GEMÜSE & KRÄUTER
Maximaler Genuss ist das Ziel aller Gemüse- und Kräuterfans. Und zu diesem Motto passen weder bittere Gurken noch aufplatzende Tomaten. Hier erfahren Sie, wie die Gemüsezucht von Anfang an zum Erfolg wird und daneben auch gleich noch die passenden Gewürze gedeihen. Schließlich schmeckt nichts so gut wie Gemüse und Kräuter, denen man höchstpersönlich beim Wachsen zugeschaut hat.
BODEN AUFPEPPEN
Fitnessprogramm fürs Beet
WER EINEN KLEINEN GARTEN sein Eigen nennt – egal, ob am Wohnhaus, in der Schrebergartenkolonie oder zusammen mit Freunden auf einem Stück städtischen Grabeland – kann sich glücklich schätzen, denn die größte Hürde zum Paradies ist somit schon genommen. Lassen Sie sich jetzt nicht ins Bockshorn jagen, wenn gartenerfahrene Bekannte beim ersten Besuch mit sorgenvollen Gesichtern durch den Garten streifen und »Oje, oje, dieser Sandboden« vor sich hin murmeln.
Wie so vieles im Leben ist nämlich auch im Garten alles eine Frage des Blickwinkels – und die Natur kennt sowieso keinen guten oder schlechten Boden. Die größte Pflanzenauswahl hat man beim Gemüse allerdings zugegeben, wenn man sich bodentechnisch in der goldenen Mitte bewegt, nämlich auf sandigem Lehmboden oder lehmigem Sandboden. (Wobei der Unterschied hier schlicht in den unterschiedlichen Anteilen von Sand und Lehm besteht.) Die gute Nachricht: Mit dem passenden Fitnessprogramm können Sie Ihren Gartenboden verbessern. Sandboden beispielsweise speichert Wasser und Nährstoffe besser, wenn Sie großzügig Kompost in den Boden einarbeiten, der oft kostengünstig beim städtischen Garten- oder Grünflächenamt erhältlich ist. Auch schwerer Boden – erkennbar daran, dass er schnell Klumpen bildet und sich im nassen Zustand gut formen lässt – profitiert von dem wertvollen Humus. In Kombination mit reichlich Sand sorgt voer für eine bessere Krümelstruktur und einen leichteren Wasserabzug – Staunässe ade.
Wem das alles zu anstrengend ist, der setzt auf eine andere Strategie und sucht sich schlicht die Pflanzenarten heraus, die von Natur aus gut mit den gegebenen Bodenverhältnissen klarkommen. Sandige Böden beispielsweise wissen zahlreiche mediterrane Kräuter sehr zu schätzen, auch Kartoffeln, Erbsen und Wurzelgemüse gedeihen hier vorzüglich, und Kohlgewächse leiden seltener unter der Krankheit Kohlhernie. Freunde süßer Früchte dürfen sich ebenfalls freuen, denn Süßkirschen kommen auf durchlässigen Böden ebenso gut zurecht wie viele Tafeltraubensorten. Und wo noch ein Eckchen für ein Blumenbeet frei ist, finden Küchenschellen (Pulsatilla), Bart-Nelken (Dianthus barbatus), Bart-Iris (Iris barbata) und viele Steingartenpflanzen ein neues Zuhause.
Sie haben mit dem genauen Gegenteil zu kämpfen, nämlich mit schwerem Boden, der gerne mal in Klumpen an den Schuhen hängt? Hier fühlen sich Busch-Bohnen (Phaseolus vulgaris var. nanus) und Lauch ebenso wohl wie Rhabarber (Rheum rhabarbarum) und Holunder (Sambucus), Rosen, Sonnenhut (Rudbeckia) und Taglilien (Hemerocallis). Die anpassungsfähige Kartoffel ist übrigens ein Geheimtipp für schwere Böden, denn sie hinterlässt den Boden deutlich feinkrümeliger, als sie ihn vorfand. Selbst auf Beerenobst, Kirschen und Zwetschgen brauchen Sie nicht zu verzichten: Auf kühle Lehmböden sind diese Arten zwar nicht so gut zu sprechen, aber gerade die schlanken Säulenobstformen gedeihen auch in großen Pflanzkästen und -kübeln.
PAPRIKA BLEIBEN KLEIN
Frühstart auf der Fensterbank
TOMATEN HAT JA MITTLERWEILE fast jeder im Garten – aber eigene Paprika oder Auberginen ernten, das wäre doch mal was! Eines allerdings sollte man vorher wissen, um sich Enttäuschungen zu ersparen: Die beiden Fruchtgemüse sind extrem wärmebedürftig. Wo dieser Anspruch nicht erfüllt wird, wachsen sie noch langsamer, als es ohnehin schon in ihrer Natur liegt, und tragen nur wenige und auffallend kleine Früchte.
Eine sichere Methode ist der Anbau im Gewächshaus. Wer in einer klimatisch günstigen Region wohnt, beispielsweise im Bodenseegebiet oder im Rheinland, kann aber auch den Freilandanbau wagen. Damit die Pflanzen in den hierzulande vergleichsweise kurzen Sommern überhaupt Früchte bilden, ist es zwingend notwendig, sie vorzuziehen. Und zwar bei nicht weniger als 23–25 °C, sonst keimen die Samen nicht oder nur zögerlich. Das Problem: Damit die Pflanzen genug Zeit bekommen, um zu fruchten, sollte man mit der Aussaat idealerweise schon im Februar starten – also zu einer Zeit, in der der Lichteinfall selbst auf der Fensterbank oft noch nicht ausreicht, um robuste Jungpflanzen heranzuziehen. Die Lösung für alle, die kein Panoramafenster mit Südausrichtung zur Verfügung haben: Legen Sie sich eine Anzuchtlampe zu, die Ihren Sämlingen einen herrlichen Sommertag vorgaukelt – oder kaufen Sie im Mai einfach fertig vorgezogene Jungpflanzen.
