1 Positive Einstellung als Grundlage für den Erfolg
Gestatten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dass wir dieses Buch mit einer kleinen Geschichte beginnen.
Ein alter Cowboy, der mit seinem Sohn allein auf seiner Ranch lebte, züchtete Pferde. Eines Tages lief sein wertvollster Hengst davon. Die Nachbarn kamen, um ihr Bedauern auszudrücken, doch der alte Mann sagte nur: „Woher wisst ihr, dass dies ein Unglück ist?“ Am nächsten Tag kam der Hengst, begleitet von einigen Wildpferden, zurück und die Nachbarn kamen wieder, um zu dem Glücksfall zu gratulieren, doch der alte Mann sagte nur: „Woher wisst ihr, dass dies ein Glücksfall ist?“ Am nächsten Tag wurde der Sohn des alten Mannes beim Versuch, eines der Tiere zuzureiten, abgeworfen und brach sich ein Bein. Wieder kamen die Nachbarn, um ihr Mitleid zu bekunden, doch der alte Mann sagte nur: „Woher wisst ihr, dass dies ein Unglück ist?“ Kurz darauf kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, doch da der Sohn des alten Mannes verletzt war, wurde er nicht als Soldat einberufen ...
So verhält es sich mit vielen Dingen: Wir wissen im Vorfeld nicht, wofür etwas gut ist. Das gilt auch für Kündigungen. Ja, eine Kündigung schmerzt erst einmal, aber in jeder Krise steckt auch eine große Chance. Die Chancen sind da, wir müssen sie nur als solche sehen und ergreifen.
Darum geht es uns auch in diesem Buch, wir wollen Ihnen Chancen aufzeigen und Sie dazu ermutigen, diese Chancen zu ergreifen. Hierzu braucht es unserer Erfahrung nach nicht viel: Die Grundlage für den persönlichen und beruflichen Erfolg ist eine positive und zielgerichtete Grundeinstellung.
Erfolgreiche Menschen denken an das, was sie wollen und wie sie es erreichen können. Weniger erfolgreiche Menschen leben überwiegend in der Vergangenheit und reden über das, was sie nicht wollen, über wen sie sich geärgert haben und wer die Schuld an ihren Problemen hat.
Grundsätzlich ist diese Einstellung jedem Menschen mitgegeben. Erinnern Sie sich nur an Ihre Zeit als Kind – als Kinder sind wir optimistisch und interessieren uns für Neues. Doch im Laufe der Jahre stutzen uns unsere Erfahrungen zurecht. Der Optimismus schwindet und immer öfter beruhigen wir uns damit, dass wir nun realistisch sind. Doch Optimismus und Realismus schließen einander nicht aus. Im Gegenteil: Optimismus und Realismus gehören zusammen. Wir möchten Sie inspirieren, etwas zu wagen, Ihren ganz persönlichen Weg zu finden und diesen auch entschlossen zu gehen. Hinterfragen Sie kritisch und machen Sie sich Ihr eigenes Bild, aber scheuen Sie nicht von vornherein den unbequemen Weg. Sehr wahrscheinlich halten Sie dieses Buch in Ihren Händen, weil sich in Ihrem beruflichen Umfeld etwas tun muss – gewollt oder nicht gewollt. Etwas wird sich ändern. Vielleicht möchten Sie Ihr derzeitiges Arbeitsverhältnis kündigen und sich beruflich verändern oder Sie spüren, dass Ihr Job doch nicht so sicher ist, wie Sie bisher dachten. Oder es ist ganz anders: Man hat Ihnen gekündigt. Wie Menschen mit Veränderungen umgehen – so auch mit einer Kündigung –, hängt entscheidend davon ab, wie viel Optimismus und Selbstvertrauen sie mitbringen und ob sie Situationen realistisch einschätzen können. Es geht weder um Traumtänzerei noch geht es um lähmende, ängstliche Vorsicht. In unseren Seminaren und Coachings sprechen wir deshalb ausführlich über eine positive, erfolgsorientierte Grundeinstellung. Diese Einstellung ist mehr als nur positives Denken.
