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Private Equity für Krisenunternehmen

AutorKatharina Baack
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl79 Seiten
ISBN9783640577705
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich BWL - Investition und Finanzierung, Note: 1,3, Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe Bonn, Sprache: Deutsch, Abstract: Die seit 2007 herrschende Finanzkrise hat eine steigende Anzahl von Krisenunternehmen und Insolvenzen zur Folge. Die vorliegende Arbeit nimmt dieses aktuelle Geschehen zum Anlass, sich der Finanzierungsform des Private Equity zu widmen. Für Krisenunternehmen gilt Private Equity häufig als letzte Möglichkeit zum Erhalt des Unternehmens. Private Equity ist privates, außerbörsliches Kapital, das Unternehmen in der Regel von Private Equity-Gesellschaften zur Verfügung gestellt wird. Da die Private Equity-Gesellschaft diese Beteiligung, die mit Informations-, Kontroll- und Mitspracherechten verknüpft ist, nur befristet eingeht und ihren Gewinn aus der anschließenden Veräußerung der Beteiligung generiert, wird große Sorgfalt auf die Überprüfung der möglichen Beteiligungsunternehmen gelegt. Diese Überprüfung mit den Besonderheiten bei Krisenunternehmen wird ebenso dargestellt wie die Bewertung des Unternehmens. Verläuft das Auswahlverfahren positiv, folgt die Restrukturierungsphase, in der die Private Equity-Gesellschaft gemeinsam mit allen Interessengruppen des Unternehmens die festgelegten Maßnahmen zur Bewältigung der Krise umsetzt. Je nach Erfolg der Restrukturierung gibt es für die Private Equity-Gesellschaft verschiedene Möglichkeiten zur Beendigung der Beteiligung. Das erklärte Ziel aller Parteien ist hierbei die Veräußerung der Beteiligung zum höchstmöglichen Preis und vor allem die Rückkehr des Krisenunternehmens zur Rentabilität.

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Leseprobe

3 Unternehmenskrisen


 

Die betriebswirtschaftliche Forschung widmet sich zunehmend den Unternehmenskrisen, die ein oft verdrängtes Problem sind. Unternehmenskrisen haben destruktive Folgen für die internationale Ökonomie. Daher ist eine genaue Untersuchung der Krisen erforderlich.[79]

 

Die Insolvenzstatistik kann als Indikator für die steigende Anzahl von krisenbehafteten Unternehmen gesehen werden.[80] Abbildung 9 zeigt die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland seit 2004.

 

 

Abb. 9: Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland[81]

 

Im Jahr 2008 nahmen die Unternehmensinsolvenzen erstmals seit 2003 wieder zu.[82]

 

Unternehmen mit laufendem Insolvenzverfahren machen jedoch nur einen geringen Teil der Krisenunternehmen aus. Zu den Zahlen sind Unternehmen in anderen Krisenstadien (vgl. Kapitel 3.2) noch zu addieren.[83]

 

3.1 Definition und Begriffsabgrenzung


 

Die inflationäre Verwendung des Begriffs „Krise“ hat zu zahlreichen Auslegungen des Terms geführt. In seinem Ursprung meinte der aus dem griechischen stammende Begriff einen Bruch mit einer konstanten Entwicklung und eine zeitkritische Situation der Entscheidung, die den Hochpunkt einer riskanten Entwicklung darstellt.[84] Die steigende Bedrohung bringt den ebenfalls ansteigenden Handlungsdruck mit sich, während der verbleibende Handlungsspielraum überproportional stark sinkt.[85] In Zeiten der Finanzkrise wird häufig erwähnt, dass das chinesische Schriftzeichen für Krise gleichzeitig Chance bedeutet.[86] Die deutschsprachige Literatur zieht die allgemein akzeptierte[87] Definition von Krystek heran:

 

