Früherkennung (S. 8)
(P. Dettmar, J. Engel)
Ziel der Früherkennung ist es, eine Erkrankung in einem früheren Stadium zu entdecken, um die Heilungswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Der Begriff Früherkennung („früh erkennen") ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff Vorsorge, die das Auftreten der Erkrankung verhindern soll. Vorsorge wird daher auch als „primäre Prävention", Schutz vor Auftreten einer Erkrankung, und Früh - erkennung als „sekundäre Prävention", Schutz vor einem fortgeschrittenen Stadium, bezeichnet.
Den Begriff Screening (englisch = Siebung, Durchleuchtung) verwendet man in der Regel dann, wenn eine Früherkennungsmaßnahme auf Risikogruppen, Personengruppen oder Bevölkerungsgruppen bezogen wird. Ein typisches Beispiel hierfür wäre das Mammographie-Screening, das derzeit Frauen zwischen dem 50- und 69sten Lebensjahr empfohlen wird. Da es für eine echte Vorsorge beim Mammakarzinom kaum einen Ansatz gibt, erhält die Früherkennung bzw. das Screening einen besonderen Stellenwert.
Konkret bedeutet das nach den Daten des Tumorregisters München: Wird ein Mammakarzinom in einem Frühstadium, im sogenannten In-situ-Stadium, Tumorstadium pTis, entdeckt, beträgt das relative Überleben (= tumorspezifisches Überleben) nach 5 Jahren 100%, d.h. keine der Patientinnen ist am Tumor verstorben. Das relative 5-Jahres-Überleben für invasive Tumoren unter 1 cm Größe, Tumorstadium pT1a oder pT1b, liegt bei 98%, d.h. 2% der Patientinnen sind am Tumor verstorben.
Für invasive Tumoren zwischen 1 und 2 cm Größe, Tumorstadium pT1c, liegt das relative Überleben bei 94%, d.h. 6% der Patientinnen sind am Tumor verstorben. Für invasive Tumoren zwischen 2 und 5 cm Größe, Tumorstadium pT2, liegt es bei 80%, d.h. 20% der Patientinnen sind am Tumor verstorben. Auch wenn im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen die Prognose für Patientinnen mit einem Mammakarzinom insgesamt gut ist, so ist die Überlebenswahrscheinlichkeit umso niedriger, je größer der Tumor bei seiner Entdeckung ist.
Ein Screening-Test (Früherkennungs-Test) richtet sich an zunächst gesunde Personen. Der Test „trennt" dann diese Personen in die, die wahrscheinlich gesund sind und die, die wahrscheinlich krank sind. Ein Screening-Test ist kein diagnostischer Test. Bei einem positiven Test, also dem Ergebnis „wahrscheinlich krank", folgt die Diagnosesicherung, d.h. die Abklärung des Befundes. Beim Mammakarzinom geschieht das in der Regel durch eine Gewebeentnahme, für die es verschiedene Verfahren gibt (Biopsie, interventionelle Techniken). Anschließend wird das entnommene Gewebe unter dem Mikroskop untersucht.
1 Die Früherkennung von Brustkrebs soll in Amerika fortschrittlicher sein als hier in Deutschland. Dies läge daran, dass es bei uns zu wenige Ärzte gäbe, die den Krebs schon in sehr frühem Stadium erkennen könnten. Wie ist der tatsächliche Stand der Brustkrebsfrüherkennung in Deutschland? Nach einem Bundestagsbeschluss von 2002 hat jede Frau im Alter zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammographie.
In mehreren Bundesländern wird die Mammographie bereits angeboten, unter anderem auch in Bayern. Dabei werden alle Frauen, die einen Anspruch auf die Untersuchung haben, eingeladen. Dies war früher nicht der Fall und es wurde oft noch als „graues", also nicht qualitätsgesichertes Mammographieren, bezeichnet.