Sie sind hier
E-Book

Digitale Tomosynthese der Brust

AutorAchim Rody, Fritz K.W. Schäfer, Jörg Barkhausen
VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783131709110
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,99 EUR
<p>Rund vierzig umfassend dokumentierte Fallbeispiele veranschaulichen die beeindruckenden Möglichkeiten der digitalen Tomosynthese anhand von Normalbefunden, benignen Mikrokalk-Befunden, malignen Herdbefunden, suspekten Mammografie-Befunden sowie mammografisch nicht detektierten Befunden. Dieser Wegweiser bietet Ihnen detaillierten Einblick in das neue Verfahren:</p> <ul> <li>Technik der digitalen Brust-Tomosynthese</li> <li>Klinische Bewertung der Methode</li> <li>40 umfassend dokumentierte Fallbeispiele</li> <li>Mit Onlinezugriff auf instruktive Tomosynthese-Videos</li> </ul>

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

2 Technik der Tomosynthese


Thomas Mertelmeier

2.1 Einführung


Schon wenige Jahre nach der Entdeckung der Röntgenstrahlung durch Wilhelm Conrad Röntgen kamen die ersten Ideen auf, wie man nicht nur Projektionsbilder erzeugt, sondern auch dreidimensionale Informationen über das abzubildende Objekt gewinnen kann. Doch es dauerte noch eine beträchtlich lange Zeit, bis sich dies auch technisch realisieren ließ. Zunächst gab es eine dreidimensionale Technik, die während der Bewegung des Röntgenstrahlers relativ zum Objekt die von diesem geschwächte Röntgenstrahlung auf dem Strahlungsempfänger, dem Film, aufsummierte. Bei dieser klassischen bzw. konventionellen Tomografie bewegt sich die Strahlungsquelle um einen Punkt, dem sog. Fulcrum, in der Fokusebene herum (Tome, griechisch: Schnitt). Diese Ebene wird dann scharf auf dem Film abgebildet. Andere Ebenen werden jedoch durch die Bewegung während der Bildentstehung verwaschen dargestellt. Deshalb wurde diese Technik auch Verwischungstomografie genannt.

Ziedes des Plantes ▶ [1] nutzte die lineare Verwischungstomografie erstmals in der Praxis, nämlich bei Schädelaufnahmen. Strahler und Bildempfänger bewegten sich linear um das Fulcrum. Er wird deshalb häufig als der Erfinder der Tomografie betrachtet, obwohl es viele andere Varianten gab (▶ [2], ▶ [3]).

Nachteil der klassischen Verwischungstomografie war der hohe Dosisbedarf, da immer nur eine Ebene, definiert durch die Aufnahmegeometrie scharf abgebildet wurde. Für jede weitere Schicht musste eine neue Aufnahme mit angepasster Geometrie durchgeführt werden. Dies änderte sich erst mit der Einführung von digitalen Bildempfängern (Flächendetektoren), die schnell und verzeichnungsfrei ausgelesen werden konnten und durch Computer, die retrospektiv aus den einzeln abgespeicherten Projektionsbildern aus unterschiedlicher Perspektive das gewünschte Schnittbild rekonstruieren konnten. Der damit verbundene Dosisvorteil ist offensichtlich, da mit einer Bewegung des Aufnahmesystems jede beliebige Bildebene scharf abgebildet werden kann. Dieses Bildgebungsverfahren, bei dem der Röntgenstrahler relativ zum Objekt unterschiedliche Aufnahmepositionen einnimmt, wird digitale Tomosynthese oder auch nur Tomosynthese genannt. Aus Einzelaufnahmen von unterschiedlichen Blickwinkeln werden Schicht- oder Schnittbilder rekonstruiert. Dadurch kann um objektinterne Strukturen herumgesehen werden und man erhält dreidimensionale Informationen in Form von Einzelschichten.

