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Die Prüfung des Liquiditätsrisikos bei Kreditinstituten

Aktuelle Anforderungen

AutorChristian Moneke
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl101 Seiten
ISBN9783640816934
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich BWL - Revision, Prüfungswesen, Note: 1,3, Universität Osnabrück (Masterstudiengang Auditing, Finance and Taxation), Veranstaltung: Prüfungswesen, Sprache: Deutsch, Abstract: Durch das Zusammenwirken der Ereignisse in der Krise an den internationalen Finanzmärkten, in der das Risikomanagement von Kreditinstituten auf die Probe gestellt und die Notwendigkeit einer Erweiterung der Ressourcen offenbart wurde, ist insbesondere das Liquiditätsrisikomanagement (LRM) zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Die vorliegende Masterthesis stellt die aktuellen Anforderungen an die Prüfung des LRM bei Kreditinstituten im Rahmen der Abschlussprüfung, der Prüfung durch die Interne Revision und durch die Bankenaufsicht als weitere Prüfungsinstanzen unter Berücksichtigung der aufsichtsrechtlichen und gesetzlichen Bestimmungen in anschaulicher Weise vor und hinterfragt diese kritisch. Nach einer Einleitung im ersten Kapitel werden im zweiten Kapitel grundlegende Begriffe erläutert, und es wird auf die Entstehung und Arten von Liquiditätsrisiken (LR) eingegangen. Nachdem die grundlegenden Begrifflichkeiten geklärt sind, befasst sich das dritte Kapitel mit denjenigen Ursachen der Finanzmarktkrise, die im Risikomanagement bedingt sind, sowie den daraus gewonnenen Erkenntnissen und Maßnahmen zum Risikomanagement, insbesondere auch zum LRM. Im Anschluss daran beleuchtet das vierte Kapitel die aktuellen Anforderungen an ein LRM von Banken. Dabei wird zunächst auf die wichtigsten gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen eingegangen, bevor die adäquate Analyse, Messung und Steuerung von LR erläutert wird. Des Weiteren soll ein Einblick in ausgewählte, aktuell verwendete Instrumente bzw. Konzepte gegeben werden, welche bei der Umsetzung eines erfolgreichen LRM in Banken von Bedeutung sind, wie z.B. das Liquidity-at-Risk-Konzept, das Liquidity-Value-at-Risk-Konzept, Gap-Analysen, das Expected-Liquidity-at-Risk-Konzept, Ratingverfahren, Stresstests und die neuen Anforderungen des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht. Dem zweiten Schwerpunkt der Arbeit widmet sich das fünfte Kapitel. Darin werden vor allem die aktuellen berufsrechtlichen, gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Prüfung von LR durch den Abschlussprüfer erörtert und kritisch gewürdigt. Ferner werden auch die Anforderungen an die Interne Revision und die Bankenaufsicht als weitere, im Rahmen der Prüfung von LR involvierte Institutionen beleuchtet. Abschließend werden die in dieser Arbeit gewonnen Erkenntnisse im sechsten Kapitel zusammenfassend dargestellt und mit einem kurzen Ausblick auf künftige aufsichtsrechtliche Änderungen gewürdigt.

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Leseprobe

2 Allgemeine Definitionen und Grundlagen


 

2.1 Definition von Liquidität und Liquiditätsrisiken


 

Unter dem Begriff Liquidität soll im Verlaufe dieser Arbeit die Zahlungsfähigkeit von Wirtschaftssubjekten verstanden werden. Diese ist gegeben, wenn den Zahlungsverpflichtungen jederzeit in voller Höhe nachgekommen werden kann.[9] Liquidität hat sowohl eine langfristige als auch eine kurzfristige Komponente. Langfristig ist sie gegeben, wenn eine Bank dazu fähig ist, genügend langfristige Refinanzierungsmittel auf der Passivseite aufzunehmen, um die gewünschte Entwicklung auf der Aktivseite zu ermöglichen. Auf kurzfristige Sicht bezeichnet die Liquidität eines Kreditinstitutes seine Fähigkeit, den Zahlungsverpflichtungen jederzeit fristgerecht nachkommen zu können.[10] Bei Nichterfüllung dieser Bedingung liegt Illiquidität vor. Die Liquidität von Instituten stellt daher einen entscheidenden Erfolgsfaktor dar und kann daher neben der Rentabilität und der Sicherheit als eines der wichtigsten Ziele eines Bankbetriebs angesehen werden.

