Die Medien erringen eine immer höhere Wichtigkeit und Bedeutung in der Gesellschaft und dringen immer weiter in den Alltag und somit in die Lebenswelt der Menschen ein. Gerade Kinder und Jugendliche wachsen mit den neuen Medien auf. Sie sind aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Deshalb gilt es zunächst zu definieren was die neuen Medien sind und warum und zu welchem Zweck Kinder und Jugendliche diese in welchem Umfang nutzen.
Der Begriff Medium stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Mitte“ oder „Mittelpunkt“ und ist im allgemeinen Sprachgebrauch eher vage und vielfältig verwendbar, wobei dort meist der Plural Medien benutzt wird.
Medien sind als gesellschaftliche Träger- oder Vermittlungssysteme für jegliche Informationen definiert. Die Funktion liegt in dem Transport von Inhalten. Das Medium hat zunächst selbst keinen Eigenwert. Dieser kommt erst zustande, wenn es als Inhaltsträger zwischen dem Produzenten und dem Rezipienten dient. Die Medieninhalte sind auch Realität, da sie die Inhalte widerspiegeln die uns interessieren.
Pross hatte bereits 1972 eine Unterscheidung der Medien in primäre, sekundäre und tertiäre Medien vorgenommen, welche sich bis heute weitestgehend durchgesetzt hat. Unter den primären Medien versteht Pross die direkte Kommunikation in Form von Sprache, Gestik und Mimik. Sekundäre Medien bedürfen technische Geräte bei der Produktion, können aber ohne technische Hilfsmittel benutzt werden. Hierunter zählen z.B. die Druckmedien, Fotos und Schaubilder.
Die Tertiärmedien benötigen bei der Produktion sowie bei der Rezeption technische Mittel, wie z.B. der Fernseher, das Telefon und das Radio (vgl. Waterstradt 2007, S. 4 f).
Der Begriff Multimedia, der heutzutage immer häufiger Verwendung findet, beschreibt Mediengeräte die verschiedenartige Elemente, wie z.B. Text, Sprache und Bild in sich vereinen und somit sinnvoll ergänzen. Ein weiterer Aspekt ist, dass dabei eine Interaktionsmöglichkeit, um in den Verlauf des Mediums einzugreifen, vorhanden sein sollte. Dies kommt vor allem bei PCSpielen zur Anwendung (vgl. Petzold 2000, S. 13).
Massenmedien werden erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts verwendet, als es technisch möglich wurde Medien durch bestimmte Vervielfältigungs- und Übertragungstechniken an größere Gruppen zu übermitteln. Es stellt den Oberbegriff für sämtliche Informations- und Unterhaltungsangebote dar, die prinzipiell jedem zugänglich sind. Der Kommunikationsprozess durch Massenmedien ist einseitig sowie indirekt und hat meist keine Rückkoppelung des Rezipienten an den Produzenten. Das betrifft vor allem die Presse, das Radio, den Fernseher und Bücher.
Des Weiteren gibt es eine Unterscheidung in neue und alte Medien. Die neuen Medien beschreiben vor allem digitale Medien die eine individuelle Nutzung und interaktive Zugriffe ermöglichen, wie z.B. der PC, Fax, Teletext. Die alten Medien bezeichnen sämtliche Druck-, Hör- und audiovisuellen Medien (vgl. Waterstradt 2007, S. 6).
Medien stehen stets in einer Wechselbeziehung zur Gesellschaft, da sie in gesellschaftliche Entwicklungsprozesse und Veränderungen meist eingebunden sind und oftmals auch der Anlass zur Veränderung sind.
Es gibt einige gesellschaftliche und familiäre Veränderungen durch welche die Medien an Bedeutung gewinnen oder die Mediennutzung beeinflussen. Ein wichtiger gesellschaftlicher Wandel ist der Trend zur Individualisierung. Laut Ulrich Beck ist die Gesellschaft geprägt von sich auflösenden traditionellen Strukturen und einer Individualisierung. Diese Veränderung schafft zunehmende Risiken für den Einzelnen, so dass er von einer „Risikogesellschaft“ spricht. Die Individualisierung führt ebenfalls zu einer Auflösung traditioneller Klassen, weshalb der Einzelne seine eigene Biographie gestalten muss (vgl. Waterstradt 2007, S. 17 f). Dieser Selbstentwurf der Biographie bringt eine erhöhte Verantwortung für sich selbst, aber auch viele verschiedene Möglichkeiten mit sich. Diese können allerdings aufgrund der vielen Optionen der Lebensgestaltung für einige beängstigend und überfordernd sein, was dann wiederum Unsicherheit, Ängste und Zweifel auslösen kann. Durch eine vorherrschende pluralistische Werteordnung werden dem Individuum viele Optionen gelassen, aber gleichzeitig auch viele widersprüchliche Anforderungen an ihn gestellt, welchen er gerecht werden muss. Ein Problem dabei ist, dass diese Werteordnung durch ihre vielfältigen Möglichkeiten keine Allgemeingültigkeit verspricht, so dass diese keinen gefestigten Orientierungsrahmen mehr für den Einzelnen bieten kann und dies zu mehr Verunsicherung und Angst führen kann (vgl. Köhler 2008, S. 8f). Dieses Problem sieht auch Hurrelmann, der die Individualisierung gerade für Kinder als sehr schwerwiegend ansieht, da deren Rollen nicht mehr durch die soziale Herkunft festgelegt werden, sondern individuell gefüllt werden müssen. Das Herauslösen aus traditionellen Bindungen und Rollen bieten ebenfalls große Verhaltensspielräume, birgt aber das Risiko einer Orientierungslosigkeit und einer falschen Planung des Lebensentwurfes.
