Was Sie über Kreuzallergien wissen sollten
Die meisten Heuschnupfenpatienten merken im Laufe der Jahre, dass sie vereinzelte Lebensmittel nicht mehr vertragen. Schlimmstenfalls kommt es zu heftigen allergischen Reaktionen – hier erfahren Sie alles Wichtige rund um Ihre Erkrankung.
Das Kreuz mit den Kreuzallergien
Harmloses Naselaufen bis hin zu schweren Kreislaufreaktionen – viele sind von Allergien betroffen. Doch Allergien sind keine Bagatellerkrankungen. Sie können chronisch werden und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die immer noch wirksamste Behandlung besteht darin, dem Allergen aus dem Weg zu gehen. Doch viele Betroffene wissen überhaupt nicht, dass ihre Beschwerden allergischer Natur sind. Und nur 10 Prozent der Allergiker in Deutschland werden richtig versorgt.
MEHR WISSEN
Heuschnupfen: keine Bagatelle
Die häufigste allergische Erkrankung ist der allergische Heuschnupfen (Rhinokonjunktivitis). Im Schnitt ist jeder vierte Erwachsene von einem Heuschnupfen betroffen, dicht gefolgt von asthmatischen Beschwerden, doch auch ein Neurodermitisschub kann durch eine Pollenbelastung ausgelöst werden. Trotzdem wird der Heuschnupfen nach wie vor bagatellisiert. Und das, obwohl Folgeerkrankungen wie Asthma oder eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung drohen können. Heuschnupfen wird oftmals nur unzureichend diagnostiziert und auch therapiert, da sich die Symptome der Pollenallergiker nur in der entsprechenden Pollenflugzeit zeigen.
Doch während der Pollensaison, bestimmt sind auch Sie betroffen, leiden Allergiker erheblich. Dazu kommen auch noch Kreuzallergien: Äpfel oder Karotten werden nicht mehr vertragen, Mehlstaub muss man aus dem Weg gehen, die Liste ist je nach Allergie beliebig lang. Man spricht von einer pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie mit klinischen Symptomen.
Wenn’s im Hals kratzt
Während Kinder eher auf einzelne Grundnahrungsmittel wie Milch, Soja und Eier reagieren, sind es meist sogenannte Kreuzallergien, die Jugendlichen und Erwachsenen das Leben schwer machen. Vor 15 bis 20 Jahren litten rund 17 Prozent der Heuschnupfen-Patienten auch an Nahrungsmittelallergien. Heute sind es knapp 60 Prozent, die von pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien berichten und bei denen eine ganze Reihe von Nahrungsmitteln allergische Reaktionen auslösen können.
Kennen Sie das? Ein juckendes Kratzen im Hals nach Genuss einer frischen Pflaume oder Kribbeln auf der Zunge, wenn Sie frische Kirschen genascht haben? Zu Beginn einer Nahrungsmittelallergie werden die Symptome oft gar nicht mit dem Heuschnupfen in Verbindung gebacht. Mit einem Schluck Wasser werden solche allergischen Symptome häufig einfach heruntergespült. Anfangs denkt man noch, dass der Apfel gespritzt gewesen sein muss oder dass man die Kirschen gründlicher hätte waschen müssen.
Aber mit der Zeit werden die meisten Patienten aufmerksamer: Es ist schon ein bedrohliches Gefühl, wenn der bisher so geliebte Apfel in der Frühstückspause mit einem Male ein Kloßgefühl und ein Kratzen im Hals auslöst. Und so macht sich dann häufig Ratlosigkeit breit: Was ist noch erlaubt? Auf was sollte ich besser verzichten?
MEHR WISSEN
Ähnliches Aussehen, ähnliche Reaktion
In manchen Nahrungsmitteln lassen sich Allergene nachweisen, die denen von Pollen so ähnlich sind, dass es zu sogenannten Kreuzreaktionen kommt. Patienten, die gegen Beifuß und Birke sensibilisiert sind, haben am häufigsten mit diesen pollenassoziierten Nahrungsmittelreaktionen zu kämpfen, zum Beispiel bei dem Verzehr von Sellerie, Nüssen und Obst. Die Ursache hierfür sind zumeist identische oder sehr ähnliche Proteinbausteine. Bei Genuss eines ähnlich aufgebauten Allergens erkennt unser Immunsystem diese allergene Strukturen, auch wenn die Auslöser botanisch gar nicht miteinander verwandt sind.
Kreuzreaktionen – was passiert da überhaupt?
Von einer pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie im Sinne einer Kreuzreaktion spricht man, wenn man nicht nur auf Pollen überempfindlich reagiert, sondern auf ein oder mehrere Lebensmittel allergische Symptome zeigt, deren Allergene denen der Pollen ähneln.
