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E-Book

Darüber spricht man nicht

Dr. med. Yael Adler erklärt fast alles, was uns peinlich ist. Weg mit den Körpertabus

AutorDr. med. Yael Adler
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783426451403
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Yael Adler ist Ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten und als solche täglich mit Tabuthemen ihrer Patienen konfrontiert. Seien es Inkontinenz, Erektionsstörungen, Unfälle mit Sexspielzeug, Körpergeräusche - Frauen und Männer suchen bei ihr ärztlichen Rat und vertrauen sich auch darüber hinaus an. Yael Adler weiß, was die Menschen beschäftigt, was für viele völlig unmöglich ist, öffentlich auszusprechen - und was doch Hunderttausende gemein haben. In diesem Buch erzählt Yael Adler unverkrampft, humor- und verständnisvoll von allen Tabuzonen und Tabuthemen des menschlichen Körpers. Ein Buch das informiert, unterhält und allen aus der Seele spricht. 'Tabus sind quasi mein täglich Brot. Ich begegne in meiner Praxis Menschen, die sehr fremdeln - mit sich, mit ihrem Körper. Menschen, die lange still vor sich hin leiden, sich schämen und... schweigen. Da geht es um Hautausschläge an sehr privaten Stellen, um Juckreiz am Po, den Verdacht einer Geschlechtskrankheit oder Probleme im Bett. Wer aber sich traut, persönliche Tabuthemen anzusprechen, nimmt ihnen die Macht. Dieses Buch soll dafür ein Mutmacher sein: Ich möchte meinen Leserinnen und Lesern helfen zu verstehen, was in ihrem Körper passiert. Am Ende der Lektüre werden sie hoffentlich wissen: Sie sind nicht allein! Es gibt kein peinliches Leiden, das andere Menschen nicht auch quält.' Yael Adler

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Gefragt ist sie auch als Expertin für Anti-Aging-Medizin und Longevity, das gesunde Altern. Sie hat in der klinischen Forschung gearbeitet und leitet seit 2007 eine eigene Praxis in Berlin. Zudem praktiziert sie seit 2024 in der renommierten Clinic Utoquai in Zürich. Yael Adler hat das Talent, komplexe medizinische Sachverhalte verständlich und eingängig zu erklären. Dies stellt sie in stand-up-Vorträgen und als Gesundheitsexpertin in den Medien unter Beweis, u.a. als Medizin-Expertin in verschiedenen TV-Formaten (u. a. Sat.1-Frühstücksfernsehen, ZDF-Fernsehgarten, ARD-Buffet, hr-Ratgeber, RTL Punkt 12), als gefragte Sparringspartnerin für große Interviews in Zeitungen und Zeitschriften, als Kolumnistin bei t-online.de und der FAZ am Sonntag. Auch in ihrem regelmäßigen Podcast »Ist das noch gesund?« gibt sie mit ihren Interviewpartnern seit Jahren Expertenrat. Ihre bei Droemer erschienenen Bücher »Haut nah« (2016, in 35 Sprachen übersetzt), »Darüber spricht man nicht« (2018) und »Genial vital« (2023) landeten alle auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Mehr Informationen zu Dr. Yael Adler erhalten Sie hier: dradler-berlin.de, yael-adler.de, healthspeaker.de.

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Leseprobe

2 Uups, ein Pups: Blähboys, reizende Därme und andere markante Düfte aus der Tiefgarage


Ein Dinner im Nobelrestaurant. Plötzlich ertönt ein lauter Pups aus Richtung einer feinen Dame. Um diesen vor ihrem männlichen Gegenüber zu kaschieren, ruckelt sie laut hörbar mit dem Stuhl über den Fußboden, damit der Herr denke, es habe sich bei dem Geräusch um das Quietschen des Stuhlbeins auf dem Boden gehandelt. Sie wiederholt dies zur Sicherheit ein paar Mal. Daraufhin sagt der Begleiter: »Also das Geräusch können Sie ja ganz gut kaschieren, aber den Duft nicht!«

Blähungen, riechendes Po-Tox, laute Verdauungsgeräusche, Bauchschmerzen und manchmal auch Durchfall – das ist unangenehm und ein zwischenmenschliches Tabu. Nicht umsonst heißt es: Der größte Schritt in einer Beziehung ist nicht der erste Kuss, sondern der erste Furz … Einer meiner Patienten äußerte einmal, dass er glücklicherweise allein leben würde, da er unter Blähungen leide. So stark, dass er hin und wieder aufs Klo gehe, um dort seine Pobacken mit den Händen auseinanderzuziehen und dann jede Menge Luft abzulassen. Das Single-Dasein mag ihm manche peinliche Situation ersparen, den Umkehrschluss, dass Blähungen automatisch zum Alleinsein verdammen, halte ich allerdings für unzulässig! Wäre dem so, wäre die Welt ein Ort voller einsamer Einzelgänger …

Alarm im Darm


Ein übellauniger und gereizter Darm ist viel öfter anzutreffen, als wir vielleicht denken. Bei etwa 70 Prozent der Menschen in Deutschland murrt und bläht und schmerzt der Darm zeitweise so stark, dass es wirklich unangenehm ist. Dabei ist die Zahl der Blähgirls deutlich höher als die der Blähboys.