Anstelle der traditionellen Bindungen treten neue Institutionen und Instanzen, welche den Lebenslauf durch Standardisierung und Kontrolle prägen. Hierbei können Medien bzw. ihre Inhalte als Orientierungshilfe angesehen werden, da es durch die Erreichbarkeit eines großen Publikums zu einem Ersatz für die traditionellen Bindungen und Werte werden kann (vgl. Waterstradt 2007, S. 19 f).
Eine weitere Veränderung ist die zu einer Wissens- und Informationsgesellschaft, in der das Mediensystem immer wichtiger wird. Dadurch, dass sich das Wissen insbesondere durch das Internet schnell vervielfältigt und durch Informationen aus der ganzen Welt enorm anwächst, ist es für den Einzelnen nicht mehr überschaubar, so dass das Wissen nicht mehr nur an Personen gebunden ist sondern auch an Technologien. Es wird für den Einzelnen immer wichtiger, die Fähigkeit zu besitzen relevante Informationen auszuwählen und zu selektieren. Der Medienumgang wird nicht mehr durch das Suchen von Informationen bestimmt, sondern durch das Selektieren und Auswählen und sogar das Vermeiden von Inhalten (vgl. Schweiger 2007, S. 47).
Durch das enorme Tempo der Medien ist das Leben insgesamt schneller geworden und führt zu einem hastigen Lebensstil, welcher durch Eile und Oberflächlichkeit geprägt ist. Diese kann die Sehnsucht nach intensiven Erlebnissen fördern, welche in den Medien und ihren extremen Welten und
Abenteuern gesucht werden. Einher geht oftmals eine Angst etwas Wichtiges oder Möglichkeiten zu verpassen (vgl. Köhler 2008, S. 12 f). Dabei ist zu beobachten, dass durch die Angst etwas zu verpassen, die Medien oft nacheinander konsumiert werden, was wiederum zu einer stark erhöhten Nutzung führt. Gleichzeitig werden verschiedene Medien nebeneinander genutzt. Neben dem gesellschaftlichen Wandel sind auch Veränderungen in der Familie, ihren Strukturen und ihrem Medienumgang zu erkennen.
Die Familienstruktur hat sich in den letzten Jahrzehnten weitestgehend verändert. Die Veränderung ging von der Großfamilie und der typischen Vater, Mutter, Kind Familie weiter zu anderen Familienformen wie Alleinerziehende, Patchworkfamilie, Singlehaushalte usw. Heutzutage ist eine Vielzahl von verschiedenen Familienstrukturen aufzufinden.
Die Auswirkungen der Medien auf die Familie ist je nach Familienform sehr unterschiedlich ausgeprägt. Das Medium das am häufigsten in einer Familie genutzt wird ist der Fernseher, da dieser für alle Familienmitglieder präsent ist und in familiäre Interaktions- und Kommunikationsprozesse eingreift. Hierzu möchte ich eine Studie von Bettina Hurrelmann anführen, in der sie vier verschiedene Familienformen nach ihrer Fernsehnutzung und die Rolle die der Fernseher in der Familie spielt untersucht hat (vgl. Petzold 2000, S. 27 f).
In einer Zwei-Kinder Familie ist das Fernsehen selbstverständlich und problemlos in den Alltag integriert. Die Eltern fühlen sich in der Medienerziehung sicher und glauben, dass ihre Fernsehregeln von ihren Kindern befolgt werden und Kinder sich außerhalb der Familie nichts ungeeignetes anschauen. Die Eltern wissen über die Fernsehgewohnheiten der Kinder Bescheid und beobachten selten negative Auswirkungen des Fernsehkonsums auf ihre Kinder.
In einer Ein-Kind Familie herrscht die größte Akzeptanz des Fernsehens. Die Kinder sind mit Medien über die sie verfügen können sehr gut ausgestattet und die Eltern weisen eine große Sicherheit in der Medienerziehung auf. In der Familie herrschen viele gemeinsame Sehinteressen, so dass die Familie sich oft Sendungen zusammen ansieht. Die Eltern sprechen mit den Kindern über das Gesehene und beantworten ihre Fragen. Ebenso wenden sich die Kinder an ihre Eltern wenn sie Fragen bezüglich des Gesehenen haben.
In kinderreichen Familien treten häufiger Probleme in Bezug zum Fernsehen auf, da diese oftmals unter schwierigen materiellen und räumlichen Bedingungen leben. Die Eltern wissen meist nicht viel über die Fernsehnutzung ihrer Kinder und sind aufgrund dessen unsicher in...