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E-Book

Verhaltenstraining im Kindergarten

Ein Programm zur Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen

AutorFranz Petermann, Ute Koglin
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl196 Seiten
ISBN9783840924859
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Das Verhaltenstraining im Kindergarten stellt ein universelles Präventionsprogramm zur Förderung von emotionalen und sozialen Kompetenz dar. Es richtet sich an Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Die Kinder lernen im Spiel, Gefühle bei sich und bei anderen zu entdecken und Konflikte im Alltag besser zu bewältigen. Sie bearbeiten typische Konflikte aus dem Kindergartenalltag, erproben positives Verhalten in Rollenspielen und erweitern so ihre Kompetenzen in sozialen Situationen. Das Training ist altersgemäß gestaltet und motiviert die Kinder durch ansprechendes Material zur aktiven Teilnahme. Dazu werden Leitfiguren (Delfin Finn, Sina und Benny) eingesetzt, die helfen, eigene Probleme zu bearbeiten. Das Training im Kindergarten ist dazu geeignet, eine bessere Lernatmosphäre in der Gruppe herzustellen und erste Anzeichen für Verhaltensprobleme bei Kindern zu verringern. Die Neubearbeitung berücksichtigt aktuelle Ergebnisse zur emotionalen Entwicklung von Kindern sowie zur Wirksamkeit des Trainings und gibt zusätzliche Hinweise zur Durchführung des Trainingsprogramms im Kindergarten. Bildmaterialien und Arbeitsblätter für die Durchführung des Trainings können von der beiliegenden CD-ROM direkt ausgedruckt werden.

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Kapitelübersicht
  1. Vorwort/Inhaltsverzeichnis
  2. 1 Einleitung
  3. 2 Verhaltensauffälligkeiten im Kindergartenalter
  4. 3 Emotionale und soziale Kompetenz
  5. 4 Soziale Informationsverarbeitung
  6. 5 Konzeption und Aufbau des Verhaltenstrainings
  7. 6 Inhalte des Verhaltentrainings
  8. 7 Wirksamkeit des Verhaltentrainings
  9. Literatur
  10. Anhang/CD-ROM-Materialien
Leseprobe
Saarni beschreibt acht emotionale Schlüsselfertigkeiten, die Kinder in sozialen Beziehungen erlernen und stark von familiären und kulturellen Einflüssen geprägt sind.

Kasten 2: Acht Schlüsselfertigkeiten emotionaler Kompetenz (nach Saarni, 2002, S. 13)
1. Eigene Gefühle wahrnehmen und diese bei anderen erkennen.
2. Emotionen anderer wahrnehmen und verstehen.
3. Gefühle korrekt bezeichnen können und Ausdruckswörter für Emotionen benutzen.
4. Empathisch auf das emotionale Erleben von anderen Menschen eingehen können.
5. Das eigene emotionale Erleben vom Gefühlsausdruck trennen und wissen, dass andere dies auch tun.
6. Mit negativen Emotionen und Stresssituationen angemessen umgehen können.
7. Sich der emotionalen Kommunikation in sozialen Beziehungen bewusst sein.
8. Emotionale Selbstwirksamkeit erleben.

1. Eigene Gefühle wahrnehmen und diese bei anderen erkennen.
Dies gestattet zum Beispiel, dass man anderen mitteilen kann, wie es einem geht. Es ermöglicht auch, gezielter nach Lösungen zu suchen. Wenn ein Kind seine Gefühle kennt, kann es sich in Auseinandersetzungen besser behaupten. Es ist ihm dann auch möglich, der Erzieherin mitzuteilen, warum es beispielsweise traurig ist. Im Weiteren schließt diese Fertigkeit das Wissen ein, dass es möglich ist, bei bestimmten Anlässen verschiedene widerstreitende Emotionen gleichzeitig zu erleben.

2. Emotionen anderer wahrnehmen und verstehen.
Es ist notwendig, das Ausdrucksverhalten anderer zu erkennen, situationsbedingte Ursachen für Emotionen zu verstehen und zu begreifen, dass andere Menschen eigene innere Zustände (Gedanken und Gefühle) besitzen. Die Fähigkeit, Emotionen anderer zu erkennen, führt dazu, das eigene Handeln besser auf den Interaktionspartner abzustimmen. Erst wenn ein Kind beispielsweise erkennt, dass ein anderes Kind traurig ist, kann es ihm helfen und es trösten.