 

Das Liquiditätsrisiko beschreibt im Allgemeinen jenes Risiko, das erwartete und tatsächliche Zahlungsströme voneinander abweichen. Dieses operative Risiko besteht bei Banken darin, dass sie ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr in ausreichendem Maße nachkommen können (Liquiditätsrisiko im weiteren Sinne).[11] Es stellt das Spannungsfeld

 

zwischen der Aufrechterhaltung der (i. d. R. niedrig verzinslichen) Liquidität und dem

 

Erfolg bzw. der Rentabilität eines Instituts dar[12] und geht aus der sogenannten Fristentransformationsfunktion hervor. Dies bedeutet, dass die Fristen im Passivgeschäft i. d. R. kürzer sind als die der Kreditvergabe im Aktivgeschäft. Somit herrscht grundsätzlich keine zeitliche Übereinstimmung zwischen Einzahlungen und Auszahlungen.

 

Neben den Erfolgsrisiken stellen die Liquiditätsrisiken die zweite wesentliche Risikokategorie in Kreditinstituten dar und gelten als ein Hauptgrund für die Schließung von Kreditinstituten. Hintergrund hierfür ist, dass eine vollständige Befriedigung der Gläubiger bei einem schlagartigen Einlagenabzug (Bank-Run) aufgrund der mit der Fristentransformation verbundenen längerfristigen Vermögensanlage von Banken in Form von Krediten nicht möglich ist. Dementsprechend können schon Gerüchte über eine unzureichende Liquidität und Vertrauensverluste mit nachfolgenden Abflüssen von Einlagen ausreichen, um einzelne Banken tatsächlich in Liquiditätsschwierigkeiten zu bringen. Dadurch könnten sich Liquiditätsengpässe aufgrund des hohen Verflechtungsgrades innerhalb des Bankensystems schnell zu einer allgemeinen Bankenkrise ausweiten,[13] wie sie im Jahr 2008 zu beobachten war und der nur mit erheblichen öffentlichen Stützungsmaßnahmen begegnet werden konnte.

 

2.2 Arten und Entstehung von Liquiditätsrisiken


 

2.2.1 Objektbezogenes und bankbezogenes Liquiditätsrisiko


 

Sofern die tatsächlichen und erwarteten Einzahlungen die Differenz aus Auszahlungen und Kassenbestand unterschreiten, besteht ein Liquiditätsrisiko, welches als bankbezogenes Liquiditätsrisiko bezeichnet wird.[14] Im Gegensatz dazu spezifiziert das objektbezogene Liquiditätsrisiko jenes auf die Liquidität von Produkten und Märkten bezogene Risiko, dass eine Bank nicht oder nur unter Inkaufnahme signifikanter Verluste in der Lage ist, Positionen am Markt zu liquidieren. So bestimmen zum einen die Marktgängigkeit der Positionen (für börsengehandelte Wertpapiere z. B. bestimmt durch die Bestandshöhe in Relation zum Handelsvolumen), zum anderen aber auch der Zustand des Marktumfeldes (Konjunkturzyklus, Hoch- oder Niedrigzinsphase, Börsenbaisse oder -hausse) das objektbezogene Liquiditätsrisiko (s. Abbildung 1 auf S. 7).[15]

 

2.2.2 Originäres und derivatives Liquiditätsrisiko


 

Neben der Differenzierung zwischen objekt- und bankbezogenem Liquiditätsrisiko gibt es noch eine weitere Unterscheidung in originäres und derivatives, d. h. abgeleitetes Liquiditätsrisiko. Das derivate Liquiditätsrisiko ist dem bankspezifischen Liquiditätsrisiko zuzuordnen, da dieses nur bei einer Gesamtbankbetrachtung vorliegen kann und nicht auf einzelnen Produkten und dessen Märkten beruht. Hinsichtlich des originären Liquiditätsrisikos können grundsätzlich drei Arten unterschieden werden, welche im Folgenden näher beschrieben werden: Abruf-, Termin- und Liquiditätsanspannungsrisiko.[16]

 

Das Abrufrisiko bezeichnet die Gefahr, die sich aus unerwarteten Inanspruchnahmen im Aktivgeschäft oder dem unerwarteten Abruf von Einlagen ergibt.[17] Hinzu kommen Nachschussverpflichtungen oder Inanspruchnahmen aus außerbilanziellen Geschäften, die - wie man in der Finanzkrise beobachten konnte - enorme Auswirkungen haben können.

