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E-Book

Die Universalpoesie von Friedrich Schlegel

AutorSvenja Briese
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl74 Seiten
ISBN9783842829060
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
FRIEDRICH SCHLEGEL kann als bedeutende Persönlichkeit der Frühromantik bezeichnet werden, die inspiriert durch den Jenaer Frühromantiker Kreis nicht nur der Dichtkunst, sondern auch der Kunst insgesamt sowie der Auffassung von der Welt eine neue, nämlich die romantische Anschauung verliehen hat, welche sich hinter dem Namen progressive Universalpoesie verbirgt. Die hauptsächliche Intention der Arbeit ist die detaillierte Darstellung von SCHLEGELS Leitideen seiner progressiven Universalpoesie. So werden unter anderem die Schlüsselbegriffe der Schlegel'schen Poetik; Dynamik, Universalität, Natur- und Kunstpoesie, Sentimentalität und Arabeske vor allem textimmanent durchdrungen, aber auch immer wieder in den Kontext der Schlegel'schen Poetik gestellt. Weiteres Ziel der Arbeit ist die 'praktische' Umsetzung dieser Leitideen aufzuzeigen, hierzu wird SCHLEGELS Roman Lucinde herangezogen. SCHLEGEL kommt in der Einleitung seines Gesprächs über die Poesie rasch zu der Erkenntnis: '[U]nd so läßt sich auch eigentlich nicht reden von der Poesie als nur in Poesie'. Trotz dieses SCHLEGELSCHEN Schlusses soll in dieser Arbeit der Versuch gewagt werden, SCHLEGELS progressive Universalpoesie wissenschaftlich darzustellen.

