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Geschlechterkonstruktionen nach der Wende

Auf dem Weg einer gemeinsamen Politischen Kultur?

AutorPamela Heß
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783531922027
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,25 EUR
Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall eröffnet Pamela Heß mit ihrer gründlichen Analyse über 'Geschlechtsspezifische Konstruktionen in Ost und West seit der Wende' neue und aktuelle Perspektiven auf das Verhältnis von Ost- und We- deutschland und belegt empirisch, dass in der Geschlechterfrage - trotz vieler Gemeinsamkeiten - noch längst nicht von einer gemeinsamen politischen Kultur in Deutschland die Rede sein kann. Ihre Untersuchung macht deutlich, wie sehr Einflüsse der DDR-Sozialisation in Ostdeutschland und umgekehrt der BRD- Sozialisation im Westen bis heute fortwirken. Es bestehen unterschiedliche V- stellungen hinsichtlich Erwerbsarbeit, Familie und Arbeitsteilung, und sie w- den auch gelebt. Gleichzeitig zeigt sich - und das ist aus gesellschaftspolitischer Sicht mehr als brisant! -, dass es trotzdem eine große Ähnlichkeit in Ost und West bei den Vorstellungen über tradierte Geschlechterrollen, vor allem über die Zuständigkeit von Frauen für die Privatsphäre und Hausarbeit gibt. Auch der traditionelle Wirkungskreis der Männer wird bis heute kaum, bzw. nicht tangiert und ist immer noch auf die Erwerbsarbeit konzentriert. Mit diesen Befunden kann sich das vorliegende Buch nicht nur in wichtige Debatten über politische Kultur einmischen, sondern es liefert mit dem gewählten thematischen Fokus der Geschlechterverhältnisse auch einen wesentlichen Beitrag zu Fragen der - schlechtergerechtigkeit. Pamela Heß geht in ihrer Untersuchung den gesellschaftlichen Rollen- schreibungen und Rollenerwartungen in Ost- und Westdeutschland mit einer breit angelegten empirischen Analyse nach. Zugrunde gelegt werden dabei eine statistische Auswertung des Familiensurveys sowie eine qualitative Inhaltsana- se von Publikumszeitschriften.

Pamela Heß ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo sie zur Zeit an ihrer Dissertation schreibt.

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Leseprobe
5 Empirischer Teil 1: Geschlechterrollenbilder in der Einstellungsforschung (S. 83-85)

Die Beantwortung der Forschungsfrage soll methodisch über zwei Zugänge erfolgen, die eine qualitative mit einer quantitativen Auswertung18 verbindet, um so einerseits der Forderung nach einer Kombination mehrerer Methoden gerecht zu werden und andererseits kritisch zu reflektieren, dass die quantitative Auswertung von Umfragedaten letztlich nur mit dem binären biologischen Geschlecht als abgefragter Variable arbeiten kann. Die Verwendung mehrerer Methoden – in der Fachsprache Triangulation – hat das Ziel valide, also sichere Ergebnisse zu liefern. Andreas Diekmann zufolge wächst das Vertrauen in ein Ergebnis, wenn mit unterschiedlichen Methoden dieselben Resultate erzielt werden (vgl. Diekmann 2005: 18).

In der vorliegenden Studie möchte ich zum einen anhand des Familiensurveys – einer vom Bundesfamilienministerium beauftragten umfragegestützten Familienforschung des Deutschen Jugendinstituts – herausarbeiten, ob und welche Unterschiede und Entwicklungen in den Geschlechterrolleneinstellungen (vgl. Alfermann 1996: 33) der West- und Ostdeutschen in Bezug auf familiale Verpflichtungen seit der Wiedervereinigung zu erkennen sind. Zum anderen soll eine Zeitschriftenanalyse vorherrschende geschlechtliche Rollenbilder und Rollenerwartungen identifizieren.

Um einen aktuellen Vergleich zwischen West- und Ostdeutschland zu ermöglichen, werde ich mich nicht nur auf die auflagenstärkste Zeitschrift Ostdeutschlands – SUPERillu – konzentrieren, sondern vergleichbare Kaufzeitschriften mit überwiegend westdeutscher Leserschaft hinzuziehen. SUPERillu selbst vergleicht sich im Segment aktuelles Magazin mit dem stern und im Segment People/Lifestyle mit der Illustrierten Gala (telefonische Auskunft des Anzeigenleiters der SUPERillu vom 15.08.2007). Inwieweit diese Selbsteinschätzung realistisch ist, werde ich im Kapitel zur Vorstellung des empirischen Materials problematisieren.

Allerdings fehlt in beiden „westdeutschen“ Zeitschriften der in SUPERillu noch zusätzlich enthaltene Ratgeberteil (telefonische Auskunft des Anzeigenleiters der SUPERillu vom 15.08.2007). Da der Ratgeberteil einer Zeitschrift aber meiner Meinung nach nicht wesentlich zur Identifikation der Herstellung geschlechtlicher Rollenbilder beiträgt, werde ich auf ein entsprechendes „westdeutsches“ Pendant verzichten (siehe auch Klaus 1998: 273).

Rollenbilder werden vielmehr über Aussagen in den Reportagen, Photographien und Illustrationen vermittelt. Für die Studie werde ich folglich die Zeitschrift SUPERillu für den ostdeutschen Kontext und die Zeitschriften stern und Gala für den westdeutschen Kontext heranziehen. Methodisch führe ich eine qualitative Inhaltsanalyse durch, die mit Hilfe eines Kategorienschemas systematisch vorgenommen werden soll. Sie wird sich an den methodischen Ausführungen Philipp Mayrings zur Inhaltsanalyse orientieren.

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