Bachelorarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,3, Universität Stuttgart (Abteilung für Germanistische Mediävistik), Veranstaltung: Bachelorarbeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Heutzutage ist es sehr schwierig noch etwas über den ?Parzival? Wolframs von Eschenbach zu schreiben, angesichts der Vielzahl an Büchern und Aufsätzen, die in den Regalen der unzähligen Bibliotheken ihren Platz haben. Dennoch ist es faszinierend, wieviel dieser Roman zu bieten hat. Es ist der wunderbarste Roman des Mittelalters, der eines der großen Mysterien auch noch unserer Gegenwart zum Gegenstand hat: den Gral. 'Er ist - in all seinen Formen - Ausdruck einer schöpferischen Einbildungskraft, die jedoch die höchsten Ansprüche an religiöse Ideale und religiöses Erleben stellt.' Es ist außerdem die Geschichte des tumpen Parzival, der von seiner Mutter in Narrenkleidung in die Welt hinausgeschickt wird; der viel Mühe und Leid auf sich nimmt während der langen Suche nach dem Gral und zu sich selbst. Obwohl noch jung, erwartet man von Parzival viel, als er zur Gralsburg Munsalvaesche gelangt. Aus Unwissenheit begeht er seinen größten Fehler, welchen er jahrelang aus der Welt zu schaffen versucht. Die zentrale Fragestellung meiner Arbeit lautet daher: wie kommt es zu diesem Versäumnis? Was ist entscheidend dafür, dass Parzival die bedeutende Frage nicht stellt? Liegt es tatsächlich an dem mangelnden Mitleid, was die Forschungsliteratur aus den 1950er Parzival zuzuschreiben versuchte oder hat dieses Versäumnis einen größeren Stellenwert? Um darauf antworten zu können, wird im ersten Teil meiner Arbeit der Lebensweg des Protagonisten untersucht, auf welchem er immer wieder auf Menschen trifft, die ihn Dinge lehren, welche ihm von seiner Mutter vorenthalten wurden. Wichtig für seine Entwicklung sind die Erkenntnisse, die er über die Genealogie seiner Eltern, über sein Erbe und seine Vorbestimmung, Gralskönig zu werden, gewinnt. Im zweiten Teil der Arbeit wird die heranwachsende Herrscherfigur Parzival und die Figur seines Onkels und Vorgängers Anfortas mit der Lehre der ?Zwei Körper des Königs? von Ernst H. Kantorowicz verbunden. Diese erklärt zunächst, inwiefern ein König einen sterblichen und einen unsterblichen Körper besitze. Der unsterbliche Körper nimmt die Form der königlichen Insignien an, die an den Nachfolger weiter vererbt werden. Zudem vereint ein mittelalterlicher Herrscher Aspekte von Weltlichem und Geistlichem. Genau danach strebt Parzival: nachdem er weltlichen Erfolg erbrachte, wird ihm klar, dass dies nicht sein Ziel ist. [...]
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