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E-Book

Basale Stimulation® in der Pflege alter Menschen

Anregungen zur Lebensbegleitung

AutorAnsgar Schürenberg, Thomas Buchholz
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl433 Seiten
ISBN9783456953021
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Das erfolgreiche Fachbuch über die Basale Stimulation® in der Pflege alter Menschenstellt praxisnah dar, wann, wie und warum Basale Stimulation in der ambulanten und stationären Alten- und Langzeitpflege sowie der Palliative Care eingesetzt werden kann.

Der aktuelle Stand des Konzeptes der Basale Stimulation® und seine verschiedenen Modelle werden umfassend aufgezeigt. Gegliedert nach den «Lebensthemen der Basalen Stimulation», beschreibt es die faszinierenden Einsatzmöglichkeiten und -erfolge der Basalen Stimulation in der Altenpflege. Es zeigt, wie Pflegende und Bewohner mit der Basalen Stimulation einander begegnen und ein Stück gemeinsamen Weges gehen können.

In der vierten textlich erweiterten und grafisch überarbeiteten Ausgabe werden neben der Vermittlung von Grundlagen und basalen Techniken körperbezogener Angebote (ASE, Streichungen, Waschungen u.a.), neue Denkweisen in der Pflege eröffnet. Die Themen selbstexpressives Verhalten, erweiterte Sensobiografie, Schmerz bei Demenz und andere gerontopsychiatrische Interventionen werden beschrieben und die spezifische Pflegeplanung wir mit praxiserprobten Instrumenten dargestellt.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis/Geleitwort
  2. 1. Grundlegende Gedanken
  3. 2. Leben erhalten und Entwicklung erfahren
  4. 3. Das eigene Leben spüren
  5. 4. Sicherheit erleben und Vertrauen aufbauen
  6. 5. Den eigenen Rhythmus entwickeln
  7. 6. Das Leben selbst gestalten
  8. 7. Die Außenwelt erfahren
  9. 8. Beziehungen aufnehmen und Begegnungen gestalten
  10. 9. Sinn und Bedeutung geben und erfahren
  11. 10. Selbstbestimmung und Verantwortung leben
  12. 11. Die Welt entdecken und sich entwickeln
  13. 12. Anhänge
  14. Verzeichnisse
Leseprobe
Basale Stimulation® wendet sich an Personen, die durch Krankheit, Alter oder Behinderung stark in ihrer Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation beeinträchtigt sind. Wir betrachten jede Art elementarer Lebendigkeit, unabhängig vom Grad der Behinderung oder dem körperlichen, geistigen oder seelischen Zustand als berechtigte menschliche Lebensform. Auch bei Menschen mit Demenz geht es nicht um Heilung, sondern um palliative Versorgung. Bei allen geht es darum, «das Leben in der Behinderung [bzw. Beeinträchtigung] auszudifferenzieren, Möglichkeiten zu erschließen, Kompetenzen zu entwickeln [und zu erhalten] und zusätzliche Beeinträchtigungen zu vermeiden» (Fröhlich, 2012a: 10).

1.1.2 Kompetenz

Um basal stimulierend pflegen zu können, müssen verschiedene Kompetenzen mitgebracht, entwickelt oder erarbeitet werden. Im Vordergrund steht die soziale Kompetenz, die Fähigkeit und Bereitschaft zu menschlicher Begegnung. Diese wiederum umfasst weitere Fähigkeiten bezüglich des Umgangs mit sich selbst und anderen Menschen. Auf sich selbst bezogen erfordert es Selbstbeobachtung und -reflexion, Verantwortlichkeit und Selbstwirksamkeit. Auf Andere bezogen brauchen wir unter anderem Menschenkenntnis, Achtung, Toleranz, Respekt, menschliche Wärme und Empathie. Man könnte allgemein sagen: emotionale Intelligenz. Da Basale Stimulation® in der Pflege alltägliche Pflegesituationen nutzen will, um Orientierung und Kommunikation, meist über körperbezogene Kanäle zu unterstützen, werden hier verschiedene Besonderheiten nötig. Fröhlich nennt hier z. B. begleitende differenzierte Beobachtung und Planung von Angeboten auf der Grundlage solcher Beobachtungen (Fröhlich, 2012: 13).

