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E-Book

Der gebrauchte Prinz

Vom Umgang mit einem Traummann aus zweiter Hand

AutorSusanne Walsleben
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783426429808
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Ein Mann aus zweiter Hand? - Susanne Stein zeigt, dass es sich lohnt, dem gebrauchten Prinzen eine Chance zu geben! Die moderne Single-Frau steckt im Dilemma: Sie sehnt sich zwar nach der perfekten Beziehung, träumt von der eigenen Familie, bekommt aber in den meisten Fällen einen gebrauchten Mann, der schon eine Familie hat. Bestehend aus Ex-Frau und Kindern. Statt Traumprinz auf weißem Ross also häufig Krisenmanagement im tristen Alltag. Soll sie lieber gehen und weitersuchen? Oder den gebrauchten Prinzen nehmen, wie er ist, und das Leben mit ihm neu gestalten? Das Buch richtet sich an alle Frauen, die dieses Abenteuer eingehen wollen, und es zeigt, wie sie mit einem Mann aus zweiter Hand glücklich werden können.

Susanne Walsleben arbeitet seit fast 20 Jahren für diverse Frauenzeitschriften in verschiedenen Positionen (Redakteurin, Ressortleiterin, Chefredakteurin, freie Autorin). Außerdem hat sie bereits mehrere Bücher zu den Themen Psychologie und Partnerschaft veröffentlicht.

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Leseprobe

I. Märchen in Sachen Liebe


Der verwunschene Prinz oder
warum Frauen immer vom großen Helden träumen


Die Pop-Sängerin Mariah Carey beschwört ihn mit ihrer unnachahmlichen Stimme herbei: »… and then a hero comes along …«, singt sie und spricht Millionen Frauen, die bei diesem Song sofort das Feuerzeug zücken, um es in die sternenklare Nacht leuchten zu lassen, aus der Seele.

Und dann kommt mal eben so ein Held vorbei. Genauso wie wir uns das schon als kleine Mädchen vorgestellt haben. Wir hören Mariah zu und kriegen vor Rührung feuchte Augen. Ach ja, das wär’s jetzt. Alle Alltagssorgen sind wie weggepustet, alle Probleme dürfen wir auf seine starken Schultern laden: a hero comes along.

Wir vergessen, dass wir inzwischen Abitur gemacht, einen taffen Job haben, in Konferenzen die männlichen Kollegen locker an die Wand diskutieren. Wir fahren ein Auto, das wir selbst ausgesucht und auch selbst bezahlt haben, meistern unser Leben mit leichter Hand, und wenn wir Erholung brauchen, oder auf neudeutsch chillen wollen, gönnen wir uns ein Wochenende im Wellness-Hotel oder setzen uns in den nächsten Billig-Flieger, um nach Rom, Paris, Venedig oder irgendwo an den Strand zu jetten.

Moderne Frauen befinden sich emotional gesehen in einem merkwürdigen Widerspruch. Im Beruf geben sie sich oft härter als der coolste Mann, während zu Hause noch der Teddybär auf dem Kopfkissen sitzt. Nach außen mimen sie die durchorganisierte Businessfrau, nach innen sind sie verletzlich und empfindsam und schmachten heimlich Rhett Butler in Vom Winde verweht an. Einerseits sind wir stark und lassen uns von keinem Mann mehr sagen, wo es langgeht, andererseits wollen wir auch mal schwach sein und uns anlehnen.

Nun wäre gegen diese beiden Kehrseiten ein und derselben Medaille gar nichts einzuwenden, denn Gegensätze machen das Leben bekanntlich bunt und besonders interessant. Wenn es aber um die Liebe geht, kann ein solcher Widerspruch geradewegs ins Gefühlschaos führen. Wir senden die Signale: Ich bin stark, ich bin selbstbewusst, ich bin unabhängig. Wir meinen aber etwas ganz anderes. Zum Beispiel: Ich habe es satt, stark zu sein. Oder: Ich will mich endlich mal fallen lassen. Und vielleicht: Ich sehne mich nach jemandem, der meine Probleme für mich löst.