 

Neben dem Abrufrisiko spielt auch das Terminrisiko eine entscheidende Rolle im Bankbetrieb. Es ist durch nicht fristgerechte Zins- oder Tilgungszahlungen von Gegenparteien im Aktiv- oder Passivgeschäft von Kreditinstituten sowie sonstigen Aktivitäten (z. B. Dienstleistungs- oder Derivategeschäfte) gekennzeichnet.[18] Ursächlich für das Terminrisiko können somit sowohl Markthemmnisse als auch unplanmäßige Verlängerungen von Aktivgeschäften sein. Ausfälle derartiger Zahlungen haben ebenfalls liquiditätswirksame Folgen, sind jedoch nicht dem originären, sondern als Ausfallrisiko primär dem Erfolgsrisiko zuzuordnen.[19]

 

Das Liquiditätsanspannungsrisiko resultiert im Wesentlichen aus Fristeninkongruenzen.

 

Es kann als dritte Kategorie der originären Liquiditätsrisiken als eine Kombination von Refinanzierungs- und objektbezogenem Liquiditätsrisiko verstanden werden.[20] Das Refinanzierungsrisiko ist durch fehlende Anschlussfinanzierungsmöglichkeiten am (Banken-) Markt sowie ungenügende Substitutions- oder Prolongationsmöglichkeiten im Einlagengeschäft geprägt, während das objektbezogene Liquiditätsrisiko (Liquidationsrisiko) hingegen durch unzureichende Marktliquidität entstehen, welche die kurzfristige Verwertung von Aktiva erschwert.[21]

 

Liquiditätsrisiken treten nicht nur als originäres, sondern auch als derivatives Risiko auf und sind damit als Folge des Schadenseintritts einer anderen Risikokategorie von deren Eintritt als originärem Risiko abhängig. Als Beispiel für derivative Liquiditätsrisiken können Ausfall- und Bonitäts-, Großkredit-, Zinsänderungs-, Kurs-, Währungs- und Länderrisiko angeführt werden.[22] Eine Abgrenzung von originärem und derivativem Liquiditätsrisiko ist eine entscheidende, zugleich aber auch teils schwierige Voraussetzung, um das Liquiditätsrisiko effektiv zu steuern. Die Ursachen und Wirkungen sind oft nur schwer voneinander zu trennen, wodurch wiederum Fehlerquellen eröffnet werden. Entscheidend ist die Berücksichtigung von Verbundwirkungen zwischen einzelnen Risiken, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.[23]

 

Abbildung 1 gibt einen Überblick über die in diesem Abschnitt vorgenommene Differenzierung der Liquiditätsrisiken von Kreditinstituten.

 

Abbildung 1: Liquiditätsrisikoarten im Überblick[24]

 

 

2.2.3 Dispositives und strukturelles Liquiditätsrisiko


 

Zur Steuerung von Liquiditätsrisiken in Banken sind zwei Sichtweisen auf die bankbetriebliche Liquidität einzunehmen: eine dispositive und eine strukturelle Sicht.[25] Die Differenzierung zwischen dem dispositiven und dem strukturellen Liquiditätsrisiko erfolgt über den zu betrachtenden Zeitraum. Dabei bezieht sich das dispositive Liquiditätsrisiko auf die Steuerung der Liquidität und der daraus erwachsenden Risiken in einem kurzfristigen Zeitraum von einem bis zu 365 Tagen. Bei der Betrachtung des dispositiven Liquiditätsrisikos geht es in erster Linie darum, die erforderliche jederzeitige Zahlungsfähigkeit gemäß der §§ 2-8 LiqV zu gewährleisten.[26] Das strukturelle Liquiditätsrisiko hingegen bezeichnet die in und außerhalb der Bilanz liegenden längerfristigen Laufzeitungleichgewichte zwischen den Aktiv- und Passivpositionen eines Instituts. Es weist somit auf ein langfristig zu managendes Risiko hin, welches z. B. durch Szenarioanalysen oder hypothetische Liquiditätsablaufbilanzentwicklungen bestimmt werden kann.[27]

 

2.3 Definition von Risiko, Risikomanagement und Liquiditätsrisikomanagement


 

2.3.1 Definition von Risiko


 

Bevor der Begriff Liquiditätsrisikomanagement behandelt wird, sind zunächst die Begriffskomponenten Risiko und Risikomanagement zu erklären. Risiko kann allgemein definiert werden als ein möglicher Verlust, "der sich aus der Unsicherheit der zukünftigen

 

Entwicklung ergibt und zu negativen Abweichungen von einer Referenzgröße führt".[28] Entscheidungstheoretisch wird Risiko als Unsicherheit über zukünftige Umweltzustände verstanden, die mithilfe objektiver oder subjektiver Wahrscheinlichkeiten messbar ist. Unsicherheit ist dabei gekennzeichnet als Ausdruck von...

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