Pflegende müssen außerdem den betroffenen alten Menschen Verlässlichkeit im Sinne einer Antwortsicherheit vermitteln können. Sie machen ihre Offenheit und Zugewandtheit innerhalb der Pflegeangebote durch eine erwartungsfreie Absicht erfahrbar.

Eine weitere Fähigkeit besteht darin, die erarbeiteten oder angenommenen Ziele, Wünsche und Lebensthemen des Pensionärs zur Leitlinie ihres pflegerischen Handelns zu machen. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn sich die betroffene Person selbst akut nicht eindeutig und differenziert äußern kann. Leider wird bei solchen Menschen viel zu oft so gepflegt, wie die Pflegenden es sich selber wünschen. Eine sanfte, diffuse «Kuschelpflege», die den «armen Bewohner» falsch verstanden schont und «ihn in Ruhe lässt», wäre ein mögliches Ergebnis. Unter Umständen ist dieses «Ruhebedürfnis» jedoch nicht selbst gewählt, sondern ein Zeichen von Überoder auch Unterforderung. Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst, lautet die Maxime, aber pflege Deinen Nächsten so, wie es seinen eigenen aktuellen Bedürfnissen und Gewohnheiten entspricht.

Pflege soll gebrechlichen alten Menschen ein ausgewogenes, personenbezogenes Verhältnis zwischen Fördern und Fordern schaffen. «Ein ausschließliches Akzeptieren kann nicht genügen, ebenso wenig wie ausschließliches Fordern» (Fröhlich, 2012: 11). Unter «Fördern» fallen übrigens nicht nur rehabilitative Aspekte, sondern oft auch Pflegeaktivitäten zur Förderung der Orientierung durch Reizreduktion, des geregelten Tag-Nacht-Rhythmus, der kommunikativen Möglichkeiten durch basale Kommunikationsangebote oder auch der Teilhabe durch passende Positionierungen und Begleitung durch Pflegende an Alltagsund Kulturaktivitäten.

Eine weitere Kompetenz ist die Fähigkeit des vorausschauenden Planens der Angebote. Weil die Pflege zunächst einmal die Aktivitäten des täglichen Lebens bzw. die ABEDL unterstützen will, geht es darum, in der individuellen Pflegeplanung zunächst die einzelnen Aktivitäten als Fördersituationen zu verstehen.

Ausgerichtet an den aktuellen Lebensthemen werden Angebote, z.B. mithilfe der erweiterten Sensobiografie, geplant und mit allen an der Pflege Beteiligten koordiniert. Die Kompetenz, andere Menschen im Pflegeprozess zu «lesen», d.h. ihre Mitteilungen zu beobachten, zu erkennen, zu deuten und Schlüsse daraus zu ziehen, sowie sie zu führen und zu begleiten, kommt also hinzu. Eine gute Planung mit klar festgelegten Abläufen unbedacht umgesetzt, bewirkt u. U. eine Pflege, die an dem gepflegten Menschen vorbeigeht.

Nicht immer ist ein wohlüberlegtes, geplantes Vorgehen auf der Grundlage von Vorwissen über die Person möglich. Hin und wieder fehlen Informationen, vor allem, wenn Angehörige nicht greifbar sind. Gerade dann ist die «Exploration», die Erforschung des Menschen, gefragt. Dann greift ein neugieriges Beobachten, Einschätzen, Aushalten, Abwarten und dann erst Handeln, also das vorurteilsfreie Kennenlernen des Gegenübers, auf ein gehöriges Maß an Menschenkenntnis und Erfahrung zurück.

