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Rechtsformen von Profifußballklubs. Eine ökonomische Betrachtungsweise

Eine ökonomische Betrachtungsweise

AutorMichael Will-Voß
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2004
Seitenanzahl143 Seiten
ISBN9783638266116
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich BWL - Investition und Finanzierung, Note: 1,7, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (FHTW), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Klubs der Fußball-Bundesliga haben Probleme bei der Finanzierung von guten Spielern, weil sie mit finanzkräftigeren Klubs aus Spanien, England, Italien konkurrieren müssen. Die Ursache für diese Probleme liegt zum einen in dem branchentypischen Problem, vornehmlich mit risikobehafteten Humankapital zu arbeiten. Eine zweite Ursache ist oftmals aber auch in Verfassungsdefiziten der Klubs, sprich ihrer Rechts- und Wirtschaftsform, begründet. Diese daraus resultierenden verhaltensbedingten Risiken sind verantwortlich für extrem hohe (Spieler-)Ausgaben und Vorbehalte der Investoren, Kapital für eine Spielerinvestition aufzubringen. Ziel dieser Arbeit ist es daher, die Klubverfassungen auf ihren wirtschaftlichen Nutzen hin zu überprüfen und darauf aufbauend werden den Klubs Lösungsvorschläge unterbreitet. Mit Hilfe der unterschiedlichen Rechtsformen lassen sich Lösungskonzepte für die angesprochenen Defizite erarbeiten, die allerdings auch ihrerseits Probleme aufwerfen können. Daher ist es notwendig, die Risiken und Chancen der rechtlichen und wirtschaftlichen Gestaltungsformen gegeneinander abzuwägen. Nach dem einleitenden Kapitel befasst sich das zweite Kapitel mit der Ausgangslage der Profiklubs in Deutschland. Des Weiteren werden einige Probleme der Fußballunternehmen und ihre Folgen vorgestellt, welche die Grundlage für die weiteren Untersuchungen bilden. Im dritten Kapitel folgt der Vergleich des eingetragenen Vereins mit einer Fußballkapitalgesellschaft. Dabei werden exemplarisch vier entscheidende Kriterien untersucht. Den Schwerpunkt nimmt hierbei das Merkmal der Finanzierung ein. Im vierten Kapitel werden dann Besonderheiten sowohl der einzelnen Rechtsformen als auch eines Börsengangs erörtert. Hierbei werden die Vor- und Nachteile bewertet und Lösungsvorschläge für die Fußballunternehmen unterbreitet. Dies geschieht unter anderem mit der Hilfe standardisierter Interviews, die mit Klubvertretern geführt wurden. Schließlich folgt im letzten Kapitel ein Ausblick, in dem eine alternative Finanzierungsquelle, in Form der ABS-Transaktion, vorgestellt wird.

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Leseprobe

2 Rahmenbedingungen des Fußballmarkts


 

Im Folgenden wird sowohl das rechtliche als auch das wirtschaftliche Umfeld auf dem europäischen Fußballmarkt betrachtet. Dies dient zur Einordnung des deutschen Fußballmarkts innerhalb Europas. Auch werden einige unterschiedliche, spezifische Problemfelder von Fußballklubs angesprochen. Damit wird deutlich, dass Fußballklubs spezielle Risiken tragen, die eine branchenspezifische Betrachtungsweise notwendig machen. So können Fußballunternehmen nur in Kooperation miteinander überleben, weil sie über einem Ligawettbewerb ihre Erlöse generieren. Dennoch stehen sie gleichzeitig in einem Konkurrenzkampf, der kaum in einer anderen Branche erreicht wird.

