Sie sind hier
E-Book

Geschwisterbeziehung und seelische Erkrankung (Leben Lernen, Bd. 264)

Entwicklungspsychologie, Psychodynamik, Therapie

AutorDorothee Adam-Lauterbach
VerlagKlett-Cotta
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783608105704
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Geschwisterbeziehungen sind komplex, vielfältig und manchmal auch krankmachend. Heftige Konflikte, exzessive Bindungen oder große Distanz bis hin zum Beziehungsabbruch unter erwachsenen Geschwistern sind häufige Themen in der Psychotherapie. Bisher fehlte es jedoch an konzeptuellen Überlegungen, wie die Geschwisterbeziehung  langfristigen Einfluss auf die Menschen nimmt - im Positiven wie im Negativen. Dorothee Adam-Lauterbach hat dazu sowohl geforscht als auch umfangreiche Praxiserfahrung gesammelt. In ihrem Buch: - zeigt sie an vielen Fallbeispielen zu ganz unterschiedlichen Geschwisterkonstellationen, wie die therapeutische Arbeit konkret aussehen kann - reflektiert sie die Erkenntnisse der empirischen Geschwisterforschung und der analytischen Entwicklungspsychologie. Das Buch enthält eine Fülle an wissenschaftlich geprüften Erkenntnissen, die auch  für Menschen, welche an Geschwisterkonflikten leiden, von hohem Interesse sind. Dieses Buch richtet sich an: - PsychoanalytikerInnen - Tiefenpsychologisch fundiert arbeitende PsychotherapeutInnen - Entwicklungspsychologen - FamilientherapeutInnen »Es gelingt der Autorin, mit ihrem psychoanalytisch orientierten Zugang den Zusammenhang von Geschwisterbeziehungen und seelischen Erkrankungen deutlich herauszuarbeiten: Was in der Kindheit als Folge der Geschwisterposition und Geschwisterkonstellation aufgrund mangelnder Elternunterstützung abgewehrt werden musste, kann sich als unbewusster neurotischer Konflikt im Erwachsenenalter fortsetzen. Insofern ist das Buch allen therapeutisch Tätigen sehr zu empfehlen. Ebenso ist es für den Bereich der Elternbildung wichtig, damit Eltern den offenen oder unterschwelligen, u.U. persönlichkeitsstörenden Prozessen in der Geschwisterbeziehung Aufmerksamkeit schenken können.« Erika Butzmann, Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, November 2013 »Lesenswert ist das Buch vor allem deshalb, weil man vielfältige Anregungen erhält, an die Geschwisterkonstellationen und Geschwisterbeziehungen der Patienten in eigenen Therapien (wieder) mehr zu denken.« Mathias Hirsch, Psyche, Januar 2014

