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E-Book

Anwendungen der Medizinischen Psychologie

Reihe: Enzyklopädie der Psychologie

VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl748 Seiten
ISBN9783840905780
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis169,99 EUR
Band 2 der Enzyklopädieserie 'Medizinischen Psychologie' stellt unter Anwendungsaspekten aktuelle Befunde aus der Psychologie, die in der Medizin und in der Gesundheitsversorgung von Relevanz sind, vor. Die Autorinnen und Autoren behandeln in den verschiedenen Beiträgen aus psychologischer Sicht u.a. die Arzt-Patient-Beziehung, interprofessionelle Kooperation und ärztliche Gesprächsführung. Weitere Kapitel befassen sich mit medizinpsychologischen Interventionen wie Patientenschulungen, Psychoedukation und Interventionen bei Angehörigen. Arbeitsfelder mit besonderer medizinisch-psychologischer Relevanz, wie medizinische Eingriffe, Reproduktionsmedizin, Krebs- und Diabeteserkrankungen sowie ausländische Patienten, werden ebenso diskutiert wie Qualitätssicherung und Evaluation. Das Buch vermittelt Ärzten, Vertretern der Pflegeberufe sowie anderer im Gesundheitswesen tätigen Personen medizinpsychologisches Wissen und Hinweise für den praktischen Umgang im medizinischen Alltag.

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Kapitelübersicht
  1. Anwendungen der Medizinischen Psychologie
  2. 1. Kapitel: Diagnoseaufklärung, Information und Entscheidung über Behandlungen – Patientenbeteiligung und partizipative Entscheidungsfindung
  3. 2. Kapitel: Schwierige Gesprächssituationen in der Arzt-Patient-Interaktion
  4. 3. Kapitel: Interprofessionelle Teamarbeit und Teamentwicklung
  5. 4. Kapitel: Sozialisation und Rolle des Arztes
  6. 5. Kapitel: Arbeits- und Organisationspsychologie in der Medizin – Das Beispiel Krankenhaus
  7. 6. Kapitel: Prävention und Gesundheitsförderung
  8. 7. Kapitel: Patientenschulung und Psychoedukation
  9. 8. Kapitel: Angehörigeninterventionen bei somatischer Krankheit
  10. 9. Kapitel: Psychosoziale Aspekte des Gesundheitsmonitorings
  11. 10. Kapitel: Internetbasierte Gesundheitsinterventionen
  12. 11. Kapitel: Medizinische, psychologische und soziale Aspekte der prädiktiven Diagnostik in der Humangenetik
  13. 12. Kapitel: Abschied am Beginn des Lebens – Verluste in der Schwangerschaft
  14. 13. Kapitel: Reproduktionsmedizin im medizinpsychologischen und medizinsoziologischen Kontext
  15. 14. Kapitel: Notfall- und Intensivmedizin
  16. 15. Kapitel: Transplantationspsychologie
  17. 16. Kapitel: Palliativmedizin – Eine Antwort auf die Herausforderungen von Sterben und Tod heute
  18. 17. Kapitel: Psychologische Aspekte bei Krebserkrankungen
  19. 18. Kapitel: Psychologische Aspekte in der Kardiologie
  20. 19. Kapitel: Schmerz aus medizinpsychologischer Perspektive
  21. 20. Kapitel: Psychologische Aspekte bei Diabetes mellitus
  22. 21. Kapitel: Psychologische Aspekte bei Schilddrüsenerkrankungen
  23. 22. Kapitel: Psychologische Aspekte bei Adipositas und Fettstoffwechselstörungen
  24. 23. Kapitel: Interkulturalität in der gesundheitlichen Versorgung
  25. 24. Kapitel: Evaluation und Qualitätssicherung: Die Anwendung wissenschaftlicher Prinzipien in der Gesundheitsversorgung
  26. 25. Kapitel: Forschungskonzepte und methodische Beratung in der Medizinischen Psychologie
  27. Autorenregister
  28. Sachregister
Leseprobe
5. Kapitel Arbeits- und Organisationspsychologie in der Medizin – Das Beispiel Krankenhaus (S. 113-114)
Hans-Wolfgang Hoefert †

1 Einleitung

Im Mittelpunkt des Interesses der Arbeits- und Organisationspsychologie stehen vor allem die menschlichen und zwischenmenschlichen Komponenten des Arbeitsverhaltens, welche – neben den materiellen und informationellen Komponenten – die Aufbau- und Ablaufstruktur einer Organisation (hier das Krankenhaus) mitbeeinflussen bzw. durch strukturelle und prozessuale Merkmale beeinflusst werden. Diese psychologische Fachrichtung hat sich aus der älteren, ergonomisch orientierten Arbeitswissenschaft entwickelt, verschiedene Konstrukte der Sozialpsychologie integriert und Theorien des sozialen Wandels auf die Realität von Institutionen adaptiert. Im Folgenden werden vier wesentliche Bereiche thematisiert, nämlich (1) Arbeitsanforderungen und Belastungen von Ärzten und Pflegekräften im Krankenhaus, (2) Führungs- und Managementprozesse im Krankenhaus, (3) Gruppenprozesse mit dem Schwerpunkt der Intergruppenbeziehungen zwischen Ärzten und Pflegekräften und (4) Arbeits- und Berufszufriedenheit von Ärzten und Pflegekräften. Alle vier Bereiche nehmen eine zentrale Position im Themenspektrum der allgemeinen Arbeits- und Organisationspsychologie ein (vgl. Schuler & Sonntag, 2007).

