Sie sind hier
E-Book

Familienstiftungen

Gründung und Gestaltung - ein Leitfaden für Stifter und Berater

AutorChristian von Löwe
VerlagBundesverband Deutscher Stiftungen e.V.
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783941368293
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Familienstiftungen dienen dem Zweck, das Vermögen einer Familie zusammenzuhalten und die Erträge aus dem Vermögen teilweise oder gänzlich an Familienangehörige auszuschütten. Eine Familienstiftung kann auf Wunsch des Stifters das Familienvermögen 'auf ewig' zusammenhalten. Da Familienstiftungen auf Dauer ausgelegt sind und über viele Generationen bestehen, bedarf ihre Gründung reiflicher Überlegung, weit in die Zukunft gerichteter Planung und sorgfältiger Vorbereitung. Dabei soll dieser Ratgeber Sie unterstützen. Das Buch wendet sich an potenzielle Stifterinnen und Stifter sowie an Rechts- und Vermögensberater, die Stiftungsgründern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Bei der Errichtung einer Familienstiftung und besonders bei der Übertragung von Unternehmen spielen stiftungs-, erb- und steuerrechtliche Fragen eine Rolle, die in diesem Ratgeber erläutert werden. Aus dem Inhalt: *Grundlagen zum Thema Familienstiftung *Der Weg zur Gründung einer Familienstiftung *Das Steuerrecht der Familienstiftung *Außerdem: Musterformulare und Auszüge aus den relevanten Gesetzestexten Die Druckversion ist direkt beim Bundesverband Deutscher Stiftungen zu beziehen.

Dr. Christian von Löwe, Jahrgang 1968, arbeitet seit 2002 als Steuerberater und ist Assoziierter Partner bei der Wirtschaftskanzlei Noerr LLP in München. Er berät Familienunternehmer und vermögende Privatpersonen bei der Nachfolgegestaltung, insbesondere unter Einsatz von Stiftungslösungen, und verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung von inund ausländischen Stiftungen, von Stiftern und Destinatären. Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt seiner Arbeit ist das Gemeinnützigkeitsrecht. Laut JUVE Handbuch 2009/2010 zählt er zu den führenden Beratern für Stiftungen.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

Grundlagen


1. Allgemeines


Die Familienstiftung ist eine privatnützige Stiftung. Sie verfolgt den Zweck, dem Interesse der Mitglieder einer Familie zu dienen. Die Förderung der Familieninteressen kann vor allem in der Gewährung von Zuwendungen an vom Stifter bestimmte Familienmitglieder und der Aufrechterhaltung von Familienvermögen bestehen. Da es keine Eintragungspflicht in ein bundesweites Stiftungsregister gibt, kann die genaue Zahl der Familienstiftungen nicht ermittelt werden. Nach Schätzung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen dürfte die Anzahl der Familienstiftungen in Deutschland bei etwa 700 liegen. Den Anteil der Familienstiftungen an den Stiftungen insgesamt schätzt der Verband auf 3 bis 5 Prozent. In der Datenbank des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen sind derzeit über 550 Stiftungen erfasst, die laut ihrer Satzungszwecke vorrangig oder ausschließlich dem Unterhalt von Familienangehörigen dienen (Stand: März 2010). In der Stiftungswirklichkeit ist die Vielfalt unter den Familienstiftungen groß: Es bestehen Familienstiftungen mit kleinem Vermögen und mit Mehrheitsbeteiligungen an Großunternehmen ebenso wie Familienstiftungen mit wenigen Begünstigten und jahrhundertealte Familienstiftungen mit über eintausend Begünstigten.

Hervorzuheben ist, dass die Familienstiftung kein „Steuersparmodell“ ist. Die Familienstiftung erfährt auch keine steuerlichen Begünstigungen wie eine gemeinnützige Stiftung, weil sie keineswegs vorrangig dem Wohl der Allgemeinheit dient. Familienstiftungen unterliegen vielmehr der normalen Besteuerung von privatnützigen Stiftungen. An dieser Stelle sei auf den Ratgeber „Die Gründung einer Stiftung“ hingewiesen, der weitere hilfreiche Informationen für den Stifter enthält.

