Bei der Untersuchung der Darstellung des Kommunismus als Staats- und Gesellschaftsordnung ist in den Artikeln in TIME aus den Jahren 1950 bis 1953 eine starke und beständige antikommunistische Haltung erkennbar. Dabei dürfen die Berichterstattung jener Zeit zweifelsohne prägende Ereignisse in ihren Auswirkungen sowohl auf die mediale Berichterstattung wie auch auf die öffentliche Meinung nicht unterschätzt werden. Nennenswert sind in diesem Zusammenhang beispielsweise die Proklamation der Volksrepublik China unter Mao Zedong am 1. Oktober 1949, die Blockade West-Berlins durch die Sowjetunion vom Juni 1948 bis zum Mai 1949, die Zementierung der Teilung Deutschlands, die in den USA um sich greifende Furcht vor einer kommunistischen Unterwanderung des Landes sowie die Herausbildung einer bipolaren Weltordnung. Allen untersuchten Artikeln aus den Jahren 1950 bis 1953 ist ein besorgter Unterton, die Ausbreitung des Kommunismus betreffend, eigen. Deutlich bringt TIME die Furcht vor unzureichenden Mitteln der Verteidigung gegen den „kommunistischen Aggressor“ zum Ausdruck. Die Bedrohung durch den Kommunismus scheint in TIME weltumfassend und permanent vorhanden: „The Communist intention to destroy what order existed in the rest of the world had been plainly published and implacably pursued“ („In the Cause of Peace“). Die Intention der Kommunisten wird hier auf die Zerstörung einer vorhandenen, aus Sicht des Nachrichtenmagazins einwandfrei funktionierenden Staats- und Gesellschaftsordnung, die in diesem Fall die kapitalistische der USA meint, reduziert. Die Stoßrichtung der angeblichen kommunistischen Zerstörungswut verdeutlicht Brinkley: „Soviet Russia was, Time noted, the self-proclaimed ‘graveyard of capitalism’“ (Brinkley 159). Dabei wurde den Kommunisten häufig auch eine gewisse Undurchsichtigkeit bescheinigt.So schrieb TIME am 9. April 1951 in dem Artikel „War: INSIDE RED CHINA“: „Like Communists everywhere, Red China’s rulers try to shield themselves from the view of the non-Communist world“ („War: Inside Red China“). An anderer Stelle wurde das Ziel der Kommunisten mit dem Ausdruck „world domination“ benannt („POLICIES & PRINCIPALS: Show of Purpose“). Die kommunistisch regierten Länder werden den Lesern als undurchschaubar und folglich unberechenbar präsentiert, ein Umstand, der die Angst der Leser vor dem Unbekannten noch verstärkt haben dürfte.
Am 10. Juli 1950 schrieb TIME: „In Korea – as in China, Indo-China, Malaya, and Burma – native Communists, shouting slogans of freedom and independence, were forging for their people heavier chains of slavery than even Asia had known“ („Over the Mountains: Mountains“). Der Vergleich des Kommunismus mit der Sklaverei erscheint aus heutiger Sicht erstaunlich, waren in den USA selbst doch längst nicht alle Folgen dieser Institution beseitigt und die Rassentrennung nach dem Grundsatz „seperate but equal“ zumindest in den Südstaaten der USA immer noch präsent. Fousek schreibt hierzu: „To most African Americans in the late 1940s, the division between free and unfree, globally as well as domestically, still fell along the color line more than the Iron Curtain“ (Fousek 132). Nichtsdestotrotz dient dieser Vergleich der Charakterisierung eines Systems, in dem starke Abhängigkeitsverhältnisse herrschen. Hier stellt TIME die „Parolen rufenden Kommunisten“ als Lügner dar, die entgegen ihren wahren Absichten Freiheit und Unabhängigkeit propagieren („Over the Mountains: Mountains“). Diese Darstellung wiederum suggeriert dem Leser, dass eine Verbindung zwischen den Begriffen „Kommunismus“ und „Unfreiheit“ besteht, während das US-amerikanische System in der Schlussfolgerung an den Begriff „frei“ gebunden wird.
Bei der Berichtserstattung über die kommunistischen Führer Joseph Stalin, Mao Zedong und Kim Il-sung flossen in die Kritik von TIME regelmäßig abwertende und beleidigende Anmerkungen mit ein. Brinkley schreibt dazu: „Stalin was of great interest to Time, as all great and powerful men were. But in most cases the magazine had great difficulty concealing its contempt“ (Brinkley 159).
