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E-Book

Begegnungen auf dem Pfoten-Pfad 2

Männer und ihre Hunde

AutorEckard Wulfmeyer
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783749400478
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Unter den Menschen, die Woche für Woche aus dem ganzen Bundesgebiet zu uns auf dem Pfoten-Pfad kommen, findet sich ein Querschnitt unserer Gesellschaft. Und damit auch Männer. In den meisten Hundeschulen ist es eher so, dass die Männer eine kleine Minderheit der Teilnehmer stellen. Die Männerquote beträgt 10 bis 15%. Bei uns auf dem Pfoten-Pfad ist das etwas anders, der Anteil der Männer ist höher, er beträgt 32%. In Foren und Treffen von Hundeschulleitungen spricht man immer wieder über die Frage, warum weniger Männer mit ihrem Hund zur Hundeschule gehen. Eine klare, eindeutige Antwort gibt es dazu nicht. Es ist eine Kombination aus vielen Gründen. Einer der wesentlichen Gründe ist sicherlich, dass viele Männer - nicht alle - denken, sie brauchen keine Hilfe. In ihren Augen zeigen sie damit Schwäche. Und da der Unterricht in vielen Hundeschulen von Frauen geführt wird und Männer sich nicht so gerne etwas von Frauen sagen lassen, haben wir einen weiteren Grund. Interessanterweise gibt es ebenso eine Reihe von Frauen, die sich lieber etwas von einem Mann sagen und erklären lassen. Es gibt noch viele weitere Gründe, warum Männer nicht gerne in Hundeschulen gehen. Beim genauen Lesen findest du einige in diesem Buch.

Mein Name ist Eckard Wulfmeyer und ich bin Mentalcoach, nicht nur für Menschen mit Hunden. Ein Hundetrainer bin ich nicht, wie gerne angenommen wird, weil ich Ausbildung durch Beziehung ersetze. Die Menschen, die zu mir kommen, waren zuvor schon in mehreren Hundeschulen. Der Hund ist also entsprechend gut ausgebildet. Die Menschen haben in diesem Zusammenhang meistens das Problem, dass ihr Hund zwar alles kann, es aber nicht tut. Und dann komme ich ins Spiel. Mentalcoach ist eine Tätigkeit, die ich mit Leidenschaft betreibe, bei der aber Leidenschaft alleine nicht ausreicht. Dazu bedarf es einer enormen Begeisterung. Und diese Begeisterung trage ich zu den Menschen, die jede Woche zu uns kommen und denen ich weiterhelfe zu mehr Lebensqualität, nicht nur mit ihrem Hund. Als Coach von Menschen mit Hund erlebst du Geschichten, die du dir zu Beginn deiner Tätigkeit gar nicht vorstellen konntest. Du erlebst Sachen, da wärst du nicht mal auf die Idee gekommen, dass Menschen sowas machen. Und das vor deinen Augen. Du erlebst hoch emotionale Ereignisse voller Frust, Resignation und Enttäuschung, die nach einiger Zeit umschlagen in Glück, Euphorie und Tränen der Freude. Und manchmal, da hörst du Leidensgeschichten, bei denen du nur noch weinen kannst, trauern mit den Menschen und deren Hunden. Du hörst von aufwühlenden Momenten im Leben deines Gegenübers. Man berichtet dir Geschichten, die ins Persönliche gehen, manchmal ins Intime, die dich berühren, weit über die Zusammenhänge mit dem Hund hinaus. Persönliche Geschichten und Schicksale, in denen du mal Wut verspürst, mal Fassungslosigkeit, mal Trauer und oft das starke Bedürfnis zu helfen und sei es nur durch einmal in den Arm nehmen, Geborgenheit geben. Für ein besseres Leben. Man berichtet dir Geschichten, bei denen du strahlst vor Freude, du aus vollem Herzen lachst, deine Arme in die Höhe streckst und denkst: Geschafft! Wunderbar! Und du erlebst Grenzen. Grenzen, die du nicht überschreiten kannst, um zu helfen. Sei es, dass der Betroffene keine Hilfe möchte oder diese nicht umsetzen kann. Dieser Facettenreichtum macht meine Tätigkeit für mich so faszinierend.