2. Begriff der Familienstiftung


Die hier beschriebene Familienstiftung ist eine Anwendungsform der – im Regelfall – rechtsfähigen Stiftung des Privatrechts im Sinne von §§ 80 bis 88 des Bürgerlichen Gesetzesbuches (BGB). Unter einer rechtsfähigen Stiftung versteht man eine mitgliederlose Einrichtung, die einen oder mehrere dauerhafte Zwecke mithilfe eines vom Stifter gewidmeten Vermögens verfolgt. Eine Familienstiftung liegt nach den Landesstiftungsgesetzen dann vor, wenn eine Stiftung ausschließlich oder zumindest überwiegend dem Interesse bzw. Wohl einer bestimmten oder mehrerer bestimmter Familien dient.

3. Besondere Eigenschaften der Familienstiftung


Die Familienstiftung weist im Vergleich zu anderen Rechtsformen spezifische und üblicherweise für den Stifter unbekannte Züge auf. Eine Besonderheit der Familienstiftungen und jeder anderen rechtsfähigen Stiftung ist, dass sie juristische Personen sind, an denen keine Mitgliedschafts- oder vermögenswerte Beteiligungsrechte bestehen. Die Stiftung kennt im Gegensatz zu einem Verein oder einer Gesellschaft weder Eigentümer noch Mitglieder. Sie ist gewissermaßen eine verselbstständigte Vermögensmasse und damit prinzipiell „unsterblich“.

Die Stiftung hat lediglich Begünstigte, das sind die in der Stiftungssatzung bestimmten Adressaten der Stiftungsleistungen (sogenannte Destinatäre). Die Destinatäre sind die Nutznießer des Stiftungsvermögens. Sie haben keine Einflussmöglichkeit auf die Tätigkeit und Entwicklung der Familienstiftung. Diese „Rechtsstellung“ des Destinatärs kann nicht beliebig weitervererbt werden. Das Nachrücken in die Destinatärstellung wird in der Regel durch die Satzung bestimmt.

Mit der Errichtung der Stiftung enden grundsätzlich die Eingriffsmöglichkeiten des Stifters auf die Familienstiftung. Vor allem ist der Stiftungszweck der Disposition des Stifters sowie dem Zugriff der Stiftungsorgane entzogen. Die Familienstiftung wird vom Stifterwillen beherrscht und geführt, wie er im Stiftungsgeschäft sowie in der Satzung zum Ausdruck kommt. Dieser zum Zeitpunkt der Errichtung bestehende Stifterwille ist maßgebend für das Verständnis des gesamten Stiftungsrechts.

4. Fragen im Vorfeld der Errichtung einer Familienstiftung


Familienstiftungen sind auf Dauer ausgelegt und sollen normalerweise über Generationen bestehen. Ihre Gründung bedarf daher in vielerlei Hinsicht reiflicher Überlegung und sorgfältiger Vorbereitung. Jede Stiftungsgründung erfordert eine weit in die Zukunft schauende Planung.

HINWEIS: Bei der Errichtung einer Familienstiftung und besonders bei der Übertragung von Unternehmen spielen stiftungs-, erb-, steuer- und ggf. gesellschaftsrechtliche Fragen sowie Aspekte der Unternehmenskontrolle und -steuerung eine wichtige Rolle. Eine solche komplexe Nachfolgegestaltung sollte unbedingt von entsprechenden Rechts- und Steuersachverständigen begleitet werden.

Wenn Sie über die Gründung einer Familienstiftung nachdenken, sollten Sie im Vorfeld zunächst folgende grundlegende Fragen kritisch betrachten und sorgsam prüfen.

Familienstiftung – die richtige Rechtsform?

Stellen Sie sich am Anfang der Überlegungen die Frage, ob die Familienstiftung die sachgerechte und optimale Rechtsform zur Erfüllung Ihrer Absichten ist.

HINWEIS: Die verhältnismäßig geringe Zahl bestehender Familienstiftungen verdeutlicht, dass die Familienstiftung nur unter bestimmten Voraussetzungen und nur im Einzelfall eine sinnvolle Gestaltung darstellt. Angesichts der anhaltenden Erbschaftswelle treten diese Einzelfälle jedoch häufiger auf.

