Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Ethik, Note: 1,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Institut für Neuere Deutsche Literatur), Veranstaltung: Literatur und Wissenschaft um 1800, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Sie beschreiben ihren Zustand selber als den seeligsten, den sie jemals erfahren' - so
berichtet Gotthilf Heinrich Schubert in der dreizehnten Vorlesung seiner Ansichten von der
Nachtseite der Naturwissenschaft (1814) über die Empfindungen von Patienten während
einer magnetischen Behandlung. Nicht nur diese Passage aus Schuberts Werk evoziert das
Bild einer harmonischen Therapie, in der der Magnetiseur seinen Patienten in einen heilsamen
und entspannenden Zustand, den so genannten Somnambulismus, versetzt, ihm
Kraft überträgt und ihn am Ende gestärkt wieder erwachen lässt. In der Tat ist die Heilung
von nervösen Störungen durch solch eine Behandlung durchaus denkbar - doch impliziert
dieser 'seelige Zustand', in dem der Patient sich völlig in die Hände seines Magnetiseurs
begibt, nicht auch Risiken?
In den Ansichten ist von solchen möglichen Gefahren nicht die Rede; vielmehr schwärmt
Schubert wiederholt von der 'wunderbare[n] Sympathie' zwischen Magnetiseur und Patient.
Auch der Mediziner Carl Gustav Carus (1789-1869) zeigt sich fasziniert von dieser
besonders wohltuenden Beziehung und beschreibt sie als 'eine Art Vermählung zweier
Nerven'. Und Johann Wilhelm Ritter (1776-1810), Physiker und Philosoph, stellt sogar
eine Analogie zwischen Magnetkur und Liebesbeziehung her: Letztere sei wie eine gegenseitige
Magnettherapie, 'beyde Theile [seien] sich Magnetiseur und Somnambüle'. Genau
diese Ansicht spiegelt sich beispielsweise in Achim von Arnims Erzählung Die Majoratsherren
(1820) wider: Zwischen dem Majoratsherrn und Esther besteht eine telepathische
Verbindung, durch die sie ihn an ihren Gedanken teilhaben lässt und die von beiden als
gegenseitige Liebe verstanden wird. Arnim verwendet das Motiv des Magnetismus also,
'um getrennte Seelen in Sehnsucht miteinander zu verbinden'.
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