Der Eintritt ausländischer Banken auf heimische Märkte ist verbunden mit einer Internationalisierung der angebotenen Finanzdienstleistungen (World Bank, 2001: S. 158) und Ausdruck für die Liberalisierung des Finanzsystems eines Landes, da Markteintrittsbarrieren für ausländische Banken abgebaut werden. Durch die Tätigkeit ausländischer Banken erhöht sich der Wettbewerb im heimischen Bankensektor. Die Folgen des gestiegenen Wettbewerbes sind bessere Qualität, Verfügbarkeit und Preisgestaltung der Bankprodukte und Dienstleistungen, da unter anderem die Zinsmargen sinken und die Banken zum Halten des bestehenden Kundenstammes und zur Gewinnung neuer Kunden ihr Service- und Produktangebot ausdehnen müssen (Uliboupin, 2004: S. 12). Ein Beispiel für die bessere Verfügbarkeit von Bankprodukten ist die durch das Engagement ausländischer Banken ausgeweitete Kreditvergabe sowohl an Unternehmen als auch an Haushalte. Damit kann sich die Situation der Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen verbessern. Die großen ausländischen Banken konzentrieren sich zunächst auf die Großkunden. Die einheimischen Banken sind gezwungen, Marktnischen zu suchen und somit auch Kredite an kleinere und mittlere Unternehmen zu vergeben (World Bank, 2002: S. 67). Insbesondere der mit der Präsenz ausländischer Banken verbundene Wissenszuwachs (Clark et al., 2001: S. 6) und damit folgend Effizienzspillover für eine risikoadäquate Kreditvergabe wirkt positiv auf die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen, da die Kreditwürdigkeit besser eingeschätzt werden kann. Das Ansiedeln von unterstützenden Einrichtungen wie Ratingagenturen wird ebenfalls stimuliert, was die Risikobeurteilung potentieller Kreditkunden vereinfacht und gleichzeitig die Kosten der Beurteilung und Überwachung eines Kreditnehmers senkt. Ausländischen Banken können temporäre Volatilitäten in der Kreditgewährung der heimischen Banken ausgleichen, da sie nicht nur auf die stark konjunkturabhängigen heimischen Ersparnisse angewiesen sind. Sie verfügen über ein internationales Einlagenportfolio und haben Zugang zu den internationalen Finanzmärkten.
Diese stabilisierte Kreditversorgung ist besonders in Krisenzeiten wichtig. Während einer Krise sind die heimischen Banken oft mit Bilanzverbesserungsmaßnahmen[2] beschäftigt. So kann es passieren, dass sie nicht ausreichend sensibel auf Marktsignale reagieren und damit lukrative, gesamtwirtschaftlich wichtige Investments verpassen. Ausländische Banken können diese Negativeffekte ausgleichen. Die Kreditvergabe als Ganzes wird stabilisiert (Dages et al., 2000: S. 4 ff.).
Bei Liquiditäts- und Kapitalproblemen ist es wahrscheinlich, dass der Mutterkonzern als Lender of Last Resort für seine Beteiligungen an heimischen Banken und für die eigenen Filialen agiert, wenn nötig zur Wahrung der Reputation die Tochtergesellschaft rekapitalisiert (World Bank 2002: S.69). Die Zahlungsunfähigkeit einer einzelnen Bank kann sich sehr schnell über Transaktionsmechanismen und Zahlungsverkehr auf das gesamte Bankensystem ausbreiten, so dass der einsetzende Bank-Run die Liquidität des gesamten Bankensystems gefährdet (Wenzeler, 1999: S. 34). Über den Mutterkonzern im Ausland kann der heimische Bankensektor stabilisiert werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass es sich bei dem Investment der ausländischen Bank um ein auf Langfristigkeit ausgelegtes Investment handelt.
Der Markteintritt ausländischer Banken ist verbunden mit dem Import von Institutionen und ihrer Funktionsfähigkeit. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, die Bankenaufsicht im Herkunftsland der ausländischen Bank und auch die Reputation der Bank zu prüfen (World Bank, 2002: S. 69). Besitzt die ausländische Bank eine hohe Reputation und kommt sie aus einem hoch entwickelten Industrieland, werden Elemente aus effizienten und funktionierenden Marktwirtschaften importiert. Damit kann das heimische Vertrauen im Bankensektor erhöht und die Gefahr eines Bank-Runs mit seinen gefährlichen Folgen gesenkt werden.
Auch können die ausländischen Banken am Aufbau einer entsprechenden rechtlichen Ausgestaltung und Rahmenstruktur des Bankensektors mitwirken. Das Engagement ausländischer Banken ist mit einer verbesserten und effizienteren Finanzintermediation, also Annahme von Spareinlagen und Kreditvergabe, verbunden (Engerer/ Schrooten, 2004: S.4). Insbesondere kleine Finanzsysteme können von dieser Internationalisierung und
Liberalisierung profitieren, denn je kleiner ein Finanzsystem ist, desto anfälliger ist es für Schocks und desto weniger ist es in der Lage, sich von solchen Schocks abzuschirmen und zu schützen. Je besser das Land über Eigentümerstrukturen und internationale Portfolioverbindungen in das weltweite Finanzsystem integriert ist, desto höher ist der Schutz vor Bankenkrisen mit ihren gesamtwirtschaftlichen Folgen (World Bank, 2001: S. 159).
