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Erlebnispädagogik im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung: Die Integration von erlebnispädagogischen Konzepten in die Arbeit mit Menschen mit einer geistigen Behinderung

AutorMelanie Magoltz
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl72 Seiten
ISBN9783958209701
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
In den letzten Jahren ist in unserer modernen Gesellschaft ein regelrechter 'Erlebnisboom' zu verzeichnen. Dies spiegelt sich in überfüllten Erlebnis-Kaufhäusern, Erlebnis-Reisen und zahlreichen Angeboten zur Erlebnispädagogik wieder. Outdoor Aktivitäten wie Segeln, Wandern, Kanufahren, Klettern etc. werden als Medium zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung angeboten und richten sich zunächst auf verhaltensauffällige Jugendliche. In den letzten Jahren jedoch erhält das Erlebnis Einzug in nahezu alle Bereiche der sozialen und pädagogischen Arbeit. Der Erlebnisbegriff wird in allen Bereichen der Gesellschaft nahezu inflationär gebraucht, so dass die Frage aufkommt: 'Ist unsere 'erlebnissüchtige' Gesellschaft tatsächlich so arm an realen Erfahrungen und Erleben, dass die Gefahr besteht die eigentliche Bedeutung des Erlebnisbegriffes aufzulösen?'. Aus diesem Grund wird zunächst der Begriff 'Erleben' und seine Bedeutung erläutert, um anschließend seine Stellung in der Pädagogik herauszuarbeiten. Darüber hinaus setzt sich die Autorin mit den Wurzeln und der Entstehungsgeschichte der Erlebnispädagogik auseinander, um den heutigen Standort dieses Ansatzes in der Gesellschaft herauszuarbeiten. Anschließend folgt eine inhaltliche Betrachtung der Erlebnispädagogik sowie eine Darstellung von konzeptionellen Prinzipien und methodischen Vorgehensweisen sowie der Problematik der Wirksamkeit. Unter Kritikern kursiert die Frage nach der Wirksamkeit erlebnispädagogischer Konzepte als Gretchenfrage. Es gilt folglich theoretisch herauszustellen, unter welchen Bedingungen sie im Alltag tatsächlich wirken kann.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.2, Das 'Erlebnis' und die 'Pädagogik': Unter welchen Bedingungen korreliert nun das Erlebnis mit der Pädagogik und wie erhält das Erlebnis einen pädagogischen Effekt? Ein erster Zusammenhang lässt sich in einer eher pädagogischen Definition des Erlebnisbegriffes des Philosophen A. NEUHÄUSLER (1919-1997) feststellen, welcher Erlebnis definiert als ein 'Erlebnis-Ereignis oder ein Erlebnis-Ganzes, das im Fluß des Erlebens besonders hervorgehoben ist, sei es durch besondere Intensität oder Nachhaltigkeit, sei es auch nur durch besondere Eigenart (A. Neuhäusler nach W. Michl, 1996, S. 32).'. In der Erlebnispädagogik findet man folglich erstens ein Erlebnis, welches sich vom Alltag abhebt und als etwas Besonderes empfunden wird und zweitens trägt dieses eine pädagogische Kraft in sich, die wirken und prägen kann und somit den Prozess der Bildung und Erziehung unterstützen soll (W. Michl, 1996, S. 32). Allerdings darf hier das 'Erlebnis' nicht mit dem 'Abenteuer' gleichgesetzt werden, da dieses nicht planbar somit und unvorhersehbar ist. In der Erlebnispädagogik hingegen setzt man auf Erlebnisse und Erfahrungen, bei denen ein Lernerfolg zwar natürlich, aber durchaus intendiert ist. Der Gedanke des 'Lernen durch Erleben', hat 'insbesondere in pädagogischen Zusammenhängen, einen weiteren, nämlich realitäts- bzw. lebensweltbezogenen und einen geistigen Inhalt zu geben. Dies scheint mir die Aufgabenstellung für eine 'Erlebnispädagogik im breiteren Sinne' (H. G. Bauer, 1995, S. 42).' Um eben diese Bedeutung des 'Erlebnisses' für die Pädagogik besser zu verdeutlichen, wird an dieser Stelle wichtig, wie folgt, einen Einblick in die Wurzeln der Erlebnispädagogik und ihre Entwicklung zu bekommen. 