Svenja Briese, geboren 1987 in Böblingen, studierte zunächst Betriebswirtschaftslehre an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Dieses Studium schloss sie 2009 mit dem Bachelor of Arts ab. Ihr weiterführendes Studium der Wirtschaftspädagogik mit der Zweitfachrichtung Germanistik an den Universitäten Hohenheim und Stuttgart schloss sie im Herbst 2011 mit dem akademischen Grad Master of Science erfolgreich ab.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel, 4.1.2 Ironie: Im ersten Kapitel des Romans, Julius an Lucinde, erkennt ENGEL das Prinzip der romantischen Ironie, das er auch mit 'Verwirrungs'-Poetik beschreibt. Denn die einzelnen Passagen haben ihm zufolge eine zeitlich begrenzte Gültigkeit, da diese wieder aufgehoben werden. Diese Dynamik ist zweifellos im ersten Kapitel der Lucinde zu finden, wobei mit der zeitlichen die logische Begrenzung einhergeht. Zunächst führt Julius den Leser in seine Traumwelt, in der er schwärmerisch seine Sehnsucht nach Lucinde darstellt, kurz darauf jedoch von Lucinde aus seiner Träumerei gerissen wird: 'Alle Mysterien des weiblichen und männlichen Mutwillens schienen mich zu umschweben, als mich Einsamen plötzlich Deine wahre Gegenwart und der Schimmer der blühenden Freude auf Deinem Gesichte vollends entzündete.' Nur wenige Zeilen danach deklariert er diese Begegnung als 'schöne[n] Traum' und 'Illusion'. Was ursprünglich von Julius aufgestellt wurde, nämlich eine realistische Begebenheit, wird kurz darauf von ihm verworfen und als Einbildung aufgedeckt. Das Modell der Ironie, 'Selbstschöpfung und -vernichtung', ist erkennbar. Im Kapitel Allegorie von der Frechheit verpackt SCHLEGEL auf raffinierte Art und Weise sein Prinzip der Ironie. Das Wesen der Ironie wird Julius nämlich, während seines Traumes, in dem immer wieder ein 'freundlicher Begleiter' an seine Seite tritt, zuerst physikalisch, dann philosophisch dargestellt: 'Aber nicht lange schwärmte das geistige Bacchanal durcheinander, so zerriß diese ganze innre Welt wie durch einen elektrischen Schlag und ich vernahm ich weiß nicht wie und woher die geflügelten Worte: >Vernichten und Schaffen, Eins und Alles; [...].>' Die innere Gedankenwelt von Julius wird urplötzlich vernichtet, dabei folgt zugleich die Begründung durch die unbekannte Stimme, die den Abbruch seiner Gedankengängen insofern rechtfertigt, als 'Vernichten und Schaffen' zum einen untrennbar und zum anderen das Bedeutendste überhaupt sind. Abschließend sei gesagt, dass die Ironie auf verschiedenste Art und Weise im Roman Lucinde von SCHLEGEL integriert wird. Die Ironie ist zweifellos das Verfahren der Dynamik, da sie das progressive Element in der Universalpoesie absolut umsetzt. 4.2, Universalität: BARTH zufolge wird der Gedanke des Vereinens im Roman Lucinde sowohl konzeptionell als auch inhaltlich umgesetzt. Konzeptionell geschieht dies durch den Untertitel Bekenntnisse eines Ungeschickten, der auf die Aufgabe eines romantischen Romans hindeutet, nämlich 'die Vereinigung von absoluter Individualität (im Bekenntnis) und absoluter Universalität (im Wesen des Ungeschickten)'. BARTH begründet dies, indem er den Untertitel aufschlüsselt. Die 'Bekenntnisse' stehen für das Individuelle und der 'Ungeschickt[e]' repräsentiert das Universale, da dieser nichts korrekt, sondern tendenziell alles schlecht beherrscht. Der 'Ungeschickt[e]' könnte demnach auch deshalb das Universale vertreten, da er alles thematisieren und in beliebiger Form und Reihenfolge darstellen darf, da seine Bezeichnung ihm als Legitimation dient. Zweifellos ist es Aufgabe des romantischen Romans, generell alles zu vereinen, auch die Individualität und Universalität, denn im Theorieteil wurde festgehalten, dass die Poesie alles zu umfassen vermag, indem sie das zusammenführt, was getrennt ist und auf den ersten Blick nicht zusammengehört. Der gewichtigere Aspekt scheint zu sein, dass SCHLEGEL die Vielfalt in der Einheit wünscht, wie im Theorieteil deutlich wurde. Inhaltlich ist es für BARTH die Liebesthematik, die den Gedanken der Vereinigung umsetzt. Er bezeichnet die Liebe als 'Organ', dass die Welt erschließt oder alle in ihr vorhandenen Widersprüche und Gegensätze auflöst. Zweifellos ist es die Liebe, die als einheitserzeugendes und versöhnendes Element in der Lucinde SCHLEGELS Idee der Universalität umsetzt. Nicht nur die Liebe, sondern auch die Weiblichkeit realisiert diese Idee der Universalität. Die schwärmerische Beschreibung von Lucindes Wesen, im Kapitel Dithyrambische Phantasie über die schönste Situation, die sich fast über eine Seite zieht, belegt diese Tatsache. Im Folgenden soll an einzelnen Passagen dieser Charakterisierung verdeutlich werden, inwiefern SCHLEGEL die Idee der Universalität in Form der Weiblichkeit realisiert. Julius charakterisiert Lucinde zuerst als 'die zärtlichste Geliebte', die 'beste Gesellschaft' sowie die 'vollkommene Freundin'. Lucinde entspricht somit der Idee der Universalität insofern, als dass sie mehrere Rollen in einer Person vereint. Des Weiteren wird ihr Wesen von Julius als ganzheitlich dargestellt: 'In Dir habe ich es alles gefunden und mehr als ich zu wünschen vermochte [...]. Du fühlst alles ganz und unendlich, Du weißt von keinen Absonderungen, Dein Wesen ist Eins und unteilbar.' Julius charakterisiert Lucinde als Person, die eine Einheit in sich selbst darstellt und somit die Universalpoesie verkörpert, denn diese soll ebenso von 'keinen Absonderungen' wissen, sondern alles Denkbare vereinen und unendlich sein. Auch die Art und Weise ihrer Begleitung verdeutlicht ihren universalen Charakter, da sie Julius durch die gegensätzlichsten Situationen begleitet: 'Durch alle Stufen der Menschheit gehst Du mit mir, von der ausgelassensten Sinnlichkeit bis zur geistigsten Geistigkeit [...]. Lucinde, als Stellvertreterin der Weiblichkeit, vereint alle idealen Eigenschaften einer Frau, verkörpert somit das Prinzip der Universalität. Im Folgenden soll, wie im Theorieteil, die Universalität an den jeweiligen Prinzipien aufgezeigt werden. Auf das Kapitel Zusammenführung der Gattungen wird verzichtet, da der Aspekt der Vermischung von Gattungen und Stilformen im Kapitel Das 'Romantische' im Roman detailliert untersucht wird. Ebenso wird unter diesem Kapitel das Prinzip Dialektik deutlich, sodass dieses hier nicht gesondert aufgeführt wird.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Die Universalpoesie von Friedrich Schlegel1
Inhaltsverzeichnis3
1 Einleitung5
1.1 Thematik5
1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise7
2 Darstellung der Theorie der progressiven Universalpoesie8
2.1 Dynamik und Unendlichkeit8
2.1.1 Freie Reflexion8
2.1.2 Ironie10
2.1.3 Schlegels dynamische Metaphern11
2.2 Universalität12
2.2.1 Zusammenführung der Gattungen13
2.2.2 Vereinigung von Gegensätzen13
2.2.3 Wechselseitiges Durchdringen15
2.2.4 Pars pro toto und Subjekt-Objekt-Synthese15
2.2.5 Dialektik16
2.3 Der Künstler im Spannungsfeld zwischen Individualität und Sozialität17
2.3.1 Individualität des Dichters18
2.3.2 Sozialität des Dichters19
2.4 Vorbild- und Analogiecharakter der Natur23
2.4.1 Naturpoesie als ursprüngliche Poesie23
2.4.2 Analogie von Poesie und Natur25
2.5 Das „Romantische“ im Roman27
2.5.1 Formfreiheit und Struktur des Romans27
2.5.2 Sentimentalität28
2.5.3 Fantasie33
2.5.4 Arabeske35
2.5.5 Bekenntnisse38
2.5.6 Romantische Lesart39
3 Das Verhältnis von Theorie und Praxis41
4 Darstellung der Praxis der progressiven Universalpoesie im Roman Lucinde43
4.1 Dynamik und Unendlichkeit43
4.1.1 Freie Reflexion44
4.1.2 Ironie45
4.2 Universalität46
4.2.1 Vereinigung von Gegensätzen48
4.2.2 Wechselseitiges Durchdringen49
4.2.3 Pars pro toto und Subjekt-Objekt-Synthese49
4.3 Der Künstler im Spannungsfeld zwischen Individualität und Sozialität50
4.3.1 Individualität51
4.3.2 Sozialität51
4.4 Vorbild- und Analogiecharakter der Natur53
4.4.1 Naturpoesie als ursprüngliches Poesie53
4.4.2 Analogie von Poesie und Natur54
4.5 Das „Romantische“ im Roman55
4.5.1 Formfreiheit und Struktur des Romans55
4.5.2 Sentimentalität und Fantasie58
4.5.3 Arabeske59
4.5.4 Bekenntnisse60
4.5.5 Romantische Lesart62
5 Schlussbetrachtung63
6 Literaturverzeichnis66
Autorenprofil69

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