Wir alle kennen das Märchen von der schönen Königstochter, deren goldene Kugel eines Tages in den Brunnen fällt. Die Prinzessin blickt verzweifelt in den dunklen Brunnen, kann aber ihr Spielzeug nicht mehr finden. Netterweise hilft ihr ein Frosch aus der Patsche und holt die Kugel aus den unheimlichen Tiefen des Brunnens. Leider verlangt er eine Gegenleistung. Er will von nun an neben der Prinzessin am Tisch sitzen, von ihrem Teller essen, in ihrem Bett schlafen. Dass sie den garstigen Frosch nicht an ihrer Seite haben möchte, ist verständlich, und sie greift denn auch zu einer ziemlich drastischen Maßnahme, um in Zukunft nicht mehr von ihm belästigt zu werden: Sie schmeißt ihn mit voller Wucht an die Wand.

Eine vollkommen brutale und aggressive Reaktion, die jedoch auf der Stelle belohnt wird. Denn der malträtierte Frosch verwandelt sich nicht in einen hässlichen Fleck an der Wand, sondern entpuppt sich als stattlicher Prinz. And then a hero comes along …

Die Beziehung zwischen Frosch und Prinzessin ist oft interpretiert worden, Bruno Bettelheim etwa hat das Märchen psychoanalytisch unter die Lupe genommen und sieht in dem Frosch ein Symbol für eine sexuelle Beziehung. Es gibt spirituelle Deutungen, in denen es in erster Linie um unbewusste Ängste und um Läuterung geht, und Eugen Drewermann sieht im Froschkönig vor allem eine brisante Beziehungsgeschichte zwischen zwei neurotisch geprägten Wesen, die es am Ende dennoch schaffen, eine Partnerschaft zu führen. In der Tat ist das Märchen so vielschichtig, dass es all diese Deutungen zulässt. Natürlich kann man das Verhalten der Prinzessin vor dem Hintergrund erwachender Sexualität sehen, doch ebenso sehr könnte man ihr eine starke Vaterbindung unterstellen, die ihre Beziehung zum Frosch entscheidend prägt. Wir wollen hier aber nicht darüber spekulieren, wie und unter welchen Umständen Frösche zu Prinzen werden, sondern uns mit dem umgekehrten Phänomen befassen: Warum werden im wirklichen Leben eigentlich aus vermeintlichen Prinzen meist Frösche? Und zwar, ohne dass man sich die Mühe machen muss, sie an die Wand zu pfeffern.

Da hat man mit Mariah Carey geglaubt, diesmal sei aber nun wirklich ein Held vorbeigetrabt – und dann handelt es sich doch nur wieder um einen ganz normalen Mann. Meistens auch noch um einen gebrauchten, einen, der schon einmal bei einer anderen Prinzessin Station gemacht hat und nun doppelt entzaubert ist. Er ist weder Prinz noch Held, und an seinen Füßen hängt die Vergangenheit wie bleiernes Eisen. Um ein letztes Mal den Froschkönig zu bemühen: Während im Märchen die Eisenringe um Heinrichs Herz aufbrechen, kann sich der gebrauchte Prinz von seinen Fesseln nicht lösen.

Der gebrauchte Prinz war schon einmal verheiratet – mit Aschenputtel, Dornröschen, Rapunzel oder irgendeiner anderen Märchendame – und muss in den meisten Fällen die Königskinder aus seiner ersten Ehe versorgen, samt der Aschenputtel, Dornröschen oder Rapunzel. Alle erwarten etwas von ihm: Die frühere Familie verlangt, dass er sich weiter um sie kümmert – bis vielleicht ein anderer Prinz seinen Platz einnimmt. Die neue Liebe will, dass er nur für sie da ist. Armer Prinz. Zwischen diesen Fronten wird jeder Held über kurz oder lang zerrieben.

Bleibt die Frage, warum Frauen so gern von einem Prinzen träumen. Immerhin leben wir im 21. Jahrhundert, haben ungefähr fünf Jahrzehnte Emanzipation hinter uns und sollten inzwischen zu schätzen wissen, einem Mann auf Augenhöhe zu begegnen. Tun wir ja eigentlich auch, aber manchmal dann eben doch nicht.