Dorothee Adam-Lauterbach, Dipl.-Päd. und Dipl.-Psych., Dr. phil., Psychoanalytikerin und analytische Paar- und Familientherapeutin, Supervisorin und Lehranalytikerin. Sie ist in eigener Praxis in Berlin niedergelassen.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe
'Bruder Bruder geh weg und bleib' - Gertrude Stein Die Beziehung zwischen Gertrude Stein und ihrem Bruder Leon ist ein Beispiel für eine höchst komplizierte Geschwisterbindung, die nach einer intensiven emotionalen als auch intellektuellen Nähe nach 40 Jahren abrupt endete und selbst bis zum Tod keine Versöhnung mehr zuließ. Ein Bespiel dafür, wie ambivalent und gestört Geschwisterbeziehungen sein können. Nähe und Bindung aber eben auch Rivalität und Konkurrenz scheinen ubiquitär für die Geschwisterbindung zu sein. In den letzten Jahren sind zahlreiche Publikationen zu Geschwistern und deren wichtige Bedeutung erschienen, aber Fragen nach dem klinischen Einfluss von Geschwistererfahrungen bei psychischen Störungen beziehen sich, wenn überhaupt, auf traumatisierende Erfahrungen durch Erkrankung, Tod oder Gewalt eines Geschwisterkindes. Langandauernden Effekten von Geschwistereinflüssen bei seelischen Erkrankungen im Erwachsenenalter ist bislang wenig nachgegangen worden. Dorothee Adam-Lauterbach fragt, ob bei psychogenen Störungen Geschwistererfahrungen klinische Relevanz haben und ob die erfahrene Geschwisterposition auch im Erwachsenenalter psychodynamisch wirksam ist. Vor dem Hintergrund entwicklungspsychologischer Theorien und Forschungsbefunden stellt sie die Entwicklung der Geschwisterbeziehung als intersubjektives psychodynamisches Geschehen dar, in dem Fragen wie Geburtsrangfolge und Geschwisterkonstellation eine neue tiefere Dimension bekommen, die sich von der herkömmlichen Birth-Order-Forschung unterscheidet. Stellen z.B. meist ältere Geschwister Kompensationen für defizitäre Elternbeziehungen dar, können lebenslange symbiotische Verstrickungen und Abhängigkeiten für die jüngeren entstehen, die Trennung und Verselbständigung bis ins Erwachsenenalter hochgradig belasten. Solche und andere pathogene Einflüsse, die mit der Entwicklung der Geschwister in der Kindheit verbunden sein können, werden in dem Buch anhand von Einzelfällen psychoanalytischer Behandlungen von erwachsenen Patienten illustriert. Untermauert werden die Überlegungen zusätzlich durch eine von der Autorin durchgeführten Studie in einer psychosomatischen Klinik, die über den Einzelfall hinausgehend das Ziel verfolgte, persistierende Geschwisterkonflikte in ihren langandauernden Effekten zu explorieren. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, ob es bei psychisch erkrankten Patienten zwischen Einzel- und Geschwisterkindern Unterschiede hinsichtlich der formulierten psychodynamischen Konflikte gibt. Interessanterweise zeigte sich z.B., dass es vor allem Einzelkinder und Erstgeborene sind, die am stärksten darunter leiden, von ihren Eltern in eigene Konflikte einbezogen worden zu sein. Aus metapsychologischer Sicht ist das Wahrnehmen der Ersetzbarkeit durch die Geburt eines weiteren Kindes eine für alle Menschen universale Erfahrung, die mit einer tiefen narzisstischen Kränkung verbunden ist, denn die offene Reihung nach unten impliziert, 'dass es gleichgültig sein könne, ob es mich gibt oder nicht'. Konkurrenz und Rivalität unter Geschwistern sind für die Entwicklung der Persönlichkeit wichtig. Man identifiziert sich mit den Geschwistern und wird ihnen ähnlich, man differenziert sich aber auch von den Geschwistern und wird so verschieden. Das Ziel ist die Individuation und die eigene Identität. Viele Geschwisterkonflikte haben in diesem Spannungsverhältnis ihren Ursprung und können nicht integriert werden. Geschwisterbeziehungen sollten sich im Laufe der Entwicklung egalisieren, spielen Fragen der Geburtsposition im Erwachsenenalter immer noch eine Rolle, handelt es sich, so die Autorin, meist um eine neurotische Dynamik, die Beziehungen und soziales Miteinander belasten können. Zum Schluss des Buches zeigen Bespiele aus der psychoanalytisch-psychotherapeutischen Praxis, wie die Bearbeitung von (un-) bewussten Geschwisterkonflikten Potentiale und Ressourcen freisetzen können. Denn häufig sind es unbewusste, das heißt eben auch unerkannte, Geschwisterkonflikte, nicht nur auf Seiten des Patienten, sondern auch auf Seiten des Therapeuten, die in psychotherapeutischen bzw. psychoanalytischen Behandlungen intersubjektiv zusammenwirken. Letztendlich ist Ziel des Buches dazu beizutragen, das psychoanalytische Verständnis der Geschwisterdynamik zu vertiefen und Psychotherapeuten zu ermutigen, diese für die klinisch-therapeutische Praxis nutzbar zu machen. Dorothee Adam-Lauterbach
Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Angewandte Psychologie - Therapie

