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E-Book

Anleitung zum Widerspruch

Klare Antworten auf populistische Parolen, Vorurteile und Verschwörungstheorien

AutorFranzi Kempis
VerlagMosaik bei Goldmann
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783641230609
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Nie mehr sprachlos!
Sexistische Sprüche bei der Weihnachtsfeier, Impfgegner beim Geburtstagsessen, islamfeindliche Kommentare unter einem Facebookpost - wir alle kennen Situationen, in denen wir mit Halbwahrheiten oder einem problematischen Weltbild konfrontiert werden. Aber was entgegnet man, wenn jemand den Klimawandel leugnet, an die BRD-GmbH glaubt oder an eine jüdische Weltverschwörung? Franzi von Kempis gibt uns fundierte Argumente und sorgfältig recherchierte Fakten an die Hand, die jeder versteht. Damit wir uns sicherer fühlen, um populistischen, unwahren oder hetzerischen Parolen etwas entgegenzusetzen.

+++ Ausgezeichent mit dem Goldenen Blogger 2020 in der Kategorie »Blogger*in mit Buch« +++

Franzi von Kempis lebt und arbeitet als Journalistin in Berlin. Mit dem ironisierten Titel »Die besorgte Bürgerin« hat sie im Netz eine eigene Marke etabliert, die Falschinformationen, Vorurteilen und Hetze mit Videos inhaltlich Kontra bietet.

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Leseprobe

Antworten an Menschen, die den Klimawandel leugnen

  • »Der Klimawandel ist eine Lüge«
  • Argumente aus der Kategorie: Der Mensch sei nicht schuld am Klimawandel
  • Argumente aus der Kategorie: Klimaveränderung habe es doch schon immer gegeben
  • Argumente aus der Kategorie: Klimaforschung sei ungenau und unsicher
  • Argumente aus der Kategorie: Der Klimawandel finde nicht statt
  • Argumente aus der Kategorie: Klimaveränderung sei nicht schlimm
  • Argumente aus der Kategorie: Verschwörungstheorien
  • Zwei grundsätzliche Fragen zur Klimawandel-Leugnung

»Der Klimawandel ist eine Lüge«

Der Klimawandel und der Einfluss des Menschen auf das Klima sind wissenschaftlich bewiesen. Trotzdem behaupten sogar Präsidenten via Twitter das Gegenteil. Trotzdem schreiben Parteien in ihren Programmen dagegen an. Und trotzdem schlägt Schülerinnen und Schülern, die freitags für eine klimapolitische Wende auf die Straße gehen, in Deutschland und überall sonst auf der Welt Unverständnis und sogar Hass entgegen. Deswegen ist es wichtig, sich mit den tatsächlichen Fakten auszukennen, um im Zweifelsfall am Abendbrottisch, im Büro oder im Internet reagieren zu können, wenn wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse in Frage gestellt werden.

Klar, Fakten allein gewinnen keine Diskussion. Erkenntnisse aus der Forschung zeigen, dass man die Argumentationsstrategien der Leugnenden anschauen, erkennen und durchschauen können muss – um selbst nicht darauf reinzufallen. Ein Team um den britischen Psychologen Sander van der Linden fasst das in einem Aufsatz in der Fachzeitschrift Global Challenges so zusammen: »Öffentliche Einstellungen zum Klimawandel können durch ›Impfen‹ wirksam gegen Falschinformationen geschützt werden.«5 Es geht also darum, Menschen mit Informationen über Desinformationsstrategien auszustatten und so gegen diese falschen Argumente immun zu machen.