„Unternehmenskrisen sind ungeplante und ungewollte Prozesse von begrenzter Dauer und Beeinflussbarkeit sowie mit ambivalentem Ausgang. Sie sind in der Lage, den Fortbestand der gesamten Unternehmung substantiell und nachhaltig zu gefährden oder sogar unmöglich zu machen. Dies geschieht durch die Beeinträchtigung bestimmter Ziele (dominanter Ziele), deren Gefährdung oder gar Nichterreichen gleichbedeutend ist mit einer nachhaltigen Existenzgefährdung oder Existenzvernichtung der Unternehmung als selbstständig und aktiv am Wirtschaftsprozeß teilnehmender Einheit mit ihren bis dahin gültigen Zweck- und Zielsetzungen.“[88]

 

Kern dieser Definition sind die Kriterien der Existenzgefährdung, der ambivalente Ausgang, die begrenzte Zeit und die Beeinträchtigung dominanter Ziele.[89] Unter dominanten Zielen versteht Krystek das Aufrechterhalten der Zahlungsfähigkeit[90], das Erreichen eines Mindestgewinns und das Vorhandensein von Erfolgspotentialen.[91]

 

Im rechtlichen Sinn liegt eine Unternehmenskrise nach Eintritt von Zahlungsunfähigkeit (§ 17 InsO) und / oder Überschuldung (§ 18 InsO) vor. Das neue Insolvenzrecht zählt außerdem die drohende Zahlungsunfähigkeit (§ 19 InsO) als Insolvenzgrund.[92] Die drohende Zahlungsunfähigkeit führt auf Antrag des Schuldners zu insolvenzrechtlichen Konsequenzen.[93] Nach Meinung der Insolvenzverwalter wird dies aber zu selten und zu spät genutzt.[94] Alle drei Insolvenztatbestände sind die Konsequenz von betriebswirtschaftlichen Krisen, so dass insolvente Unternehmen immer Krisenunternehmen sind.[95] Die Überschuldung als Insolvenztatbestand gibt es nur für Unternehmen mit Haftungsbeschränkung.[96]

 

Vom Begriff der Unternehmenskrise abzugrenzen sind die scheinbar ähnlichen Begriffe Konflikt, Störung und Katastrophe:[97]

 

Im Gegensatz zur zuvor definierten Krise hat der Konflikt keine zeitliche Begrenzung. Aus einem großen Anteil an Konflikten entsteht jedoch keine definitionsgemäße Krise. Störungen beziehen sich auf nicht funktionierende sachliche Elemente, wie z.B. Maschinen(anlagen) als Folge von endogenen und / oder exogenen Störfaktoren. Störungen können sich zu Krisen ausweiten, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behoben werden. Im Gegensatz zur Krise mit einem ambivalenten Ausgang versteht man unter einer Katastrophe einen Unglücksfall großen Ausmaßes oder einen Zusammenbruch[98]. Katastrophen sind daher eine äußerste Form der Unternehmenskrise.[99]

 

3.2 Krisenarten


 

Aufgrund der verschiedenen Erscheinungen einer Unternehmenskrise, wird an dieser Stelle der Begriff Krise differenziert betrachtet. Hierzu zeigt Abbildung 10 zunächst die in der Literatur vorherrschende Typologisierung des Begriffs Krise.

 

 

Abb. 10: Krisentypologisierung[100]

 

