Bachelorarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (AVL), 42 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Zum Wesen des urbanen Raumes gehören seit mehreren Jahrzehnten die ihm unfreiwilllig aufgeschminkten Graffiti, die schleichend und anonym nahezu jegliche Wand und Oberfläche der Öffentlichkeit mit ihrer Kryptik okkupieren und heute wesentlich das Gesicht einer Stadt prägen. Vom Großteil der Passanten als sinnlose und kriminelle Krakelei aufgefasst, werden diese nächtlichen Farb- und Wortanschläge meist in der alltäglichen Wahrnehmung ausgeblendet und übersehen. Die dahinter stehenden Aktivisten, deren Motive ebenso rätselhaft wirken wie die hinterlassenen Zeichen, bleiben größtenteils unbekannt und wollen auch nicht in Erscheinung treten. Für sie zählen lediglich die zumeist mittels Marker oder Sprühlack aufgebrachten Buchstabenansammlungen und Wörter.
Wendet man sich diesen oftmals farben- und formenreichen Äußerungen einmal bewusst rezeptionsästhetisch zu, so stellt sich aufgrund des semantischen und graphischen Gehalts schnell die Frage, ob diese primär als Texte oder als Bilder aufzufassen sind. Eine eindeutige Zuordnung lässt sich durch den Doppelcharakter nicht treffen, vielmehr handelt es sich um ein Hybridformen aus Schrift und Graphik, wenn nicht sogar aus Literatur und bildender Kunst, die am Ende einer langen Traditionslinie stehen. Sie verweisen indirekt auf die mannigfaltigen Symbioseformen beider Kunstgattungen, welche durch avantgardistische Zirkel zu Beginn des letzten Jahrhunderts jenseits ihrer medienspezifischen Grenzen hervorgebracht wurden und die zu den unterschiedlichsten Kunst- und Literaturströmungen führten.[...]
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