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Leseprobe

DIALOGE UND TELEFONATE


„... ABER, ICH HATTE SCHON IMMER HUSKYS!“


Vor wenigen Wochen habe ich meinen 50. Geburtstag gefeiert. Wobei „gefeiert“ nicht das richtige Wort ist - „verbracht“ wäre treffender, denn ich mag keine Geburtstage, weder meine noch die von anderen. Und schon vor Jahren habe ich mir geschworen, dass mich nach meiner Brenda nur noch ein großer Hund ein Stück auf meinem Lebensweg begleiten wird. Danach werden mich nur noch kleine Hunde begleiten. Mir ist bewusst, dass meine körperliche Verfassung mit fortschreitendem Alter nicht besser wird, meine körperlichen Kräfte und meine Willensstärke nur geringer, meine Reaktionsfähigkeit langsamer, meine Beweglichkeit, körperlich und geistig, eingeschränkter sein wird. Und ich weiß, dass man einen kleinen Hund im Zweifel oder auch zur Not einfach mal durch Stehenbleiben und das Festhalten der Leine kontrollieren kann, wenn es mir gerade an diesen Fähigkeiten mangelt. Mit einem großen Hund geht das nicht.

Es klingelt

„Hallo, hier ist Eckard vom Pfoten-Pfad.“

„Hallo, hier ist Johann!“ An der Stimme kann man hören, dass es sich um einen älteren Menschen handelt.

„Hallo Johann, was kann ich für dich tun?“

„Ich habe einen Husky, ich hatte schon immer Huskys, das ist jetzt der fünfte.“

„Das ist schön, ich mag Huskys. Ich fahre öfters auf einem Wagen mit, der von einem Husky-Gespann gezogen wird.“

kurze Pause

„Mein Husky zieht auch.“

„Wenn sie ein Geschirr anhaben, dann sollen sie das ja auch tun, Johann, aber ich nehme an, du meinst, dass dein Husky an der Leine zieht?“

kurze Pause

„Ich habe die gerettet.“

„Aus Südeuropa?“

„Nein, aus einem Nachbarort, aus einer Familie heraus. Die hatten Kinder.“

kurze Pause

„Was ist daran schlimm?“

„Da kam der Hund immer nur in den Garten!“

„Das ist nicht schön, ich hoffe, das ist jetzt anders - aber wie kann ich dir helfen?”

„Ich bin mit dem Hund schon dreimal gefallen!“

„Du meinst also, dass dein Hund sehr an der Leine zieht, und du möchtest, dass er das in Zukunft nicht mehr macht?“

„Wir gehen jeden Tag zweimal eine halbe Stunde.“

„Wie alt oder wie jung ist denn der Hund?“

„Der ist jetzt ein Jahr und vier Monate.“

„Fährst du auch mal mit dem Fahrrad?“

„Ich bin 75, ich kann kein Fahrrad mehr fahren.“

„Das heißt also, dass der Auslauf des Hundes im Moment sich darauf beschränkt, dass du zweimal am Tag mit ihm an der Leine spazieren gehst?“

kurze Pause

„Mir tut der Arm davon schon weh und die Schulter.“

„Du hast einen jungen Hund, der noch viel laufen will. Kannst du ihn nicht mal von der Leine lassen?“

„Nein, dann ist er sofort weg.“

„Hast du denn einen Garten?“

„Ja, den habe ich eingezäunt mit einem Stromzaun, weil sonst der Hund ja weg ist.“

„Das heißt also, dass dein Hund im Moment auch den Tag über im Garten verbringen kann?“

„Nein, der Stromzaun funktioniert nicht. Der Husky hat herausgefunden, wie man die Drähte von dem Zaun entfernt, so dass da kein Strom mehr drauf ist.“

„Im Moment ist es also so, dass dein Hund nur zweimal am Tag für ungefähr 30 Minuten mit dir an der Leine aus dem Haus kommt?“

„Ja, mehr geht nicht, weil ich ja auch schon dreimal gefallen bin. Wegen des Hundes. Weil der so zieht.“

„Du hast ihn also gerettet, aus einer Familie, mit vielen Kindern, wo er keinen Auslauf hat?“

„Ja, das war ja kein Zustand mit den vielen Kindern. Und der kam da ja nur in den Garten. Stundenlang.“

„Und, Johann, du meinst, er hat es jetzt besser?“

„Ja, ich hatte schon immer Huskys, ich weiß wie man damit umgeht.“

„Wenn du weißt, wie man damit umgeht, warum zieht dann dein Husky an der Leine?“

„Ich hatte schon fünf Huskys, die haben alle nicht an der Leine gezogen.“

„Da warst du aber auch noch 30 Jahre jünger, Johann!“

„30 Jahre? So alt ist bei mir noch kein Hund geworden, so alt wird kein Husky.“

„Nein, natürlich nicht. Ich meinte, du warst damals 45 und nicht wie jetzt 75. Und das ist schon ein Unterschied, wenn ich das mal so bemerken darf, auch wenn ich dich persönlich jetzt nicht sehe oder kennengelernt habe.“

