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E-Book

Glücklich ohne Geld!

Wie ich ohne einen Cent besser und ökologischer lebe - Unterstützer-Edition

AutorRaphael Fellmer
VerlagRedline Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl220 Seiten
ISBN9783864146565
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Raphael Fellmer lebt komplett ohne Geld - er verdient nichts, er bezahlt nichts. Sein Essen holt er sich von diversen Biosupermärkten, wo er es vor dem Wurf in die Tonne rettet. Er lebt von dem, was in der Überflussgesellschaft zu viel produziert und in der Regel vernichtet wird. Diese Entscheidung trifft Fellmer vor drei Jahren, auf einer Reise ohne Geld und per Anhalter von Holland mit dem Segelboot über den Atlantik, die ihn über Brasilien durch Zentralamerika bis nach Mexiko führt. Zurück in Deutschland steht seine Entscheidung fest: Genau so möchte er weiterleben. Er ernährt sich vegan von weggeworfenen Lebensmitteln, die noch genießbar sind, aber nicht mehr verkauft werden können. 'Lebensmittel retten' nennt er das. Seine Klamotten bekommt er gebraucht von Freunden und Verwandten. Mit seiner Konsumverweigerung will der dreißigjährige Berliner aufzeigen, wie viele Ressourcen heute unnötig verschwendet werden. Er beschreibt, wie ein Leben und Alltag ohne Geld aussehen kann, berichtet aus praktischer Erfahrung und erzählt von packenden Begegnungen mit Menschen, die über diesen Lebensentwurf erst staunen - und dann ins Nachdenken kommen. Es ist auch die Geschichte eines Menschen, der anders und erfüllter und vor allem freier leben will.

Raphael Fellmer lebt seit 2010 im Geldstreik, um mehr Bewusstsein für die Verantwortung zu schaffen, die wir alle für Hunger, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung tragen. Der Lebenskünstler lebt zusammen mit Frau und Kind seinen Traum von einer Welt ohne Geld. Er bringt sich unentgeltlich durch Vorträge, Medienauftritte und sein Engagement bei Foodsharing für eine bessere Welt ein. Mittlerweile ist er eine mediale Instanz für die Kultur des Teilens gegen Verschwendung und Überfluss geworden.

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Leseprobe

1. Das Geschenk des Lebens


Ich bin ein Mensch wie Du und Gast auf demselben Planet wie Du. Meine Eltern schenkten mir vor 30 Jahren den Namen Raphael. Schön, dass es Dich gibt, ich freue mich, dass Dir dieses Buch in die Hände gefallen ist. Das ist sicherlich kein reiner Zufall, sondern vielmehr Schicksal. Im dem Wort Schicksal steckt das Wort schicken, was für mich bedeutet, dass es einen Grund und einen Sinn gibt, warum Du diese Zeilen liest. Wie für alles, was uns im Leben geschickt wird. Oft wird uns im Leben die Kausalkette und innere Logik, warum etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt passiert, erst später voll bewusst.

So geschah es auch, als ich an einem schönen Sommertag im August 1983 das Licht der Welt erblickte. Mein Glück auf Erden begann mit dem Geschenk des Lebens. Auch heute noch könnte ich mir keine besseren Eltern vorstellen, denn sie gaben mir von Anfang an unendliche Liebe, Vertrauen und Zuneigung. Als Familie waren wir nicht immer alle der gleichen Meinung, aber genau das war es, was unser Familiensein so lebhaft machte. Die Vielfalt an Meinungen, Denkweisen und Ansichten bereicherten mich in meiner Wesensfindung.

Das Leben ist eine unendliche Aneinanderknüpfung von Geschenken, sie alle sind völlig kostenlos. Und noch viel besser: Sie sind mit keiner irgendwie gearteten Erwartungshaltung verbunden – und das macht die Gabe des Lebens so besonders lebens- und liebenswert. Sie ist vollkommen frei von jeglichem konditioniertem Verhalten, ohne Vorurteile, störende Gedanken oder Ängste. Beklommenheit, Zukunftssorgen und Dingen nachzutrauern gibt es in der Welt der Neugeborenen nicht. Die gesamte Aufmerksamkeit und das volle Bewusstsein sind dem Moment gewidmet, und zwar ohne dass sie dafür zuvor irgendeine Technik oder Theorie erlernen müssten. Es ist ihr ureigener Seinszustand.

