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Prävention von Stimmstörungen bei Berufssprechern. Ein situationsspezifisches Gruppentraining

Entwicklung, Durchführung und Evaluation

AutorInes Klämbt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl87 Seiten
ISBN9783638390637
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,0, HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen (Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit), 24 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Viele Berufsgruppen sind auf den täglichen Einsatz ihrer Stimme angewiesen. Für diese Berufssprecher ergeben sich gravierende Probleme, wenn ihnen das 'Arbeitswerkzeug Stimme' durch Sprechanstrengung, Heiserkeit und verminderte Belastbarkeit nicht mehr zur Verfügung steht. Um diese Stimmprobleme künftig zu vermeiden, sollte frühzeitig durch Fachpersonen interveniert werden. Ziel der vorliegenden Bachelor-Arbeit war die Beantwortung der Frage, ob ein präventives Stimmtraining in einer Gruppe von Berufssprecherinnen durchführbar ist und ob es eine stimmliche Verbesserung für die Teilnehmerinnen bewirkt. Deshalb wurde ein Präventionskurs nach der Methode des situationsspezifischen Ansatzes durchgeführt und evaluiert. Im Rahmen dieser Studie wurden die Effekte des Stimmtrainings mit einer objektiven Messmethode (Stimmfeldanalyse) untersucht. Die Stimmleistung der Versuchsgruppe wurde zu drei Zeitpunkten gemessen: Vor Beginn der Behandlung, nach ihrem Abschluss und als follow up Messung zwei Monate später. Außerdem wurden subjektive Messmittel verwendet, um mehrdimensionale Ergebnisse zu erhalten. Es handelte sich um drei Fragebögen: Der Voice Handicap Index ermittelte die aktuell empfundene stimmliche Behinderung der Testpersonen im Prä-Post-Design. Der zweite Fragebogen (zum Stimmgebrauch) wurde als Lernzielkontrolle eingesetzt, um die Veränderung des Stimmverhaltens, ebenfalls im Vorher-Nachher- Vergleich, darzustellen. Eine abschließende Teilnehmerbefragung diente zur Evaluation der Teilnehmerzufriedenheit hinsichtlich des Stimmtrainings. Der Präventionskurs ergab für die Probandinnen eine Verbesserung der Stimmleistung. Neben theoretischen Kenntnissen über die Stimme und ihren anstrengungsfreien Einsatz im Berufsalltag führte das Seminar insbesondere zu einer erhöhten Sensibilität im Umgang mit der Stimme. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Prävention ein Handlungsfeld und Forschungsgebiet ist, in dem Logopäden ihr Fachwissen einsetzen können. Die Forderung an Logopäden, sich neue Tätigkeitsbereiche zu erschließen stellt sich insbesondere durch die Ressourcenallokation in unserem Gesundheitswesen. SCHLÜSSELWÖRTER: Prävention, Stimmstörungen, Berufssprecher, situationsspezifisches Gruppentraining, Evaluation, Prä-Post-Design, erweiterte Tätigkeitsbere

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3 Die Evaluation


 

Evaluation bietet mehrere Vorteile. Sie dient der Forschung, weil sie den Wissensumfang erweitert. Sie dient der Kontrolle, ob durchgeführte Maßnahmen erfolgreich waren, und ist somit wichtiger Bestandteil des Planungs- und Entscheidungsprozesses. Evaluation bietet schließlich die Chance der Weiterentwicklung, so dass Möglichkeiten zur Qualitätsverbesserung geschaffen werden. Grundlegend sollte sie an wissenschaftlichen Standards orientiert sein (vgl. Stöckmann-Bosbach, SS 2004, S.5).

 

Es stehen heute unterschiedliche Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung, mit denen z.B. die Stimme, akustische Effekte und Beschwerden der Patienten erfasst werden können. Diese Untersuchungsmethoden können z.B. herangezogen werden, um einen Vorher-Nachher-Effekt zu verdeutlichen. Die Evaluationsmethoden werden günstiger und benutzerfreundlicher, so dass die Untersuchungen nicht mehr ausschließlich den wissenschaftlichen Forschern vorbehalten bleiben, sondern auch in der Praxis verwendet werden können. In den letzten Jahren hat sich dieser technische Fortschritt immer weiter fortgesetzt und erlaubt eine umfangreichere Evaluation. Beispielhaft können in diesem Zusammenhang das RBH-System (zur Beschreibung des Stimmklanges, bezogen auf Rauigkeit, Behauchtheit und Heiserkeit), der Voice Handicap Index (zur Beurteilung der subjektiv empfundenen Stimmbeeinträchtigung) und technisch vereinfachte Qualitätsanalysen der Stimme genannt werden.