Der entscheidende Vorteil der Tomosynthese ist die Trennung einzelner Gewebeschichten. Beispielhaft ist dies anhand ▶ Abb. 2.1 zu erkennen, einem Ausschnitt aus einem Brustdatensatz. In ▶ Abb. 2.1a ist die Ebene 23 mm über der Patientenlagerungsplatte (z = 23 mm) dargestellt. Deutlich ist die runde und glatt berandete Läsion zu erkennen. Die Gruppe von Mikrokalzifikationen, die darüber nur andeutungsweise sichtbar ist, wird jedoch in der Ebene 27 mm (▶ Abb. 2.1b) über der Lagerungsplatte (z = 27 mm) klar gezeigt, und die runde Läsion ist nur noch schwach zu erkennen. Diese Aufteilung der einzelnen Gewebeschichten könnte sowohl die Detektionsrate als auch die Diagnosesicherheit erhöhen. Eine der ersten Anwendungen in der Brustbildgebung wurde bereits 1997 von Niklason beschrieben ▶ [4].

Abb. 2.1 Ausschnitt (18 × 29 mm) aus 2 Tomosynthese-Schichten der Mamma (Rohdaten, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ingvar Andersson, Universitätskrankenhaus Malmö, Schweden, und Siemens AG Healthcare Sector).

Abb. 2.1a Schicht bei z = 23 mm mit Rundherd im Fokus.

Abb. 2.1b Schicht bei z = 27 mm mit Mikrokalkanhäufung im Fokus.

2.2 Datenakquisition und Abtastung


Für die Tomosynthese werden üblicherweise modifizierte Röntgensysteme eingesetzt. Auch für die mammografische Tomosynthese werden digitale Mammografie-Systeme verwendet, bei der die Strahlungsquelle relativ zum Untersuchungsobjekt in unterschiedliche Positionen bewegt werden kann.

Prinzipiell unterscheiden wir 2 Systeme. Bei den einen bewegt sich die Röhre kontinuierlich und wird dabei im Aufnahmetakt des Detektors gepulst. Bei den anderen wird die Röhre zwischen 2 Aufnahmen zur nächsten Position gefahren und der Röntgenpuls im Ruhezustand der Röhre abgegeben im sog. „Step&shoot“-Modus. Der Weg des Strahlers kann dabei ein Kreisbogen um einen Punkt im Objekt oder zumindest nahe dem Objekt sein oder prinzipiell auch eine lineare Verschiebung sein. Der Detektor ist während des Abtastvorgangs (Scan) entweder stationär (▶ Abb. 2.2) oder er wird mitbewegt, d.h. der Strahlerbewegung nachgeführt. Bei mitbewegtem Detektor unterscheiden wir zwischen einer isozentrische C-Bogen-Geometrie, bei der sich Detektor und Strahler um einen gemeinsamen Rotationspunkt drehen, und einer partiell isozentrische Geometrie. Bei dieser bewegt sich der Detektor zwar synchron mit dem Strahler, ist aber nicht fest gekoppelt und wird z.B. linear in der Aufnahmeebene verschoben ▶ [5]. Bei typischen mammografischen Aufnahmegeometrien ist die Brust nahe am Detektor positioniert, es wird daher in den meisten Systemen der Detektor nicht oder nur sehr geringfügig mitbewegt (▶ Abb. 2.2).