Doch welche Argumentationsstrategien verfolgen Menschen, die den Klimawandel leugnen? Sie weigern sich, wissenschaftliche Erkenntnisse zu akzeptieren, und versuchen, mögliche Unsicherheiten in Forschungsergebnissen zu dramatisieren. Was die nächste Frage aufwirft: Wie argumentieren Menschen, die wissenschaftliche Erkenntnisse leugnen?6 Zum Beispiel so:

  • Sie berufen sich auf falsche Expertinnen oder Experten. Diese haben entweder nichts mit dem Feld Klimaforschung zu tun oder vertreten eine radikal alternative Meinung zum wissenschaftlichen Konsens.
  • Sie betreiben »Rosinenpickerei« oder »cherry picking«, das heißt, sie suchen sich nur ganz bestimmte Daten heraus, die sie dann als allgemeingültige Beweise anbringen, ohne sie in einen Kontext zu setzen.
  • Sie stellen unerfüllbare Anforderungen an die Forschung.
  • Sie stellen Zusammenhänge falsch dar und ziehen logische Fehlschlüsse aus wissenschaftlichen Tatsachen.
  • Sie vertreten Verschwörungstheorien.7

Wer also die Argumente analysieren will, die sich gegen die wissenschaftliche Evidenz des Klimawandels richten, sollte zunächst schauen, welches Argument aus welcher »Schublade« stammt. (Da es hier (leider) zu weit führen würde, die Vielzahl an Anti-Klimawandel-Argumenten komplett aufzugreifen, muss eine Auswahl genügen. Weitere Informationen, Literaturtipps und Links zu Seiten, die das noch viel ausführlicher machen, finden sich aber im Literaturverzeichnis.8)

Wie diskutiert man online und zwar konstruktiv?

Nicht vergessen: Wir wissen im Netz oft nicht, mit wem wir es zu tun haben. Der erste Eindruck kann täuschen: Anfänglich aggressive Kommentatorinnen oder Kommentatoren können sich auch als umgänglich erweisen, wenn man respektvoll mit ihnen umgeht.

Fragen stellen: Wer fragt, signalisiert Interesse am Gegenüber und am Dialog. Außerdem kann man durch Nachfragen verhindern, sich gegenseitig permanent misszuverstehen: »Wie hast du das gemeint?«

Respektvoll und höflich bleiben: Ruhig bleiben, versuchen, sachlich zu bleiben, nicht beleidigen. Auch wenn man innerlich aufgewühlt ist: Es lohnt sich kurz innezuhalten, bevor man auf einen aggressiven Kommentar antwortet.

Sich nicht provozieren lassen: Beschimpfungen vergiften das Klima und verhärten die Fronten. Man rutscht schnell in eine Rechtfertigungssituation und beantwortet eine verbale Beleidigung ebenfalls mit einer Beleidigung.

Humor: Bei aller Ernsthaftigkeit ist es wichtig, sich den eigenen Humor zu bewahren. Auch mal über sich selbst lachen zu können. Dabei sollte man aber nicht vergessen, trotzdem zu versuchen, einen inhaltlichen Punkt zu setzen. So zeigt man dem Gegenüber auch, dass man ernst zu nehmen ist.

Aufgepasst bei Themenhopping: Man sollte sich immer wieder bewusst machen, was das eigentliche Thema ist und darauf zurückkehren. Sonst zerfasert die Diskussion.

Hinweis: Wer mehr zu diesem Thema wissen will, wird zum Beispiel auch beim Verein #ichbinhier fündig.9

Argumente aus der Kategorie: Der Mensch sei nicht schuld am Klimawandel

»Der menschliche CO2-Ausstoß ist viel zu gering, um Einfluss auf das Klima zu nehmen.«

Wer so argumentiert, macht es sich zu einfach. Und will nicht ganz verstehen, wie der natürliche Kohlenstoffkreislauf funktioniert. Nämlich so: Was in der Natur an Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt wird (zum Beispiel aus Böden oder den Ozeanen), wird auch wieder von ihr absorbiert. Dieser natürliche Kreislauf ist ausgeglichen.

Bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas durch uns Menschen wird ebenfalls CO2 in der Atmosphäre freigesetzt. Korrekt ist: Die Gesamtmenge des natürlich freigesetzten Kohlenstoffdioxids ist sehr groß, und der menschliche Anteil ist, im direkten Vergleich, sehr klein. Korrekt ist aber auch: Der menschliche Anteil kommt auf den natürlichen Kreislauf obendrauf. Die Natur nimmt zwar einen Teil davon auf, der Rest bleibt aber in der Atmosphäre. Deshalb reicht schon ein kleiner menschlicher Anteil an CO2 aus, um dieses natürliche Gleichgewicht zu stören. Man kann sich das wie eine Waage vorstellen: Auf beiden Seiten liegt eine Tonne Gewicht, die Waage ist im Gleichgewicht. Wenn ich aber auf einer Seite auch nur ein Gramm mehr hinzufüge, kippt die Waage. Unsere Atmosphäre war also jahrtausendelang im CO2-Gleichgewicht. Durch die zusätzlich verursachten CO2-Emissionen des Menschen ist sie jetzt nicht mehr ausgeglichen.10 Das bedeutet: Die menschlichen CO2-Emissionen sind zwar im Vergleich zu den natürlichen klein, ihre Wirkung aber ist immens.

Wir wissen, wie viel CO2-Emissionen die Menschen verursachen. Sie können daran berechnet werden, wie viel wir in etwa an Kohle, Öl und Gas verbrennen. Dass die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre zunimmt, zeigen Messstationen weltweit. Zu Beginn der Industrialisierung lag sie bei etwa 280 ppm (parts per million). Seit Beginn der Industrialisierung ist die Konzentration von Kohlenstoffdioxid um mehr als 44 Prozent gestiegen und liegt jetzt bei mehr als 400 ppm. Zum Vergleich: Vorher war sie knapp 10.000 Jahre konstant.11 Dieser Anstieg ist komplett vom Menschen verursacht. Wir wissen außerdem, dass die Natur nur knapp die Hälfte der menschlich verursachten Emissionen aufnimmt und Treibhausgase wie CO2 den natürlichen Treibhauseffekt verstärken.

Wie funktioniert nochmal dieser natürliche Treibhauseffekt (den die meisten von uns vielleicht noch aus der Schule kennen)? Das Sonnenlicht kommt durch die Erdatmosphäre auf die Erde und erwärmt sie. Ein Teil dieser Energie wird von der Erde wieder als langwelligere Strahlen zurück in die Atmosphäre abgegeben. (Wichtiger Punkt: Die langwelligen Strahlen können vom CO2 aufgenommen werden. Das kurzwellige Sonnenlicht hingegen wird von CO2 nicht absorbiert.) Die Atmosphäre umgibt unseren Planeten, sie besteht aus verschiedenen Gasen, unter anderem CO2, also Kohlenstoffdioxid. Diese Schicht hält einen Teil der langwelligen Strahlung auf und schickt sie wieder zurück. Das wärmt die Erde zusätzlich.

Ohne den natürlichen Treibhauseffekt wäre die Erde von Eis überzogen. Er wirkt also wie eine Schutzschicht. Das Problem entsteht erst, wenn immer mehr CO2 in die Atmosphäre gelangt – und genau da kommt der Mensch ins Spiel. Wir verbrennen immer mehr, produzieren immer mehr CO2-Emissionen, die CO2-Schicht in der Atmosphäre wird immer dichter, immer mehr Sonnenstrahlen werden »gespeichert«: Die Erde wird immer wärmer.

Ein weiterer beliebter Trick von Menschen, die den Klimawandel leugnen oder herunterspielen wollen: Sie fragen nach dem Anteil des CO2 in der Atmosphäre. Die richtige Antwort ist: 412 ppm, das sind dann umgerechnet etwa 0,04 Prozent (4 Moleküle pro 10.000 Moleküle). So eine Zahl nutzen Menschen, die den Klimawandel leugnen, gerne als Suggestivbeispiel: »Guck...

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