Das positive Denken wurde in der Vergangenheit leider überstrapaziert und oft als billige Erfolgsformel missbraucht. Der Rat „Think positive“ allein löst keine Probleme und verschafft bestenfalls nur kurzzeitig ein besseres Lebensgefühl. Die meisten Ratgeber sagen leider nichts über das „Wie“ aus. Wie denkt man positiv und wie schafft man den Transfer von positivem Denken hin zu zielgerichtetem Handeln? Jeder kennt die Metapher von dem Glas, das zur Hälfte gefüllt ist. Für den einen ist das Glas halb leer und für den anderen ist das Glas halb voll. Es wäre verfrüht, wollte man hieraus ableiten, wer von den beiden im Leben glücklicher und erfolgreicher sein wird. Übrigens gibt es auch noch weitere Antwortmöglichkeiten: Ein Ingenieur würde vielleicht sagen: „Das Glas ist doppelt so groß, wie es sein müsste.“ Und Frank Sinatra schreibt man die Aussage zu: „Es kommt darauf an, ob man das Glas getrunken oder ob man es verschüttet hat.“ Bei der von uns favorisierten positiven Grundeinstellung geht es darum, dass wir die Fähigkeit entwickeln,
- den Ist-Zustand zu erkennen,
- die neue Situation ohne Groll anzunehmen,
- eine Entscheidung zu treffen,
- eine Strategie zu entwerfen, und
- uns aufmachen, das Beste daraus zu machen.
Die Ist-Situation erkennen und Verantwortung übernehmen
Die Ist-Situation zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen bereitet vielen Menschen große Schwierigkeiten. Deshalb machen sie sich gern etwas vor. Man sagt sich, dass es (noch) nicht so schlimm sei, oder man gibt einfach anderen die Schuld an der eigenen Situation. „Mir würde es ja viel besser gehen, wenn die anderen nicht ...“Kommt Ihnen das bekannt vor? Wir kennen einen Fall, bei dem die gekündigte Mitarbeiterin zu Ihrer Kollegin sagte: „Eigentlich hätte man dir kündigen müssen!“ Sie war der Auffassung, dass der Kollegin aufgrund der erforderlichen sozialen Auswahl zuerst hätte gekündigt werden müssen. Das mag durchaus richtig sein, aber in den seltensten Fällen kommen Kündigungen völlig unerwartet. In der Regel gibt es ein gut funktionierendes Frühwarnsystem. In diesem Fall hatte die gekündigte Mitarbeiterin die vielen Signale vorher nicht erkannt und war nun ganz überrascht, dass ihre Kollegin nicht als Sicherheitspuffer zum Einsatz kam. Andere hatten sie schlecht behandelt, so viel stand fest. Sie selbst traf keine Schuld, sie selbst war nicht verantwortlich. Der Wahrheit sieht man nur ungern ins Auge, denn sie tut oft weh, ist unbequem und wird deshalb gern verdrängt. Aber richtig zum Einsatz gebracht ist die Wahrheit unsere Freundin: Die Wahrheit zeigt uns die Differenz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Sie funktioniert wie eine Kompassnadel, die uns zeigt, um wie viel wir unseren Kurs korrigieren müssen, um unser Ziel zu erreichen. Das Einzige, was wir in diesem Moment tun müssen, ist: die Situation erkennen und die Herausforderung für die Kurskorrektur annehmen. Auf den ersten Blick scheint es doch so bequem, die Verantwortung für die eigene Situation anderen zuzuschieben und erst einmal abzuwarten. Aber wie wollen wir gute Entscheidungen treffen, wenn wir keine klare und realitätsnahe Vorstellung von der Ist-Situation haben und die Verantwortung für unsere Zukunft nicht übernehmen? Die Antwort ist einfach: Es geht nicht.
Die Ist-Situation ohne Groll annehmen
Die Ist-Situation ist, wie sie ist – und Sie können im Augenblick nur zwei Dinge beeinflussen: wie Sie die Ist-Situation bewerten und was Sie als Nächstes tun werden. Schuldzuweisungen und das Wegschieben von Verantwortung helfen hier nicht weiter. Aus unseren Coachings wissen wir, dass viele Menschen zu sehr an der
Vergangenheit festhalten und deshalb noch nicht bereit für Neues sind. Die nachfolgende Geschichte verdeutlicht das sehr schön:
Zwei Mönche gehen auf einem Waldweg und philosophieren über das Leben. Als sie an einen Fluss kommen, sehen sie eine Frau am Ufer stehen. Die Mönche fragen die Frau, ob etwas geschehen sei, und sie antwortet, dass sie auf die andere Seite des Flusses möchte, sich aber wegen der Strömung nicht traue. Der größere der beiden Mönche bietet ihr an, sie auf seinen Schultern hinüberzutragen. Gesagt, getan – und alle kommen wohlbehalten am anderen Ufer an. Als die Mönche ihre Wanderung fortgesetzt haben, sagt der kleinere Mönch: „Weißt du nicht, dass es uns verboten ist eine Frau zu berühren? Wie konntest du die Frau auf deinen Schultern tragen?“ „Ich weiß“, erwidert der größere Mönch, „aber ich habe sie schon vor einigen Kilometern wieder abgesetzt – warum trägst du die Frau noch immer auf deinen Schultern?“
Egal wie viel Zeit und Energie Sie mit dem Bewältigen der Vergangenheit verbringen, Sie können die Ereignisse nicht rückgängig...