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Der Tempel

Die Götter der Germanen - Band 56

AutorHarry Eilenstein
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl404 Seiten
ISBN9783744857383
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Das Buch Der Tempel ist ein wesentliches Element der meisten Religionen. Die archäologischen Funde und die schriftlichen Schilderungen dieser Tempel haben bei den Germanen zwar bei weitem keine solche Fülle wie z.B. bei den Griechen oder den Römern, aber sie ist doch so umfassend, dass sich ein detailliertes Bild der Tempel der Germanen rekonstruieren lässt.

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 40 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 40 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden Sie einen Teil meiner neueren Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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Leseprobe

I Der Tempel in der germanischen Überlieferung


Der Tempel, also das Kultgebäude, ist ein wesentliches Element der meisten Religionen. Die archäologischen Funde und die schriftlichen Schilderungen dieser Tempel haben bei den Germanen zwar bei weitem keine solche Fülle wie z.B. bei den Griechen oder den Römern, aber sie sind doch so umfassend, daß sich ein detailliertes Bild der Tempel der Germanen rekonstruieren läßt.

Mit dem Tempel sind auch die Themen der folgenden vier Bände eng verbunden, die in dem vorliegenden Band nur kurz skizziert werden:

Band 57 „Die Einrichtung des Tempels“

Band 58 „Priesterin – Seherin – Zauberin – Hexe“

Band 59 „Priester – Seher – Zauberer – Schamane – Heiler“

Band 60 „Rituelle Kleidung und Schmuck“

I 1. Das Wortfeld „Tempel“


Es gibt sowohl für den Tempel als auch für die mit dem Tempel verknüpften Dinge und Tätigkeiten eine Vielzahl von altnordischen Begriffen.

I 1. a) Der germanische Name für „Tempel“


Es gibt im Germanischen und im Altnordischen insgesamt sechs verschiedene Worte für „Tempel“ bzw. für „Heiliger Ort“.

- hof -

Das germanische Wort „hof“ bezeichnete ursprünglich eine Halle und später dann auch die dort versammelten Menschen, also den „Hof“ eines Königs, was sich im Deutschen noch in Redewendung wie „Hof halten“ oder „am Hofe des Königs Artus“ erhalten hat.

Im Altnordischen wurden mit „hof“ ausschließlich Tempel bezeichnet, woraus man schließen kann, daß die Tempel der Nordgermanen Hallen gewesen sind. In den Isländersagas ist „hof“ das wichtigste Wort für „Tempel“.

Im Althochdeutschen, also der mittelalterlichen germanischen Sprache in Mitteleuropa, findet sich „hof“ in der Bedeutung „Tempel“ nur selten.

In den Skaldenliedern findet sich das Wort „hof“ ebenfalls nur selten. Dort sind eher die fünf im folgenden beschriebenen älteren Tempel-Bezeichnungen zu finden.

Das Wort „hof“ hat im Altnordischen zwei Bedeutungen mit zwei verschiedenen Wurzeln, die sich jedoch in den Ansichten der Germanen über den Kult und das rechte Verhalten berührten: der Tempel und das Maßhalten in allen Dingen.

Der Stammbaum des Wortes „hof“ zeigt deutlich, daß sich das germanische Langhaus, also der „Hof“ des Bauern, einerseits zu der Halle der Fürsten und andererseits zu den Tempel der Götter weiterentwickelt hat. Daraus kann man schließen, daß der Kult bei den Germanen ursprünglich in ihren Langhäusern stattgefunden hat.

Das indogermanische Substantiv „keup“ für „Gebogenes“ ist nicht nur mit dem deutschen „Hof“, sondern auch mit dem deutschen „Kuppe“ verwandt und bezeichnete evtl. auch das Hügelgrab („Gewölbtes“).

- ve -

Aus dem indogermanischen Wort für „ueik“ für „Weihen, Geweihtes“ entstand das germanische Wort „wiha, weiha“ mit derselben Bedeutung.

Im Altnordischen differenzierte sich dieser Begriff dann in „Tempel“ (geweihter Kult-Ort), Thing-Platz („geweihter Versammlungs-Ort“), „Ve“ (Odins Bruder, Gott des Priesterstandes), „Standarte“ (heilige Standarte/Fahne) und „Haus“ (geschützter, weil geweihter Ort).

