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Heimat

Neuentdeckung eines verpönten Gefühls

AutorVerena Schmitt-Roschmann
VerlagGütersloher Verlagshaus
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783641047610
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Die Sehnsucht nach Halt in einer zerfließenden Zeit
- Versuch einer Annäherung an ein universelles Bedürfnis

- Ein nachdenkliches Buch zu einer neu entdeckten Befindlichkeit

»Heimat ist kein Ort - Heimat ist ein Gefühl«, singt Herbert Grönemeyer. Für Ernst Bloch war Heimat das eigentliche große Ziel des Menschen. Heimat - das sind Orte der Erinnerung. Heimat ist ein Gefühl von Beständigkeit und Halt in einer kalten Welt. Heimat will Stillstand, den es nicht gibt. Heimat ist umso schöner, je weiter weg sie ist. Heimat ist top-aktuell.

Viele Menschen fühlen sich bedroht durch die Folgen der Globalisierung und durch eine zunehmende Rastlosigkeit. Verlässliche Eckpfeiler verschwinden - Familie, Kirche, Gemeinschaft, dörfliche wie städtische Strukturen - der ersehnte emotionale Ruhezustand scheint unerreichbar. Diese Sehnsucht nach einem starken Halt ereilt unvermeidlich jede Generation. Wo komme ich her? Wo will ich hin? Was bindet mich? Die großen Lebensfragen berühren den Kern des Begriffs Heimat. Der Wunsch nach Zugehörigkeit, Gemeinschaft, Identität ist ein universelles Bedürfnis - tief und erdig. Davon erzählt dieses Buch, das zahlreiche Anstöße für Diskussionen und Debatten bietet.

Verena Schmitt-Roschmann, geboren 1966, arbeitet seit fast 20 Jahren als Journalistin, seit 1996 als politische Korrespondentin in Berlin. Nach Studien der nordamerikanischen Kulturgeschichte in München und mehreren Auslandsaufenthalten durchlief sie die Journalistenschule der American University in Washington D.C. und erwarb 1991 einen Abschluss als Master of Arts. Sie lebt in Berlin.

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Leseprobe
IV. Fremde Heimat Deutschland (S. 133-134)

Die Deutschen machen es sich nicht leicht mit der Heimat, und sie machen es sich nicht leicht miteinander. Vor allem aber sind sie seit Jahrzehnten unglaublich mit sich selbst beschäftigt - mit ihrer Identität, mit ihrer Geschichte, mit ihrem Sein und Bewusstsein, mit ihren Aufbrüchen und Umbrüchen, Sehnsüchten und Beschränktheiten. Sie verhandeln mühsam miteinander, wie viel Deutschsein derzeit gestattet ist und wer es wem verwehrt und wie lange noch, wobei der Holzschnitt mehr zählt als die feine Spitze. 

Im Abseits dieser Nabelschau jedoch stehen Millionen in diesem Land, deren eigene Suche jahrzehntelang kaum beachtet wurde, denen kaum dieselben Brüche und Sehnsüchte zugebilligt wurden. In ihrem Wunsch nach Zugehörigkeit, nach Heimat und Verortung, mit ihrer Nostalgie im Gedanken an eine einfachere Zeit und einen heilen, unkomplizierten Ort sind viele Migranten in Deutschland geradezu urdeutsch. Die Fliehkräfte der Globalisierung wirken auf alle, das emotionale Durcheinander der Identitätsfindung könnte Deutsche und Nichtdeutsche und Neudeutsche im Land verbinden. Tatsächlich beäugen sie einander jedoch misstrauisch vom jeweils anderen Ende der Zugbrücke.

1.Nicht hier und nicht dort: Warum eine junge Deutsche nicht deutsch ist

Lisa Müller. So nennen wir die junge Frau jetzt Mal, denn sie möchte nicht mit ihrem echten Namen auftauchen. Lisa Müller also ist 36, verheiratet, zwei Kinder. Sie ist in Berlin-Reinickendorf geboren und wohnt jetzt mit ihrer Familie in Charlottenburg. Von Beruf ist sie Rechtsanwalts- und Notarsfachangestellte. Einige Jahre hat sie bei einem Notar gearbeitet, dann nahm sie sich eine längere Babypause. Inzwischen hat sie eine halbe Stelle als Sekretärin an der Uni.

In ihrer Freizeit, wenn denn welche bleibt bei all dem Trubel mit den Kindern, liest sie gerne, und seit neuestem macht sie einen Kurs in Gedächtnistraining, weil sie findet, sie ist manchmal so vergesslich, und überhaupt - um auch mal was für sich zu tun.  Es ist eine Geschichte aus der deutschen Mittelschicht, eine Durchschnittsfamilie mit Kleinwagen und kleinem Glück. Warum also, um Himmelswillen, war das so ein Problem, als Lisa ihre ältere Tochter Leila auf der Sprengelschule in ihrem Stadtteil anmeldete?

Die Mutter hatte nämlich festgestellt, dass ihr Kind auf der Montessori-Schule, die sie sich zuerst ausgesucht hatte, nicht genug lernte, mit Leilas Lesen und Schreiben war Lisa nicht zufrieden. Sie meinte, die Kinder spielten zu viel und arbeiteten zu wenig. Aber als ihre Tochter nach der dritten Klasse die Schule wechseln sollte, musste sich Lisa sogar von der Schulsekretärin Vorwürfe anhören. Später, als in der Klasse ihrer jüngeren Tochter Lena eine Elternsprecherin gesucht wurde, waren alle erstaunt, dass sich Lisa wählen ließ. Warum?
Blick ins Buch

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