma und Medtec, auf der Börsenpsychologie und der Hoch/Tief-Mutstrategie. Nicht zu vergessen die innovative Börsenwerkstatt und die Ausrichtung auf neue Technologien als große Zukunftstrends mit Industrie 4.0, Internet der Dinge, Digitalisierung, Robotik und Vernetzung. Mit vielen Musterdepots für Aktien, Branchen-Aktienfonds und Branchen-ETFs für die wichtigsten Anlegergruppen und als Baustein für das eigene Depot. Zudem zeigt Beate Sander wie vorsichtige, erfolgsorientierte und risikofreudige Anleger mit einem Startkapital von 10.000 bis 100.000 Euro am besten starten.

Beate Sander begann erst im Ruhestand mit Aktien zu handeln. Mit 60 Jahren und 30.000 Euro Startkapital fing alles an. Durch ihre selbst entwickelte Hoch-/Tief-Mutstrategie brachte sie es sogar zur zweifachen Millionärin. Die Bestsellerautorin war als Kommentatorin, Moderatorin, Keynote-Rednerin und Interviewpartnerin begehrt und schrieb für »BILDplus« eine viel beachtete Börsenkolumne. Im September 2020 starb sie im Alter von 82 Jahren.

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Leseprobe

2 Aus Fehlern lernen und eine passende Erfolgsstrategie aufbauen


2.1 Das eigene Anlegerverhalten hinterfragen


Um zu begreifen, wie irrationale Übertreibungen dramatische Kursabstürze bewirken und ein Boom im Crashszenario endet, zeige ich Hintergründe auf. Es geht um die Erkenntnis: Nach der Blase ist vor der Blase – abgeleitet von einer alten Fußballweisheit. Dass ein Crash unvermeidbar ist, bestätigt der Rückblick und deckt sich mit Erkenntnissen von Nobelpreisträgern.

Der Crash um die Jahrtausendwende war die Folge sich auftürmender Spekulationsblasen im Zuge der Dotcom-Euphorie, begleitet von vielen überbewerteten Titeln. Der Crash im Herbst 2008/Frühjahr 2009 entstand durch die zum Finanzdesaster mutierende Subprime-Immobilienkrise. Der anfängliche Wunsch: „Wie werde ich am Neuen Markt schnell reich?“ wurde abgelöst von dem Ziel: „Wie sichere ich mein Anlagekapital vor Verlusten?“ Heute ist die Markteinschätzung gespalten: hier die Hoffnung, dort die Angst. Im Zuge der Interneteuphorie in den späten 1990er-Jahren kletterte der Dow Jones auf 11.900 Punkte, der DAX auf über 8.000 Punkte und der Nemax 50 auf mehr als 9.600 Zähler. Ab Frühjahr 2000 war der Spuk vorbei. Der wundersame Traum vom Reichtum in der „New Economy“ zerplatzte wie eine Seifenblase. Die Geldvermehrung endete in riesiger Geldvernichtung. Dabei wurde übersehen, dass solche Krisen kein einmaliges Ereignis sind, sondern sich wiederholen. Man denke an die niederländische Tulpenmanie im 17. Jahrhundert, an die South-Sea-Bubble im 18. Jahrhundert, den Eisenbahn-Boom im 19. Jahrhundert, den heftigen Börsencrash von 1929 sowie das Crashszenario 1987.

Spekulationsblasen

„Je neuer ein Trend ist und je mehr die Leute darüber reden, desto skeptischer sollten Anleger sein.“

Tobias Levkovich

Ein ungehörter Warnruf

Als die Aktienkurse am Neuen Markt den Höchststand erreichten, warnte die Finanzzeitschrift BARRON’S vor der baldigen Zahlungsunfähigkeit etlicher Internetfirmen. Die als lästig empfundene Gefahr wurde verdrängt. Die Firmen verbrannten weiter ihr Geld.

Verzerrte Wahrnehmung

Etliche Firmen waren nicht börsenreif. United Internet und Freenet erholten sich neben 12 weiteren Überlebenden. Seit dem Tiefstand legten sie deutlich zu.