 

2.1 Übersicht zum europäischen Fußballmarkt


 

Derzeit werden 36 Aktien von Fußballunternehmen aus sieben Ländern - Großbritannien, Italien, Dänemark, Niederlande, Portugal, Türkei und Deutschland - an den Börsen Europas gehandelt.[4] Von diesen Unternehmen notieren aktuell nur drei Aktien über ihrem Ausgabepreis - eine bedenkliche Negativbilanz. Die jüngsten Fußballkapitalgesellschaften, die den Schritt an die Börse trotz eines immer noch schwierigen Marktumfeldes gewagt haben, sind mit Juventus Turin, Besiktas und Galatasaray Istanbul bekannte Marken im Fußballgeschäft.[5] Weitere bekannte börsennotierte Klubs, auf die im weiteren Verlauf der Arbeit nicht genauer eingegangen wird, sind z. B. Celtic Glasgow, Bröndby Kopenhagen, Ajax Amsterdam oder der FC Porto. Im Folgenden werden die drei Topligen des europäischen Auslands - England, Italien und Spanien - ausführlich vorgestellt:

 

In England, sind alle Profiklubs der ersten drei Ligen als Kapitalgesellschaften entweder in der Form der „Private Limited Company (Ltd.)“ - gleichzusetzen einer deutschen GmbH - oder in der Form der „Public Limited Company (PLC)“, dem Pendant zur deutschen AG, organisiert. Auch in Sachen Going Public ist England Spitzenreiter. Derzeit sind 21 Fußballunternehmen in England börsennotiert und natürlich stammt auch der erste Börsengang einer Fußballkapitalgesellschaft aus dem Mutterland des Fußballs.[6] Im Oktober 1983 betrat Tottenham Hotspur das Parkett der Londoner Börse.[7] Auch der mit Abstand größte Erfolg eines Going Public`s von Fußballunternehmen ist in England zu finden. Sowohl wirtschaftlich, sportlich als auch in der Aktienkursentwicklung ist Manchester United das herausragende Beispiel für einen erfolgreichen Börsengang. So kann der Klub wirtschaftlich eindrucksvolle Bilanzen vorzeigen, die globale Verzweigungen bis in den asiatischen Markt nachweisen. Sportlich gesehen ist Manchester United mit 9 nationalen Titeln in den letzten 10 Jahren und dem Gewinn der Champions League ebenfalls eine renommierte Adresse in Europa. Die Aktienkursentwicklung ist die Erfolgreichste eines Fußballklubs und übertrifft auch den Euro Stoxx 50 klar.[8]

 

In Italien sind die Klubs bereits seit 1966 Kapitalgesellschaften. Auch die Pläne für ein Going Public existieren bereits seit einigen Jahren. Schließlich betrat Lazio Rom im Mai 1998 als erster italienischer Fußballklub das Mailänder Parkett. Insgesamt sind drei Klubs aus der Serie A, der höchsten Spielklasse Italiens, börsennotiert, neben Lazio Rom sind das der AS Rom und Juventus Turin.[9] Die Börsengänge beider römischen Klubs sind differenziert zu bewerten. Sportlich gesehen haben sich beide Vereine durch teure, namhafte Spielerzugänge in der Spitze etablieren können. Wirtschaftlich gesehen stehen aber beide Klubs vor dem Ruin. Dies wurde im Lizenzierungsverfahren 2002/2003 deutlich, als beiden Klubs die Lizenz entzogen wurde und erst im letzten Moment die Spielgenehmigung wieder erteilt wurde. Insgesamt muss dem italienischen Profifußball wirtschaftlich ein schlechtes Zeugnis ausgestellt werden. Durch die höchste Personalaufwandsquote aller Topligen Europas von durchschnittlich 75 % steht die Liga vor dem finanziellen Kollaps.[10] Mit dem AC Florenz musste im Jahr 2002 eine „Topadresse“ des italienischen Fußballs Insolvenz anmelden.[11] Darüber hinaus verzögerte sich der Ligastart in der laufenden Spielzeit 2003/2004 aufgrund eines Streiks wegen der Verteilung der dezentral vermarkteten Fernsehrechte um einige Wochen. Es sind also einschneidende Restrukturierungsmaßnahmen dringend notwendig.

