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E-Book

Der Dr. Heart Herzcoach

Herzinfarkt verhindern, besser und bewusster leben

AutorDr. med. Stefan Waller
VerlagGRÄFE UND UNZER
Erscheinungsjahr2017
ReiheGU Gesundheit 
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783833863035
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Innovatives Coaching für ein herzgesundes Leben Kardiologe Dr. Stefan Waller alias Youtuber Dr. Heart wendet sich in diesem Ratgeber sowohl an Menschen nach erlittenem Herzinfarkt als auch an Patienten mit koronarer Herzkrankheit und an alle, die wissen, dass sie zur Herz-Risikogruppe gehören. Er erklärt verständlich, wie und warum es zur koronaren Herzkrankheit kommt, und motiviert zu den entscheidenden Schritten für ein herzgesundes, langes Leben. Mit dem praktischen Herz-Coaching von Dr. Heart kommen Betroffene und Gefährdete in den Genuss eines umfassenden Pools von auf sie zugeschnittenen Hilfestellungen. Ein 5-Punkte-Plan zeigt, wo die Weichen in Richtung Herzgesundheit zu stellen sind: von Ernährung, Aktivität und Fitness, über Entspannung und Achtsamkeit bis hin zur allgemeinen Lebensplanung und wichtigen Themen wie Raucherentwöhnung. In den begleitenden Videos der AR-App unterstreicht Dr. Heart die wichtigsten Botschaften aus dem Buch noch einmal persönlich.

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Leseprobe

DIE VERSCHIEDENEN GESICHTER DER KORONAREN HERZKRANKHEIT


Obwohl die Mechanismen einer Arteriosklerose der Herzkranzarterien immer die gleichen sind, kann sich die Koronare Herzkrankheit für Sie als Patient unterschiedlich bemerkbar machen, zum Beispiel als:

  • Angina Pectoris,

  • Akutes Koronarsyndrom,

  • Plötzlicher Herztod,

  • Herzschwäche.

Gehen wir die verschiedenen Erscheinungsformen kurz gemeinsam durch.

ANGINA PECTORIS

Das Tückische an den oben beschriebenen Ablagerungen in unseren Arterien, den Plaques, ist, dass diese mit der Zeit immer weiter anwachsen. Und über viele Jahre hinweg bemerken wir dies überhaupt nicht – bis die Ablagerungen so groß geworden sind, dass sie den Durchmesser unserer Herzkranzarterie um etwa drei Viertel oder mehr einengen. Dann reicht die Durchblutung unseres Herzens im Ruhezustand, also dann, wenn wir beispielsweise auf der Couch liegen und fernsehen, vielleicht noch aus. Aber wenn das Herz plötzlich mehr Blut pumpen muss, weil wir in der Werbepause schnell von der Couch aufspringen und zum Kühlschrank rennen, um noch ein Bier zu holen, dann kann die Blutversorgung des Herzens aufgrund der Verstopfung der Herzkranzarterie nicht mehr ausreichend gedeckt werden. Dann verspüren wir einen typischen Brustschmerz, die sogenannte Angina Pectoris. Wörtlich übersetzt bedeutet dies »Brustenge« und beschreibt recht gut das Gefühl, das Patienten in diesem Moment verspüren: einen als beengend und drückend empfundenen Schmerz im Brustbereich hinter dem Brustbein, häufig etwas mehr linksseitig, oft auch mit Ausstrahlung in Arme, Hals, Kiefer oder Oberbauch. Angina-Pectoris-Beschwerden treten typischerweise ab einer bestimmten Belastungsstufe auf und verschwinden auch wieder, sobald die Belastung beendet wird.