In Deutschland sind die meisten Betroffenen Birkenpollen-Allergiker. Danach folgen Kreuzreaktionen der Beifußpollen. Gräserpollenallergiker leiden seltener unter kreuzreaktiven Nahrungsmitteln, sie reagieren auf unerhitztes Mehl, mit dem man in aller Regel nicht täglich in Berührung kommt. Mehl in Brot und Kuchen ist meist ungefährlich.
Ragweedpollenallergien (Traubenkraut/Ambrosia) und damit verbundene Reaktionen auf entsprechende Nahrungsmittel werden zukünftig wohl auch in Deutschland zunehmen, da diese – ursprünglich in Amerika beheimatete – Pflanze sich auch in unseren Breitengraden immer weiter ausbreitet und allergische Reaktionen auf diese Pollen zunehmen.
Selbsttest: Leiden Sie unter einer pollenassoziierten Kreuzallergie?
Sind Sie körperlich weniger belastbar und/oder werden kurzatmig wenn Birken-, Beifuß-, Ambrosia- oder Gräserpollen fliegen? | ja □ | nein □ |
Bestehen oder bestanden früher Krankheitserscheinungen?
- behinderte Nasenatmung
- Schnupfen, Heuschnupfen
- Nießanfälle (mehr als 5-mal hintereinander)
- Schwellung, Juckreiz von Lippen, Rachen
- Schwellung der Augenlider, Augenpartie
- Ekzem, Neurodermitis
- Husten, Reizhusten, Bronchitis
- Atemnot, Atembeklemmungen, Asthma
| ja □ | nein □ |
Haben Sie vorwiegend während der warmen Monate Beschwerden und sind Sie im Spätherbst/ Winter in der Regel beschwerdefrei? | ja □ | nein □ |
Haben Sie im Frühjahr/Sommer häufiger mal rote oder juckende Augen? | ja □ | nein □ |
Wurde bei Ihnen bereits ein positiver Allergietest auf Birke, Beifuß, Ambrosia oder Gräser durchgeführt? | ja □ | nein □ |
Nehmen Sie während der Pollenzeit Medikamente gegen die Allergie ein? | ja □ | nein □ |
Haben Sie selbst beobachtet, dass der Verzehr von bestimmten Lebensmitteln Reaktionen im Mund, im Rachenraum oder bei der Atmung auslöst? | ja □ | nein □ |
Kratzt es nach dem Genuss von frischem Apfel im Hals? | ja □ | nein □ |
Fühlt sich die Zunge nach Verzehr eines frischen Pfirsichs geschwollen an? | ja □ | nein □ |
Juckt oder kratzt es nach Nougatschokolade im Rachen? | ja □ | nein □ |
Müssen Sie nach Krokantsüßigkeiten husten oder sich räuspern? | ja □ | nein □ |
Bekommen Sie nach Genuss von Weihnachtsgebäck schlechter Luft? | ja □ | nein □ |
Bereitet Ihnen der Verzehr von rohen Karotten Beschwerden? | ja □ | nein □ |
Jucken Ihnen beim Kartoffelschälen die Hände? | ja □ | nein □ |
Müssen Sie beim Kuchenbacken auffallend oft niesen? | ja □ | nein □ |
Treten Beschwerden auf der Haut nach Verzehr eines bestimmten Lebensmittels auf? | ja □ | nein □ |
Müssen Sie nach dem Genuss von scharf gewürzten Speisen husten? | ja □ | nein □ |
Auswertung:
10 bis 17 × ja | Stopp! Sie sollten auf jeden Fall – neben einer eindeu tig allergologisch fundierten Diagnostik durch einen Facharzt – auch eine allergologisch versierte Ernährungsfachkraft (www.ak-dida.de) kontaktieren. Sie stellt sicher, dass ein Verzicht der auslösenden Nahrungsmittel im täglichen Speiseplan nicht zu Nährstoffmangel führt. |
4 bis 9 × ja | Achtung! Bei Ihnen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich aufgrund der Empfindsamkeit auf Pollen auch eine Unverträglichkeit auf Lebens mittel entwickelt hat! Lassen Sie sich bei einem allergologisch erfahrenen Facharzt (z. B. Internisten) auf eine pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie untersuchen und beraten. |
bis 3 × ja | Möglicherweise sind Sie von einer pollenassoziierten Kreuzreaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel bereits betroffen! Kontaktieren Sie einen allergologisch erfahrenen Facharzt! |
Husten, Niesen, Luftnot?
Die Beschwerden, die durch ein unverträgliches Lebensmittel ausgelöst werden, müssen nicht die gleichen sein, die auch durch die Pollen entstehen. Jucken bei Pollenflug Ihre Augen oder läuft die Nase, so kommt es bei Kreuzreaktionen auf Nahrungsmittel oft zu verschiedensten Symptomen: Halskribbeln, Hautreaktionen, aber auch Schnupfen und...