Das Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes (PsychThG) Anfang 1999 und die damit einhergehende Neuzulassung von Psychologischen und Kinder- und Jugendli-chenpsychotherapeuten zum kassenärztlichen Versorgungs- und Abrechnungssy-stem hat in der Folge zu einschneidenden Veränderungen der Arbeitssituation der beteiligten Berufsgruppen und zu heftigen berufspolitischen Auseinandersetzungen um eine angemessene Honorierung psychotherapeutischer Leistungen einerseits, um eine bedarfsgerechte ambulante psychotherapeutische Versorgung andererseits geführt, die bis heute andauern. Schon bald galt der psychotherapeutische Versorgungsbedarf als gedeckt, mehr noch: Nach den rein quantitativen Kriterien der vertragsärztlichen Bedarfsplanung wurde in vielen KV-Bezirken zumindest der alten Bundesländer eine „Überversorgung“ konstatiert, die zu Zulassungsstopps führte.Vor diesem Hintergrund ging die vorliegende Fragebogenerhebung unter niedergelassenen Vertragspsychotherapeuten der Frage nach, wie sich tatsächlich die Praxisrealität und die reale psychotherapeutische Versorgungssituation im Erwachsenen- und Kinder- und Jugendlichenbereich gut 2 Jahre nach dem PsychThG darstellt. Einbezogen wurden mit Göttingen und Kassel zwei KV-Bezirke, die - sozialstrukturell und nach der Angebots-Nachfragestruktur unterschiedlich -, jedoch beide offiziell als weit „überversorgt“ gelten. Die Ergebnisse der Vollerhebung zeigen, dass es ungeachtet der behaupteten günstigen psychotherapeutischen Versorgungslage immer noch ernstzunehmende spezifische Defizite und Engpässe bei der zügigen Einleitung einer notwendigen psychotherapeutischen Behandlung gibt, die auf einen vorher latent gebliebenen Versorgungsbedarf hinweisen. Dies betrifft insbesondere die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, bei denen der eklatante Versorgungsmangel noch durch offensichtliche Nachwuchsengpässe der überwiegend weiblichen Therapeutenschaft mit hohem Durchschnittsalter verstärkt wird. Die Ergebnisse geben hinreichend Anlass, die bisherige pauschale Bedarfsplanungspraxis im Bereich ambulanter Vertragspsychotherapie zugunsten einer gesonderten Bedarfsermittlung für Kinder und Jugendliche wie auch insgesamt einer stärkeren Differenzierung zwischen den tatsächlich vorhandenen zeitlichen und personellen Behandlungskapazitäten der verschiedenen Berufs- und therapeutischen Fachgruppen der Richtlinienpsychotherapie zu verändern.
Rezension
In einer Fragebogenerhebung unter niedergelassenen Vertragspsychotherapeuten wird untersucht, wie sich gut zwei Jahre nach Einführung des Psychotherapeutengesetzes (PsychThG) in der Bundesrepublik Deutschland die Praxisrealität und die reale psychotherapeutische Versorgungssituation im Erwachsenen- und im Kinder- und Jugendlichenbereich darstellt. Einbezogen wurden mit Göttingen und Kassel zwei KV-Bezirke, die sozialstrukturell und nach der Angebots-Nachfragestruktur unterschiedlich sind, jedoch beide offiziell als weit 'überversorgt' gelten. Die Ergebnisse der Vollerhebung zeigen, dass es ungeachtet der behaupteten günstigen psychotherapeutischen Versorgungslage spezifische Defizite und Engpässe bei der zügigen Einleitung einer psychotherapeutischen Behandlung gibt, was auf einen vorher latent gebliebenen Versorgungsbedarf hinweist. Dies betrifft insbesondere die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, bei denen der Versorgungsmangel noch durch Nachwuchsengpässe der Therapeutenschaft verstärkt wird. Die Ergebnisse geben Anlass, die bisherige pauschale Bedarfsplanungspraxis im Bereich ambulanter Vertragspsychotherapie zugunsten einer gesonderten Bedarfsermittlung für Kinder und Jugendliche wie auch insgesamt einer stärkeren Differenzierung zwischen den tatsächlich vorhandenen zeitlichen und personellen Behandlungskapazitäten der verschiedenen Berufs- und Fachgruppen der Richtlinienpsychotherapie zu verändern.
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