Das Leben auf diesem einmaligen Planeten wird uns geschenkt wie die Luft, die wir atmen, die Natur, die uns am Leben hält, und das Wasser, das uns vitalisiert. Wir sind Teil eines einzigartigen Ökosystems und zusammen mit Millionen von Spezies besitzen wir das Privileg, diese so einzigartige und lebensspendende Mutter Erde zu teilen, mit unserem Sein zu durchdringen und zu wirken. Der Blaue Planet bietet allen seinen Gästen genug, um in Hülle und Fülle zu gedeihen, es gibt nichts, woran es mangelt.

Schon als kleines Kind konnte ich nicht begreifen, dass es so viel Ungerechtigkeit und Leid gibt, obwohl wir uns doch alle im Herzen nach Frieden und Liebe sehnen. Ich fragte mich immer, wieso es uns so gut geht und wir alles haben – und gleichzeitig andere Menschen tagtäglich an Hunger leiden und sterben müssen.

Als ich zwölf Jahre alt war, begann ich mein eigenes Geld zu verdienen. Schnell entwickelte ich einen Bezug zum Geld und zu der Arbeitsleistung, die ich erbringen musste, um mir mit dem Erwirtschafteten Produkte und Dienstleistungen kaufen zu können. Ich spürte die finanzielle Unabhängigkeit, die mir die Freiheit bot, zu kaufen, was ich begehrte. Ich verstand, dass, wenn ich meine Zeit in Nebenjobs investierte, ich damit die Möglichkeit bekam, mir Waren oder Vergnügen leisten zu können, ohne Dritten gegenüber Rechenschaft oder Erklärung schuldig zu sein.

In der Waldorfschule fühlte ich mich wohl, obwohl ich nur äußerst ungern Hausaufgaben machte. Meistens schrieb ich sie einfach ab. In den Unterricht und die Pausen dazwischen legte ich mein Herzblut, nicht in die Epochenhefte, Diktate und Vokabeltests. Besonders fasziniert war ich, wenn mein Musiklehrer von seinen Reisen erzählte. Gebannt hing ich an seinen Lippen und sog jede Erzählung wie ein trockener Schwamm in mich auf. Ich war begeistert von der Vielfalt der Kulturen, die es auf der Erde gibt. Mein Wunsch, einmal selber als Entdecker um die Welt zu reisen, war schon damals geboren. In mir wuchs die Lust auf Abenteuer, die Lust aufs Leben!

Kindheitsträume und Konditionierung


Wie fast alle Menschen die ich kannte, aßen auch meine Eltern Fleisch, Fisch, Butter, Käse, Milch und Eier. Jeden Tag kochte meine Mutter für mich und meine Brüder, und es stand überhaupt nicht zur Debatte, sich vegetarisch zu ernähren. Im Urlaub fingen wir Fische, und unser Vater zeigte uns, wie man sie ausnahm. Von Anfang an fiel es mir schwer, die Fische selbst zu töten – ich spürte, dass es nichts Schönes war, was ich da tat. Trotzdem hinterfragte ich das mir vorgelebte Verhalten gegenüber anderen Lebewesen nicht weiter und machte einfach nach, was unser Vater uns zeigte, und aß, was unsere Mutter auftischte.

Doch Umweltschutz war für mich schon in meinen ersten Schuljahren ein wichtiges Thema. Ich engagierte mich für den WWF und Greenpeace, sammelte bei Freunden und Bekannten Unterschriften und Kleinspenden für die großen Umweltorganisationen. Die Welt empfand ich als ungerecht und wollte etwas gegen diese Ungerechtigkeit tun. Mein Mitgefühl galt den Tieren, den hungernden Menschen und insbesondere den Abermillionen Kindern, die mit leerem Magen zu Bett gehen mussten und oft nicht wussten, ob sie den nächsten Tag noch erleben würden. Von den globalen Zusammenhängen verstand ich jedoch herzlich wenig – auch wenn ich die Schuldigen für die Ungerechtigkeit, die Umweltzerstörung und überhaupt die allgemeine Schieflage der Welt schon ausgemacht hatte: die großen Firmen, die reichen Leute und die Regierungen, die all das Elend einfach geschehen ließen. Mit viel Geld, so glaubte ich, könnte man den materiell armen Menschen helfen. Mein Wunsch, Gutes zu tun, wuchs im Laufe der Jahre, und ebenso meine feste Überzeugung, diesen Wunsch in die Tat umsetzen zu können, hätte ich nur genug Geld zur Verfügung. Millionen wollte ich anhäufen, allerdings nicht für mich, sondern als Mittel zum Zweck, das ich für das Wohl der am wenigsten privilegierten Mitmenschen einzusetzen gedachte. Schon früh nahm ich mir vor, so schnell wie möglich die erste Million zu verdienen und dann eine große Hilfsorganisation für die Hungernden dieser Welt aufzubauen. Mein Vorbild war Karlheinz Böhm, der seinen Schauspielberuf an den Nagel gehängt und die Stiftung Menschen für Menschen ins Leben gerufen hatte. Ganz ähnlich wollte ich mit einer eigenen Organisation das Projekt »Hilfe durch Selbsthilfe« in die Tat umsetzen – bloß keine neuen Abhängigkeiten der Menschen sollten entstehen, und die vorhandenen sollten besser heute als morgen beendet werden.