Ehrlich gesagt, ich habe keine zufriedenstellende Erklärung für diesen Widerspruch gefunden. Keine wissenschaftliche Studie befasst sich mit der Barbie in unserem tiefsten Inneren, die von der großen Liebe zum perfekten Ken träumt. Möglicherweise ist aber auch der Wunsch nach dem Helden nichts anderes als die Sehnsucht nach Romantik. Liebe wird gleichgesetzt mit einem märchenhaften Zustand, der idealerweise das ganze Leben lang anhalten soll. Ewige Verliebtheit heißt die Devise, die auch auf die Ehe übertragen wird.

Paartherapeuten vermuten, dass es sich hierbei um eine sehr berechtigte Gegenbewegung zum patriarchalischen Partnerschaftsmodell früherer Zeiten handelt, das in der Regel zur reinen Konvention erstarrt war und keinesfalls den Eindruck von lebenslanger Liebe vermittelte.

Noch in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts war die Ehe eine Versorgungseinrichtung, der vielleicht einmal Verliebtheit zugrunde gelegen hatte, die aber mit der Zeit zu einem lieblosen Miteinander verkümmert war. Viele Frauen haben in solchen Ehen gelitten, hinter den glatten, makellosen Fassaden verbarg sich frauenfeindliches Denken und allzu oft auch Handeln.

Erinnern wir uns an die Großeltern, vielleicht auch an die Eltern, die ganz andere Ehen führten als die, die heute gelebt werden. Von einer partnerschaftlichen Beziehung waren sie meist kilometerweit entfernt, ja, die Idee, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind und sich auch in der Liebe auf Augenhöhe begegnen sollten, galt geradezu als ketzerisch.

Glücklicherweise ist gerade in Sachen Partnerschaft in den letzten sechzig Jahren viel geschehen. Durch die Gleichberechtigung entstanden neue Paarmodelle, und selbst wenn immer noch in vielen Beziehungen spätestens mit dem ersten Kind die überholte Regelung – er verdient das Geld, sie kümmert sich um Kinder und Haushalt – getroffen wird, ist doch die Einstellung zu Liebe und Partnerschaft eine ganz andere.

Doch genau hier lauern auch Gefahren. Die Ansprüche an die Liebe sind nicht nur gewachsen, sondern die Liebe wird in so hohem Maße idealisiert und verklärt, dass es wohl keinem gelingen wird, diese Vorstellungen von Liebe und Beziehung in die Realität umzusetzen. Wir fordern heute von der Liebe, dass sie uns in einen immerwährenden Zustand der Verliebtheit versetzt. Das moderne Liebesideal, der Paartherapeut Hans Jellouschek nennt es ein neo-romantisches Ideal, verlangt von einem Paar, dass es nicht nur unablässig Lust aufeinander hat und faktisch 24 Stunden am Tag spitz wie Nachbars Lumpi ist, sondern dass der verklärende Blick auf den Partner möglichst lange anhält.

Man will die rosarote Brille am liebsten gar nicht mehr absetzen, für immer auf Wolke sieben schweben und jedes Mal, wenn man den anderen ansieht, das berühmte Kribbeln im Bauch verspüren. Besonders Frauen haben das neo-romantische Liebesideal zur Norm erhoben und reagieren auf jede seismographische Erschütterung ihres Gefühlslebens mit Enttäuschung. Oder, wenn wir beim Bild des verwunschenen Prinzen bleiben, mit Entzauberung.

Die Idealisierung der Liebe führt letztlich zur Trennung – und damit zu einem Punkt, den man von Anfang an um jeden Preis vermeiden wollte. Fakt ist: Eine Beziehung, die so märchenhaft romantisch und gefühlvoll sein und bleiben soll, muss scheitern. Was die tägliche Erfahrung auch knallhart zeigt. In den letzten drei Jahrzehnten gingen die Scheidungszahlen in schwindelerregende Höhen, noch vor ein paar Jahren fürchtete man, dass bald jede dritte Ehe geschieden würde, inzwischen ist es bereits jede zweite.

Wer die Liebe als nicht endende Verliebtheit definiert, begibt sich selbst in einen Teufelskreis. Verliebtheit ist ein wunderbarer Zustand,...

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