Abschließendes Reflexionsgespräch zwischen Familien und pädagogischen Fachkräften
Am Ende der Kindergartenzeit sollte es zwischen den Familien und den pädagogischen Fachkräften ein abschließendes Reflexionsgespräch geben. Dabei steht die Reflexion der Kindergartenzeit im Mittelpunkt. Den pädagogischen Fachkräften ermöglicht dieses Reflexionsgespräch den Abgleich zwischen den angestrebten Zielen, den getroffenen Zielvereinbarungen mit den Familien und dem Feedback durch die Familien. Aus solchen Informationen lassen sich Impulse zur Weiterentwicklung von Konzepten ableiten und durchaus auch Bestätigung der geleisteten Arbeit finden. Einrichtungen, die mit Portfolios arbeiten, können anhand dieser Dokumentation auch sehr schön die Entwicklung des Kindes über die Zeit nachverfolgen und mit den Familien besprechen.
Für die Familien ist das abschließende Gespräch wortwörtlich ein Abschluss. Sie haben die Möglichkeit, noch einmal mit den pädagogischen Fachkräften gemeinsam zurückzuschauen und durch Feedback Impulse zu geben und Lob auszusprechen.
1.2.5 Führung von Entwicklungsgesprächen
Bildungs- und Erziehungspartnerschaft beruht unter anderem auf gegenseitiger Wertschätzung, Verstehen und Vertrauen. Sie entwickelt sich in vielen Schritten, die durch konkrete Signale und Handlungen ausgedrückt werden. Signale werden hier in erster Linie durch die Art des Umgangs miteinander gesendet. Höflich und freundlich zu bleiben, auch in schwierigen Gesprächssituationen, dazu hat jede pädagogische Fachkraft im Laufe der Zeit ihre Methoden und Techniken entwickelt. In Entwicklungsgesprächen geht es darum, eine Haltung anzunehmen und Signale zu senden, die einen Dialog auf Augenhöhe ermöglichen. Hier gibt es Methoden und Techniken, die gezielt eingesetzt werden können.
Gesprächshaltung und -techniken
Sowohl die innere als auch die äußere Haltung sollen Offenheit und Zugewandtheit signalisieren. Wenn Aussagen und Verhalten übereinstimmen, wirkt eine Person authentisch. Akzeptanz und Empathie sollten im Gespräch vermittelt werden.
• Offene Fragen stellen
Im Gegensatz zu geschlossenen (Ja-Nein-)Fragen geben offene Fragen dem Gesprächspartner Gelegenheit, eigene Sichtweisen, Anliegen, Gedanken zu formulieren. Sie zeigen ihm, dass seine Meinung von Bedeutung ist und bieten außerdem Gelegenheit, sich in den Gesprächspartner einzufühlen.
• Aktives Zuhören
Beim aktiven Zuhören zeigt man dem Gesprächspartner, dass man aufmerksam und interessiert ist. Inhalte aus dem Gespräch werden dabei gespiegelt. Die Aussagen des Gesprächspartners werden wiederholt oder mit eigenen Worten wiedergegeben. Das regt die Mitteilung von Gedanken, Ideen und Wünschen an. Dabei können auch emotionale Erlebnisinhalte verbalisiert werden, das heißt, man versucht, Gefühle zu benennen, die der Gesprächspartner in Bezug auf eine von ihm beschriebene Situation hat. Die Chance, dass sich der Gesprächspartner dadurch verstanden und mit seinen Gefühlen ernst genommen fühlt, ist sehr groß.
• Ich-Botschaften formulieren
Die Äußerung von Meinungen und Beobachtungen findet in der Ich-Form statt. »Ich habe beobachtet, dass … und ich bin der Meinung …«, nicht: »Man konnte beobachten, dass … und wir sind der Meinung …« Subjektive Formulierungen befinden sich nah an der Person und stellen so auch eine Nähe zum Gesprächspartner her. Verallgemeinerungen können zerstreuend wirken und sogar Blockaden aufbauen.
Des Weiteren sind Ich-Botschaften eine gute Möglichkeit, um mit Konfliktsituationen umzugehen und Schuldzuweisungen zu vermeiden. Folgende drei Schritte sind dabei maßgeblich:
1. Situation beschreiben,
2. eigene Gefühle zur Situation äußern,
3. die Auswirkung der Situation benennen.
Der Gesprächsort
Wertschätzung, die der Familie entgegengebracht wird, kommt auch im äußeren Rahmen zum Ausdruck. Es empfiehlt sich daher, einen Ort zu wählen oder einzurichten, der folgende Kriterien erfüllt:
- Der Raum sollte freundlich, hell, sauber und angenehm temperiert sein.
- Die beteiligten Personen können bequem beieinander sitzen und sitzen sich nicht gegenüber (ein Schreibtisch ist daher ungeeignet).
- Es sollte ersichtlich sein, dass der Tisch eigens für das Gespräch vorbereitet wurde; bis auf alle benötigten Unterlagen, Getränke und eventuell eine dezente Tischdekoration befindet sich nichts Weiteres auf dem Tisch.
