3. Was erfolgreiche Investment-Manager richtig machen
»Warum soll ich die zweitbeste Aktie kaufen, wenn ich die beste haben kann?«
Warren Buffett
Die Finanzbranche ist ein Dschungel, der aus Hunderttausenden von Anlageprodukten besteht. Dieses Kapitel soll Ihnen dabei helfen, sich in dieser Vielfalt zurechtzufinden.
Noch vor 20 Jahren war es für einen Sparer sehr einfach, sein Geld anzulegen: Er deponierte den Betrag auf einem Sparbuch und erhielt dafür 3 oder 4 % Zinsen gutgeschrieben, verbunden mit der Möglichkeit, jederzeit über einen Betrag von 2000 D-Mark pro Monat verfügen zu können. Wollte der Anleger einen höheren Betrag abheben, wurde er mit einem Strafzins belegt. Beträge, die er auf längere Zeit nicht benötigte, investierte er in Sparbriefe. Hier betrug die Anlagedauer meist zwischen ein und vier Jahren, längere Anlagefristen wurden von der Bank mit einem höheren Zins belohnt. Und wer sich damals etwas breiter aufstellen wollte, der kaufte durchaus auch einmal Aktien oder einen Fonds. Dies blieb aber eher die Ausnahme.
In den vergangen Jahrzehnten sind zu den erwähnten Sparformen unzählige Produkte hinzugekommen. Angeblich sollte es dadurch einfacher und sicherer werden, sein Geld anzulegen – zumindest versuchten uns dies die Kreditinstitute vorzugaukeln. Dies mag zwar in einigen Fällen durchaus zutreffen. So gab es zum Beispiel mit dem Tagesgeld jetzt eine Anlageform, die dem Sparbuch entsprach, jedoch ohne Vorfälligkeitszinsen. Doch hielt man als Anleger statt eines physisch existierenden Sparbuches fortan nur noch eine Art Zettelwirtschaft in der Hand – nämlich die Kontoauszüge des Tagesgeld-Kontos.
Viele der neuen Produkte konnten aber die Versprechungen nicht halten. Wer erinnert sich zum Beispiel nicht mehr an die vollmundige Werbebotschaft aus dem Jahr 1996, mit der der bekannte Schauspieler Manfred Krug den Kauf der Deutsche-Telekom-Aktie anpries: »Das ist der helle Wahnsinn, was die Telekom alles draufhat.« Sekundiert wurde er seinerzeit vom damaligen Vorstandschef Ron Sommer: »Die T-Aktie wird so sicher sein wie eine vererbbare Zusatzrente.«
Heute sind wir alle schlauer – und können nur noch den Kopf darüber schütteln, auf welche Weise Anlegern damals eine Aktie schmackhaft gemacht wurde. Doch es funktionierte: Mitte der 1990er-Jahre herrschte auf dem Finanzmarkt Aufbruchsstimmung, die Deutschen entdeckten Wertpapiere in Form von Aktien und später Fonds.
Und tatsächlich erzielten viele Anleger damals mit Aktien oder Aktienfondsanlagen innerhalb kurzer Zeit gute Gewinne. Doch nicht zuletzt aufgrund mangelnden Wissens und fehlender Erfahrung ließen sich viele Anleger auch blenden und schalteten ihren Verstand aus. Eine Neuemission jagte die andere und bei Gewinnen von 20 oder 30 % in nur wenigen Wochen stellten sich viele die Frage: »Was soll ich noch mit dem langweiligen Sparbuch?« Wenn aber der Verstand ausfällt, dann folgt in aller Regel irgendwann unweigerlich das böse Erwachen – und zwar in Form dramatischer Kursstürze. Im genannten Beispiel platzte im Jahr 2000 die Internetblase, bis der DAX im März 2003 einen historischen Tiefstkurs erreichte.
Eine Errungenschaft der damaligen Zeit war das Internet und hier für die Anleger vor allem das Internetbanking. Von zu Hause aus bequem Beträge überweisen oder auch Orders vornehmen zu können, galt damals als revolutionär. Diese Entwicklung ging einher mit dem Aufkommen sogenannter Direktbanken. Für den Anleger sind die heute existierende, vielfältige Produktauswahl sowie die technischen Möglichkeiten der Abwicklung gleichermaßen Fluch wie Segen: Wie findet er das passende Produkt mit der richtigen Beratung? Dass sein Bankberater stets das beste Produkt für ihn aussucht, ist sicherlich ein frommer Wunsch – doch fern jeder Realität. Denn in der Bank sitzen heutzutage eher Verkäufer als Berater, die unter einem immensen Verkaufsdruck stehen und daher in der Regel gezwungen sind, jeweils jene Anlageform zu empfehlen, die ihrer Bank den höchsten Profit bringt.
In diesem Kapitel finden Sie Hilfe – und zwar in Form konkreter Anregungen und Tipps aus dem Munde einiger der bekanntesten Finanzprofis der Welt.
Renten
»Eines ist sicher: die Rente.« Mit dieser bis heute berühmten Aussage versuchte der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) im Bundestagswahlkampf 1986 die Wähler zu beruhigen – darunter natürlich vor allem die große Gruppe der damals rund 20 Mio. Rentner. Und obwohl die harte Realität diesen »blümigen« Slogan schon längst ad absurdum geführt hat, gilt bis heute: Sobald im Dschungel der Finanzanlage-Produkte der Begriff »Rente« beziehungsweise »Rentenpapier« auftaucht (auch als »Bonds«, »Anleihen« oder »Obligationen« bezeichnet), suggeriert dieser in den Köpfen vieler Anleger nach wie vor eine gewisse Sicherheit.
