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Gefühle besser verstehen

Wie sie entstehen Was sie uns sagen Wie sie uns stärken

AutorCornelia Dehner-Rau, Luise Reddemann
VerlagTrias
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783830439561
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Viele Menschen werden immer wieder von unangenehmen Gefühlen wie Selbstzweifel, Angst, Traurigkeit oder Wut, Ekel, Neid geplagt. Basierend auf den neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung, hilft dieser Leitfaden, diese Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und angemessen mit ihnen umzugehen. Der Leser erhält ganz konkrete Anregungen, wie er Auswege aus emotional belastenden Situationen finden und wieder mit sich ins Reine kommen kann - Gefühle sind der Königsweg zum Glück.

Dr. med. Cornelia Dehner-Rau ist Fachärztin für psychotherapeutische Medizin und Psychotherapie. Seit 2001 arbeitet sie an der Klinik für psychotherapeutische und psychosomatische Medizin des evangelischen Krankenhauses Bielefeld. Dr. med. Luise Reddemann leitete lange Jahre die Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin am Johannes-Krankenhaus in Bielefeld. Sie ist eine der Pionierinnen der Trauma-Therapie in Deutschland.

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Leseprobe
Intuition oder das Geheimnis der guten Wahl (S. 21-22)

Tagtäglich treffen wir eine Unmenge von Entscheidungen, die meisten davon unbewusst. Das heißt nicht, dass wir einfach unseren Trieben oder niederen Instinkten folgen. Im Gegenteil: Wir schöpfen aus unserem riesigen Erfahrungs- und Wissensschatz, der uns lehrt, wie die Welt funktioniert. Auch wenn uns weit über 90 % dieser Prozesse nicht bewusst sind, bewegt sich dieser ?siebte Sinn? auf einer hohen Ebene unseres Gehirns. Auf seine Intuition verlassen kann sich ein Mensch, der durch einen offenen Geist und Körper Erfahrungswissen aufgenommen hat. Mit zunehmender Übung werden Prozesse automatisiert, so funktionieren viele Abläufe im Alltag (zum Beispiel Fahrrad- oder Autofahren, vertraute Wege, Rituale).

Können Sie sich vorstellen, wie kompliziert es wäre, wenn Sie erklären müssten, wie das Laufen funktioniert? Da wir immer nur eine begrenzte Anzahl von Reizen aufnehmen und verarbeiten können, hat das Gehirn im Laufe der Jahrtausende eine Methode entwickelt, um den Denkapparat zu entlasten. Um seine Leistung möglichst effektiv einzusetzen, leitet das Gehirn die wenigsten Vorgänge ins Großhirn weiter, wo diese bewusst bearbeitet als Entscheidungsvorlagen wieder ans Unbewusste zurückgegeben werden. Alles, was keiner besonderen Aufmerksamkeit mehr bedarf, wie zum Beispiel der vertraute Weg zur Arbeit, prozessiert das Gehirn möglichst auf unterster Ebene und ohne überhaupt die denkende Großhirnrinde einzuschalten. Das spart enorm Energie.

Die besten Entscheidungen werden oft unbewusst getroffen


Die Intuition beruht auf einer Ahnung, dass eine bestimmte Entscheidung richtig oder falsch sein könnte, ohne dass wir dafür genaue Gründe benennen können. Anders als bei der Bauchentscheidung handelt es sich bei der Intuition um eine Art von Einsicht, die allerdings nicht durch systematisches Denken entsteht. Sie kennen sicher die Situation, dass Sie lange vergeblich über etwas nachdenken und es dann womöglich vergessen. Irgendwann fällt Ihnen scheinbar wie aus heiterem Himmel die Lösung ein.

Überlässt man das Denken dem Unbewussten, trifft man oft die beste Entscheidung. Die Empfehlung, vor dem Treffen wichtiger Entscheidungen eine Nacht darüber zu schlafen, hat sich bewährt.
Denn in dieser Zeit sortiert unser Unbewusstes in aller Ruhe die Argumente. Nicht selten kommen gute Ideen in einem Zustand der Muße.

Wie lässt sich das erklären?


Die Informationsverarbeitung in unserem Gehirn erfolgt nicht nur auf der Ebene des Bewusstseins, sondern auch auf der Ebene des Vorbewussten. Dazu gehört alles, was uns zwar aktuell nicht bewusst ist, aber schon einmal bewusst war und dann ins Unbewusste abgesunken ist. All unsere Erfahrungen und unser Wissen sind in der Großhirnrinde lokalisiert. Die meisten Inhalte befinden sich jedoch unterhalb der Bewusstseinsschwelle.

Im Vergleich zu dem, was wir bewusst verarbeiten, hat das Vorbewusste eine riesige Kapazität. Von klein auf haben wir eine ungeheure Menge an Eindrücken aufgenommen, auf die wir bewusst oder unbewusst zurückgreifen können. Die Fähigkeit des Vorbewussten zum Problemlösen ist viel größer als die der Vernunft.

Das intuitive Problemlösen geschieht vorbewusst, nicht unbewusst, aber auch nicht nach den Prinzipien des rationalen Denkens. Intuition und Kreativität stehen durchaus im Zusammenhang. Albert Einstein stellte die göttliche Gabe der Intuition über die treuen Dienste des Verstandes. Er beklagte: ?»Es ist paradox, dass wir heutzutage angefangen haben, den Diener zu verehren und die göttliche Gabe zu entweihen«.? Auch der Neurologe Damasio ist davon überzeugt, dass jede Entscheidung einen emotionalen Anstoß braucht und der Mensch aus purem Verstand heraus nicht handeln kann.
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Inhaltsverzeichnis
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