3. Die Fähigkeit, Gefühle korrekt bezeichnen zu können und Ausdruckswörter für Emotionen zu benutzen.
Das benutzte Vokabular richtet sich dabei an der eigenen Kultur und Subkultur aus. Je älter Kinder sind, desto eher ist es notwendig, dabei auch soziale Rollen mit zu berücksichtigen. Damit ist das Wissen verbunden, dass es zum Beispiel nicht in jeder Situationen angemessen ist, zu sagen, wie man sich gerade fühlt.

4. Die Fähigkeit, empathisch auf das emotionale Erleben von anderen Menschen einzugehen.
Diese Fähigkeit geht über das bloße Erkennen des Gefühls hinaus. Empathisch auf andere zu reagieren heißt, nachempfinden, was der andere gerade fühlt, das heißt, sich in die Gefühlswelt des anderen hineinzuversetzen. Diese Fähigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für prosoziales Verhalten. 5. Wissen, dass ein innerlich erlebter Zustand nicht notwendigerweise dem nach außen gezeigten Ausdrucksverhalten entspricht (Maskierung).
Diese Fertigkeit, sich zu „maskieren“, mit dem Ziel andere Menschen nicht über das eigene emotionale Empfinden zu informieren, ist wichtig für ein geregeltes Zusammenleben. Würden wir immer sofort deutlich zeigen, wie wir uns fühlen, würde zum Beispiel das Aushandeln in einem Konflikt erschwert, weil man sich in voller Stärke der Wut oder der Trauer des jeweils anderen ausgesetzt sehen würde. Zudem ist es ein strategisches Mittel, eigene Ziele auch zu erreichen, sich beispielsweise zu schützen. Die Erkenntnis, dass es in bestimmten Situationen sinnvoll ist, eigene Emotionen zu maskieren, bezieht sich sowohl auf die eigene Person, als auch auf andere Personen. Ein Kind lernt, dass nicht nur es selbst eigene Gefühle maskiert, sondern auch sein Interaktionspartner. Daran knüpft sich weiter an, dass Kinder lernen abzuschätzen, wie ihr Ausdrucksverhalten andere beeinflusst und das Wissen darüber, wie es wirkt. Strategisch werden maskierte Emotionen beispielsweise eingesetzt, wenn ein Kind etwas angestellt hat und nun eine Strafe befürchtet. Statt diese Sorge auszudrücken, lächelt es seine Eltern an und versucht so die erwartete Strafe abzumildern. Es hat gelernt, dass ihm seine Eltern so nur schwer widerstehen können.

6. Mit negativen Emotionen und anderen Stresssituationen angemessen umgehen können.
Dies schließt den Einsatz von Selbstregulationsstrategien ein, mit denen die Dauer und Intensität negativer Emotionen verringert werden können. Kinder, die sich nicht von ihren Emotionen überwältigen lassen, können sich besser auf das soziale Geschehen einlassen und zum Beispiel in einer Konfliktsituation über eine Sache verhandeln und dabei auch die Gefühle des anderen berücksichtigen.

Nach Eisenberg und Spinrad (2004) werden Gefühle reguliert, indem man Emotionen vermeidet, hemmt, aufrecht erhält oder verändert. Dadurch wird das Auftreten, die Art, die Intensität oder die Dauer von Emotionen beeinflusst. Das emotionale Erleben verändert sich und damit auch Handlungsziele (Motivation) und das Verhalten in einer Situation. Durch die Gefühle und die Regulation von Gefühlen können so körperliche oder soziale Anforderungen bewältigt werden. Gefühle reguliert man beispielsweise, indem man die Aufmerksamkeit umlenkt, Selbstberuhigung einsetzt, Hilfe aufsucht und Verhalten in Abhängigkeit von der Situation hemmt oder aktiviert. Typische Emotionsregulationsstrategien, die im Kindesalter häufig auftreten, fasst Kasten 3 zusammen.

7. Die Fähigkeit, sich der emotionalen Kommunikation in sozialen Beziehungen bewusst zu sein.
Dies beinhaltet das Wissen, dass soziale Beziehungen zu anderen Personen von der Art und Weise geprägt sind, in der über Emotionen gesprochen wird. Diese Fähigkeit geht dabei über die unter Punkt 5 genannte Fähigkeit (zur Maskierung) hinaus. Formuliert wird hier nicht eine Momentaufnahme einer Situation, sondern die Bedeutung der emotionalen Kommunikationen im Kontext von langfristigen Beziehungen. Es gibt Personen, mit denen wird intensiver und offener über eigene Gefühle gesprochen (z.B. die Mutter), als mit anderen. Die Art und Weise wie über Emotionen gesprochen wird, beeinflusst die Qualität der Beziehung. So werden bestimmte Emotionen nur sehr vertrauten Personen mitgeteilt, da diese Informationen auch verletzlich machen.