Daher scheint uns, bei all den genannten Kompetenzen, die Fähigkeit achtsamen, reflektierten Handelns im Vordergrund zu stehen. Basale Stimulation® ist auf gemeinsame Aktivität ausgerichtet, darauf, Dinge zu ermöglichen, die dieser beeinträchtigte Mensch tun würde, wenn er nur könnte. Ihn darin zu unterstützen und dabei zu begleiten ist ein zentrales Anliegen des Konzepts und daher eine Art Schlüsselkompetenz.

1.1.3 Technik

Mit dem Begriff «Technik» oder «Techniken» verbinden wir meist ein standardisiertes, mechanistisches Vorgehen. Das Handeln scheint jenseits persönlicher Beziehung stattzufinden. Der Schwerpunkt liegt auf der Funktionalität und einem schnell zu erreichenden Ergebnis. In einem anderen Sinne soll die Technik den Pflegenden den Arbeitsalltag erleichtern. Die in Fachkreisen sehr kontrovers geführte Diskussion um Pflegeroboter verweist auf ein durchaus kritisches Verhältnis zu Technik und anonymen Handlungsweisen.

Technik und Basale Stimulation® schienen uns daher zunächst unvereinbar. Wenn wir Technik jedoch als eines der drei zusammengehörenden Elemente verstehen und uns die Wortursprünge anschauen, ist es geradezu logisch, von Techniken zu sprechen. Der lateinische Begriff «technica» steht für «Kunst, Künste; Anweisung zur Ausübung einer Kunst oder Wissenschaft» (Duden, Bd. 7, 1997: 739). In unserem Zusammenhang steht der Begriff für «Kunstfertigkeit», also für einen Ablauf oder eine bestimmte Vorgehensweise, die in besonderer Weise auf die Bedürfnisse eines beeinträchtigen Menschen abgestimmt ist.

Vor allem bei den Ausstreichungen, aber auch bei anderen Angeboten, z. B. im Zusammenhang mit Positionierungen, machen wir uns spezielle physiologische oder anatomische Aspekte zu Nutze und gehen «kunstfertig» in bestimmter Regelmäßigkeit vor. Damit verschiedene Wahrnehmungsprozesse sinnstiftend ablaufen, sind z. B. Kommunikationstechniken und Grundprinzipien, wie z.B. die Gestaltung eines «stabilen Figur-Grund-Kontrastes» (Fröhlich, 2012b: 15), wichtig.

Basal stimulierende Angebote beruhen also auf sinnstiftenden Techniken, die in bestimmter Absicht sowie in einfacher und verständlicher Reihenfolge ablaufen. Dennoch dürfen diese nicht statisch eingesetzt werden, sondern bedürfen der inhaltlichen Anpassung an die ganzheitliche Entwicklung der Person. Als ein weiterer Faktor der drei Elemente gilt es, den speziellen Zusammenhang zu berücksichtigen, in dem die aktuelle Begegnung stattfindet. Die im so genannten «Hexagon» dargestellten Elemente und die weiteren Instrumente des Konzepts werden bei der Anwendung basaler Techniken nicht außer Acht gelassen.

