Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Mittelalterliche Literatur, Note: 1,7, Universität Leipzig, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Umschlagtext zu Christopher Youngs Neuübersetzung von Ulrich von Liechtensteins Frauenbuch (2003) fragt, eventuell etwas reißerisch, 'was das Hirngespinst der hohen Minne mit dem Leben zu tun hat'? Diese Frage soll auch Grundlage dieser Arbeit sein, in der die verschiedenen, im Buch Liechtensteins dargelegten Frauenrollen, untersucht und der Realität Mitte des 13. Jahrhunderts gegenüberstellt werden. Eine solche Arbeit muss sich auf die Situation der adeligen Frauen in Ulrichs Umgebung beschränken, für die das Buch auch geschrieben wurde . Angehörige anderer Stände werden nicht berücksichtigt. Allerdings gibt es Hinweise, dass die Minnedichtung des Hochmittelalters auch von einem Publikum rezipiert wurde, das nicht direkt dem Adelsstand angehörte. Cordula Nolte meint dazu: 'Adlige Verhaltensnormen entwickelten sich langfristig aber vielfach auch zu Maßstäben, an denen sich Nichtadlige orientierten. [...] Die demonstrative Inszenierung adliger Lebensform vor städtischem Publikum regte die Oberschichten zur Nachahmung an. Wohlhabende, gebildete Bürger trugen im Spätmittelalter die höfische Kultur mit: Sie traten als Mäzene und Sammler von Literatur hervor, veranstalteten Turniere, erwarben die Ritterwürde und bauten sich Burgen im Umland.' Somit mag der Einfluss der Darstellungen Ulrichs und seiner Mitautoren größer gewesen sein als zunächst zu erwarten ist. Um das Frauenbuch und seine Aussagen einordnen zu können, soll im folgenden Punkt zunächst der Autor vorgestellt werden (II.1.1) und dann das Frauenbuch in Aufbau (II.1.2.1) und Inhalt (II.1.2.4), sowie als Beispiel der Gattung Minnerede (II.1.2.2). Um das Buch und seine Besonderheiten verstehen zu können, soll außerdem noch die Rolle der Frau in der klassischen Minnedichtung dargestellt werden (II.1.2.3) Im Anschluss werden die Rollen der Frauen aufgeführt, die Ulrich explizit erwähnt (II.1.2.5) und danach im Einzelnen näher betrachtet (Punkt II.2). Einige der Handlungsempfehlungen, die Ulrich im Rahmen des Frauenbuchs seinen weiblichen Zeitgenossinnen gibt, sind so explizit und nahezu revolutionär, dass sie noch heute Anlass zur Diskussion geben. Darum soll zunächst die Frage beantwortet werden, wer der Dichter ist, der uns nach wie vor mit seinen pointierten, teils überzogenen, aber nie langweiligen Versen unterhält.
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