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Politik gegen »patria« – Berlusconi und Dante

Dantes politische Theorien im Licht von Literatur, historischer Wirklichkeit und ideologischer Nachwirkung

AutorFlorian Grießer
VerlagHerbert Utz Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl165 Seiten
ISBN9783831608584
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Dante nimmt als großer Dichter, philosophischer und theologischer Laie und gläubiger Christ eine Sonderstellung unter den politischen Denkern ein. Daher steht er auch im Mittelpunkt dieser Arbeit. Das Einbeziehen der Politik in Theologie und Philosophie und das Unterfangen, der Politik trotzdem Autonomie zuzugestehen, dabei die Philosophie von der Theologie loszulösen, ist Dante auf einzigartige Weise gelungen. Einen Zeitabschnitt, wie jenen zu Dantes Lebzeiten, in dem politische Ideengeschichte entstanden ist, welche die theoretische Begründung von der Dualität von Papst und Kaiser publik macht und die Eigenständigkeit des Politischen erkennt, kann man nicht als »finsteres Mittelalter« bezeichnen. Zwischen der Vita Nova und der Commedia entstanden Dantes politisch bedeutende Werke: Il Convivo und De Monarchia. Diese beiden Werke hat der Autor auf ihren politischen Gehalt hin untersucht. Eine Gegenüberstellung von antiken Philosophen, Dichtern und Denkern wie Aristoteles, Augustinus und Thomas von Aquin über Dante, Machiavelli bis herauf zum italienischen Ministerpräsidenten und Medientycoon Silvio Berlusconi soll einerseits die Gemeinsamkeiten zwischen politischen Lehrmeinungen, ihrer Zeitgebundenheit und ihrem Fortwirken aufzeigen, aber auch deren historisch bedingte Abweichungen hervorheben und verfolgen, welche Spuren der angesprochenen Philosophen und politischen Proponenten im Tun und Handeln Silvio Berlusconis heute noch weiterleben und präsent sind.

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Leseprobe
2.0 Dantes Zeit in Florenz und die Exilzeit (Seite 11)

Dante Alighieri wird, wie er es selbst im Paradiso der Divina Commedia berichtet, im Jahre 1265 im Sternzeichen Zwilling geboren:

…tu non avresti in tanto tratto e messo
nel foco il dito, in quant’io vidi ’l segno
che segue il Tauro e fui dentro da esso....

Die Familie des Vaters, Alighiero, Sohn des Bellicone, gehört, wie im Allgemeinen vermutet wird, dem niedrigen guelfischen Stadtadel an. Obwohl sich der Vater Alighiero nicht am politischen Leben beteiligt, wird die Politik im Leben des Sohnes eine gewichtige Rolle spielen.
Mit zwölf Jahren wird Dante mit Gemma Donati, Tochter des Manetto Donati, verlobt – jene Frau, die er später auch heiraten wird. Schon in jungen Jahren nimmt der Dichter seine Bürgerpflichten wahr: So befindet er sich wahrscheinlich unter den Belagerern des von den Aretinern besetzten Poggio a San Caterina, kämpft im Jahre 1289 als Berittener unter Vieri de Cerchi in der Schlacht von Campaldino erneut gegen Arezzo und die Ghibellinen – ein Kampf aus dem Florenz als Siegerin hervorgeht – und gehörte schließlich zu den Truppen, die die pisanische Festung Caprona einnehmen.
Einige Jahre später finden wir den Dichter politisch tätig. Wer sich nach den „Ordinamenti della Giustizia“ an der Stadtregierung beteiligen wollte, musste einer Zunft angehören, und daher schreibt sich Dante 1295 in die Zunft der Ärzte und Apotheker ein, um ab diesem Jahr in der florentinischen Politik aktiv zu werden.
Trotz seiner Ehe mit einer Donati wählt er die Partei der Bianchi, was wohl darauf schließen lässt, dass er die Magnaten und den Geldadel, welche sich um Corso Donati scharen, mit voller Überzeugung ablehnt. Für Dante, dessen frühe Lyrik dem dolce stil nuovo verpflichtet ist, zählt der Adel des Herzens, so wie ihn Guido Guinizelli in seiner berühmten Canzone cuor gentil, welche als theoretische Grundlage des neuen Dichtungsstils galt, beschrieb:

Fere lo sol lo fango tutto 'l giorno:
vile reman, nè 'l sol perde calore,
dis' omo alter, "Gentil per sclatta torno",
lui semblo al fango, al sol gentil valore:
chè non dé dare om fede
che gentilezza sia fòr di coraggio
in dignità di rede,
sed a vertute non ha gentil core,
com' aigua porta raggio
e 'l ciel riten le stelle e lo splendore.

Sun strikes the mud all day long:
It remains base, nor does the sun lose heat.
A proud man says, "I am made noble by birth."
I liken him to the mud and noble worth to the sun.
No man should believe
That nobility exists outside the heart,
By right of lineage,
Unless he has a noble heart disposed to virtue,
Just as water carries the sunray
And the sky holds the stars and their brightness.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort12
Inhaltsverzeichnis14
Einleitung und Problemstellung16
1.0 Geschichtlicher Überblick („Fondo storico“)16
2.0 Dantes Zeit in Florenz und die Exilzeit24
3.0 Bedeutende Staatslehren des Mittelalters: Glaube und Vernunft bei Augustinus, Aristoteles und Thomas von Aquin31
4.0 Dantes Politik und Staatstheorie in ausgewählten Prosawerken42
5.0 Die Staatsräson im Sinne Niccolò Machiavellis90
6.0 Exkurs: Zur Gesellschaft und Politik des heutigen Italiens113
7.0 Silvio Berlusconi: Das Reich des „Principe dei media“ (Medienfürsten) und das Geheimnis seines Erfolges117
8.0 Resümee139
Literatur- und Quellenverzeichnis150
Zeitungsartikel159

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