Bei alledem gilt in Anlehnung an C.G. Jung: Beherrsche «deine Technik, aber sei darauf vorbereitet, sie fallen zu lassen, wenn Du die menschliche Seele berührst» (in: Sieveking, 1997: 57). Wir können die drei Elemente Haltung, Kompetenz und Technik bei den Beschreibungen der Angebote selten voneinander trennen. Sie sind eine Einheit der personenbezogenen basal stimulierenden Pflege.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis/Geleitwort6
1. Grundlegende Gedanken18
1.1 Die drei Elemente der Basalen Stimulation19
1.2 Die Instrumente der Basalen Stimulation® in der Pflege22
1.3 Die Beteiligten33
1.4 Sichtweisen von Demenz37
1.5 Orientierungsräume und -phasen42
1.6 Lebenswelten46
2. Leben erhalten und Entwicklung erfahren48
2.1 Leben49
2.2 Leben und Pflegebedürftigkeit49
2.3 Lebens- und Orientierungsraum Körper52
2.4 Lebenserhaltende Grundlagen des Menschen57
2.5 Entwicklung erfahren73
2.6 Das Beziehungsdreieck «Ich – Du – Es»75
3. Das eigene Leben spüren78
3.1 Lebens- und Erlebenssituationen alter Menschen79
3.2 Sinnesorgane im Alter – Veränderungen und ihre Folgen, Pflegeangebote82
3.3 Gelangweilte Sinne91
3.4 Schmerzerfassung bei Demenz105
3.5 Körperbild und Körperschema105
3.6 Lebens-, Lern- und Erfahrungsraum Bett108
3.7 Von der Desorientierung zur Orientierung113
3.8 Pflege als Gespräch118
3.9 Berührung119
3.10 Angebote zur Körpererfahrung137
4. Sicherheit erleben und Vertrauen aufbauen180
4.1 Sicherheit180
4.2 Biografie als Zugangsweg zum alten Menschen187
4.3 Körpererleben im Lebenslauf195
4.4 Sinneserfahrung als Zugang zum Ich197
4.5 Die Sensobiografie198
4.6 Sicherheit erleben in Raum und Zeit207
4.7 Stabilität und Sicherheit212
4.8 Erlebte Sicherheit durch primär vibratorische Angebote213
4.9 Sicherheit erfahren durch primär vestibuläre Angebote221
5. Den eigenen Rhythmus entwickeln232
5.1 Zur Bedeutung von Rhythmen233
5.2 Tag-Nacht-Rhythmus durch chronopflegerische Aspekte233
5.3 Rhythmen der Institution237
5.4 Rhythmischer Positionswechsel238
5.5 Die Atemstimulierende Einreibung (ASE)238
6. Das Leben selbst gestalten246
6.1 Vorbedingungen der Selbstbestimmung248
6.2 Äußerungen selbstbestimmten Verhaltens249
6.3 Basale Antworten auf Versuche der Selbstbestimmung250
7. Die Außenwelt erfahren256
7.1 Ich und mein belebtes und unbelebtes Umfeld257
7.2 Bedeutung von Haus, Heim und Wohnen259
7.3 Körperposition und Beziehung zur Außenwelt278
7.4 Ich begegne Menschen und erlebe die Außenwelt298
7.5 Die Außenwelt mit dem Mund spüren300
7.6 Visuell die Außenwelt erfahren314
7.7 Die Außenwelt riechen319
7.8 Die Außenwelt hören321
8. Beziehungen aufnehmen und Begegnungen gestalten330
8.1 Beziehungen aufnehmen330
8.2 Sich vom alten Menschen berühren lassen340
8.3 Begegnungen gestalten341
8.4 Besuche gestalten347
8.5 Räume der Begegnung348
9. Sinn und Bedeutung geben und erfahren352
9.1 Soziale Kontakte355
9.2 Sinn finden356
9.3 Sinn und Bedeutung erfahren357
9.4 Sinnhaftigkeit des Lebens359
10. Selbstbestimmung und Verantwortung leben366
10.1 Ein unbequemer Bewohner – Beispiel368
10.2 Veränderungen der Wahrnehmung beeinträchtigen die Selbstbestimmung369
10.3 Der Schlaf370
10.4 Begleitende Bewegungen371
10.5 Veränderungen des Lebensraums beschränken die Selbstbestimmung375
10.6 Ernährung und ethisches Dilemma380
10.7 Selbstbestimmt sterben384
11. Die Welt entdecken und sich entwickeln388
11.1 Entwicklung der an einer Demenz erkrankten Person388
11.2 Ich begegne Menschen und bin in der Welt389
12. Anhänge392
Anhang 1392
Anhang 2405
Anhang 3411
Anhang 4414
Verzeichnisse416

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