2.3, Die Wurzeln der Erlebnispädagogik: Wenn man die historische Entwicklung der Erlebnispädagogik näher betrachtet muss man feststellen, dass der Ursprung nicht eindeutig festzulegen ist. Die ersten Ansätze reichen weit zurück. Schon in der Antike fasziniert PLATO (427-374 v. Chr.) mit seiner Idee einer Erziehung im Interesse des Staates, die auf eine 'schöne Seele' ausgerichtet ist. Er entwickelt eine Philosophie über die 'sittliche Erziehung' des Menschen und fordert eine Ganzheitssicht von Körper, Geist und Seele, sowie Individuum und Gesellschaft (H. G. Bauer, 2001, S. 9-10). J. H. PESTALOZZI stellt das Modell der 'pädagogischen Provinz' (siehe Kapitel 2.3.3.1) auf und macht damit einen großen Schritt in der Reform der damaligen Erziehung. Als Vertreter der Existenzphilosophie, welche sich ebenfalls mit dem Begriff des Erlebnisses befasst, sind K. JASPERS (1883-1969) und J. P. SARTRE (1905-1980) zu nennen. K. JASPERS beschäftigt sich mit Erfahrungen an der Grenze des menschlichen Daseins und stellt fest, dass erst die Kommunikation 'zum Existenzursprung der 'Vernunft' vordringt (H. G. Bauer, 2001, S. 10).' Bei J. P. SARTRE ist die Freiheit der zentrale Begriff seines Schaffens und diese erreicht der Mensch seiner Meinung nach nur durch 'Engagement und die von ihm akzeptierte Verantwortung für sein Handeln (H. G. Bauer, 2001, S. 10).' 2.3.1, J.-J. ROUSSEAU und D. H. THOREAU als Vordenker der Erlebnispädagogik: J.-J. ROUSSEAU (1712-1778) und D. H. THOREAU (1817-1862) prägen und verändern das pädagogische und philosophische Denken bis zur heutigen Zeit. Beide entdecken die Einsamkeit und Einfachheit. Beide wollen einen neuen Menschen gegen den Zeitgeist schaffen und brauchen dafür die Erziehung. Sie entwickeln die Utopie einer modernen Gesellschaft (B. Heckmair/W. Michl, 1993, S. 3). J.-J. ROUSSEAU wird 1712 im französischsprachigen Genf geboren. Als Ergebnis seines politischen und pädagogischen Denkens erscheinen 1762 seine beiden Hauptwerke 'Contrat social' (dt.: Der Gesellschaftsvertrag) und 'Emile'. 'Emile', sein Roman über die Erziehung, lässt bereits erlebnispädagogische Ansätze erkennen. In diesem Werk wird die fiktive Erziehung eines Jungen beschrieben, die von allen kulturellen Einflüssen abgeschottet stattfindet und lediglich unter dem Einfluss der Natur zu der Herausbildung sozialer Instinkte führen soll. Sein Ziel ist eine Minimalerziehung, die lediglich durch die natürliche Strafe (negative Folgen unpassender Handlungen) zu einem freien Menschen führt. Emile soll sein Wissen durch eigene Erfahrungen aus der Sache selbst und nicht durch die Belehrungen eines Erziehers lernen. Er lernt zunächst durch die Erforschung seiner Umwelt und der Natur und später durch Arbeit und Handwerk. Es geht J.-J. ROUSSEAU darum, die Freude am Leben zu lehren, denn die Welt wird seiner Ansicht nach nicht durch Sprache und Vernunft, sondern vielmehr durch die Sinne erlebt und erfahren (B. Heckmair/W. Michl, 1993, S. 3-8).
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