Lob des sozialen Faulenzens

E-Book Lob des sozialen Faulenzens
Motivation und Leistung beim Lösen komplexer Probleme in sozialen Situationen Format: PDF

Soziales Faulenzen bezeichnet einen Motivationsverlust, der bisher meist als eine negative Folge kollektiven Arbeitens betrachtet wurde. Die vorliegende experimentelle Studie zeigt dagegen, dass im…

Lob des sozialen Faulenzens

E-Book Lob des sozialen Faulenzens
Motivation und Leistung beim Lösen komplexer Probleme in sozialen Situationen Format: PDF

Soziales Faulenzen bezeichnet einen Motivationsverlust, der bisher meist als eine negative Folge kollektiven Arbeitens betrachtet wurde. Die vorliegende experimentelle Studie zeigt dagegen, dass im…

Psychologie 2000

E-Book Psychologie 2000
Format: PDF

Der 42. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie bedurfte dank der bedeutungsträchtigen Jahreszahl keines besonderen Mottos – es war der Kongreß "Psychologie…

Psychologie 2000

E-Book Psychologie 2000
Format: PDF

Der 42. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie bedurfte dank der bedeutungsträchtigen Jahreszahl keines besonderen Mottos – es war der Kongreß "Psychologie…

Ernährungspsychologie

E-Book Ernährungspsychologie
Eine Einführung Format: PDF

Essen und Trinken beherrschen unser Leben und unser Denken. Die Ernährungswissenschaft erforscht die nutritiven Lebensgrundlagen des Menschen und weiß inzwischen sehr genau, wie sich der…

Ernährungspsychologie

E-Book Ernährungspsychologie
Eine Einführung Format: PDF

Essen und Trinken beherrschen unser Leben und unser Denken. Die Ernährungswissenschaft erforscht die nutritiven Lebensgrundlagen des Menschen und weiß inzwischen sehr genau, wie sich der…

Weitere Zeitschriften

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

Für diese Fachzeitschrift arbeiten namhafte Persönlichkeiten aus den verschiedenen Fotschungs-, Lehr- und Praxisbereichen zusammen. Zu ihren Aufgaben gehören Prävention, Früherkennung, ...

Bibel für heute

Bibel für heute

BIBEL FÜR HEUTE ist die Bibellese für alle, die die tägliche Routine durchbrechen wollen: Um sich intensiver mit einem Bibeltext zu beschäftigen. Um beim Bibel lesen Einblicke in Gottes ...

Card-Forum

Card-Forum

Card-Forum ist das marktführende Magazin im Themenbereich der kartengestützten Systeme für Zahlung und Identifikation, Telekommunikation und Kundenbindung sowie der damit verwandten und ...

cards Karten cartes

cards Karten cartes

Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...

Courier

Courier

The Bayer CropScience Magazine for Modern AgriculturePflanzenschutzmagazin für den Landwirt, landwirtschaftlichen Berater, Händler und generell am Thema Interessierten, mit umfassender ...

Deutsche Hockey Zeitung

Deutsche Hockey Zeitung

Informiert über das nationale und internationale Hockey. Die Deutsche Hockeyzeitung ist Ihr kompetenter Partner für Ihren Auftritt im Hockeymarkt. Sie ist die einzige bundesweite Hockeyzeitung ...

ea evangelische aspekte

ea evangelische aspekte

evangelische Beiträge zum Leben in Kirche und Gesellschaft Die Evangelische Akademikerschaft in Deutschland ist Herausgeberin der Zeitschrift evangelische aspekte Sie erscheint viermal im Jahr. In ...

building & automation

building & automation

Das Fachmagazin building & automation bietet dem Elektrohandwerker und Elektroplaner eine umfassende Übersicht über alle Produktneuheiten aus der Gebäudeautomation, der Installationstechnik, dem ...