Dies wird bisher damit erklärt, dass die in Phasen schwankenden weiblichen Hormone dem Darm auf unterschiedliche Weise zusetzen, sowohl Östrogen als auch Progesteron können für weibliche Verstopfung sorgen. Schwangere können ein Lied davon singen. Andererseits werden etwa während der Periode Gewebehormone ausgeschüttet, die die Gebärmutter ausmelken sollen und dabei auch mal im Darm zu Krämpfen, Blähungen und Durchfall führen können. Manche vermuten auch, dass Reizdarm als psychosomatisches Symptom eher weibliche als männliche Seelenzustände widerspiegele. Wenn man das nicht als Politikum betrachtet, hieße das dann auch nicht, dass Frauen besonders gereizt sind, sondern vielmehr, dass Stress, Sorgen und Ängste bei ihnen häufiger Auswirkungen auf die Verdauung haben mögen als bei Männern. Sowohl Hormone als auch Darmflora haben im Übrigen einen Einfluss auf die Psyche. Hat SIE eine gesunde Darmflora, helfen die lieben Bakterien, Östrogen herzustellen. Umso wichtiger, dass Frauen mit Reizdarm auch ihrer Weiblichkeit zuliebe auf ihre Ernährung achten. Dazu später mehr.

Leider lässt sich so ein Darmwind nicht immer gezielt steuern. Oft drängt er in wirklich ungünstigen Augenblicken ins Freie und dann auch noch in der geruchsintensiven Variante. Wem das einmal im Zug, im Fahrstuhl oder beim Sport passiert ist, weiß, wie echte Peinlichkeit sich anfühlt. Das Internet bietet Lösungen: geruchsbindende Unterhosen mit Aktivkohlefilter und Kapseln, die dem Furz Rosenduft verleihen sollen. Ein gesunder Mensch pupst etwa zehn bis zwanzig Mal am Tag und befreit sich dabei von 0,5 bis 1,5 Litern Darmwinden. Sie bestehen aus verschluckter Luft und Gasbildung durch Verdauungsbakterien. Viel Gas entsteht bei ballaststoffreicher Nahrung. Mit Bohnen, Zwiebeln, Kohl und manchen Süßstoffen lässt sich diese Menge jedenfalls beträchtlich steigern. Schnelle laute Pupse verlassen uns mit bis zu 4 km/h, die langsamen und leisen Ausgaben schleichen sich mit 0,1 km/h davon. Dass man ihnen eine besonders aggressive Duftnote zuspricht, mag daran liegen, dass sie in detailverliebter zeitintensiver Handarbeit von Bakterien in kleinen Mengen hergestellt wurden, daher höher konzentriert sind als manche großen verdünnteren Luftmassen, die nicht ganz so in Ruhe gären und faulen konnten und sich als laute geruchsärmere Pupse davonmachen. Schwingt der Pups mit einer hohen Frequenz hervor, klingt er hoch, schwingt er langsam, klingt er tief. Nicht nur Gasvolumen und Knalldruck, sondern auch die Feinspannung des Analsphinkters (ob entspannt oder verkrampft) spielt eine Rolle für die Musikalität des Pupses. Und: Jaaa – Pupse sind brennbar! Ein guter Freund hat das einmal ausprobiert und festgestellt, dass das sogar durch die Unterhose funktioniert, nur leider stand die danach in Flammen. Für dieses Inferno sorgen die entzündlichen Gase Wasserstoff und Methan, ergänzt von Stickstoff, Kohlendioxid, Sauerstoff, stinkenden Schwefelverbindungen und kurzkettigen Fettsäuren, die ähnlich wie ätherische Öle für die besondere Duftnote sorgen. Vor allem, wenn zuvor viel Eiweiß verspeist wurde, Fleisch etwa, Ei oder auch Fisch. Aktueller Forschung zufolge kann das eigentlich als giftig verschriene Faule-Eier-Gas, das auch im Furz vorkommt, in Minimengen nun jedoch gesundheitsförderlich sein. Es wirkt zellschützend und regenerierend und bekämpft somit Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz, Arthritis und Alterung. Kranke Körperzellen setzen zum Selbstschutz kleinste Mengen Schwefelwasserstoff frei und können sich damit selbst retten, indem die Zellfabriken, die Mitochondrien, vor dem Untergang bewahrt werden. Ob dieses Gas jedoch auch aus externen Quellen, wie Fürzen, denselben rettenden Effekt hat, ist unbewiesen, sodass man bis auf Weiteres davon absehen kann, seinen Partner zu Zwecken der Gesundheitsvorsorge aus reiner Nächstenliebe anzufurzen.