Eine andere Rechtsform als die der Familienstiftung (z.B. Kapital- oder Personengesellschaft) ist besonders dann zu wählen, wenn der Stifter die Zweckbestimmung künftig ändern oder nach Bedarf konkretisieren will. Denn diese Absicht ist unvereinbar mit der Eigenständigkeit einer Stiftung und der eigenverantwortlichen Stellung der Stiftungsorgane. Als Stifter sollten Sie die Form der Familienstiftung wählen, wenn Sie sicherstellen möchten, dass die Mittel auf Dauer dem ursprünglichen Zweck zugutekommen.

Des Weiteren ist es ratsam, dass Sie außer der Familienstiftung alternative erbrechtliche Lösungen in Betracht ziehen. Grundsätzlich sollte eine Familienstiftung nur dann eingesetzt werden, wenn ein nicht unerhebliches Vermögen auf lange Sicht für Familienzwecke eingesetzt und die Verfolgung dieser Zwecke der eigenverantwortlichen Initiative von Organmitgliedern anvertraut werden soll. Die Stiftungsform ist ungeeignet, wenn nur bestimmten Personen einzelne Gebrauchsgegenstände oder Geldbeträge zugewendet werden sollen, die kurzzeitig bestimmungsgemäß zu verwenden sind. Für solche Anliegen bestehen andere Gestaltungsformen wie z.B. die Schenkung, das Vermächtnis (unter Auflage) oder der Vertrag zugunsten Dritter.

Besteht Stiftungsreife?

Als Stifter müssen Sie sich im Klaren sein, dass Sie im Zuge der Errichtung einer Familienstiftung Ihr im Stiftungsgeschäft versprochenes Vermögen an die Familienstiftung „verschenken“. Sie erlangen im Gegenzug für Ihre Vermögenshingabe weder ein eigentums- noch ein mitgliedschaftsähnliches Recht am Stiftungsvermögen, sondern können lediglich Nutznießer des Stiftungsvermögens sein. Die errichtete Familienstiftung steht unter staatlichem Bestandsschutz und ist jeder Fremdbestimmung entzogen. Dieser Bestandsschutz besteht auch gegenüber dem Stifter. Eine Einwirkung des Stifters ist nicht zulässig, soweit nicht durch Gesetz oder durch Satzung bestimmte Einflussmöglichkeiten vorgesehen sind. Diese besonderen Rahmenbedingungen der Rechtsform „Stiftung“ muss der Stifter bereit sein anzuerkennen („Stiftungsreife“).

Risiko von Pflichtteils- und Zugewinnausgleichsansprüchen

Die Errichtung einer Familienstiftung ist für vorhandene Erben nachteilig. Zum einen wird das zu vererbende Vermögen durch die Vermögensübertragung auf eine Familienstiftung geschmälert. Zum anderen können die Erben auch als Begünstigte (Destinatäre) der Familienstiftung nicht über das Stiftungsvermögen verfügen. Die pflichtteilsberechtigten Erben erhalten somit bei Ableben des Stifters einen Pflichtteilsanspruch. Außerdem können sie sogenannte Pflichtteilsergänzungsansprüche geltend machen, wenn der Erblasser innerhalb der letzten zehn Jahre vor dem Erbfall Zuwendungen an eine Familienstiftung tätigte.

Wenn der Stifter im Güterstand der Zugewinngemeinschaft lebt, können Vermögenszuwendungen an die Familienstiftung Ausgleichsansprüche begründen. Hierbei werden Vermögenszuwendungen in den letzten zehn Jahren vor der Beendigung des Güterstandes zur Ermittlung des Ausgleichsanspruchs mitberücksichtigt.