Emotionen, unabhängig davon, ob diese positiv oder negativ sind. Das Akzeptieren basiert auf der Überzeugung, dass die erlebten Gefühle gerechtfertigt sind und unter Achtung der eigenen Wertvorstellungen auch gemeistert werden können. Diese Fertigkeit beeinflusst damit erheblich den allgemeinen Selbstwert einer Person. Diese anspruchsvolle Fertigkeit kann in der Entwicklung erst später auftreten, etwa ab dem Jugendalter.

Die Auswahl dieser acht Schlüsselfertigkeiten basiert auf empirischen Befunden zur emotionalen Entwicklung. Saarni (2002) geht daher nicht davon aus, dass es keine weiteren Fertigkeiten emotionaler Kompetenz gibt, sondern dass diese Liste durchaus noch erweitert werden kann. Die Entwicklung dieser Fertigkeiten kann nach Saarni nur in sozialen Beziehungen stattfinden, das heißt in den Beziehungen der Kinder zu ihren Eltern, den Gleichaltrigen oder auch Erzieherinnen.

Besonders den Eltern kommt in der emotionalen Entwicklung eine wichtige Funktion zu, denn die Kinder imitieren die emotionalen Ausdrucksweisen und Bewertungen ihrer Eltern. Sie geben ihren Kindern beispielsweise durch Lob oder Tadel Rückmeldungen darüber, wie angemessen ein geäußertes Gefühl ist, und sie helfen ihrem Kind dabei, Emotionen zu regulieren. Daher kann emotionale Kompetenz nur in sozialen Beziehungen erworben werden. Nach Saarni (2002) steht emotionale Kompetenz eng mit eigenen Werten und mit der eigenen Moral im Zusammenhang. Denn wie emotionale Fertigkeiten eingesetzt werden, hängt von den Handlungszielen ab, die wiederum von den eigenen Werten und moralischen Vorstellungen geprägt sind. So ist es ein Unterschied, ob ein Kind Emotionen bei anderen erkennen will, um eigene Vorteile zu erreichen oder um auf andere einzugehen und zu helfen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort/Inhaltsverzeichnis7
1 Einleitung11
2 Verhaltensauffälligkeiten im Kindergartenalter12
2.1 Oppositionell-aggressives Verhalten14
2.2 Sozial unsicheres Verhalten16
3 Emotionale und soziale Kompetenz19
3.1 Emotionale Kompetenz19
3.2 Emotionale und soziale Kompetenz23
3.3 Emotionale Kompetenz und Verhaltensauffälligkeiten24
3.4 Faktoren der emotionalen Entwicklung27
4 Soziale Informationsverarbeitung33
4.1 Oppositionell-aggressive Kinder35
4.2 Sozial unsichere Kinder36
5 Konzeption und Aufbau des Verhaltenstrainings38
5.1 Ziele des Verhaltenstrainings38
5.2 Module des Trainings40
5.3 Rahmenbedingungen40
5.4 Aufbau trainingsförderlichen Verhaltens45
5.5 Gesprächsrunden über Gefühle und soziale Konflikte48
5.6 Rollenspiele49
5.7 Übertragung der Inhalte in den Alltag49
6 Inhalte des Verhaltentrainings53
6.1 Einführung der Leitfiguren53
6.2 Sitzen und Hinsehen58
6.3 Das Gefühl „Freude“63
6.4 Das Gefühl „Trauer“66
6.5 Wir basteln Winny Achtarm69
6.6 Wir werden wieder froh70
6.7 Das Gefühl „Angst“75
6.8 Das Gefühl „Zorn/Wut“79
6.9 Gefühle unterscheiden82
6.10 Wir hören Gefühle86
6.11 Das Gefühl „Scham I“87
6.12 Das Gefühl „Scham II“91
6.13 Woher kommen Gefühle?93
6.14 Einfühlungsvermögen99
6.15 Absicht oder aus Versehen102
6.16 Sina schimpft zu schnell105
6.17 Tina und Sina streiten sich108
6.18 Ariane drängelt sich vor111
6.19 Winny ist traurig114
6.20 Sylvio will mitspielen117
6.21 Benny schubst Till120
6.22 Streit um einen Stuhl123
6.23 Was nun?126
6.24 Die Gefühlsspirale130
6.25 Abschluss: Die Gefühls-Experten132
7 Wirksamkeit des Verhaltentrainings135
7.1 Wirksamkeitsstudie im Luxemburger „Projet Prima!r“135
7.2 Wirksamkeitsstudie in Bremen und Niedersachsen137
7.3 Ergebnisse138
7.4 Diskussion140
Literatur142
Anhang/CD-ROM-Materialien149

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