DIE SCHULMEDIZIN
Über die schulmedizinischen Therapiemöglichkeiten kann direkt auf den Krebs Einfluss genommen werden. Die Wirkweisen sind wissenschaftlich nachvollziehbar und regelmäßig auf dem neuesten Stand der Forschung. Das macht sie zur sichersten Akutmedizin mit den erfolgreichsten Heilungschancen. Durch die Begleitung und Ergänzung der Naturheilkunde wird ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit erhöht. In diesem Kapitel werden die einzelnen schulmedizinischen Verfahren vorgestellt.
Schulmedizinische Diagnostik
Die schulmedizinische Diagnostik ist dank modernster Technik in der Lage, bestimmte Tumorformen bereits im Anfangsstadium zu entdecken. Damit ist sie ein wesentlicher Faktor in der Früherkennung von Brustkrebs und in großem Maße für den Rückgang der Sterblichkeitsrate verantwortlich.
Diagnose-Verfahren
Die guten Erfolge der letzten Jahre in der Brustkrebsbekämpfung beruhen auf der Erkenntnis, dass diese Erkrankung facettenreich ist und genauso auch behandelt werden muss. Darum wird heutzutage viel Wert auf eine differenzierte Diagnostik gelegt und entsprechend Zeit dafür eingeplant. Die einzelnen Verfahren dienen zur Unterscheidung von »gutartig« und »bösartig«, zur Kategorisierung »hormonabhängig« oder »hormonunabhängig«, zur Typisierung »invasiv« oder »nichtinvasiv« und zur Feindiagnostik wie Lage oder Größe. Eine Auflistung der Kriterien und deren Bedeutung finden Sie im Diagnose-ABC ab >. Erst mit diesen Angaben ist es möglich, einen Therapieplan zu erstellen, der genau auf Ihr Krankheitsbild und Ihre Person zugeschnitten ist. Dadurch können die Heilungschancen um ein Vielfaches erhöht werden.
Hat die Diagnose zweifelsfrei ergeben, dass Brustkrebs vorliegt, ist in den meisten Fällen ein chirurgischer Eingriff notwendig. Mittels des frisch entnommenen Tumorgewebes können die Eiweißstoffe uPA und PAI-1 ermittelt werden, die ein Indiz für eine besonders hohe »Streufreudigkeit« von Brustkrebszellen sein können.
Zur Orientierung über die Diagnose-Verfahren finden Sie eine Grafik in der hinteren Innenklappe. Die dort dargestellten Diagnostik- und Behandlungsschritte beziehen sich ausschließlich auf die Schulmedizin. Die Chronologie entspricht einem klassischen Verlauf und wird in der Praxis an die Patientin angepasst.
Die einzelnen Diagnose-Verfahren sind in Form von Steckbriefen auf den folgenden Seiten beschrieben. Dort finden Sie kurze, verständliche Beschreibungen der Verfahren, der Wirkweise und der Anwendungsmethode. Um einen Nutzen abschätzen zu können, werden Argumente dafür und dagegen sowie Hinweise zu möglichen Nebenwirkungen genannt. Die Angaben sind von jeweiligen Spezialisten geprüft und durch Kommentare und Praxistipps ergänzt worden. So bieten Ihnen die Steckbriefe die Möglichkeit, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen und einen Überblick zu gewinnen. Wenn Sie mehr Informationen haben möchten, kann Ihnen Ihr Arzt Auskunft geben. Auch können Ihnen die Bücher, Adressen und Internetseiten ab > weiterhelfen.
Mammographie
Bei der Mammographie werden mit Röntgenstrahlen alle Bereiche der Brust übereinander abgebildet. Es entsteht ein kontrastreiches räumliches Bild (Summationsbild), auf dem Tumore und Mikroverkalkungen (siehe >) frühzeitig entdeckt werden können.
Wirkungsprinzip
Elektromagnetische Strahlen sehr kurzer Wellenlänge durchdringen den Körper und werden vom Gewebe absorbiert. Aufgrund der unterschiedlichen Dichte der einzelnen Körperstrukturen werden die Strahlen unterschiedlich stark absorbiert. Dadurch ergibt sich ein Bild des Körperinneren, auf dem man die verschiedenartigen Gewebe erkennen kann.
Methode / Durchführung
Um die beste Aufnahmequalität bei möglichst niedriger Strahlendosis zu erhalten, wird die Brust für die Röntgenaufnahmen zwischen einer Plexiglasscheibe und dem Aufnahmetisch zusammengedrückt. Jede Brust wird einmal von oben und einmal schräg seitlich aufgenommen. Eventuell kommen weitere Aufnahmen dazu.
Anwendungsgebiete
Routineuntersuchung
Verdacht auf Brustkrebs
Nebenwirkungen
Sie hängen von der Bestrahlungshäufigkeit ab, etwa
Überwärmung und Rötung der Brust
Entwicklung eines Lymphödems gegen Ende der Bestrahlung, das meist erst nach Jahren abklingt
Pro
frühzeitiges Entdecken bösartiger Tumore durch sicheres Finden und Analysieren von Mikroverkalkungen (siehe >)
Bei weniger dichtem Drüsengewebe werden 90 Prozent der Brustkrebse in der Mammographie entdeckt.
