Literarische Sozialisation und Lesesozialisation als Teilbereiche der Mediensozialisation beginnen in der frühen Kindheit. Allgemein ist mit Lesesozialisation jener Prozess gemeint, in dem das Individuum die Kompetenz erwirbt, mit Schriftlichkeit in unterschiedlichen Medien umzugehen. Literarische Sozialisation zielt dagegen auf die Begegnung mit literarischen Texten in Print-, Audio-, AV- und Computermedien; selbstverständlich gehören auch die mündlich übermittelten Texte dazu, seien es Lieder, Sprachspiele oder Kinderreime. Für den Leseeinstieg, der vor der Alphabetisierung beginnt, haben Bilderbücher eine besondere Bedeutung. Kind-Erwachsenen-Dialoge im Elternhaus oder Kindergarten während des gemeinsamen Betrachtens und Vorlesens von Bilderbüchern – auch Bilder müssen erlesen werden – sind nicht nur ein wichtiger Einstieg in die Buchkultur, sondern sie fördern auch die Sprachfähigkeit und die Kompetenz der Bedeutungszuschreibung. Wie wichtig solche Anschlusskommunikationen in der frühen Kindheit und natürlich auch andere Formen der Anschlusskommunikation später in der Schule für den Aufbau einer stabilen Lesemotivation sind, ist inzwischen aus der Forschungsliteratur bekannt. Der Thementeil beginnt mit einem Beitrag von Andreas Hartinger und Susanne Huber, die zentrale Diskussionsstränge der aktuellen Schriftspracherwerbsdidaktik darstellen und anhand empirischer Befunde aufzeigen, was über einen erfolgreichen Leseeinstieg von Kindern bekannt ist. Mit der Rolle und Funktion von Medienverbund-Figuren in Schrifterwerbsprozessen beschäftigt sich Iris Kurse. Erstlesebücher – Einstieg, Übergang oder Zwischentief? ist das Thema von Bettina Oeste, die sich der Entwicklung der Gattung Erstlesebücher widmet und diese sowohl literaturwissenschaftlich als auch literaturdidaktisch betrachtet. Welche Bedeutung Raumstrukturen im Märchen haben und wie diese didaktisch fruchtbar gemacht werden können, verdeutlicht Claudia M. Pecher am Beispiel eines Grimm’schen Märchens. Ein Leseerlebnis der besonderen Art im Kindergarten und in der Grundschule ist die Leselotte, die von Maria T. Rössler vorgestellt wird und zur Nachahmung einlädt. Anregungen für einen gelungenen Anfangsunterricht mit Bilderbüchern stammen von Monika Plath. Antje Sinemus und Krystyna Strozyk stellen ihr mehrsprachiges Vorleseprojekt Mulingula vor. Das Projekt möchte Kinder in ihrer Sprach- und Leseentwicklung gezielt fördern, was über das kindbezogene Vorlesen und die handelnde Auseinandersetzung mit muttersprachlicher Literatur geschieht. Mit den literaturdidaktischen und literaturtheoretischen Prämissen des literarischen Lernens beschäftigt sich Anja Pompe, die auf dieser Basis einen Vorschlag für den Umgang mit Gedichten im Anfangsunterricht unterbreitet. Abschließend zeigt Maik Philipp unter Rückgriff auf zahlreiche internationale Studien auf, wie Wortschatz und Leseverstehen zusammenhängen und wie die Wortschatzarbeit in der Grundschule aufgebaut sein sollte. Im Spektrum geht es um Kooperationsformen von Schulbibliotheken (Karsten Schuldt), um einen Einblick in die Welt der Wiegenlieder (Christiane Schurian-Bremecker) und zuletzt um den Feldherrn Caesar in der Kinderliteratur (Bettina Heck). Editorial von Petra Josting
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