Und zwar wirklich erst im Mai, denn wie alle Fruchtgemüse sind Paprika und Auberginen sehr frostempfindlich und dürfen erst nach den Eisheiligen in die mit Kompost und Hornspänen vorgedüngten Beete umziehen. Gut geeignet ist beispielsweise ein Platz auf der Südseite des Hauses – gerne nahe an einer Wand, die sich durch die Sonneneinstrahlung aufheizt. Für noch mehr Wärme sorgen Sie, indem Sie die Pflänzchen in eine schwarze Mulchfolie mit Pflanzschlitzen setzen. Praktisch: Die Folie heizt den Boden auf und verringert dazu auch die Verdunstung, was den durstigen Fruchtgemüsen sehr entgegenkommt. Wenn Sie die Erde nicht austrocknen lassen und die Pflanzen alle zwei Wochen mit einer zusätzlichen Portion Flüssigdünger im Gießwasser verwöhnen, stehen die Chancen auf eine reiche Ernte gut.
Kneifen Sie im Mai die erste Blütenknospe aus. Indem Sie diese Königsknospe an der Spitze des Leittriebs opfern, regen Sie die Verzweigung an, und die Pflanze entwickelt besonders viele Früchte. Hohe Sorten mit Bambusstäben stützen.
KRÄNKELNDE KEIMLINGE
Pause im Kräuter-Kindergarten
MANCHMAL SCHEINEN sich Sämlinge dem Motto »Schwach anfangen und dann stark nachlassen« verschrieben zu haben: Nachdem sie sich endlich durch die Erde geschoben haben, legen sie eine nicht enden wollende Wachstumspause ein, bekommen gelbe Blätter oder kippen um und vertrocknen – aber warum? Ebenso eindeutig wie ernüchternd ist die Diagnose im letztgenannten Fall, diese Sämlinge hat vermutlich die »Umfallkrankheit« ereilt, die durch Bodenpilze hervorgerufen wird. Hier bleibt einem nicht viel mehr übrig, als die Keimlinge samt Erde zu entsorgen, die Saatschalen gründlichst zu reinigen und noch einmal neu zu starten.
Legen bislang gut gewachsene Sämlinge mit einem Mal einen Wachstumsstopp ein, stehen sie möglicherweise zu eng beieinander oder leiden unter Nährstoffmangel. Tomaten beispielsweise sollte man zwar wie alle Pflanzen zunächst in nährstoffarme Aussaaterde oder mit Sand abgemagerte Blumenerde säen, da sie aber schon im zarten Sämlingsalter ausgesprochen hungrig sind, brauchen sie anschließend rechtzeitig Futternachschub. Bei zu engem Stand konkurrieren die Sämlinge zudem nicht nur um Nährstoffe, sondern auch um Licht und ausreichend Beinfreiheit – Umtopfen wirkt in diesen Fällen wie ein Turbolader.
Gelbe Blätter können ebenfalls ein Zeichen für Nährstoffmangel sein, der sich durch Umtopfen oder etwas Flüssigdünger im Gießwasser rasch ausgleichen lässt. Möglicherweise stehen die Pflanzen aber auch zu nah an einer kalten Fensterscheibe. Rücken Sie die Aussaatgefäße gegebenenfalls ein Stück vom Fenster weg, und legen Sie zusätzlich eine Styroporplatte unter die Aussaatschalen. Grundsätzlich gilt: Vermeiden Sie Schwankungen in der Keimtemperatur und in der Bodenfeuchte, damit möglichst robuste Sämlinge heranwachsen. Vor allem bei Tomaten und Paprika sollte das Substrat immer gleichmäßig feucht sein.
SORTENVIELFALT
Experimentieren erlaubt
OB STRAUCHTOMATEN, Fleischtomaten, Cocktailtomaten: Die Auswahl im Supermarkt fällt nicht schwer, so begrenzt ist das Angebot, nach Sortennamen muss man sich hier erst gar nicht erkundigen. Auf dem Wochenmarkt gibt es häufig schon ein bisschen mehr zu entdecken. Doch auch das ist nichts im Vergleich zu der Vielfalt, die man im eigenen Garten erleben kann: Die Farbpalette reicht von Rot, Gelb und Grün über Orange bis hin zu fast schwarzen oder gestreiften Sorten. Und neben der bekannten runden Form gibt es ovale und spitz zulaufende Exemplare, birnen- oder kürbisförmige und solche, die bizarr geknubbelt sind. Auch geschmacklich eröffnen sich ganz neue Welten, und so verwundert es nicht, dass viele Hobbygärtner nach den ersten Experimenten zu Tomatoholics werden, die eifrig neue Sorten ausprobieren und für die Supermarktware nur noch verächtliche Blicke übrig haben.
Doch nicht nur bei den Tomaten ist das Sortenangebot ungleich größer, als man gemeinhin vermuten würde (Bezugsquellen >): Ob gelber Mangold oder lilafarbener Kohlrabi, rotweiß geflammte Bohnen oder purpurfarbene Möhren, schwarze Paprika, blaue...