1.2 Übersicht der Trainee-Modelle
Das Trainee-Programm ist kein starres Programm, sondern lässt sich in Dauer, Form und Inhalt flexibel an die Bedürfnisse vor Ort und die Bedürfnisse der Trainees anpassen.
Wer sich dazu entschließt, Trainee zu starten, muss sich deswegen erst einmal das passende Trainee-Modell für seine Situation vor Ort aussuchen und es anpassen. Das hört sich im ersten Moment zwar etwas schwierig an, ist es aber eigentlich gar nicht. Denn man wird schnell merken, dass die Flexibilität des Trainee-Programms es in fast jedem Ort ermöglicht, ein passendes Modell für die eigene Situation zu kreieren. Dazu kann man auf bisherige Grundmodelle als Ausgangspunkt zurückgreifen.
In der Folge werden hier, neben den allgemeinen Hinweisen, eine kleine Auswahl möglicher Grundmodelle skizziert. Basierend auf diesen Ideen kann man dann sein individuelles Trainee-Programm entwickeln.
Hauptentscheidungen
- Für wen möchte ich das Trainee-Programm anbieten?
Die Zielgruppen können Konfirmandinnen und Konfirmanden bzw. Konfirmierte, Mitarbeitende der bestehenden Kinder- und Jugendarbeit, Jugendliche an der Schule usw. sein. - Welches Ziel verfolge ich mit der Durchführung?
Das Trainee-Programm kann als Schulungsmaßnahme für die Mitarbeitenden in der Kirchengemeinde / Kirchenbezirk / verbandlichen Jugendarbeit usw. gedacht sein, um diese in ihrer bestehenden Mitarbeit zu qualifizieren. Oder man kann durch das Trainee-Programm in der Schule präsent sein und dort allein oder mit Kooperationspartnern Jugendliche für soziales Engagement in der Schule, in Vereinen oder in der kirchlichen Arbeit gewinnen. Ebenso können durch das Trainee-Programm Konfirmierte an die Kinder- und Jugendarbeit herangeführt werden. - In welchem Rahmen soll das Trainee-Programm stattfinden?
Das Trainee-Programm kann sowohl auf Ortsebene verankert sein als auch in Kooperation mit anderen Orten oder einem Bezirk sattfinden.
Je nachdem für welche Zielgruppe und welchen Inhalt man sich entschieden hat, muss man überlegen, wie Kooperationen aussehen können. Eventuell kommt man zu der Erkenntnis, dass es besser ist, das Trainee-Programm allein für seinen Ort ohne Kooperation durchzuführen. Beide Möglichkeiten haben ihre Vor- und Nachteile und beide Modelle haben ihre Berechtigung. Grundsätzlich ist es immer gut, die Synergien von Kooperationen zu nutzen, denn die Gruppe als solche wird auch durch Kooperationen nicht aufgelöst, sondern bleibt erhalten.
Weitere Überlegungen
An diese Entscheidungen schließen sich dann folgende Fragen an:
- Wer führt das Trainee-Programm durch?
Soll das Trainee-Programm vor Ort von der Kirchengemeinde allein durchgeführt werden, muss die Gemeinde für die Durchführung, für Referenten für die Schulungseinheiten und die gesamte Organisation sorgen. Ist z. B. das Bezirksjugendwerk der Veranstalter, führt der Bezirk mit dem Partner vor Ort das Programm durch und man unterstützt sich gegenseitig bei der Organisation von Referenten, Finanzen usw. Dies ist auch der Fall, wenn sich mehrere Orte zusammenschließen, um einzelne Einheiten gemeinsam und andere getrennt durchzuführen. Auch hier kann man sich ergänzen und Aufgaben verteilen. Findet das Trainee-Programm an der Schule statt, so hat man auf jeden Fall mit der Schule eine Kooperation und ggf. auch mit anderen Vereinen und Institutionen. Hier kann man sich gegenseitig ergänzen und Türen öffnen. Näheres hierzu in Kapitel „2.1 Geeignete Kooperationspartner finden“. - Wo wird das Programm durchgeführt?
Je nach Modell kann auch der Durchführungsort unterschiedlich sein. Beim Modell vor Ort ist es sinnvoll, die Einheiten in den Räumen der Jugendarbeit durchzuführen. Als Tipp: Für einzelne Einheiten kann man aber durchaus kreativ sein und einen besonderen Ort dafür auszuwählen, um damit der Einheit mehr Ausdruck zu verleihen (z. B. kann die Einheit „4.1.5 Geländespiele“ in einer Hütte im Wald oder die Einheit „4.4.3 Sinn gesucht – meine Beziehung zu Gott“ im Chorraum einer Kirche stattfinden). Veranstaltet man gemeinsam mit mehreren Orten oder dem Bezirk das Trainee-Programm, kann man entweder zentral die Schulungen durchführen oder die Möglichkeit nutzen, in den verschiedenen Orten die Schulungen abzuhalten. Dadurch entdecken die Trainees die räumliche Weite von christlicher Kinder- und Jugendarbeit. Wird das Trainee-Programm an der Schule durchgeführt, muss dies nicht automatisch bedeuten, dass die Einheiten auch im Schulgebäude stattfinden. Im Gegenteil: Wir empfehlen, die Einheiten außerhalb der Schule z. B. in einem Gemeinde- oder Jugendhaus durchzuführen, um bewusst eine Abgrenzung zum normalen Unterricht zu schaffen. - In welchem Zeitraum sollen die Trainee-Einheiten stattfinden?