Aus dieser letzten Bedeutung ergibt sich, daß es eine Hausweihung gegeben haben könnte, bei der das Gebäude unter den Schutz einer Gottheit gestellt wurde.

Parallel zu dem Wort „weiha“ für „weihen“ entwickelte sich im Germanischen aus derselben indogermanischen Wurzel auch das Wort „waigo“ für „Kraft“, das sich mit derselben Bedeutung auch im Altnordischen findet. Das Wort „veig“ für „starker Trank“ könnte sich auf den Göttermet beziehen und das Wort „veig“ für Frau“ evtl. auf eine Priesterin-Zauberin. In beiden Fällen hätte das betreffende Wort dann sowohl den Bedeutungshintergrund „stark“ als auch „geweiht“.

Es gab die Redewendung „byggja ve goda“ für „wohnen in den Tempeln der Götter“ – gemeint sind entweder die Götter selber oder Menschen, die dort vor Verfolgung Schutz suchen.

- högr -

Ein „högr“ ist sowohl im Germanischen als auch im Altnordischen und im Angelsächsischen der Teil des Heiligen Ortes, der aus Steinen besteht, also vor allem der Opfer-Altar.

Dieser Begriff hat sich vermutlich spätestens um 300 n.Chr. ausgebildet, als die altnordischen (skandinavische) und die angelsächsischen (holsteinische/dänische) Zweige der Germanen noch ausreichend miteinander verbunden gewesen sind.

Anscheinend wurde der Alter einfach „der Harte“ im Sinne von „der Stein“ genannt.

Die Entwicklung des Wortes „högr“
indogermanischgermanischaltnordisch
kar (hart)harugaz (Steinhaufen,
Opferstätte, Heiligtum)
hörgr (Steinhaufen,
Hügelgrab, Opferstätte,
Steinaltar)
angelsächsisch
hearg (Steinhaufen, Altar,
Tempel, Statue, Heiliger
Hain)

- lundr -

Der Ursprung des Substantivs „lund“ für „Hain, Baum“ ist unbekannt. Möglicherweise ist dies Wort mit „Linde“ verwandt, das im Altnordischen und im Angelsächsischen „lind“, im Germanischen „lend“ und im Indogermanischen „lento“ lautet.

Dieser Begriff wurde im Altnordischen auch für den Heiligen Hain bei einem Tempel benutzt.

Die Entwicklung des Wortes „lundr“
indogermanischgermanischaltnordisch
lento (biegsam, nachgiebig)lendjon (Baum, Linde)lund (Hain, Baum)

- vangr -

Dieser Begriff, der mit dem Zusatz eines Gottesnamens o.ä. auch einen heiligen Ort bezeichnen konnte, hat sich aus dem indogermanischen Adjektiv „ueng“ für „gebogen“ vermutlich über ein Wort für „Gras („gebogenen Halme“) zu der germanischaltnordischen Bedeutung „Feld, Wiese“ weiterentwickelt.

Die Entwicklung des Wortes „vangr“
indogermanischgermanischaltnordisch
ueng (gebogen sein)wangaz (Feld, Abhang,
Wiese, Acker)
vangr (Feld, Acker, Wiese)
angraz (Bucht, Bogen,deutsch
Grasland, Acker, Anger)Anger (Feuchtwiese)

- vin -

Ein „vin“ ist im altnordischen wie der „vangr“ eine offene, grasbewachsene Fläche, auf der auch ein Teil des Kultes stattfinden kann.

Dieses Substantiv hat sich von einem indogermanischen Verb für „streben, siegen“ anscheinend über einen Begriff für „erobertes Grasland“ zu dem germanischen Wort für „Weide“ und dann weiter zu dem altnordischen Substantiv für „Wiese, Weide, Aue“ entwickelt.

Die Entwicklung des Wortes „vin“
indogermanischgermanischaltnordisch
uene (streben, wünschen, lieben,
erreichen, siegen, gewinnen)
wenjo (Weide)vinr (Wiese, Weide, Aue)

- die sechs Worte für „heiliger Ort“ -

Die sechs altnordischen Substantive, mit denen man einen heiligen Ort beschreiben konnte, geben im Groben die wesentlichen inneren Bauelemente und die nähere räumliche Umgebung eines Tempels wieder:

hof= Halle, Tempel
ve=...
Blick ins Buch

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