 

In Spanien sind die meisten Fußballklubs aufgrund einer staatlichen Verordnung in Kapitalgesellschaften umgewandelt worden. Voraussetzung für einen Börsengang ist aber, dass mindestens drei Jahresabschlüsse offengelegt werden müssen, bevor ein IPO möglich ist. Da dies bisher kein Klub gemacht hat, ist auch in naher Zukunft nicht mit einem Börsengang einer spanischen Fußballkapitalgesellschaft zu rechnen. Wirtschaftlich gesehen stellt die hohe Verschuldungsquote der etablierten Fußballklubs, wie Real Madrid oder FC Barcelona, ein Problem dar.[12]

 

2.2 Rechtliche Historie in Deutschland


 

Während im europäischen Ausland, insbesondere im Mutterland des Fußballs England zahlreiche Fußballklubs den Schritt in neue rechtliche Organisationsformen längst vollzogen haben und seit langem die Wertentwicklung von Fußballunternehmen auf Kurszetteln ablesbar ist, hielt man in Deutschland bis 1998 am Idealbild aktiver, sportlich interessierter Menschen - dem eingetragenen gemeinnützigen Verein - als einzig zulässiger Organisationsform für das „Unternehmen Fußball“ fest.[13]

 

Sowohl der wirtschaftliche Druck - der deutsche Vereinsfußball verlor zusehends an Einfluss im europäischen Vergleich[14] und der Schuldenberg der Bundesligisten wuchs ständig - als auch die juristische Kommentierung, die bereits seit langem von einer Rechtsformverfehlung der Bundesligavereine als gemeinnützige, eingetragene Vereine sprach, ließen den DFB im Oktober 1998 handeln. Auf seinem Bundestag[15] veränderte der DFB seine Statuten für den lizenzierten Profi-Fußball weitreichend. Seitdem dürfen neben den eingetragenen Vereinen auch Kapitalgesellschaften in der Fußball-Bundesliga spielen und damit eine Fußballlizenz des DFB erwerben.[16] Zu den Kapitalgesellschaften zählen gemäß HGB die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), die Aktiengesellschaft (AG) und die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Auch die Sonderformen der KGaA – die GmbH & Co. KGaA und die AG & Co. KGaA - sind als Rechtsformen für den Träger einer Fußball-Bundesliga-Lizenz zugelassen. Als Einschränkung hat der DFB in seinem „Eckwertpapier“ beschlossen, dass der Mindestanteil der Stimmrechte des Muttervereins grundsätzlich 50 % plus eine Stimme betragen muss. Der Mutterverein muss also eine beherrschende Stellung in der Fußballkapitalgesellschaft  einnehmen.[17]

 

Bei einer KGaA muss der Mutterverein zur Sicherung seines Einflusses selbst der Komplementär oder der 100 % Eigentümer einer zwischengeschalteten GmbH sein.[18] Eine Minderheitsbeteiligung des Altvereins an der ausgegliederten Kapitalgesellschaft wird bei der KGaA gestattet, weil der Komplementär unabhängig von der Höhe der Kapitalanteile der Kommanditisten die Stimmrechte in der ausgegliederten Lizenzspieler-Fußballabteilung innehat.[19]

 

Eine weitere Ausnahme wird vom DFB zugelassen, wenn eine mindestens zwanzigjährige Vertragsbeziehung zwischen Klub und Sponsor besteht. In diesem Fall darf der Sponsor die beherrschende Stellung einnehmen. Dies ermöglicht der Bayer AG, 100% an der Bayer Leverkusen GmbH zu halten.[20] Auch die Volkswagen AG ist zu 50% an der VFL Wolfsburg Fußball-GmbH beteiligt.[21]

 

2.3 Aktuelle wirtschaftliche Situation der Fußballklubs in Deutschland


 

Während in der Vergangenheit der deutsche Fußballmarkt häufig als ein boomender Markt mit steigenden Einnahmen charakterisiert werden konnte, hat sich auch der Fußballmarkt der  schlechten wirtschaftlichen Gesamtlage nicht entziehen können. Vor allem die Pleite der Kirch-Gruppe und die damit verbundene Neuaushandlung der Fernsehverträge hat ein großes Loch in die Etats vieler Bundesligaklubs gerissen. Anstatt der ehemals vertraglich vereinbarten 360 Mio. Euro für die Bundesliga-Saison 2003/2004 erhalten die 36 Profivereine nur noch 290 Mio. Euro.[22] Während dies bei den großen Vereinen nur einen kleinen Prozentsatz der Einnahmen ausmacht, weil sie mit Einnahmen aus den europäischen Wettbewerben, Sponsoring und Merchandising bis zu  80 - 90 % ihres Etats verdienen, trifft es die kleinen und mittleren Profiklubs besonders hart und erhöht die wirtschaftliche Schieflage in der Liga. Klubs wie etwa...

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