Am 17. Juli 1950 erschien in TIME ein Artikel mit dem Titel „War: The Cat in the Kremlin“, der sich der Person Joseph Stalin widmete. Nachdem in diesem Artikel eingangs Fragen nach der Entwicklung des Krieges in Korea gestellt wurden – nicht ohne auch die Möglichkeit eines atomaren Krieges zu erwähnen – wurde für die Beantwortung derselben auf den Kreml verwiesen: „The answer was buried in the mind of a grey, catlike old man behind the walls of the Kremlin“ („War: The Cat in the Kremlin“). Die Entscheidung über den Ausgang des Konfliktes liegt laut TIME folglich ganz in Stalins Händen. Weiterhin fragt TIME: „Would the cat in the Kremlin jump again? If he did, where and how would he strike? Or could he again be made to purr benignly in the role that had persuaded a lot of Americans (who would now like to bite their tongues off) to call him, fondly, Uncle Joe?“[16] („Cat“). Im letzten Satz des Zitates prangert TIME die Gutgläubigkeit vieler US-Amerikaner an, die der Rolle Stalins als „nettem Onkel“ vertraut und seine Person so unterschätzt hätten. Beim Betrachten des Artikels ist der mehrfache Gebrauch katzenartiger Eigenschaften bei der Beschreibung Stalins auffällig. Katzen werden gemeinhin als unter anderem berechnend, hinterhältig, einzelgängerisch und geschickt bezeichnet (Singer 441). Durch den Vergleich Stalins mit einer Katze überträgt der Leser die oben genannten Eigenschaften auf die Persönlichkeit Stalins. TIME kann auch passende „Spielzeuge“ für die „Katze“ ausmachen: „The West’s experts on the Communist mind try to imagine themselves in the Kremlin and look around the world from there, trying to see the world through Stalin’s cat’s eyes. The main mice in sight: Indo-China, Iran, Turkey, Yugoslavia, Germany“ („War: The Cat in the Kremlin“)[17]. Einige Abschnitte später geht TIME auf die Rolle Stalins unter den Kommunisten der Welt ein, bei denen eine bestimmte Hierarchie zu bestehen scheint. Es folgt die Begründung für Stalins Stellung an der Spitze dieser Hierarchie: „Stalin is the No. 1 Communist not merely because he has the top job but because he himself is in a notably advanced stage of Communism; in the language of the syphiologist, he might be called a tertiary Communist“ („Cat“). In besonderem Maße abwertend ist hierbei die Anspielung auf die Geschlechtskrankheit Syphilis, die zudem im genannten tertiären Stadium das zentrale Nervensystem des Erkrankten zerstören kann. Der Ideologie des Kommunismus als Staats- und Gesellschaftstheorie werden so Eigenschaften einer übertragbaren Krankheit zugeschrieben. Des Weiteren finden Stalins Kindheit, die durch seinen alkoholabhängigen Vater geprägt worden sei, sowie Stalins Rolle als Polizeispitzel Erwähnung. TIME nimmt dabei Bezug auf Quellen, deren Identität verborgen bleibt. Den Lesern von TIME wird so eine Verbindung der Person Joseph Stalins mit Krankheit und ferner dem Tod suggeriert. Auch die mehreren Millionen Opfer, die die Zwangskollektivierung ab 1928 und der „Große Terror“ zwischen 1936 und 1938 forderten, werden angesprochen. Der Tod von Stalins zweiter Ehefrau Nadescha Allilujewa wird, wiederum unter Verweis auf nicht näher genannte Quellen, Stalin zur Last gelegt. Dies unterstreicht, neben der Erwähnung Millionen Toter, Stalins Grausamkeit. TIME fügte hinzu: „The story is not told to hang another murder on Stalin; one more would hardly affect the balance. The point is that Stalin’s country is the kind of place where a lot of people can believe that the ruler killed his own wife, yet nobody can do anything about it“ („Cat“). Stalins Skrupellosigkeit und Mordlust wird eine Masse sowjetischer Bürger gegenübergestellt, die den grausamen Auswüchsen eines unterdrückerischen Systems ohnmächtig ausgeliefert ist. Schließlich wird im Artikel die Rolle der Finnen hervorgehoben, die sich nicht von Stalin hätten täuschen lassen: „Finland knows Stalin too well to be deceived by the twinkling Uncle Joe act“ („Cat“). TIME zeichnet hier das Bild eines janusköpfigen Politikers, dessen Zwiespältigkeit die Täuschung der Weltöffentlichkeit zum Ziel hatte. Für TIME steht fest, dass nur eine der Persönlichkeiten Stalins dem wahren Wesen des Oberbefehlshabers der Roten Armee entsprechen kann, nämlich die des Machtpolitikers mit Kalkül. Diese Einschätzung wird auch im folgenden Zitat explizit deutlich gemacht: „Stalin & Co.‘s evil and their power were of the mind, not of the...