Literaturgeschichtsschreibung arbeitet mit dem Epochenbegriff und geht davon aus, dass sich z. B. aufgrund spezifischer geistesgeschichtlicher, weltanschaulicher, sozio-kultureller, politischer oder ökonomischer Entwicklungen Periodisierungen vornehmen lassen. Für die Geschichtsschreibung der Kinder- und Jugendliteratur (KJL) spielen zudem Kindheits- und Jugendkonzepte eine maßgebliche Rolle; Konzepte, die Einzug in das öffentliche Bewusstsein halten, ihren Niederschlag auch in der KJL finden, zumindest in bestimmten, später als repräsentativ geltenden Texten. Die damit einhergehende Veränderung der KJL kann innovativ sein, muss es aber nicht, wenn man von einem positiv konnotierten Begriff der Innovation ausgeht und an die NS-Zeit sowie das damals propagierte Jugendkonzept denkt.
In Überblicksdarstellungen zur KJL der BRD wird gemeinhin der Untersuchungszeitraum 1949 bis 1969 als Epoche betrachtet, vom Paradigmenwechsel um 1970 ist die Rede. Diese Einteilung und Bewertung muss inzwischen in Frage gestellt werden. Vieles spricht dafür, den Blick noch einmal neu auszurichten: u. a. der immer größer werdende zeitliche Abstand und damit möglicherweise einhergehende andere Bewertungen, zweitens die Tatsache, dass es vier Jahrzehnte lang zwei deutsche Staaten gab und drittens daneben eine deutschsprachige KJL in Österreich und der Schweiz. Mit dem Heft 3/2013, das unter dem Titel Was gibt’s Neues? Otfried Preußler und die KJL der 1950er-Jahre erschien, nahm die Neuausrichtung des Blicks ihren Anfang, die nun mit dem Focus auf die 1960er-Jahre fortgesetzt wird.
Andrea Weinmann widmet sich mit innovationsgeschichtlicher Perspektive der zeitgeschichtlichen KJL sowie der Kurzgeschichte für Kinder und zeigt auf, wie einiges in Bewegung und die Vorherrschaft des Konzepts vom guten Jugendbuch zunehmend unter Druck geriet. Die Veränderung mädchenliterarischer Genderkon¬struktionen im Kontext der Wohlstands- und Wissensgesellschaft der 1960er-Jahre arbeitet Ute Dettmar heraus. Mit Indianergeschichten, die mehrheitlich in Österreich und der DDR entstanden, jedoch auch in der BRD rezipiert wurden, setzt sich Gina Weinkauff auseinander, die betont, dass dieser Seitenstrang der neueren deutschen KJL-Geschichte einerseits gesamtdeutsche Ähnlichkeiten zu Tage befördere, andererseits aber auch Anlass zum Nachdenken über das Erklärungspotenzial der gängigen Phasenmodelle zur Modernisierungsgeschichte der KJL der BRD biete. Agnes Blümer gewährt einen Einblick in das weite Feld der kinderliterarischen Übersetzungen der BRD und kann Vorgriffe auf heute übliche Übersetzungsstrategien festmachen. Und natürlich darf der Illustrator Franz Josef Tripp nicht fehlen, den Mirijam Steinhauser vorstellt und der vielen Kinderbüchern der 1960er-Jahre ihr noch heute bekanntes Gesicht verlieh.
Karin Richter gibt des Weiteren einen Überblick über die KJL der DDR des Untersuchungszeitraums und beschäftigt sich in einem zweiten Artikel mit dem Erzählwerk von Benno Pludra, insbesondere mit der Reise nach Sundevit. Kontinuitäten und Brüche in der kinderliterarischen Darstellungskonzeption von Franz Fühmann zeigt Michael Ritter exemplarisch an den märchenhaften Erzählungen auf. Abgerundet wird der Thementeil mit einem Beitrag von Ernst Seibert zur österreichischen KJL und von Verena Rutschmann zur deutschsprachigen Kinderliteratur der Schweiz.
