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Im Stammland von Raute und Panther

Geschichte der Regierung von Niederbayern

AutorAnnemarie Liebler
VerlagHerbert Utz Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl241 Seiten
ISBN9783831608362
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Dominus Ulricus vicedominus ducis Bawarie – schon 1204, im Jahre der Landshuter Stadtgründung, ist von einem Stellvertreter des Herzogs in den Städten und Gemeinden zu lesen. Verwaltung, Finanzen, Rechtsprechung sowie militärische Angelegenheiten gehörten zu seinen Aufgaben. Eine »Regierung« im heutigen Sinne bestand ab 1808 für den Unterdonaukreis in Passau und ab 1839 dann bis heute für Niederbayern in Landshut. Die Aufgaben und die Schwerpunkte mögen sich geändert haben, den Platz als Mittelbehörde im Verwaltungsgefüge zwischen der obersten Regierungsebene und den Verwaltungsstellen vor Ort, den Landratsämtern und Gemeindeverwaltungen hat die Regierung von Niederbayern über nahezu alle Epochen hinweg behauptet. Dabei war es keineswegs lediglich trockene Verwaltungsmaterie, die zu den täglichen Herausforderungen der Mitarbeiter und Regierungspräsidenten gehörte: So ging es zum Beispiel bei der großen Hungersnot 1817 darum, die Bäcker daran zu hindern, Sand unter das Mehl zu mischen und die Gewichte zu fälschen. In elf Kapiteln, von Landshut als Residenz im Mittelalter bis hin zur »Verwaltung 21«, schildert der Band die eindrucksvolle Geschichte der Regierung von Niederbayern und ihrer Regierungspräsidenten. Diese Persönlichkeiten werden in umfangreichen Porträts dargestellt und ihr Wirken und Schaffen, ihre Vorlieben und Leistungen gewürdigt. Weiterhin werden das Regierungsgebäude, der Bezirk Niederbayern sowie die heraldischen Symbole Raute und Panther, die Niederbayern als deren Stammland ins Große Bayerische Staatswappen einbrachte, vorgestellt.

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Leseprobe
Einleitung (Seite 11)

Frühe Spuren einer Regierung in Landshut und zum dreistufigen Verwaltungsaufbau lassen sich im Viztum und im Rentmeister der Herzöge erkennen, die als Stellvertreter und Steuereinnehmer den Städten und Gemeinden gegenüber auftraten: Schon 1204, im Jahr der Gründung der Stadt Landshut, ist in einer Urkunde aus dem Kloster Attel bei Wasserburg am Inn von einem dominus Ulricus vicedominus ducis Bawarie zu lesen. Doch von einer „Regierung“ im heutigen Sinne kann man erst mit der Konstitution des Bayerischen Königreichs vom 1. Mai 1808 sprechen. Diese niederbayerische Regierung erlebte ihre erste Phase in Passau von 1808 bis 1838. Es ging auf Napoleons Plan zurück, Passau als Bollwerk gegen den Kaiser in Wien zu installieren, und auf den damals führenden Staatsmann in Bayern, Montgelas, die moderne französische Staatsverwaltung zum Vorbild zu nehmen und die Kreise nach Flüssen zu benennen. Im so genannten „Unterdonaukreis“ bestand Passau als Regierungssitz, während andere Teile des heutigen Niederbayern zum Isarkreis mit Regierungssitz in München kamen, zum Regenkreis oder zum Salzachkreis. Eine Neugliederung folgte bereits 1810 und erneut 1817.

1838 stellte der mit hohem Geschichts- und Nationalbewusstsein ausgestattete König Ludwig I. die alten historischen Bezüge wieder her indem er aus den Gebieten des alten Herzogtums den Kreis Niederbayern mit Landshut als Regierungssitz machte. In den folgenden Jahrzehnten war die Regierung neben den herkömmlichen Verwaltungsaufgaben insbesondere mit der Förderung von Landwirtschaft, Industrie und Infrastruktur befasst. Die Regierungs präsidenten dieser Zeit, alle mit einer hervorragenden juristischen Ausbildung, waren Adelige oder wurden in den Adelsstand erhoben.

Diese Praxis nahm ein Ende mit dem Zusammenbruch der Monarchie am Ende des Ersten Weltkrieges. Die Regierung überstand die Wirren der Räterepublik und die schwierigen politischen Verhältnisse der Weimarer Republik, bei der Regierung in Landshut arbeitete man 1923 in der Woche 53 Stunden. Doch selbst umfangreiche Einsparungen und Entlassungen konnten die bayerische Staatsregierung nicht davon abbringen, nach Artikel 48 der Weimarer Verfassung (Notverordnung) die niederbayerische Regierung mit der Regierung der Oberpfalz zusammenzulegen: Formell vom 1. April 1932 bis zum 1. April 1948 und tatsächlich bis zum 1. März 1956 wurden die Geschäfte der niederbayerischen Regierung in Regensburg erledigt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Arbeit der Regierung stark behindert und von Parteimitgliedern im Sinne des Nationalsozialismus beeinflusst. Die Bildung der Gaue über die Regierungsbezirke hinweg ermöglichte es den Gauleitern ihre eigenen Machtstrukturen aufzubauen. Der Gau Bayerische Ostmark bestand aus altbayerischen und fränkischen Gebieten sowie dem Sudetenland und war der Herrschaftsbereich von Gauleiter Wächtler.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis8
Einleitung12
I Landshut als Residenz im Mittelalter14
II Die Entstehung der Regierung als Mittelstelle zwischen Zentralbehörde und Außenämtern in der Neuzeit18
III Die Neugestaltung des bayerischen Staates durch Montgelas22
IV Der Unterdonaukreis 1808 bis 18382126
V Die königlich niederbayerische Regierung in Landshut (1839 bis 1918)38
VI Zeiten des Umbruchs86
VII Die Errichtung von Sonderbehörden auf der Mittelstufe114
VIII Die Zeit des Nationalsozialismus122
IX Die Nachkriegszeit136
X Niederbayern seit 1956154
XI Verwaltung 21 – Die Neugliederung der Bezirksregierungen184
XII Das Regierungsgebäude190
XIII Der Bezirk Niederbayern196
XIV Dienstsiegel und Wappen von Niederbayern206
Anhang A: Literaturverzeichnis210
Anhang B: Abbildungsverzeichnis216
Anhang C: Liste der Regierungspräsidenten von Niederbayern218
Anhang D: Behörden, Gerichte, Gebietskörperschaften – Überblick über den Wandel der Benennung220
Anmerkungen222

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