Da bei der Bildrekonstruktion jede Einzelprojektion eines Scans zu einem Bildpunkt im Volumen (Volumenelement, Voxel) beiträgt, kann ein Tomosynthese-Datensatz mit etwa der gleichen Dosis wie für ein zweidimensionales Projektionsröntgenbild akquiriert werden (Kap. ▶ 2.5). Die Gesamtdosis wird aber auf die Einzelprojektionen verteilt. Dazu wiederum ist ein Detektor notwendig, der auch bei diesen niedrigen Dosiswerten ein rauscharmes Signal liefert. Dies bedeutet, dass der Detektor auch bei einer sehr niedrigen Dosis eine genügend hohe detektive Quanteneffizienz (Detective Quantum Efficiency, DQE) aufweisen muss (Kap. ▶ 2.5). Des Weiteren muss der Detektor schnell auslesbar sein und eine hohe Bildrate ermöglichen, um die Scandauer und damit auch die Kompressionszeit für die Untersuchung kurz zu halten ▶ [6]. Beide Anforderungen an den Detektor stellen angesichts der in der Mammografie erforderlichen Orts- und Kontrastauflösung erhebliche Herausforderungen dar. Die Scanzeit kann verkürzt werden, wenn beim Auslesen des Detektors Pixel zusammengefasst werden. Der damit verbundene Auflösungsverlust und die evtl. einhergehende Erhöhung des Signal-zu-Rausch-Verhältnisses hängen von den technischen Details des betrachteten Systems ab.

In den heute zur Verfügung stehenden kommerziellen Brust-Tomosynthese-Systemen (Beispiel ▶ Abb. 2.3) werden überwiegend direktkonvertierende Detektoren auf der Basis von amorphem Selen mit Dünnfilmtransistorarrays aus amorphem Silizium (a‑Si‑TFT) eingesetzt. Es existieren auch ein System mit Szintillator und Fotodioden aus amorphem Silizium mit a‑Si‑TFT‑Auslesearrays sowie ein Prototyp mit Silizium-Direktkonverter-Zeilendetektoren.

Das für die Tomosynthese verwendete Röntgenspektrum ist entweder gleich oder ähnlich der bei der digitalen Mammografie eingesetzten Strahlungsqualität und die Röhrenspannung hängt von der Dicke der komprimierten Brust ab. Um die Dosis so gering wie möglich zu halten, kann die Energie der Röntgenstrahlung, also die Röhrenspannung, eher etwas angehoben sein. Alternativ kann eine etwas stärkere Filterung verwendet werden, wodurch die mittlere Energie der Quanten angehoben wird. Typisch ist die Verwendung von Wolfram/Rhodium (W/Rh), wie in der digitalen Mammografie, oder...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Jörg Barkhausen, Achim Rody, Fritz K. W. Schäfer: Digitale Tomosynthese der Brust6
Innentitel4
Impressum5
Geleitwort6
Vorwort7
Anschriften8
Abkürzungsverzeichnis9
Glossar9
Inhaltsverzeichnis10
1 Einleitung13
2 Technik der Tomosynthese15
Einführung15
Datenakquisition und Abtastung16
Bildrekonstruktion18
Analytische Rekonstruktion18
Iterative Rekonstruktion19
Kombinierte Rekonstruktionsverfahren19
Visualisierung19
Artefakte19
Dosis22
Überblick: existierende Systeme23
Technische Qualitätssicherung23
Literatur23
3 Klinische Wertigkeit der digitalen Brust-Tomosynthese27
Einleitung27
Mammografie versus Mammografie plus Tomosynthese27
Tomosynthese versus mammografische Zusatzaufnahmen29
Mammografie versus Tomosynthese32
Zusammenfassung34
Literatur34
4 Innovationen und zukünftige Entwicklungen37
Einleitung37
Synthetisierte digitale 2D-Mammografie37
Computer-assistierte Diagnose für die Tomosynthese38
Tomosynthese-gesteuerte Intervention40
Kontrastmittel-verstärkte Tomosynthese41
Literatur41
5 Fallbeispiele43
Einleitung43
Fälle43
Fall 143
Fall 247
Fall 350
Fall 454
Fall 557
Fall 660
Fall 763
Fall 867
Fall 971
Fall 1075
Fall 1179
Fall 1283
Fall 1387
Fall 1490
Fall 1594
Fall 1698
Fall 17101
Fall 18105
Fall 19108
Fall 20113
Fall 21116
Fall 22119
Fall 23124
Fall 24127
Fall 25132
Fall 26137
Fall 27141
Fall 28145
Fall 29149
Fall 30154
Fall 31160
Fall 32164
Fall 33167
Fall 34171
Fall 35176
Fall 36180
Fall 37185
Fall 38190
Fall 39193
Fall 40197
Fall 41201
Fall 42204
Fall 43207
Fall 44210
Fall 45215
Literatur218
Sachverzeichnis219