Die weitverbreitete Annahme sieht demnach in etwa so aus: Ich als Anleger stelle einer Bank, dem Staat oder einem Unternehmen einen festen Geldbetrag zur Verfügung und vereinbare mit diesem eine feste Laufzeit mit einem festen Zins. Da bei dieser vermeintlich sicheren Anlageform offenbar nichts schiefgehen kann, kann ich während der vereinbarten Laufzeit ruhig schlafen und meinem Vermögen unbesorgt beim Wachsen zusehen.
Schön wäre es! Doch leider birgt auch die Anlage in die angeblich so sicheren Rentenpapiere durchaus Fallstricke. Dass die in Aussicht gestellte garantierte Ausschüttung (im Gegensatz zur normalen Rente) nicht monatlich erfolgt, sondern in der Regel nur einmal pro Jahr, ist dabei für Sie als Anleger sicherlich noch am ehesten zu verschmerzen. Im Zuge der allgemeinen Finanzkrise ab 2008 müssen Sie jedoch inzwischen viel stärker auf der Hut sein, als es beispielsweise noch im Jahr 2007 der Fall war.
Damals schien die Welt der Geldanlage noch in Ordnung und einfach zu überblicken zu sein: Man ging zur Bank und kaufte eine Bankanleihe. Oder der Berater empfahl als sichere Anlageform mit festem Zinssatz eine Staatsanleihe. Ein deutscher Anleger konnte sich in diesem Fall quasi entspannt zurücklehnen. Doch im Zuge der zunehmenden Globalisierung und der immer stärkeren Vereinheitlichung des europäischen Marktes wurden schon wenig später einige der vermeintlich sicheren Regeln auf den Kopf gestellt.
So mussten viele Anleger schmerzhaft erfahren, dass Staatspapiere nicht gleich Staatspapiere sind. Spürbar wurde dies vor allem an der Finanzkrise Griechenlands. Was zuvor unvorstellbar erschien, wurde plötzlich bittere Realität: Anleihen eines Staates wurden zum Risikopapier. Dass ein Staat mit der gleichen Währung wie Deutschland pleitegehen könnte, war bis dahin als undenkbar erschienen – und doch war es plötzlich passiert. Ohne an dieser Stelle zu ausführlich auf die Griechenland-Krise eingehen zu wollen, möchte ich doch zumindest zwei Dinge festhalten.
Zinsen am Sinken
Erstens: Der griechische Staat musste Teilinsolvenz anmelden. Sämtliche private Gläubiger Griechenlands verloren dadurch über die Hälfte des Wertes ihrer Staatsanleihen. Insofern ist es also sehr wohl möglich, dass auch ein Staat pleitegehen beziehungsweise einfach ungefragt seine Schulden kürzen kann. In der Folge erhalten Anleger weniger Geld zurück, als bei Vertragsabschluss ursprünglich vereinbart wurde.
Zweitens: Von einer solchen Pleite kann ein anderer Staat wiederum durchaus profitieren. So wurden zum Beispiel deutsche Staatsanleihen nach der Griechenland-Krise plötzlich zum »sicheren Hafen« erklärt. Viele Anleger, vor allem institutionelle Großanleger wie Pensionskassen und Versicherungen, legten ihr Geld fortan lieber in Bundesanleihen an, als dieses in spanische oder italienische Papiere zu investieren.
Was dann passierte, war wiederum absolut üblich für die freie Marktwirtschaft. Diese wird bekanntlich von Angebot und Nachfrage bestimmt – und, siehe da: die gestiegene Nachfrage nach Bundesanleihen führte nach und nach dazu, dass die Zinsen für deutsche Staatspapiere immer weiter sanken. Denn warum hätte der deutsche Finanzminister allzu hohe Zinsen anbieten sollen, wo doch ohnehin derart viele Anleger »scharf« auf seine Staatspapiere waren?
Konsequenterweise fiel das Zinsniveau in Deutschland von ursprünglich über 3 % auf unter 2 %. Für die Bundesrepublik Deutschland war dies ein lukratives Geschäft, für die Anleger eher ein Albtraum. Denn angesichts einer Inflationsrate von rund 2,5 % und einem Bundesanleihezins von 1,8 % verloren die Sparer auf diese Weise pro Jahr 0,7 % an Kaufkraft. Wobei in diesem Beispiel nicht berücksichtigt ist, dass ein Sparer ohne Sparerfreibetrag sogar 1,15 % verlor. Sie sehen also: Ganz nach Sichtweise gibt es immer Gewinner und Verlierer. Zu den Verlierern gehören derzeit leider die Sparer, während die Immobilienfinanzierer zu den Gewinnern zählen.
Dass bei der Investition in derart vermeintlich sichere Papiere noch weitere Fallstricke lauern, möchte ich Ihnen anhand eines Beispiels aus meiner persönlichen Beratungspraxis erläutern: Im Monat August 2011 kam eine alleinstehende Kundin in mein Büro und bat mich um eine Beratung. Bei der Analyse ihrer Vermögenswerte ergab sich folgendes Bild: Die Mandantin hatte sich im Jahr zuvor von ihrer örtlichen Volksbank getrennt und in Festgelder der DiBa investiert. Auch hatte sie physisches Gold gekauft. Im Bereich der Wertpapiere wiederum hatte sie (noch zu Volksbank-Zeiten) eine größere Summe in einen Garantiefonds der Union Investments gesteckt – da...