Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Psychologie - Klinische u. Gesundheitspsychologie, Psychopathologie, Note: 1,0, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Psychologisches Institut), 117 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Diagnose Brustkrebs stellt für alle Betroffenen eine äußerst belastende Situation dar. Viele der Patientinnen leiden im Laufe ihrer Erkrankung unter komorbiden psychischen Störungen (v.a. Ängste, Depression und Anpassungsstörungen), die bei etwa einem Drittel behandlungsbedürftig sind. Das Ausmaß der Störungen wird von den behandelnden Ärzten aber eher unterschätzt und nur wenige der Frauen nehmen psychosoziale Begleitangebote in Anspruch.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Wunsch nach psychosozialer Begleitung von Frauen mit Mammakarzinom in Zusammenhang mit psychischen Belastungen sowie ihre Vorstellungen zur Gestaltung von Unterstützungsangeboten zu untersuchen. Können die Frauen mit psychischen Belastungen, die eine Begleitung wünschen, mit Hilfe von Screening-Fragebögen identifiziert werden? Wie sollten nach Ansicht dieser Frauen psychosoziale Begleitangebote gestaltet werden?
Dazu wurden insgesamt N=115 Frauen hinsichtlich ihrer psychischen Belastung befragt, die aufgrund ihrer Brustkrebs-Erkrankung zur primären Operation in der Tübinger Frauenklinik waren. N=67 Frauen nahmen zusätzlich im zeitlichen Abstand von 4-6 Wochen nach ihrem Klinikaufenthalt an einem Telefoninterview teil.
Bei den eingesetzten Screening-Instrumenten (Hospital Anxiety and Depression Scale-HADS-D, Gesundheitsfragebogen für Patienten-PHQ-D) wiesen insgesamt 22% (HADS-D) bzw. 58% (PHQ-D) der Frauen auffällige Werte im Bereich Depression und 49% im Bereich Angst auf, 24% zeigten auffällige Werte hinsichtlich einer Panikattacke bzw. Panikstörung.
Insgesamt 41% (n=47) der Frauen äußerten zunächst in der Klinik einen Wunsch nach psychosozialer Begleitung, der von n=27 Frauen nach 4-6 Wochen im Telefoninterview bestätigt wurde (konstanter Wunsch). Diese Frauen mit konstantem Wunsch fallen durch eine doppelte Belastung auf den Skalen Depression und Angst/ Panik auf.
Alle Frauen, die im Telefoninterview ein Angebot wünschten, wiesen im Screening signifikant höhere Werte auf und gaben höhere körperliche und psychische Belastungen an. Der Wunsch scheint von medizinischen Charakteristika der Erkrankung unabhängig zu sein.
Weder kann das Screening diejenigen Patientinnen zuverlässig identifizieren, die ein Begleitangebot wünschen, noch reicht der subjektive Wunsch nach psychosozialer Begleitung allein aus, um alle belasteten Frauen zu erkennen. Dennoch ist er deutlich aussagekräftiger als vielfach angenommen wird und identifiziert die meisten der belasteten Frauen.
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