2 Arbeitsbedingungen und Arbeitsbelastungen im Krankenhaus Die Situation in deutschen Krankenhäusern ist wesentlich durch eine Intensivierung der Arbeit in Folge der DRG-Finanzierung der Krankenhäuser mit Fallpauschalen pro Patient, dadurch verkürzten Liegezeiten und häufigerer Bettenbelegung mit der dadurch vermehrten Aufnahme- und Entlassungsdokumentation gekennzeichnet (vgl. Bartholomeyczik et al., 2008). Abgesehen von dieser deutschen Besonderheit gibt es eine Reihe von Belastungsfaktoren, die weltweit typisch sind für den Krankenhausbetrieb. Dazu zählt beispielsweise die Schicht- und Nachtarbeit, welche nicht selten zu Schlafstörungen oder psychischen Störungen beitragen kann (z. B. Flo et al., 2012), wobei Nachtarbeit nicht für alle Beschäftigten einen Belastungsfaktor darzustellen scheint (vgl. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2007) und in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich belastend erlebt wird (Knauth et al., 2008). Von den körperlichen und psychischen Belastungen sind nicht nur die Berufsgruppen der Ärzte und Pflegekräfte in unterschiedlicher Weise und in unterschiedlichem Maße betroffen (siehe unten), sondern auch besondere Fachabteilungen wie Onkologie oder Palliativmedizin, bei denen eine gewisse emotionale Stabilität erforderlich ist, um den psychischen Anforderungen genügen zu können. Das jeweilige Belastungsspektrum wird im Folgenden getrennt für Ärzte und Pflegekräfte dargestellt.

2.1 Ärzte

Inwieweit bestimmte Arbeitsbedingungen von Ärzten zu Arbeitsbelastungen führen und die Arbeitszufriedenheit bestimmen können, haben Mache und Kollegen für die Berufsgruppen der Pneumologen (2009a), Gastroenterologen (2009b), Pädiater (2010a), Psychiater (2010b), Kardiologen (2011) und Geriater (2012) in deutschen Krankenhäusern untersucht. Danach wird für alle diese Berufsgruppen deutlich, dass bis zu zwei Drittel der Zeit mit Verwaltungsaufgaben, Konferenzen und Stationsrundgängen verbracht wird, während für die direkte Kommunikation mit Patienten lediglich 4 bis 7 % der täglichen Arbeitszeit verbleiben. Im Einzelnen werden in den Studien von Mache et al. Dokumentationspflichten, häufiges Multitasking und häufige Unterbrechungen bei der Arbeit als Stressfaktoren genannt. In der Untersuchung von Knesebeck et al. (2010) wird vor allem der „job strain“ (hohe Anforderungen bei gleichzeitig niedriger Kontrolle) als wichtigster Stressfaktor bei Chirurgen beschrieben. Die Arbeitszeiten haben sich durch den in den letzten Jahren erfolgten Bettenabbau nicht wesentlich verringert, vielmehr ist die Arbeitsverdichtung – mitbedingt durch kürzere Liegezeiten und dadurch erforderliche Dokumentationsverpflichtungen – eher angestiegen. Schließlich können verlängerte Arbeitszeiten und eine höhere Arbeitsintensität nicht nur zu Behandlungsfehlern, sondern auch zu einer größeren Erschöpfung beitragen, die wiederum insbesondere bei jüngeren Ärzten nicht selten zu Konflikten mit den jeweiligen Familien der Ärzte und damit zu einer allgemeinen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen können (vgl. Fuß et al., 2008).
Inhaltsverzeichnis
Anwendungen der Medizinischen Psychologie1
Autorenverzeichnis7
Inhaltsverzeichnis15
Vorwort31
1. Kapitel: Diagnoseaufklärung, Information und Entscheidung über Behandlungen – Patientenbeteiligung und partizipative Entscheidungsfindung37
2. Kapitel: Schwierige Gesprächssituationen in der Arzt-Patient-Interaktion69
3. Kapitel: Interprofessionelle Teamarbeit und Teamentwicklung91
4. Kapitel: Sozialisation und Rolle des Arztes115
5. Kapitel: Arbeits- und Organisationspsychologie in der Medizin – Das Beispiel Krankenhaus147
6. Kapitel: Prävention und Gesundheitsförderung171
7. Kapitel: Patientenschulung und Psychoedukation197
8. Kapitel: Angehörigeninterventionen bei somatischer Krankheit217
9. Kapitel: Psychosoziale Aspekte des Gesundheitsmonitorings243
10. Kapitel: Internetbasierte Gesundheitsinterventionen265
11. Kapitel: Medizinische, psychologische und soziale Aspekte der prädiktiven Diagnostik in der Humangenetik295
12. Kapitel: Abschied am Beginn des Lebens – Verluste in der Schwangerschaft313
13. Kapitel: Reproduktionsmedizin im medizinpsychologischen und medizinsoziologischen Kontext335
14. Kapitel: Notfall- und Intensivmedizin363
15. Kapitel: Transplantationspsychologie395
16. Kapitel: Palliativmedizin – Eine Antwort auf die Herausforderungen von Sterben und Tod heute435
17. Kapitel: Psychologische Aspekte bei Krebserkrankungen459
18. Kapitel: Psychologische Aspekte in der Kardiologie475
19. Kapitel: Schmerz aus medizinpsychologischer Perspektive501
20. Kapitel: Psychologische Aspekte bei Diabetes mellitus531
21. Kapitel: Psychologische Aspekte bei Schilddrüsenerkrankungen585
22. Kapitel: Psychologische Aspekte bei Adipositas und Fettstoffwechselstörungen595
23. Kapitel: Interkulturalität in der gesundheitlichen Versorgung613
24. Kapitel: Evaluation und Qualitätssicherung: Die Anwendung wissenschaftlicher Prinzipien in der Gesundheitsversorgung649
25. Kapitel: Forschungskonzepte und methodische Beratung in der Medizinischen Psychologie675
Autorenregister703
Sachregister739

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