Editorial von Petra Josting
Kaufen Sie hier:
Horizontale Tabs
Weitere E-Books zum Thema: Medien - Kommunikation - soziale Medien
Bei hoher Konsonanz der Medien und einer somit mächtigen, durch die Political Correctness zusätzlich moralisierten, öffentlichen Meinung, degeneriert die Demoskopie zum bloßen Medienecho. Der…
Bei hoher Konsonanz der Medien und einer somit mächtigen, durch die Political Correctness zusätzlich moralisierten, öffentlichen Meinung, degeneriert die Demoskopie zum bloßen Medienecho. Der…
Mediale Gewalt ist nur aus dem Zusammenhang realer Gewalt zu verstehen. Diese Thematik wird in dieser Untersuchung unter einem explizit pädagogischen Blickwinkel betrachtet. Das Buch will p…
Mediale Gewalt ist nur aus dem Zusammenhang realer Gewalt zu verstehen. Diese Thematik wird in dieser Untersuchung unter einem explizit pädagogischen Blickwinkel betrachtet. Das Buch will p…
»Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau« – seit 50 Jahren beginnt so der TV-Feierabend. Souverän beherrscht die Tagesschau die deutsche Fernsehlandschaft. Je nach Nachrichtenlage…
Das Buch greift einen sehr aktuellen Themenkomplex auf, denn der Datenaustausch findet zunehmend in komprimierter Form über Netzwerke statt. Es beschreibt Standards für die Datenreduktion und den…
Das Buch greift einen sehr aktuellen Themenkomplex auf, denn der Datenaustausch findet zunehmend in komprimierter Form über Netzwerke statt. Es beschreibt Standards für die Datenreduktion und den…
Das Buch greift einen sehr aktuellen Themenkomplex auf, denn der Datenaustausch findet zunehmend in komprimierter Form über Netzwerke statt. Es beschreibt Standards für die Datenreduktion und den…
Die Frage, wie Gewalt und Medien zusammenhängen, lässt sich nicht mit einem Satz oder nur aus einer Perspektive beantworten. Deshalb haben 16 Telepolis-Autoren in 20 Essays ihre Meinung, die…
Die Frage, wie Gewalt und Medien zusammenhängen, lässt sich nicht mit einem Satz oder nur aus einer Perspektive beantworten. Deshalb haben 16 Telepolis-Autoren in 20 Essays ihre Meinung, die…
"Archiv und Wirtschaft" ist die viermal jährlich erscheinende Verbandszeitschrift der Vereinigung der Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare e. V. (VdW), in der seit 1967 rund 2.500 ...
Zielgruppe:
Niedergelassene Allgemeinmediziner, Praktiker und
Internisten.
Charakteristik:
Die Ärzte Zeitung liefert 3 x pro Woche bundesweit
an niedergelassene Mediziner ...
Atalanta ist die Zeitschrift der Deutschen Forschungszentrale für Schmetterlingswanderung. Im Atalanta-Magazin werden Themen behandelt wie Wanderfalterforschung, Systematik, Taxonomie und Ökologie. ...
Auszüge aller europäischen Patentanmeldungen in sechs Teilausgaben. Bibliographie, Hauptanspruch, wichtigste Zeichnung. Dokumentation des Hauptanspruchs in der Amtssprache der jeweiligen Anmeldung. ...
Unter dem Motto „DRIVEN" steht das BMW Magazin für Antrieb, Leidenschaft und Energie − und die Haltung, im Leben niemals stehen zu bleiben.Das Kundenmagazin der BMW AG inszeniert die neuesten ...
dental:spiegel - Das Magazin für das erfolgreiche Praxisteam. Der dental:spiegel gehört zu den Top 5 der reichweitenstärksten Fachzeitschriften für Zahnärzte in Deutschland (laut LA-DENT 2011 ...
Prüfungs- und Praxiswissen für Großhandelskaufleute
Mehr Erfolg in der Ausbildung, sicher in alle Prüfungen gehen, im Beruf jeden Tag überzeugen: „Die Großhandelskaufleute“ ist die ...
Zeitschrift für alle Gesundheitsberufe
Seit über 40 Jahren sorgt die Zeitschrift Dr. med. Mabuse für einen anderen Blick auf die Gesundheits- und Sozialpolitik. Das Konzept einer Zeitschrift ...
Der "DSD – Der Sicherheitsdienst" ist das Magazin der Sicherheitswirtschaft. Es erscheint viermal jährlich und mit einer Auflage von 11.000 Exemplaren.
Der DSD informiert über aktuelle Themen ...
rfe-Elektrohändler ist die Fachzeitschrift für die CE- und Hausgeräte-Branche. Wichtige Themen sind: Aktuelle Entwicklungen in beiden Branchen, Waren- und Verkaufskunde, Reportagen über ...