Die spekulativen Exzesse waren die Folge von Massenwahn, angeheizt durch Gier, Euphorie und anschließende Panik. Irrationales Verhalten benebelt den Verstand und begünstigt hohe Verluste bis hin zum finanziellen Ruin. Die Internetblase wurde parallel zur Eisenbahnhysterie von einer technologischen Revolution begleitet. Führende Ökonomen wie der Österreicher Joseph Schumpeter deuten den Crash um die Jahrtausendwende als eine Art „schöpferische Zerstörung“.

Aufstieg und Fall des Neuen Marktes

Am 10. März 2000, seinem 3. Geburtstag, erklomm der Neue Markt mit 9.631 Punkten ein Allzeithoch. Die Deutsche Börse gründete 1997 das Segment für Wachstumsfirmen als deutsche Variante zur US-Technologiebörse Nasdaq. Der Handel begann mit dem Ingenieurdienstleister Bertrandt, heute im SDAX notiert, und der Mobilfunkfirma MobilCom, längst vom Kurszettel verschwunden. Zur Blütezeit waren am Neuen Markt 353 Firmen gelistet und nahmen beim Börsengang fast 24 Mrd. € ein. Die Internationalität war groß. Es gab keine Sperre für börsenunreife Garagenklitschen, die tiefrote Zahlen schrieben und allein mit Visionen brillierten. Die Zeichnungsmanie war zeitweilig so groß, dass Aktiendepots vom Neugeborenen bis zum Urgroßvater eingerichtet wurden, um die Zuteilungschancen zu erhöhen. Danach ging es rapide abwärts. Ende 2000 zeigte der Nemax 50 nur noch 2.869 Punkte. Bis zum endgültigen Niedergang betrug der Verlust über 97 %. Im März 2003 „beerdigte“ die Deutsche Börse AG den Nemax und ersetzte ihn durch den TecDAX mit 30 Titeln aus den Sektoren Software, Internet, Erneuerbare Energie, Hightech, Medtech und Biotech.

Dazu ein wahres Beispiel: Ein Freimakler konnte sich um die Jahrtausendwende vor Nachfrage kaum retten, als er den Kurs für BSE-Vorzüge mit 75 € auf sein elektronisches Handelssystem einstellte. Auch institutionelle Anleger orderten. Der Hinweis, es sei eine Hightech-Emission, reichte. Details wurden kaum verlangt. Ein gelungener Aprilscherz; denn die Firma existierte nicht. BSE ist die Abkürzung für Rinderwahnsinn. Welch Schwachsinn, etwas zu ordern, was man nicht kennt!

  • Parallel zum Markt stürzten die Fonds von Investmentstar Ochner ins Bodenlose ab. Nicht minder tief war der Fall des Analysten Henry Blodget, der bei Merrill Lynch ein Jahresgehalt von 5 Mio. US-Dollar bezog.

Im Börsenboom verflacht oft die moralische Kompetenz. Heute wird im Zuge millionenschwerer Steuerhinterziehungen, Bonuszahlungen und Abfindungen die Vorbildwirkung der Firmenchefs kritisch hinterfragt und angemahnt. Damals waren es vor allem geschönte Bilanzen, erlogene Umsätze, gefälschte Erträge. So meldete die Verkehrstechnikfirma Comroad ständig Großaufträge aus Fernost mit dem Schönheitsfehler, dass 95 % der Umsätze frei erfunden waren. Staatsanwalt Peter Noll nannte mildernde Umstände: „Zu einem Clown gehört auch ein Zirkus, und dieser Zirkus nennt sich Neuer Markt.“

Die Sichtweise der Volkswirtschaft im Einklang mit Behavioral Finance: Börsenblasen entstehen und platzen auch künftig