„Meine Huskys haben nie an der Leine gezogen; dies ist der erste.“

„Lieber Johann, du hast dort einen jungen Hund. Junge Hunde wollen sich viel bewegen, gerade so lauffreudige Hunde wie die nordischen Schlittenhunde. Ich bin mir ziemlich sicher, wage eine Ferndiagnose und behaupte, dein Husky hat zu wenig Bewegung. Deswegen zieht er an der Leine. Er weiß nicht, wohin mit seiner Bewegungsenergie. Für ihn ist das alles ein Versprechen auf Bewegung. Jedes vorbeifliegende Blatt, jeder andere Hund, jede Katze, jeder Fahrradfahrer, jeder Geruch, und vieles mehr, das alles sind für ihn Versprechen auf Bewegung.“

„Das kann nicht sein, ich hatte fünf Huskys in meinem Leben, die anderen brauchten auch nicht mehr Bewegung. Die lagen alle immer nur vor dem Ofen oder auf dem Sofa. Bei mir haben die es immer sehr gut, die Hunde. Denn ich liebe meine Hunde!“

„Zu wenig Bewegung und vor dem Ofen herum zu liegen ist nicht unbedingt die artgerechte Haltung für einen Husky.“

„Der könnte sich ja mehr bewegen, wenn der nicht immer den Stromzaun kaputt machen würde.“

„Wie wäre es denn, wenn du ihm dann erklären würdest, dass er das Grundstück nicht verlassen darf?“

„Das kann man einem Hund nicht beibringen, das können die nicht.“

„Meine Huskys können das und tun das auch, lieber Johann. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass dir niemand auf dieser Welt weiterhelfen kann, wenn du nicht dafür sorgst, dass dein Husky mehr Bewegung bekommt.

Denn im Moment befindest du dich in einem Teufelskreis. Aus diesem Teufelskreis musst du ausbrechen. Zu wenig Bewegung lässt zu viel Energie in deinem Hund zurück. Und diese Energie muss irgendwohin. Diese Energie entlädt sich dann z.B. durch das Ziehen an der Leine oder auch daran, dass er von dir weglaufen und dein Grundstück verlassen will, um endlich zu rennen.“

„Wenn der vernünftig an der Leine gehen würde, dann würde ich ja auch mehr mit dem gehen.“

„Ich sage ja, Johann, ein Teufelskreis!“

„Das ist doch Quatsch, was du mir da erzählst, da rufe ich dann besser nochmal jemand anderen an, der mehr Ahnung von diesen Hunden hat.“

„Ja, mach das. Und knuddel deinen Husky von mir. Ein solches Leben hat er nämlich nicht verdient.“

Wie soll man in einem solchen Fall helfen? Hier gibt es so viele Grenzen physischer Natur, dass diese alleine schon reichen, keine Möglichkeit der Hilfe zu haben. Solche Telefonate lassen mich dann auch ein Stück weit ratlos zurück.

IM CHAT MIT GERD

Fortsetzung:

Ich hatte ja schon mehrere. Aber so eine hatte ich noch nie. Was haltet ihr von Trainer XY?

Nichts, außer Abstand.

Ihr seid meine letzte Hoffnung! Sonst muss ich mich von ihr trennen. Aber ich hänge doch so an ihr. Ich habe sie aus Rumänien gerettet. Und so viel für sie bezahlt. Da erwarte ich etwas mehr Dankbarkeit.

Wie lange seid ihr denn schon zusammen?

Anderthalb Jahre. Und sie wird immer selbstständiger!

Wie zeigt sich das?

Im Haus ist sie ganz brav. Da macht sie alles, was ich sage. Zu Hause klappt alles.

Und draußen?

Letztens war sie nur kurz alleine im Garten. Da ist sie gleich abgehauen. Ein Mann mit Fahrrad fuhr vorbei. Da ist sie gleich hinterher. Ich hoffe, das gibt kein Nachspiel. Ich binde sie seitdem an. Aber das ist ja auch keine Lösung.

Stimmt, das ist keine Lösung. Und womöglich gesetzlich verboten. Wenn schon nicht nach dem Tierschutz, dann aber wohl wegen Freiheitsberaubung.

Ja, sie findet das auch nicht so toll, jault die ganze Zeit rum, aber was soll ich denn machen? Habt ihr Erfahrungen mit solchen Mädels?

Ehrlich gesagt, binde ich meine Frau nicht im Garten an. Sie rennt auch nicht anderen Männern auf Fahrrädern hinterher.

Was???

Solltest du statt deiner Freundin deinen Hund meinen, dann können wir dir weiterhelfen.

Oh Mann, was habe ich nur geschrieben… :-D

-----

Wenn du mal mit mir chatten möchtest: eckard@pfoten-pfad.de

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Ein Mann sagte voller Stolz zu seinem Hund, während ihm ein anderer Hund entgegenkam: „Schau mal, das ist ein Riesenschnauzer; dein Vorgänger hat die reihenweise gekillt!”

Er sagte auch folgenden Satz zu mir: „Mäxchen...

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