Blähungen oder Flatulenzen, wie der Mediziner dazu sagt, sind nicht nur unangenehm, sie führen oft zu schmerzhaften Krämpfen, wenn die Darmgase – aus welchen Gründen auch immer – nicht sofort entweichen können. Kommen dann noch Verstopfung oder Durchfall dazu, sollte in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden, denn die Ursachen können vielfältig sein, von absolut harmlos bis hin zu einer schwereren Erkrankung. Das Symptom des falschen Freundes, wie Mediziner es nennen, also ein Pups mit Land (Stuhlabgang), kann gar Hinweis auf Darmkrebs sein. Dann kann der »Aftersensor« nicht mehr zwischen Gas oder Stuhl unterscheiden bzw. ist der Schließmechanismus des Darmausgangs gestört.

Allergien und Unverträglichkeiten

Ein möglicher Grund für Meteorismus (Blähungen, übersetzt: herumfliegende Meteoriten) wäre zum Beispiel eine Nahrungsmittelallergie. Es ist erstaunlich, wie viele Patienten mit Blähungen und Durchfall eine Unverträglichkeit vermuten und in der Sprechstunde um einen ausführlichen Allergietest bitten. Doch echte Nahrungsmittelallergien sind weniger häufig als vermutet. Untersuchungen zeigten, dass 20 Prozent der Bevölkerung annehmen, sie litten unter einer Nahrungsmittelallergie, in Wahrheit trifft das aber nur auf rund 3 Prozent der Erwachsenen zu. So einen Allergietest kann man auf verschiedene Weise durchführen. Bei einem Expositionstest untersucht man der Reihe nach, wie der Körper auf einzelne Nahrungsmittel reagiert. Verdächtige Allergene lassen sich auch direkt in die Haut ritzen: Entweder nimmt der Arzt eine Allergen-Fertiglösung oder eine kleine Stahlklinge, eine Lanzette, pikt sie zuerst in das verdächtige Nahrungsmittel, etwa einen Apfel, und dann in die Haut. Wird jetzt im Gewebe Histamin ausgeschüttet und kommt es schnell zu einer ordentlichen Quaddel mit Rötung wie bei einem Mückenstich, dann deutet das auf eine Allergie vom Soforttyp hin. Möglich, aber etwas teurer, ist auch eine Blutanalyse auf Allergie-Antikörper, die sogenannten IgE-Antikörper.

Manche Heilpraktiker und Ärzte empfehlen bei Darmbeschwerden auch die Bestimmung einer anderen Sorte von Antikörpern im Blut: Die IgG-Antikörper zeigen an, dass das Immunsystem mit einem fremden Protein (etwa aus einem Lebensmittel) in Kontakt gekommen ist. Das geschieht häufig und ist nicht unnormal, besonders bei einer geschwächten Darmflora, weshalb die Tests oft positiv ausfallen. Mit einer Allergie hat das allerdings nichts zu tun. Den Betroffenen wird aber weisgemacht, sie würden zahlreiche Lebensmittel nicht vertragen. Für gewöhnlich bekommen sie eine Liste der Nahrungsmittel mit, die sie zukünftig vermeiden sollen. Eine umstrittene Empfehlung, weil hier gar keine echte allergische Reaktion vorliegt. Allergologen-Verbände sehen in diesen Tests denn auch eine gefährliche Geschäftemacherei, die zudem zur Verunsicherung der Patienten beiträgt und auch zu einer Mangelernährung führen kann.

Wird tatsächlich eine Nahrungsmittelallergie durch die richtigen, die IgE-Antikörper nachgewiesen, sollten die entsprechenden Lebensmittel tatsächlich dauerhaft gemieden werden.

Weit häufiger als eine Allergie sind andere Ursachen für Magen-Darm-Beschwerden. Etwa eine Intoleranz von Frucht- oder Milchzucker, also Fructose oder Lactose. Können diese im Dünndarm durch Enzyme nicht ausreichend aufgespalten und aufgenommen werden, gelangen sie in großer Menge in den Dickdarm. Dort ziehen sie Wasser und werden von Bakterien vergoren, was zu Bauchweh, Blähungen und Durchfall führt. Die Aufnahmekapazität von Fructose ist bei allen Menschen begrenzt (ab 35–50 Gramm ist Schluss), sodass nahezu jeder bei zwei großen Gläsern Apfelsaft mit Bauchgrimmen rechnen kann; ist die Funktion des Fructose-Shuttleservice eingeschränkt, geschieht das bereits bei unter 25 Gramm. Dieses recht häufige Problem kann man durch eine Verringerung der Fruchtzuckeraufnahme über die Nahrung (Haushaltszucker besteht übrigens zu 50 Prozent aus Fructose) und eine Stärkung der Darmflora in den Griff bekommen. Eine genetisch bedingte Fructose-Abbaustörung durch einen Verdauungsenzymmangel (Aldolase...

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