 

Die Ressourcenallokation im Gesundheitswesen verlangt aus ökonomischen Gründen, dass zukünftig strengere Maßstäbe im Hinblick auf Qualitätssicherung angelegt werden. Deshalb sind Logopäden, ebenso wie andere Gesundheitsberufe, zunehmend gezwungen, ihre Existenz in einem immer kostspieliger werdenden Gesundheitssystem zu rechtfertigen. Für diese Existenzsicherung sind adaptive Verhaltensstrategien notwendig. Es sind neue Werte entstanden, die mehr Effektivität, Qualität, Patientenbezogenheit und Transparenz erfordern. Zukünftig wird vermutlich stärker nach Evaluationsmethoden und ihren Outcome-Parametern gefragt, die den Nutzen und die Effektivität der durchgeführten Maßnahmen messen. Die Behandlung sollte den neuesten Erkenntnissen entsprechen und für den Patienten den größtmöglichen Nutzen beinhalten. Ein regelmäßiger Vergleich der Behandlungsformen und das Hinterfragen der gewählten Methode sind erforderlich.

 

Kern dieser Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung ist die Klientenfokussierung, denn der Patient spielt die wichtigste Rolle im therapeutischen Prozess. Im Vordergrund sollte deshalb immer seine Lebensqualität stehen, unabhängig davon, ob sein Zustand in palliativer Hinsicht erhalten oder im kurativen Sinne verbessert werden soll. Künftig wird dem Patienten mehr Verantwortung und Partizipation abverlangt werden als in der Vergangenheit. Er soll in der Lage sein, sich zu informieren und Vergleiche von Behandlungsmethoden anzustellen. Hierbei wird er von den Fachpersonen unterstützt. Diese Integration und Mitverantwortung des Patienten in seine individuelle Behandlung wird sich vielleicht auch dadurch intensivieren, dass seine finanzielle Eigenbeteilung zunimmt und er dementsprechend qualitativ hochwertige Leistung fordert. Neben den wissenschaftlichen und patientenorientierten Gründen existieren folglich auch finanzielle Aspekte. Laut Carding werden die Anbieter von Leistungen gewählt, welche die größtmögliche Effektivität ihrer Maßnahmen vorweisen können. Er hält es für möglich, dass nicht-evaluierte Programme von den Kostenträgern, wie z.B. den Krankenversicherungen, nicht übernommen werden (vgl. Carding, 2000, S.2). Dies bestätigend fordern auch die Spitzenverbände der Krankenkassen zweckmäßige Verfahren zur Sicherung der Angebotsqualität, zur Dokumentation und zur Erfolgskontrolle. Nur mit diesen Mitteln wird die nötige Transparenz erreicht, um überprüfen zu können, ob die gesetzten Ziele erreicht worden sind (vgl. http://www.vdak.de/download/leitfaden_20_sgbv_12_09_2003.pdf).

 

Das Ziel der hier vorgestellten Evaluation liegt darin herauszufinden, ob ein präventives Stimmtraining bei einer Gruppe von vier Berufssprecherinnen durchführbar ist und ob sich eine stimmliche Verbesserung für die Teilnehmerinnen ergibt.

 

Das Evaluationsdesign ist demzufolge eine Vorher-Nachher-Untersuchung, welche von der Autorin (Logopädin) vorgenommen wird.

 

Evaluationsgegenstand ist das Stimmtraining, welches innerhalb von fünf Wochen durchgeführt und anschließend bezüglich seiner Wirkung/Outcome untersucht wird.

 

Diese summative Ergebnisevaluation soll einerseits der Berufsgruppe der Logopäden dienen, um künftig in neuen Handlungsfeldern tätig zu werden. Andererseits wäre ein positiver Effekt, Kostenträger auf die Vorteile einer Prävention aufmerksam zu machen. Dies könnten Arbeitgeber sein, die „Vielsprecher“ beschäftigen und um die Wichtigkeit der Stimme als Arbeitswerkzeug wissen. Es könnte sich aber auch um Krankenkassen handeln, die sich von evaluierten Programmen überzeugen lassen und die Kosten für einen Präventionskurs anteilig oder vollständig übernehmen. Dies ist in der Physiotherapie z.B. für Rückenschulung oder für Ernährungskurse bereits Realität.

 

Erfolgskriterien bilden für diese Evaluation die Fragebögen und die Stimmfeldmessungen. Bei den subjektiven Messverfahren handelt es sich um den Voice Handicap Index, eine Lernzielkontrolle (Fragebogen zum Stimmgebrauch) und eine abschließende Teilnehmerbefragung (Feedbackfragebogen). Die Stimmfeldmessungen zählen zu den objektiven Messmethoden. Diese sowie Voice Handicap Index und Lernzielkontrolle dienen dem Prä-Post-Vergleich.

