Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Institut für Theaterwissenschaft), 15 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Folgt man Diderot in seinen Entretiens sur 'le Fils naturel', besteht die ideale Aufführungssituation
des bürgerlichen Dramas nicht vor der repräsentativen Öffentlichkeit von Hof und Stadt, sondern in
der Intimität der Familie selbst, die es darstellt. Statt andere zu unterhalten, dient das Drama zur
'Bewahrung eines Gedächtnisses an ein Ereignis': das Ereignis ihrer Entstehung.
Das zeigt, dass die neue bürgerliche Familie die Schwelle zu ihrer kulturellen Existenz nicht ohne
eine 'Semiotechnik', also nicht ohne Literatur passieren konnte. Wie diese Semiotechnik auf den
Ebenen sprachlicher Kommunikation, Ausdruck von und Umgang mit Gefühl, Codierung von
Intimität stattgefunden hat, ist in der Forschung ausgiebig untersucht worden. Wie jedoch im
bürgerlichen Trauerspiel mediale Techniken entwickelt, vermittelt und erlernt werden und dieses
Training gleichsam in seiner Darstellung eingeübt wird, blieb davon bisher nur in Schnittmengen
berührt. Denn 'medial' kann vieles heißen: Wie verfahren die Figuren mit den Informationen, die
sie übermitteln wollen, wie können Lesen, Schreiben und Sprechen auch tatsächlich
'funktionieren'? Brauchen sie dazu maschinelle Unterstützung oder sind sie gar selbst die Maschine
bzw. das Medium? Wie lange brauchen die Nachrichten, um ihre gewünschten Empfänger zu
erreichen? Für Lessings Stück Miß Sara Sampson drängen sich derlei Überlegungen schon vor dem
ersten Satz auf: Die dramatis personae hält für jede der Hauptfiguren Diener- bzw. Botenfiguren
bereit, die im Laufe des Stücks unterschiedlich erfolgreiche Dienste leisten werden.
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