Kontra
Aussagekraft ist abhängig vom Verhältnis von zellreichem Drüsengewebe zu transparenterem Fettgewebe
Bei dichtem Brustgewebe werden mindestens 30 Prozent der Tumore nicht entdeckt.
Strahlenbelastung durch Röntgenstrahlen
Das sagt der Experte
Typischerweise wird die Tastuntersuchung durch Ultraschall und Mammographie ergänzt, bevor die MRT (siehe >) durchgeführt wird. Meist übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die MRT nicht, während die ersten beiden Verfahren routinemäßig und kostenfrei durchgeführt werden können.
Priv. Doz. Dr. Kay Friedrichs, Operative Therapie und Onkologie, Ltg. Senologie, Mammazentrum Hamburg am Krankenhaus Jerusalem
PRAXISTIPP
Bei der Mammographie wird zurzeit von klassischen Filmaufnahmen auf digitale Bilderstellung umgestellt. Es lohnt sich aber nicht, eine digitale Mammographie selbst zu bezahlen, in dem Glauben, damit eine höhere Treffsicherheit zu erzielen, denn sie ist für die Diagnostik noch nicht relevant.
Sonographie (Ultraschall)
Sonographie und Farbdoppler-Sonographie (Letztere zeigt zusätzlich die Gefäßversorgung über Flüssigkeitsströme) sind nicht-aggressive bildgebende Verfahren und besonders geeignet zur Früherkennung, Erstbeurteilung und Verlaufskontrolle. Diese Technik unterstützt die Entnahme z. B. von Gewebeproben (Biopsie) und kann eine verfeinerte Diagnostik von gut- (beweglich und weich) oder bösartigen (fest und hart) Gewebeveränderungen liefern.
Wirkungsprinzip
Ultraschallwellen sind Schallwellen, die von verschieden dichtem Gewebe unterschiedlich reflektiert werden. Die so erhaltenen Echos werden auf dem Monitor als Grauabstufungen dargestellt.
Methode / Durchführung
Der Arzt fährt mit einem Schallkopf in unterschiedlichen Winkeln über die Haut von Brust und Achselhöhlen. Auf einem Monitor kann das Gewebe aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und beurteilt werden. Ultraschallfotos sichern die Befunde. Ein spezielles Hydrogel (Hauptbestandteil Wasser) stellt den luftfreien Kontakt zwischen Schallkopf und Haut sicher.
Anwendungsgebiete
Routineuntersuchung
insbesondere bei dichtem Drüsengewebe
bei einseitiger Schmerzhaftigkeit
zur Abklärung eines unklaren Tastbefundes
ergänzend zur Mammographie
Untersuchung in den Mammographie-Intervallen
Diagnostik bei Zysten
Pro
bei jungen Frauen mit dichtem Drüsengewebe aussagekräftiger als Mammographie-Aufnahmen
in den meisten gynäkologischen Praxen durchführbar
keine Strahlenbelastung
Schnittbild in Echtzeit
oberflächennah höchste Auflösung aller Bildgebungen
Kontra
kein sicheres Erkennen von Mikroverkalkungen
sehr unterschiedliche Untersuchungsqualität, abhängig von der Erfahrung des Untersuchers
bei tief liegendem Gewebe geringere Bildauflösung als bei Computertomographie (CT, siehe >) und Magnetresonanztomographie (MRT, siehe >)
Das sagt die Expertin
Bei sehr derben oder in der Größe wachsenden Befunden sollte auch bei jungen Frauen zur weiteren Abklärung eine Mammographie und Stanzbiopsie durchgeführt werden, um diagnostisch wegweisenden Mikrokalk auszuschließen (siehe >)
Dr. med. Henrike Schwarz, Fachärztin für Diagnostische Radiologie, Radiologie Düsseldorf am Hbf, Schwerpunkt Brustdiagnostik
PRAXISTIPP
Wählen Sie einen Untersuchungstermin möglichst nach der Periode, da die (prä)menstruelle Spannung des Brustgewebes bei der Untersuchung unangenehm oder schmerzhaft sein kann.
Biopsie
Unter Biopsie versteht man die Gewebeentnahme durch Punktion zur Untersuchung auf Gut- oder Bösartigkeit.
Wirkungsprinzip
Die verschiedenen minimal-invasiven Methoden der Biopsie werden je nach Untersuchungsauftrag angewendet.
Feinnadelpunktion (FNP, Mammapunktion): Entnahme von Zellen / Zellverbänden über eine Kanüle mit Ø = 0,5 mm.
Stanzbiopsie (unter Ultraschallansicht): Entnahme mehrerer dünner Gewebezylinder über Stanznadel mit Ø = 1,6 mm.
Stereotaxie (röntgengesteuert): Sammelbegriff für röntgengesteuerte Biopsie-Verfahren, deren Hauptunterschied im Durchmesser der Nadeln / Führungshülsen liegt
Methode / Durchführung
Bei jeder Methode wird ein Stanzgerät unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle mit hoher Geschwindigkeit durch den Tumor »geschossen«. Zur Sicherheit werden mindestens drei Biopsien an unterschiedlichen Stellen durchgeführt.
Feinnadelpunktion: ohne örtliche...