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Die Praxisgebühr 2004 - 2012 - wirkungsvolles Steuerungsinstrument oder Bürokratiegebilde mit sozialer Ausgrenzung? Ein analysierender Rückblick

AutorJudith Büttner
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl66 Seiten
ISBN9783956849169
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Am 01.01.2004 trat das 'Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung' in Kraft, das eine neue Form der Selbstbeteiligung von den Versicherten abforderte - die Praxisgebühr. Das vorliegende Buch analysiert die Zweckdienlichkeit der Praxisgebühr in ihrer theoretischen als auch praktischen Funktionalität, zeigt ähnlichen Formen von Selbstbeteiligungen im nationalen als auch internationalen Kontext auf und betrachtet schließlich die sozialen und monetären Auswirkungen der Praxisgebühr. Außerdem werden die der Einführung der Praxisgebühr zu Grunde liegenden Erwartungen mit den tatsächlich erreichten Effekten bei Versicherten, Ärzten und gesetzlichen Krankenkassen verglichen und die zentrale Frage gestellt, ob die Ziele, die mit der Einführung der Praxisgebühr verfolgt wurden, erreicht werden konnten und welche Bedeutung Selbstbeteiligungen dieser Art in der gesetzlichen Krankenversicherung zukünftig haben werden.

Judith Büttner, B.A., wurde 1984 in Eisenhüttenstadt geboren. Nach der Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten im Kranken- und Pflegeversicherungsrecht absolvierte die Autorin von 2010-2013 ein berufsbegleitendes Fernstudium an der APOLLON Hoch

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.2, Gründe für die Reform 2004: Die gesetzliche Krankenversicherung ist eines der Puzzleteile im Konstrukt der Sozialsicherungssysteme in Deutschland und auf Grund ihrer Finanzierungsstruktur abhängig von den demografischen und konjunkturellen Entwicklungen. - Demografische Entwicklung: Durch niedrige Geburtenraten und längere Lebenserwartungen wird sich die Bevölkerungspyramide bis 2040 derart verformen, das einem Rentner statt heute noch 4 dann nur noch knapp 2 Menschen im Erwerbsalter gegenüber stehen werden. Die geringeren Beitragszahlungen der Rentenempfänger und der sich erhöhende Leistungsbedarf der größer werdenden und länger lebenden Rentnergeneration stehen den Beitragszahlungen der sich deutlich reduzierenden erwerbstätigen Bevölkerung gegenüber - und bringen das zur ausgewogenen Finanzierung notwendige Wechselspiel zwischen Einnahmen und Ausgaben weiter aus der Waage. Zu berücksichtigen war auch, dass nicht alle erwerbsfähigen Menschen tatsächlich immer einer Beschäftigung nachgehen - Arbeitslosenquoten und längerfristige Rezessionen beeinflussen die tatsächliche Zahl der Beschäftigten zusätzlich und mindern die Beitragseinnahmen der Krankenversicherung. Insgesamt stehen die Finanzierung der Krankenversicherung, die demografische Entwicklung der Bevölkerungsstruktur und die Schwankungen der Arbeits- und Wirtschaftssektoren in starker Interaktion. - steigende Gesundheitsausgaben: Stetig steigende Kosten der Gesundheitsversorgung betreffen nahezu alle Leistungssektoren der Krankenversicherung. Trotz der zuvor durchgeführten Reformen zur Kostendämpfung stiegen die Gesundheitsausgaben auf im internationalen Vergleich bereits hohem Niveau stetig an. Von 1992 bis 2003 stiegen die Ausgaben für medizinische Güter um 41% und für Dienstleistungen um 30%. Die Gesundheitsausgaben insgesamt stiegen um 38,5 %. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2000 10,3 % und im Jahr 2003 10,8 %. Trotz steigender Kosten besteht jedoch auch der Anspruch medizinisch-technisch hochwertige, auf dem Stand der Forschung befindliche Versorgung zu bieten. Die Reform musste also wiederum Wege und Mittel finden, die Steigerung der Gesundheitsausgaben zu dämpfen und auf einem finanzierbarem Niveau zu halten, ohne dadurch Rationierungen zu provozieren, die der fortschrittlichen medizinischen Versorgung der Bevölkerung entgegenstanden und eine Weiterentwicklung in der Forschung und Entwicklung behinderten. - Versorgungsstruktur: Einen weiteren zentralen Aspekt stellt die Komplexität des Krankenversicherungssystems dar. Durch zahlreiche horizontal und vertikal nebeneinander her agierende Ärzte, Leistungserbringer und Versorger im ambulanten und stationärem Bereich waren derart undurchsichtige Strukturen gewachsen, dass durch die fehlende zielorientierte Koordination der Therapieabläufe schließlich ca. 25% aller Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung durch Unter-, Über- oder Fehlversorgungen verursacht wurden. Die Reform sollte durch Umstrukturierungen im Behandlungsapparat den Patienten zu einem informierten, gleichberechtigten und auch eigenverantwortlichen Teil des Ganzen machen und die Informationsasymmetrien zwischen Patienten und Behandlern reduzieren. Der Über- und Fehlversorgung sollte durch die konsequente Fokussierung auf medizinisch notwendige Leistungen begegnet werden. - Fazit: Die Sicherstellung der Finanzierbarkeit und Leistungsfähigkeit der Krankenversicherung waren demnach die neuen alten Ziele der Reform 2004. Zu berücksichtigen waren dabei sich immer stärker verändernde Rahmenbedingungen in Form demografischer Verformungen, zunehmenden finanziellem Druck auch im Kontext des internationalen Wettbewerbes um den Wirtschaftsstandort Deutschland (Stichwort: Lohnnebenkosten) und der teilweisen Neustrukturierung des Systems zur generellen Kostenreduktion.
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