PRAXISTIPP: Um...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Recht - Jura

Trennung und Scheidung

E-Book Trennung und Scheidung
Professioneller Rat von der Familienanwältin - Mit Düsseldorfer Tabelle Format: ePUB/PDF

Objektiver Rat vom ScheidungsprofiIn Deutschland wird zurzeit jede dritte Ehe geschieden. Pro Jahr stehen demnach 170.000 Ehepaare vor dem Scheidungsrichter, 800.000 leben getrennt. Fakten, die die…

Testament, Erbrecht, Schenkung

E-Book Testament, Erbrecht, Schenkung
Was Erblasser und Erben wissen müssen Format: ePUB/PDF

Mit dem neuesten BGH-UrteilWenn es ums Erbe geht, sind Streit und Ärger oft vorprogrammiert. Deshalb ist es so wichtig, den Nachlass rechtzeitig zu regeln, um den Erben Rechtssicherheit zu…

Testament, Erbrecht, Schenkung

E-Book Testament, Erbrecht, Schenkung
Was Erblasser und Erben wissen müssen Format: ePUB/PDF

Mit dem neuesten BGH-UrteilWenn es ums Erbe geht, sind Streit und Ärger oft vorprogrammiert. Deshalb ist es so wichtig, den Nachlass rechtzeitig zu regeln, um den Erben Rechtssicherheit zu…

Testament, Erbrecht, Schenkung

E-Book Testament, Erbrecht, Schenkung
Was Erblasser und Erben wissen müssen Format: ePUB/PDF

Mit dem neuesten BGH-UrteilWenn es ums Erbe geht, sind Streit und Ärger oft vorprogrammiert. Deshalb ist es so wichtig, den Nachlass rechtzeitig zu regeln, um den Erben Rechtssicherheit zu…

Führerscheinentzug - sofort richtig handeln

E-Book Führerscheinentzug - sofort richtig handeln
Rechtzeitige Vorbereitung auf die MPU - Medizinisch-psychologische Untersuchung Format: ePUB/PDF

Wer seinen Führerschein verliert - es sind 120000 Betroffene jährlich -, muss sich nach einer Sperrfrist einer Fahreignungsbegutachtung, im Volksmund 'Idiotentest' genannt, unterziehen. Ulli Rädler…

Weitere Zeitschriften

arznei-telegramm

arznei-telegramm

Das arznei-telegramm® informiert bereits im 53. Jahrgang Ärzte, Apotheker und andere Heilberufe über Nutzen und Risiken von Arzneimitteln. Das arznei-telegramm®  ist neutral und ...

bank und markt

bank und markt

Zeitschrift für Banking - die führende Fachzeitschrift für den Markt und Wettbewerb der Finanzdienstleister, erscheint seit 1972 monatlich. Leitthemen Absatz und Akquise im Multichannel ...

Card Forum International

Card Forum International

Card Forum International, Magazine for Card Technologies and Applications, is a leading source for information in the field of card-based payment systems, related technologies, and required reading ...

care konkret

care konkret

care konkret ist die Wochenzeitung für Entscheider in der Pflege. Ambulant wie stationär. Sie fasst topaktuelle Informationen und Hintergründe aus der Pflegebranche kompakt und kompetent für Sie ...

CE-Markt

CE-Markt

CE-Markt ist Pflichtlektüre in der Unterhaltungselektronik-Branche. Die Vermarktung von Home und Mobile Electronics mit den besten Verkaufsargumenten und Verkaufsstrategien gehören ebenso zum ...

Courier

Courier

The Bayer CropScience Magazine for Modern AgriculturePflanzenschutzmagazin für den Landwirt, landwirtschaftlichen Berater, Händler und generell am Thema Interessierten, mit umfassender ...

crescendo

crescendo

Die Zeitschrift für Blas- und Spielleutemusik in NRW - Informationen aus dem Volksmusikerbund NRW - Berichte aus 23 Kreisverbänden mit über 1000 Blasorchestern, Spielmanns- und Fanfarenzügen - ...

Der Steuerzahler

Der Steuerzahler

Der Steuerzahler ist das monatliche Wirtschafts- und Mitgliedermagazin des Bundes der Steuerzahler und erreicht mit fast 230.000 Abonnenten einen weitesten Leserkreis von 1 ...

Euro am Sonntag

Euro am Sonntag

Deutschlands aktuelleste Finanz-Wochenzeitung Jede Woche neu bietet €uro am Sonntag Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Themen Geldanlage und Vermögensaufbau. Auch komplexe Sachverhalte ...