 

Die Evaluation des präventiven Stimmtrainings beginnt bzw. endet mit der schriftlichen Befragung der Probandinnen und den Stimmfeldmessungen unmittelbar vor bzw. nach dem Seminar. Eine follow up Stimmfeldmessung, acht Wochen nach Seminarende, bildet als Langzeitmessung die abschließende Evaluationsmaßnahme.

 

Die Methode des Stimmtrainings erfolgt nach dem situationsspezifischen Ansatz, dessen Stärken und Schwächen bereits in Kapitel 2.5 beschrieben sind.

 

3.1 Die Methode der Stimmfeldmessung


 

Ein reflektierter Therapeut wird sein Handeln, hier die Durchführung seines Präventionskurses, evaluieren. Durch den Nachweis positiver Effekte seiner Behandlung trifft er eine wichtige Maßnahme zur Qualitätssicherung. Hierzu gehören neben der Verwendung subjektiver Messmethoden (z.B. Ratings der entsprechenden Zielgruppe) auch die objektiven Untersuchungsverfahren (z.B. akustische Stimmanalysen). Für optimal erachtet Carding die Kombination aus akustischen Messungen und perzeptiven Beurteilungsskalen: “Finally, acoustic measures should not be used in isolation. They are powerfull tools if used in conjunction with other measures, such as auditory perceptual ratings or video- stroboscopic observations” (vgl. Carding, 2000, S.62).

 

Der Einsatz eines objektiven Messinstruments zur Ermittlung der Effekte des Präventionskurses ist äußerst sinnvoll, denn es erzielt mehr Beweiskraft als die ausschließliche Verwendung subjektiver Messmittel.

 

Eine Stimmfeldmessung gehört zu den objektiven Messmethoden. Sie ist als unabdingbares Instrument wichtig für die Dokumentation und für den Effektivitätsnachweis einer Behandlung (vgl. Beushausen; Haug, 2004, S.138 f.). Durch sie lässt sich die Stimmdynamik in Abhängigkeit von der Stimmtonhöhe darstellen. Innerhalb eines Koordinatenkreuzes, mit Angabe des Schalldruckpegels in Dezibel (dB) auf der Ordinate und Angabe der Frequenz in Hertz (Hz) auf der Abszisse, werden die Piano- und die Fortekurve über den gesamten Tonhöhenumfang angegeben. Begonnen wird mit der leisesten Stimmproduktion über den gesamten stimmlichen Dynamikbereich.

 

Anschließend wird die Fortekurve vom tiefsten bis zum höchsten Ton erhoben. Die konventionelle Messung erfolgt mittels Klavier oder Keyboard, möglich ist auch die Stimmfeldmessung auf PC-Basis. Da anhand der gemessenen Schalldruckwerte nicht erkennbar ist, ob es sich um harmonische Schallanteile oder um Geräusche handelt, sind Aussagen über die Stimmqualität nicht möglich. Jedoch lassen sich Einschränkungen des Stimmumfanges feststellen, Tonlücken, Intensitätsverminderungen und Verlagerung des Stimmumfanges in höhere oder tiefere Frequenzbereiche. Darüber hinaus zeigen sich hypofunktionelle Stimmen eingeschränkt steigerungsfähig, sind stimmlich gering belastbar. Hyperfunktionelle Dysphonien weisen keine Einschränkung in der Stimmdynamik auf (vgl. Wirth, 1995, S.101 f.).

 

Zur Evaluation des durchgeführten Präventionskurses wurde die Methode der Stimmfeldmessung gewählt, da sie ein allgemein anerkanntes Messverfahren in der Phoniatrie darstellt. „Die wichtigste Leistungsmessung der Stimme ist die sog. Stimmfeldmessung (engl.: Phonetogram)“ (Schönweiler; Ptok, 2000, S.319). Die Vorteile einer Stimmfeldanalyse liegen für dieses Projekt darin, dass beispielsweise die verminderte Steigerungsfähigkeit einer Stimme Hinweis auf ihre geringe Belastbarkeit geben kann. Diese Erkenntnis ist sehr wertvoll, da an diesem Projekt Berufssprecherinnen teilgenommen haben, die zwingend auf Stimmbelastbarkeit angewiesen sind. Durch die Stimmfeldanalyse konnten sich somit Befunde ergeben, die die Gestaltung des Präventionskurses beeinflussten. Dem auditiven Eindruck der Stimmen...

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