- Im Vorfeld wird dafür gesorgt, dass keine Störungen auftreten, zum Beispiel durch Telefonanrufe oder andere Personen.
Die Gesprächsvorbereitung
Ein Gespräch kann nur so gut sein wie die Vorbereitung darauf. Es kann nur dann gelingen, wenn Struktur und Ziel im Vorfeld formuliert sind und Arbeitsschritte und Inhalt klar benannt werden können.
Ablauf des Entwicklungsgespräches
In einem Entwicklungsgespräch sollte, trotz klarer Strukturierung, flexibel auf Bedarfe eingegangen werden können, die sich während des Gespräches ergeben. Auch wird dafür gesorgt, dass es einen »Fahrplan« gibt, der aber nicht auf Kosten einer vertraulichen Gesprächsatmosphäre zwanghaft eingehalten werden muss. Im Fokus stehen Fragen und Themen, die für die optimale Förderung des Kindes wichtig sind. Ein »Small Talk« zu Beginn des Gespräches kann Spannungen lösen und zu einer aufgelockerten Atmosphäre beitragen.
Das eigentliche Gespräch beginnt mit einer Gesprächsvereinbarung, in der Absprachen zu folgenden Punkten getroffen werden:
- Das Ziel des Gespräches wird klar benannt. Es sollen Zielvereinbarungen für Maßnahmen zur individuellen Förderung des Kindes getroffen werden.
- Der zeitliche Rahmen wird festgelegt.
- Das Thema des Gespräches wird benannt, sodass die Gesprächsteilnehmer wissen, worüber geredet wird (über das Kind) und worüber nicht (z. B. über ein bevorstehendes Fest).
Sinn dieser Vereinbarung ist es vor allem, den Gesprächspartnern zu erleichtern, beim Thema zu bleiben, eine Übereinstimmung in den Erwartungen herzustellen und gemeinsame Ziele im Augenmerk zu behalten.
Sind diese Vorbereitungen getroffen, erfolgt das weitere Gespräch in den drei Phasen:
1. Reflexion
2. Analyse
3. Förderung (die Zielvereinbarungen werden schriftlich auf dem Formular »Zielvereinbarungen zwischen Familien und pädagogischen Fachkräften zur individuellen Förderung des Kindes«, Seite 88 f., festgehalten).
Zum Gesprächsabschluss findet eine gemeinsame Reflexion unter den folgenden Fragestellungen statt:
- Wurden die Gesprächsziele erreicht?
- War der gewählte zeitliche Rahmen ausreichend?
- Wurden die Erwartungen der Beteiligten im Hinblick auf die Inhalte erfüllt?
Die Nachbereitung des Gespräches durch die pädagogische Fachkraft
Die Nachbereitung des Gespräches erfolgt in zwei Phasen:
• 1. Vorbereitung der Umsetzung von Zielvereinbarungen
Das Formular für Zielvereinbarungen mit Familien (siehe Seite 88 f.) wird ausgefüllt, sodass die notwendigen Schritte zur Umsetzung eingeleitet werden können.
• 2. Reflexion des Gespräches
Hier beleuchtet die pädagogische Fachkraft vor allem das eigene Handeln, um Anhaltspunkte für Verbesserungsnotwendigkeiten und -möglichkeiten zu erhalten. Die Reflexion kann in Form eines Gedächtnisprotokolls oder einer Stichwortliste niedergeschrieben werden und folgende Aspekte beinhalten:
- Benennung der eigenen Gefühle vor, während und nach dem Gespräch (z. B. motiviert, ausgelaugt, erleichtert, verunsichert …)
- Wahrnehmung der eigenen Person während des Gespräches (Gesprächstechnik, Verhalten, Erwartungen, Blockaden …)
- Wahrnehmung der Gesprächspartner (Verhalten, Widerstände, »Eisbrecher« …)
- Wahrnehmung der Interaktion (Beziehungsebene, Aspekt der Partnerschaft, Gesprächsverlauf, Unsicherheiten …)
Das Protokoll kann sowohl der persönlichen Vorbereitung auf weitere Gespräche als auch zur kollegialen Beratung dienen.
1.2.6 Einbeziehung der Kinder in Entwicklungsgespräche
Im Sinne der kindorientierten Pädagogik sollten Kinder in alle sie betreffenden Fragen ihrer Entwicklung angemessen einbezogen werden. Die Inhalte der Entwicklungsgespräche betreffen die Kinder in einer intensiven Weise. In den Entwicklungsgesprächen wird nicht nur Vergangenes reflektiert, sondern es werden auch für die Zukunft Förderangebote und interessante Projekte geplant. Kinder sollten generell die Möglichkeit haben, sich an der Reflexion über Lerninhalte, -strategien und -ziele ebenso zu beteiligen wie an der Frage, welche Inhalte in Zukunft relevant sind. Dazu bieten sich im Wesentlichen drei verschiedene Zugänge an:
Das Zwei-Parteien-Gespräch
Das Zwei-Parteien-Gespräch findet zwischen zwei Parteien bzw. Beteiligten statt. In diesem Fall ist die eine Partei die pädagogische...