2. Forschungsstand
überhaupt nicht auf - ein weiterer Hinweis über das Fehlen einer wissen- Bearbeitung. 19
Meine Nachforschungen erfolgten nicht nur in der Instituts- oder Universitätsbibliothek, sondern ich suchte auch nach „Spuren" im Bundesdenkmalamt in Wien und Salzburg. Mein Weg führte ebenfalls in diverse Archive Salzburgs - die Unterlagen im Konsistorialarchiv waren allerdings wenig aufschlußreich 20 , während sich im Salzburger Landesarchiv neben einem Foto der Triumphbogenwand der Mauterndorfer Schloßkapelle aus dem Jahre 1909 21 , ein Zeitungsartikel von 1892 fand, in dem von qualitätvollen Aquarellen, die den Charakter der alten Wandmalereien möglichst getreu wiedergeben, berichtet wird. 22 Treffend wird die Situation von Ernst BACHER in dem erst kürzlich herausgegebenen Band von Ronald GOBIET genannt, in dem er Otto DEMUS mit einem Zitat von Paul CLEMEN zu Wort kommen läßt: „Die mittelalterliche Wandmalerei ist das Lieblingskind der Denkmalpflege und ein Stiefkind der Forschung" 23 - Lieblingskind deshalb, weil ebendiese Kunstgattung einerseits zu den besonderen Sorgenkindern dieses Aufgabenbereiches zählt und andererseits immer wieder neue Entdeckungen gemacht werden. Der zweite Aspekt mit dem Hinweis, daß die mittelalterliche Wandmalerei ein Stiefkind der Forschung sei, ist mit der großen Quantität der in den letzten Jahrzehnten freigelegten Wandmalereien, mit denen die Forschung nicht Schritt halten konnte, zu erklären. 24 Auch in diesem neuesten Band über Wandmalereien in Salzburg, wird die Wandmalerei der Schloßkapelle von Mauterndorf nur zweimal kurz im Beitrag von Andreas RUDIGIER erwähnt - einerseits als Kurzzitat aus der Kunstge-
schichte Franz MARTINS, in dem er die Krönung der heiligen Maria und deren Verherrlichung vor dem Thron Salomons in der Mauterndorfer Schloßkapelle als bedeutendstes und zugleich ältestes Bild der nur vereinzelt erhaltenen Spuren der gotischen Wandmalereien in den Kirchen beschreibt und die Datierung um etwa 1350 ansetzt 25 - andererseits in einer Fußnote, in der er die Wandmalereien als Vergleich, wenn auch nur im weiteren Sinne, heranzieht. 26 In einer naturwissenschaftlichen Diplomarbeit von Thomas SCHREIL und Michaela ZITZ werden die Burgkapelle und die Malereien kurz vorgestellt, allerdings gibt es im ikonographischen Programm Divergenzen zu anderen Arbeiten. 27
Franz FUHRMANN beruft sich in seinem Beitrag über die Entstehung des Kapellentraktes um 1330 und der Wandmalereien um 1350 ebenfalls auf die ÖKT. 28
Elga LANC behandelt in ihrem Corpuswerk zwar nicht Mauterndorf, aber dafür den Freskenzyklus der Göttweigerhofkapelle von Stein an der Donau, in dem die gesamte Westwand der Kapelle von Maria als Thron Salomonis eingenommen wird. Ihre systematische Vorgehensweise und vor allem das Schema der Wandabwicklung der Kapelle war für mich ein wichtiger Anhaltspunkt für meine Diplomarbeit. 29 Für sie steht die Datierung der Wandmalereien in den Jahren zwischen 1305 und 1310 außer Frage, 30 während Josef ZYKAN, der sich mit dem selben Thema in einem früheren Artikel beschäftigt hat, dieselben Arbeiten
der Malschule des Stiftes von St. Florian in Oberösterreich und zeitlich zwi- 1310 und 1320 einordnet. Für ihn würde dieser Freskenzyklus als Vorbild für die bedeutendsten österreichischen Malereien der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gelten. 31
Schon von der Entstehungszeit her können die Wandmalereien von Stein als Vorbildmöglichkeit für die Schloßkapelle von Mauterndorf angenommen werden
- doch darauf wird später noch eingegangen werden. Friederike ZAISBERGER und Walter SCHLEGEL geben in ihrem gemeinsamen Buch zwar nur einen kurzen Abriß über die Geschichte der Burg, aber in der Literaturangabe dann doch einige ältere Quellen bzw. Zeitschriften an. 32 In einem Aufsatz von Herbert KLEIN erhält man neben geschichtlichen Daten zur Burg Mauterndorf den bis heute gültigen Hinweis, daß eine eingehende Bauuntersuchung noch aussteht. 33