DAS AKUTE KORONARSYNDROM

Aber Plaque ist nicht gleich Plaque. Bei einer instabilen Plaque besteht das Problem, dass diese einen großen weichen bis flüssigen Fettkern besitzt, der nur durch eine sehr dünne, darüberliegende Plaquekappe stabilisiert wird. Diese kann durch verschiedene Auslöser, wie etwa akute körperliche Belastungen, Blutdruckschwankungen und vor allem durch eine vermehrte Entzündungsaktivität in dieser instabilen Plaque, aufreißen. Dann ragt diese aufgerissene Plaquekappe frei in das vorbeiströmende Blut, und es kann sich an ihr durch Anhaftung von Blutplättchen und nachfolgende Blutgerinnungsvorgänge ein Blutgerinnsel bilden. Das ist so ähnlich, wie wenn Sie sich an einer dornigen Rose piksen, etwas bluten und sich auf Ihrer Haut ein Schorf bildet, der die Blutung zum Stillstand bringt. Aber während die Bildung von Schorf auf der Haut ein sinnvoller Vorgang ist, kann das Gerinnsel, welches sich an der aufgerissenen Plaquekappe bildet, die Herzkranzarterie hochgradig einengen oder sogar vollständig verschließen. Bei einer hochgradigen Einengung bildet sich eine instabile Angina Pectoris aus. Dann gelangt durch dieses Blutgerinnsel nur noch ganz wenig Blut durch die Herzkranzarterie. Es kommt sogar im Ruhezustand zu Beschwerden. Verschließt das Blutgerinnsel unsere Herzkranzarterie vollständig, haben wir den Super-GAU, einen Herzinfarkt. Das bedeutet, dass der Teil des Herzmuskels, der von diesem Blutgefäß versorgt wurde, nicht mehr durchblutet wird und abstirbt. Dies kann nur verhindert werden, wenn der Verschluss rechtzeitig im Rahmen einer Notfall-Herzkatheteruntersuchung wieder eröffnet wird.

AKUTES KORONARSYNDROM

Die instabile Angina Pectoris und den akuten Herzinfarkt bezeichnet man zusammen auch als »akutes Koronarsyndrom« oder – weil wir Mediziner auf englische Abkürzungen stehen – als ACS, »Acute Coronary Syndrome«.

Warten Sie daher bei entsprechenden Beschwerden bitte nicht darauf, dass sie von alleine verschwinden, nach dem Motto: »Ist von allein gekommen, geht auch wieder von allein«, wie ich es leider häufig von meinen Patienten gehört habe, die ihren Herzinfarkt »tapfer ausgesessen« haben und jetzt für den Rest ihres Lebens mit einer Herzschwäche leben müssen. Verlieren Sie keine Zeit, indem Sie zunächst versuchen, Freunde, den Medizinstudenten aus der Nachbarschaft oder Ihren Hausarzt zu erreichen, sondern alarmieren Sie umgehend den Notarzt über die europaweit gültige Nummer 112. Es vergeht immer noch viel zu viel Zeit zwischen dem Beginn der Beschwerden und der Alarmierung des Rettungsdienstes, insbesondere bei Frauen! Sie »verschenken« im Durchschnitt 108 Minuten (Männer 80).

Noch eine Bitte: Fahren Sie nicht mit dem eigenen Auto ins Krankenhaus. Im Falle eines Herzinfarktes kann Sie der Notarzt mit dem Rettungswagen nicht nur am schnellsten in das nächstgelegene Krankenhaus transportieren, sondern vor allem auch am sichersten. Er ist auf eventuell auftretende Komplikationen, wie etwa gefährliche Herzrhythmusstörungen bis hin zum potenziell tödlichen Kammerflimmern, vorbereitet und kann dies an Ort und Stelle effektiv behandeln. Ein weiterer wichtiger Vorteil: Der Notarzt kann frühzeitig die möglicherweise notwendige, lebensrettende Notfall-Herzkatheterbehandlung im Krankenhaus vorbereiten lassen. Das spart lebensrettende Zeit.

Leider kann ein Koronarsyndrom auch ganz ohne Vorankündigung beziehungsweise ohne die oben beschriebenen typischen Symptome auftreten. Insbesondere bei Frauen, älteren und zuckerkranken Menschen fehlt häufig der typische Brustschmerz, und es wird dann oftmals nur über eher diffuse Beschwerden wie Atemnot, Übelkeit und Oberbauchschmerzen geklagt.