Im Folgenden wird die Einordnung nach Müller aus dem Jahr 1986 erläutert. Diese richtet sich nach den bedrohten Unternehmenszielen und lässt sich in die folgenden Krisenarten unterteilen:[101] (1) Strategische Krise, (2) Erfolgskrise, (3) Liquiditätskrise und (4) Insolvenz. Bei einer Strategischen Krise sind die unternehmenseigenen Erfolgspotentiale bedroht. Es herrscht eine negative Abweichung zwischen der erforderlichen Unternehmensentwicklung und der realistisch erwarteten Entwicklung. Werden Erfolgsziele (Gewinn-, Rentabilitäts-, Umsatzziele) unterschritten, befindet sich das Unternehmen in einer Erfolgskrise. In der Liquiditätskrise drohen Zahlungsunfähigkeit und / oder Überschuldung. Diese Krisenart ist die Folge von zu geringen Gewinnen, die zum Aufbrauchen der Rücklagen geführt haben oder von einer falschen Disposition der Finanzmittel. Andererseits kann die Liquiditätskrise auch durch plötzlichen Preisverfall oder –sprünge (z.B. bei Rohstoffen) hervorgerufen werden. In der Insolvenz ist das Unternehmen bereits illiquide und / oder überschuldet, kann aber gegebenenfalls noch erhalten werden. Kapitel 4 dieser Arbeit bezieht sich jedoch nur auf Krisenunternehmen, die noch nicht in der Insolvenz sind.

 

Wie der in Abbildung 11 gezeigte Krisenverlauf nach Müller zeigt, wird der Zeitraum für Gegenmaßnahmen im Zeitablauf von Strategischer Krise zur Insolvenz immer kleiner.

 

 

Abb. 11: Entwicklung von Unternehmenskrisen[102]

 

Die Länge einer Krise kann unterschiedlich sein. Sie schwankt zwischen lange Zeit andauernden Krisen und kurzen Krisen mit rasanter Entwicklung. Auch die Intensität einer Krise differiert. Da im Zeitablauf die möglichen Gegenmaßnahmen abnehmen, steigen die Anforderungen zur Krisenbewältigung.[103]

 

3.3 Krisenursachen


 

3.3.1 Klassifizierung


 

Um Unternehmenskrisen zu vermeiden und zu bewältigen, ist es nötig, die Ursachen der Krise zu kennen.[104] Krisenursachen sind die Faktoren, die eine Unternehmenskrise auslösen. Da es vielfältige Ursachen gibt, werden diese nach dem Ort des Entstehens zunächst in exogen und endogen unterteilt.[105] Abbildung 12 zeigt die gesamte Einteilung.

 

 

Abb. 12: Unterteilung der Krisenursachen[106]

 

Exogene Ursachen beruhen auf Veränderungen in der Umwelt des betroffenen Unternehmens. Überbetriebliche Ursachen entsprechen einer makroökonomischen Betrachtung der Gesamtumwelt. Zwischenbetriebliche Ursachen beziehen sich mikroökonomisch auf die Branche des Unternehmens. Als häufigste endogene Krisenursache gilt die Managementkrise aufgrund eines inkompetenten Managements.[107]

 

Häufig führt nicht eine Ursache isoliert zu einer Unternehmenskrise, was als Multikausalität bezeichnet wird.[108] Hinzu kommen noch Mehrstufigkeit und Multilokalität von Krisenursachen. Mehrstufigkeit beschreibt die Idee, dass Krisenursachen eine mehrstufige Konstellation von Ursache und Wirkung sind. Multilokalität ist gegeben, wenn Ursachen mehrerer Entstehungsorte zu einer Krise führen.[109]

 

3.3.2 Häufigste Krisenursachen


 

Endogene Krisenursachen

 

Die beiden wichtigsten endogenen Krisenursachen sind Führungsfehler und eine nicht ausreichende Eigenkapitalausstattung. Unternehmenskrisen allein auf Führungsfehler zurückzuführen, ist eine zu undifferenzierte Betrachtung, da alle Krisen mit Führungsfehlern behaftet sind. Außerdem widerspricht diese Argumentation den eingangs geschilderten Prinzipien der Multikausalität und der Multilokalität. Führung ist gleichzeitig ein Prozess und eine Institution. Der Prozess der Führung beinhaltet die Tätigkeit selbst inklusive Willensbildung und das Durchsetzen des Willens im Kontakt mit anderen. Planung, Kontrolle und...

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