In der Literatur werden auch Argumente gegen einen Markteintritt ausländischer Banken auf heimische Märkte genannt. So wird befürchtet, dass die Kreditversorgung instabiler wird, da die Möglichkeit einer vereinfachten und schnelleren Kapitalflucht über ausländische Banken und deren Netzwerk, insbesondere in Krisensituationen besteht (Darges et al., 2000: S.5). Werden Depositen abgezogen, so fehlen den Banken die nötigen finanziellen Mittel für eine Kreditversorgung der heimischen Wirtschaft. Auch wird befürchtet, dass die Kreditversorgung zyklischer, also volatiler erfolgen kann, da die Kapitalallokation der Mutterbank auf der Basis erwarteter Renditen erfolgt. Bei schlechter wirtschaftlicher Situation oder einer Krise wird die Geschäftstätigkeit dieser Bank zugunsten der Geschäftstätigkeit der Bank in anderen Regionen verringert. Befindet sich die Wirtschaft in einer rezessiven Phase, wird die Kreditvergabe eingeschränkt. Eine Expansion in der Kreditvergabe erfolgt dementsprechend in einer konjunkturellen Hochphase. Folglich besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der Konjunktur des für die Bank jeweiligen Auslandsmarktes und der dortigen Kreditvergabe, was konjunkturelle Dellen verstärkt. Es kann jedoch auch ein starker Zusammenhang zwischen der Konjunktur des Herkunftslandes der ausländischen Bank und der Kreditallokation auf dem heimischen Markt bestehen. Ein positiver Zusammenhang ergibt sich, wenn verschlechternde ökonomische Bedingungen im Herkunftsland die Banken zwingen, ihre gesamte Geschäftstätigkeit, also auch die auf den Auslandsmärkten, einzuschränken. Andrerseits können diese sich verschlechternden Wirtschaftsbedingungen dazu führen, dass die Banken nach anderen lukrativeren Geschäftsmöglichkeiten im Ausland suchen, so dass eine negative Beziehung zwischen dem Kreditgeschäft auf dem Auslandsmarkt und der Konjunktur im Herkunftsland der ausländischen Bank besteht. Insgesamt wird die Kreditversorgung volatiler (de Haas/ van Lelyveld, 2003: S. 2 f.).
Als weiteres Argument gegen den Markteintritt ausländischer Banken wird angeführt, dass sich die ausländischen Banken die lukrativsten Auslandsmärkte und Kunden
heraussuchen. Die Folge dieses so genannten Cherry-Pickings ist, dass die weniger wettbewerbsfähigen Institutionen die riskanteren Kunden bedienen. Der Kreditzugang für kleine und mittlere Unternehmen wird erschwert. Je stärker der Marktanteil ausländischer Banken ist, desto gravierender kann dieses Problem auftreten (Clark et al., 2001: S. 2 f.). Die
Folge ist, dass die einheimischen Banken durch das Abdrängen in diese Marktsegmente eine risikoreiche Kundenstruktur erhalten. Die Gefahr einer Bankenkrise durch den möglichen Bankrott einheimischer Banken in wirtschaftlich angespannten Zeiten nimmt zu (Darges et al., 2000: S.5). Im Zusammenhang mit dem Cherry-Picking-Argument wird den ausländischen Banken unterstellt, Exporte und Projekte von Firmen aus dem Herkunftsland einseitig zu bevorzugen und zu fördern und die einheimischen Unternehmen zu vernachlässigen (Uliboupin, 2004: S. 10 f.). Jedoch haben die großen Banken eher internationalen und multinationalen als einen nationalen Charakter. So kann man davon ausgehen, dass das nationale Argument bei großen internationalen Banken an Bedeutung verliert. Weiterhin ist zu bemerken, dass das Investment ausländischer Banken in den heimischen Bankensektor einen langfristigen Charakter hat und die Einlagen durch inländische Sparer erbracht werden. Die Tätigkeit der ausländischen Banken unterscheidet sich langfristig nicht substanziell von der Tätigkeit der heimischen Banken. Beide konkurrieren um dieselben Kundengruppen (Bonin et al., 1998: S.67).
Die Bankenaufsicht über ausländische Banken wird durch die oft sehr komplexe Struktur multinationaler Banken mit Gerichtsständen in den verschiedensten Ländern erschwert. Informationsasymmetrien zwischen der Bankenaufsicht im Mutterland der ausländischen Bank und der Bankenaufsicht im Eintrittsland können dieses Problem noch verstärken (Darges et al., 2000: S.5). Ist die Bankenaufsicht im...