So weit der Plan. Noch fehlten mir allerdings die nötigen Mittel, zudem war ich nach wie vor minderjährig. Doch statt zu resignieren, fing ich erst einmal mit kleinen Schritten an. Ich knipste Lichter aus, wo ich nur konnte, drehte die Temperatur unseres Gasheizkraftwerks nach unten und überzeugte meine Eltern, zu einem Ökostrom­anbieter zu wechseln. Ich träumte davon, eines Tages mal eine richtige Beratungsfirma für Nachhaltigkeit zu gründen, um Menschen die Möglichkeiten zu geben, ökologischer, aber auch ökonomischer zu leben. In unserer Schule sprach ich mit dem Schulleiter, dass wir Schülerinnen und Schüler doch selbst unsere Klassenräume putzen könnten. Die Idee wurde aufgenommen, fortan gab es Preise für die drei saubersten Klassen. Die Schule sparte zehntausende Euro und die Mülltrennung wurde zum Standard in den meisten Klassen. Gleichzeitig stieg die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler.

Der Traum vom Ausland


Schon während meiner Schulzeit wollte ich eine Zeit im Ausland verbringen. Mein Traum war ein Austauschjahr in den USA. Aber noch konnte ich nicht so richtig frei denken, das musste sich erst noch entwickeln, und so gab es in meinem Kopf nur Plan A, nämlich die kostspielige Version eines organisierten Austauschprogramms. Der Preis für die zwölf Monate Auslandserfahrung und hoffentlich gewonnenem Weitblick lag damals bei einigen tausend Euro, Geld, das meine Eltern nicht hatten. Obwohl ich an einer Waldorfschule war, reichte meine Kreativität nicht, um neue Wege zu gehen, Plan B zu leben. Auch wenn ich mich noch gut an diesen Gedanken in meinem Kopf erinnere: »Irgendwie muss das auch ohne Geld gehen!«

Aber es blieb bei diesem Gedanken, denn es fehlte mir – wie es uns Menschen so oft geht – an Vorbildern, an Leuten, die es einfach taten. Wäre jemand aus meinem Bekanntenkreis ohne oder mit sehr wenig Geld gereist, lassen wir die Flugkosten einmal beiseite, dann wäre ich hundertprozentig davon inspiriert worden und hätte an meinem Traum, alles ohne Geld zu machen, geglaubt und ihn wahrscheinlich auch umgesetzt. Heute weiß ich, in mir schlummerte dieser Samen, aber er wurde nicht gewässert und konnte so nicht keimen. Es bedarf in der Regel mutiger Menschen, die beispielhaft voranschreiten und ihre Erfahrungen, Informationen und Eindrücke teilen, uns die verschiedenen Wegmöglichkeiten aufzeigen, die wir in jedem Lebensmoment besitzen. Gehen müssen wir diese Wege natürlich immer noch selber, aber es ist eine unglaubliche Hilfe zu wissen, es gibt neben Option A und B auch noch C und D und, und, und.

Der Glaube versetzt Berge, sagt ein Sprichwort, und ich empfinde den Glauben als ein mächtiges mentales Sprungbrett auf dem Weg zur Realisierung unserer Träume. Wenn wir wirklich ganz fest an etwas glauben und davon mit ganzem Herzen überzeugt sind, dann gibt es mit etwas Ausdauer, Disziplin und einem starken Willen nichts, was uns aufhalten kann. Menschen werden zu Menschen durch Menschen, wir können uns gegenseitig Inspiration und Quelle des Mutes und Hoffnung sein und uns bestärken, an das Gute zu glauben. Für mich ist das Leben eine wunderbare Schule, in der wir alle unendlich viel von unseren Mitmenschen lernen können; ich empfand es immer als sehr hilfreich, andere Menschen zu beobachten und ihre besten Seiten...

Blick ins Buch

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