PLÖTZLICHER HERZTOD

Dies ist ein sehr trauriges Kapitel, denn leider haben nicht alle Menschen das »Glück«, dass sich ihre Erkrankung zunächst mit den für sie typischen Brustschmerzen bemerkbar macht. Bei ungefähr einem Drittel der Patienten ist die erste Erscheinungsform der Koronaren Herzkrankheit der plötzliche Herztod, worunter man einen plötzlich aufgetretenen, unerwarteten »herzbedingten« Tod innerhalb einer Stunde nach Auftreten der ersten Beschwerden versteht. Jedes Jahr erliegen nach einer Hochrechnung des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung aus dem Jahr 2014 allein in Deutschland geschätzte 65 000 Menschen dem plötzlichen Herztod. Diese Menschen hatten dann also nicht die Chance (die Sie jetzt haben), das Ruder durch eine Änderung der Lebensführung noch einmal herumzureißen, sondern es hat sie mit den ersten Beschwerden auch schon dahingerafft.

Ursache des plötzlichen Herztodes ist in den allermeisten Fällen das Auftreten der bösartigsten aller Herzrhythmusstörungen, des Kammerflimmerns. Meist durch eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels bedingt (in 80 Prozent der Fälle im Rahmen eines Herzinfarktes), werden Herzmuskelzellen so stark geschädigt, dass sie elektrisch instabil und damit Ausgangspunkt elektrischer Störimpulse werden beziehungsweise elektrische Impulse nicht mehr in gewohnter Weise weiterleiten können. Es bilden sich kreisende Erregungswellen, die mit hoher Frequenz über die Herzkammern ziehen und eine normale Pumpfunktion des Herzens unmöglich machen. Die Herzkammern können nur noch Flimmerbewegungen ausführen (daher die Bezeichnung Kammerflimmern), die Pumpfunktion des Herzens kommt zum Erliegen. Ohne rechtzeitige Beendigung dieses Zustandes verstirbt der Patient innerhalb von wenigen Minuten durch Herz-Kreislauf-Stillstand.

Hat sich erst mal ein Kammerflimmern ausgebildet, ist die einzige lebensrettende Sofortmaßnahme der Einsatz eines Defibrillators. Das heißt, das elektrische Chaos in den Herzkammern wird durch einen von außen applizierten Elektroschock beendet.

So ein lebensrettender Elektroschock muss so schnell wie nur irgend möglich angewendet werden, da der Patient im Kammerflimmern einen Herz-Kreislauf-Stillstand hat und sich seine Überlebenswahrscheinlichkeit ohne bleibende Schäden, insbesondere des empfindlichen Gehirns, jede Minute um zehn Prozent reduziert.

Sie kennen diese Situation bestimmt aus unzähligen Arztserien, wenn fünf Ärzte hektisch um einen leblosen Patienten herumrennen, schließlich der ranghöchste unter ihnen mit zwei großen Defibrillator-Elektroden den lebensrettenden Elektroschock verabreicht, der Patient kräftig zuckt und fast im Stück aus dem Bett zu springen scheint und kurze Zeit später noch etwas bedröppelt die Augen öffnet und die hübsche Krankenschwester fragend ansieht: »War was?«

AUTOMATISIERTE EXTERNE DEFIBRILLATOREN

An immer mehr öffentlichen Plätzen finden Sie heute sogenannte AEDs, Automatisierte Externe Defibrillatoren. Das sind Defibrillatoren, die kinderleicht auch von Laien bedient werden können, da sie nach dem Öffnen des Gehäuses genaue, leicht verständliche Anweisungen geben. Sie können ein Kammerflimmern selbstständig erkennen und geben dann den lebensrettenden Elektroimpuls ab.

DIE HERZSCHWÄCHE

Es gibt noch eine weitere Erscheinungsform der Koronaren Herzkrankheit, die viel leiser und schleichend daherkommt und oftmals lange unbemerkt bleibt – die Herzschwäche, medizinisch Herzinsuffizienz. Nüchtern betrachtet, handelt es sich dabei um die Unfähigkeit unseres Herzens, eine dem Bedarf unseres Körpers entsprechende Menge Blut zu pumpen, bedingt durch eine Pumpleistungsschwäche des Herzens. Praktisch heißt das für betroffene Menschen: Sie fühlen sich immer schlapper und weniger leistungsfähig. Selbst einfachste körperliche Aktivitäten verursachen zunehmend Luftnot. Es kommt zu Wasseransammlungen in den Beinen, und oftmals leiden sogar die mentalen Fähigkeiten, sprich das Denkvermögen und die Gedächtnisleistung. Im fortgeschrittenen Stadium »hängt« dann sogar die Stimmung, was bis zur Ausbildung einer Depression führen kann (siehe...

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