Weitere E-Books zum Thema: Sonstiges Gesundheit - Medizin

Kopfschmerzen

E-Book Kopfschmerzen
Format: PDF

Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Erkrankungen. Oft beginnen sie bereits im Kindesalter und beeinträchtigen das Alltags- und Arbeitsleben erheblich. Das Chronifizierungsrisiko ist…

Kopfschmerzen

E-Book Kopfschmerzen
Format: PDF

Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Erkrankungen. Oft beginnen sie bereits im Kindesalter und beeinträchtigen das Alltags- und Arbeitsleben erheblich. Das Chronifizierungsrisiko ist…

Hören

E-Book Hören
Format: PDF

Das Buch bietet eine interdisziplinäre Darstellung über das Hören. Es informiert über die Geschichte der Hörforschung und vermittelt aktuelle Erkenntnisse zur Physiologie…

Hören

E-Book Hören
Format: PDF

Das Buch bietet eine interdisziplinäre Darstellung über das Hören. Es informiert über die Geschichte der Hörforschung und vermittelt aktuelle Erkenntnisse zur Physiologie…

Grenzbereiche der Perinatologie

E-Book Grenzbereiche der Perinatologie
Mit Beiträgen zur Praxis der Beatmung Neugeborener Format: PDF

Das Perinatalzentrum im Klinikum München Großhadern hat im März 2005 einen Kongress mit dem Ziel veranstaltet, neuere oder bislang weniger wahrgenommene Informationen aus der Perinatologie…

Stottern bei Kindern und Jugendlichen

E-Book Stottern bei Kindern und Jugendlichen
Bausteine einer mehrdimensionalen Therapie Format: PDF

Sie suchen fundiertes und umfassendes Rüstzeug für eine zeitgemäße Therapie stotternder Kinder und Jugendlicher? Das Buch vermittelt Ihnen dafür das theoretische und praktische Know-how in Form…

Stottern bei Kindern und Jugendlichen

E-Book Stottern bei Kindern und Jugendlichen
Bausteine einer mehrdimensionalen Therapie Format: PDF

Sie suchen fundiertes und umfassendes Rüstzeug für eine zeitgemäße Therapie stotternder Kinder und Jugendlicher? Das Buch vermittelt Ihnen dafür das theoretische und praktische Know-how in Form…

Weitere Zeitschriften

Arzneimittel Zeitung

Arzneimittel Zeitung

Die Arneimittel Zeitung ist die Zeitung für Entscheider und Mitarbeiter in der Pharmabranche. Sie informiert branchenspezifisch über Gesundheits- und Arzneimittelpolitik, über Unternehmen und ...

bank und markt

bank und markt

Zeitschrift für Banking - die führende Fachzeitschrift für den Markt und Wettbewerb der Finanzdienstleister, erscheint seit 1972 monatlich. Leitthemen Absatz und Akquise im Multichannel ...

Card-Forum

Card-Forum

Card-Forum ist das marktführende Magazin im Themenbereich der kartengestützten Systeme für Zahlung und Identifikation, Telekommunikation und Kundenbindung sowie der damit verwandten und ...

crescendo

crescendo

Die Zeitschrift für Blas- und Spielleutemusik in NRW - Informationen aus dem Volksmusikerbund NRW - Berichte aus 23 Kreisverbänden mit über 1000 Blasorchestern, Spielmanns- und Fanfarenzügen - ...

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum. Organ des Landesverbandes Haus & Grund Brandenburg. Speziell für die neuen Bundesländer, mit regionalem Schwerpunkt Brandenburg. Systematische Grundlagenvermittlung, viele ...