Wer heute Volkswirtschaft studiert, erlebt mehr wirklichkeitsnahe Situationen im Vergleich zu früher, als die Studenten mit dicken Wälzern abstrakter Theorien überschüttet wurden. In Studien begleitenden Experimenten, in denen die Mitspieler bisweilen auch echtes Geld verdienen können, erfahren sie, dass sich die Finanzmärkte oftmals nicht rational verhalten, sondern regelmäßig gleiche Muster ausbilden: Zunächst steigen die Preise weit über den fundamentalen Wert, um plötzlich abzustürzen. Nur wann, wie lange, wie heftig ist ungewiss. Dieses Grundmuster ändert sich kaum, weil die meisten Menschen an gewohnten Verhaltensweisen festhalten und eine Art Rudelinstinkt ihr Handeln prägt. Auf diesem Phänomen gründet auch die Technische Analyse bzw. Charttechnik. Die Börse ist irrational. Es gibt mehr Übertreibungen nach oben als unten. Zur Blasenbildung kommt es auch künftig. Aber die Reaktionen fallen unterschiedlich heftig aus.

Die Frage, welche Aktien Sie am besten kaufen oder verkaufen, kann die Wissenschaft nicht schlüssig beantworten. Aber sie hilft, vernünftig zu entscheiden, indem sie das Marktgeschehen strukturiert und analysiert. Überprüfen Sie Ihr eigenes Verhalten. Dazu dient die eigene elektronische Depotführung, siehe das Muster auf den Seiten 107 bis 108.

2.2 Kein schnelles Rein/Raus und keine Einwertstrategie


„In der Ruhe liegt die Kraft.“ Wer so empfindet, denkt und handelt, ist an der Börse kein Freund vom hektischen, schnellen Rein und Raus. Er wird sich auch für Day Trading nicht erwärmen. Eher dürfte er langfristig in nachhaltige, substanz- und dividendenstarke „Marathonaktien“, also „ewige Aktien“ investieren und beste Nebenwerte aus MDAX, TecDAX, SDAX ordern.

ETFs und gute Aktienfonds mit Schwerpunkt Branchen, Dividenden, Länder sollten Sie bedachtsam für Vermögensaufbau und Altersvorsorge auswählen. Sie sind maßgeschneiderte Platzhalter in einem breit gestreuten Langzeitdepot. Geduld und Disziplin sind Markenzeichen solcher Persönlichkeiten.

„Früher Vogel fängt den Wurm.“ Wer sich an dieser Lebensweisheit orientiert, findet eher Zugang zum schnellen Rein und Raus. Im Börsenalltag gern von Tradern bei Übernahmeangeboten und Leerverkäufen angewandt. Wer eine solche Strategie pflegt, realisiert im Allgemeinen schon zweistellige Gewinne, sitzt umgekehrt Verluste meist nicht aus, sondern begrenzt sie rechtzeitig.

Bei scharfer Korrektur und Crash kann ein schnelles Rein und Raus durchaus vorteilhaft sein, aber nicht bei einer Fondsanlage. Hier sollten Sie einen Zeitraum von einem Jahrzehnt und länger einplanen. Sonst amortisieren sich der Ausgabeaufschlag von bis zu 5 % und die jährliche Verwaltungsgebühr von rund 1,80 % nicht. Wer das schnelle Rein/Raus pflegt, dürfte weder Tausend-Prozent-Gewinn-Aktien noch Verlustbringer von über 90 % in seinem Depot halten. Umgekehrt wird er beste Einstiegs- und Ausstiegschancen kaum verpassen und zumindest bei spekulativen Aktien Stoppkurse setzen und diese ständig anpassen und nachziehen. Der größte Fehler wäre, im Crash hektisch alle Aktien aus dem Depot zu schleudern.

  • Frage: Was ist dagegen einzuwenden, beide Strategien miteinander zu verknüpfen? Überlegen Sie selbst, wann es angezeigt ist, hier und da das schnelle Rein und Raus zu pflegen. Umgekehrt: Wann sollten Sie unbedingt langfristig planen und investieren?

Ein Beispiel: Im Herbst 2008, als die Kurse infolge der weltweiten Finanzkrise in den Abgrund stürzten, empfahlen viele Banken Discount- und Bonuszertifikate. Da fühlten sich die Vertreter des schnellen Rein und Raus strategisch bestätigt. Was tat ich dagegen? Ich kaufte während der gesamten Talsohle extrem niedrig bewertete...

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