Die Trainee-Einheiten sollten, unabhängig vom Modell, außerhalb der Schulferien in einem ca. 14-tägigen regelmäßigen Rhythmus stattfinden. Wichtig für alle Modelle ist, dass es beim Trainee-Programm nicht darum geht, so schnell wie möglich die Inhalte zu vermitteln, sondern zum Trainee-Programm gehört unbedingt dazu, dass sich die Gruppe über einen längeren Zeitraum trifft. Zum einen bleibt so zwischen den Treffen die Möglichkeit, das Gehörte und Gelernte in der Praxis auszuprobieren und die gemachten Erfahrungen dann in der nächsten Trainee-Einheit zu reflektieren. Zum anderen bietet ein längerer Zeitraum die Möglichkeit für die Mitarbeitenden, tragfähige Beziehungen zu den Trainees aufzubauen, sie zu begleiten und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig zu unterstützen. Entwicklung, vor allem auch von Beziehungen, braucht Zeit – die sollen die Trainees auch bekommen.
Die meisten Trainee-Gruppen dauern mindestens ein halbes Jahr, manche auch ein Jahr. Wer sich 14-tägig für 1,5 bis 2,5 Stunden trifft und ein Juleica-fähiges Trainee-Programm anbietet, sollte mit einem knappen Schuljahr Dauer rechnen. - Welche praktischen Umsetzungen werden angeboten?
Das Trainee-Programm lebt davon, dass Theorie und Praxis ineinandergreifen. Dies ist der wesentliche Vorteil zu anderen Schulungsmodellen, in denen innerhalb einer Woche die theoretischen Inhalte vermittelt werden und die Praxis erst im Laufe der Zeit kommt. Im Trainee-Programm soll, im Optimalfall, das theoretisch Erlernte zeitnah in die Praxis, z. B. in der Gruppenstunde, umgesetzt werden.
Beispiel: Hat die/der Trainee dienstagabends an der Einheit „Spielepädagogik“ teilgenommen, könnte sie/er schon in der nächsten Woche in der Kindergruppe ein Spielprogramm anbieten, das von der Mentorin oder vom Mentor mit ihr/ihm sowohl erarbeitet als auch reflektiert wird. Damit wäre das Trainee-Programm optimal umgesetzt.
Um diese regelmäßige Praxiserfahrungen zu ermöglichen, braucht es bei allen Modellen genügend Praxisplätze, wo die Trainees sich einbringen können. Diese Praxisplätze könnten z. B. Jungscharen, Kinderkirchen usw. sein. Als Ersatz bieten sich auch kurze Freizeiten, Wochenend- oder Aktionsangebote an. Diese finden zwar nicht so regelmäßig wie die Gruppenangebote statt, aber auch dort können sich Trainees ausprobieren. Denn es ist vor allem wichtig, dass sich die Trainees in der Praxis erleben können. Daher ist es im Vorfeld dringend nötig, nach genügend Praxisstellen zu suchen. Wir empfehlen als Richtwert ebenso viele Praxis- wie Theorieeinheiten zu veranschlagen, also ca. 40 Stunden.
In Kapitel „2.3 Verknüpfung von Theorie und Praxis“ findet man weitere Erläuterungen zu den verschiedenen Modellen.
Vier Grundformen von Trainee-Modellen
Vorbemerkung: Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Größe eines Trainee-Kurses zwischen sechs und max. zwanzig Teilnehmenden liegen sollte. Vier verschiedene Grundmodelle werden im Folgenden vorgestellt. Es ist wichtig, das passende Grundmodell für die eigene Situation zu finden.
Modell 1: Das Trainee-Programm in der Gemeinde vor Ort
Dieses Modell empfiehlt sich für größere Gemeinden oder Vereine, die entweder ihre bestehenden Mitarbeitenden schulen wollen oder eine ausreichend große Anzahl an Konfirmandinnen und Konfirmanden haben, die sie an die örtliche Kinder- und Jugendarbeit heranführen möchten.
Das Trainee-Programm wird vor Ort durchgeführt und die Mitarbeitenden organisieren die Einheiten selbstständig. Für größere Orte ist dieses Modell sicherlich reizvoll, da man seine eigenen Schwerpunkte, zusätzlich zu den Juleica-Richtlinien, im Trainee-Programm setzen kann. Ebenso kann der Kontakt zu den einzelnen Teilnehmenden in der Gruppe durch die leitenden Mitarbeitenden und Mentoren sehr intensiv gestaltet werden. Das Trainee-Programm kann hier sehr gut als Teil nicht nur der Kinder- und Jugendarbeit, sondern der Gemeindearbeit überhaupt gesehen und eingebunden werden. Bei diesem Modell sollte man das Trainee-Programm in das Gemeindekonzept einbauen und die Chance, motivierte Jugendliche in der Gemeinde zu haben, nutzen.
Der organisatorische Aufwand wiederum ist bei diesem Modell nicht zu unterschätzen, da man letztlich alles selbst organisieren muss. Ebenso sollte bedacht werden, dass man den Blick für die Trainees über die eigene Gemeinde hinaus dennoch fördert. Es empfiehlt sich daher, immer wieder bewusst mit den Trainees auch mal...