In seinem Bericht „Wand- und Tafelmalerei" verschafft Walther BUCHO-WIECKI einen detaillierten Überblick über die Entwicklung der österreichischen Malerei in der Gotik und erklärt genau die ursprüngliche Bedeutung der Wandmalerei bzw. spätere Zurückdrängung durch die Tafelmalerei. 34 In einer knappen, vierzeiligen Aussage erklärt er: „...der Linienstil ist, etwa im Kapitelhause zu Engelszell, noch bis um 1350 in etwas vergröberter Ausführung zu verfolgen; in den tiefsten Alpenlandschaften - Mauterndorf, Schloßkapelle - strebt man gleichzeitig, weitaus feiner, mit dem Thron Salomonis noch immer dem großen Vorbilde zu Gurk nahezukommen." 35
Ein ausführlicher Bericht von Christine MICHNA gibt Aufschluß über die Entwicklung des salomonischen Thronsymbols in Österreich anhand einer Auflistung bzw. Gesamtübersicht der Kunstwerke und Denkmäler. Hier bekommt man gleichzeitig, neben einem Überblick der möglichen Vorläufer Mauterndorfs, die Anmerkung, daß es sich bei der Wandmalerei der Burgkapelle um eine interessante Abweichung vom Urtypus, durch die Hereinnahme der Marienkrönung,
handelt. 36 Dieselbe Autorin behandelt in ihrer Dissertation eingehend die Ent- die Verbreitungsgebiete und die möglichen Formen des Bild Marias als Thron Salomonis vom Mittelalter 37 bis zum Höhepunkt im 14. Jahrhundert, um im 15. Jahrhundert langsam mit dem gleichzeitigen Ausklingen der Mystik aus dem vorherrschenden Ideenkreis zu verschwinden; ein kurzer Exkurs verweist auch auf die Symbolik des Salomonischen Thrones in der Barockzeit. 38 Besonderen Schwerpunkt legt sie auf das deutsche Sprachgebiet unter der speziellen Berücksichtigung von Österreich und vor allem Salzburg - von wo aus das Fresko der Schloßkapelle zu Mauterndorf als „viertes" Denkmal inspiriert worden bzw. in Zusammenhang zu bringen ist. 39
Im vierten Teil ihrer Dissertation gibt sie im Katalogteil neben einer Beschreibung der Beispiele noch die Datierung sowie die jeweilige gültige Literatur an und setzt das Fresko von Mauterndorf - (Michna spricht im allgemeinen immer von Fresken und nie von Wandmalereien) - schon relativ früh, um 1330, an. 40 In einem Artikel im Lexikon der Kunst erfolgt eine Aufzählung zahlreicher Beispiele, welche die Beliebtheit des Bildthemas des Thron Salomos bezeugen. Diese können teilweise auch als Vergleichsobjekte für die Burgkapelle zu Mauterndorf herangezogen werden. 41
Heribert HUTTER bietet in seiner Arbeit einen Gesamtüberblick der Wandmalereien in Österreich im 14. Jahrhundert und behandelt stilkritisch die Gebiete je nach ihren Entwicklungen bzw. Einflüssen, die hauptsächlich aus dem Italieni-
schen aber auch teilweise aus Böhmen nach Österreich hereinwirkten. 42 Zudem kann sein Literaturverzeichnis bzw. die Aufsatzliteratur als sehr hilfreich und mehr als ausgiebig bezeichnet werden. 43 In seinem Katalogteil behandelt er in alphabetischer Reihenfolge jene Denkmäler der Wandmalerei des 14. Jahrhunderts, die relativ gut erhalten oder bekannt bzw. schon dementsprechend freigelegt sind. 44 Dort findet man auch eine kurze ikonographische Beschreibung der Burgkapelle von Mauterndorf bzw. einen Hinweis auf „Verwandtschaft" mit deutschen Tafeln der Jahrhundertmitte, und zwar der Bebenhausener Tafel zu Stuttgart. 45
Unbedingt zu erwähnen ist noch der Beitrag Franz MARTINS, der neben den genauen historischen Daten und einer exakten Baubeschreibung der gesamten Burg Mauterndorf noch die Wandmalereien der Burgkapelle ikonographisch beschreibt sowie eine Datierung angibt. 46 Auch findet sich hier ein schon vorhin erwähntes Aquarell in Schwarz-Weiß-Abbildung von 1892 - also vor der Restaurierung durch Josef Gold im Jahre 1901. 47
Da trotz intensiver Suche sonst keinerlei schriftliche Hinweise auf die Restaurierung bzw. den Restaurator „aufzuspüren“ waren, ist es durchaus möglich, daß Josef Gold vielleicht Franz Martin noch persönlich bekannt war. Auch die Restaurierungsberichte im Bundesdenkmalamt geben darüber keine Auskunft; es finden sich darin nur eine dürftige Beschreibung der Burg und Kapelle, der Literaturverweis auf die ÖKT bzw. Dehio und die Dissertation von Heribert HUTTER, sowie ein kurzer Abriß aus eben diesen Unterlagen. 48 Aus der Arbeit von Letztgenanntem liegt noch in Kopie sein bereits oben genannter Bericht bei. 49
Als einzige Literatur, die sich neben dem Datierungsproblem etwas eingehender mit der Stilfrage beschäftigt und zumindest die Triumphbogenwand ausführlicher beschreibt, ist das Werk Otto...