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E-Book

Gute Chefs essen zuletzt

Warum manche Teams funktionieren - und andere nicht

AutorSimon Sinek
VerlagRedline Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783864149436
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Ohne ein gutes, verlässliches Team könnten viele Führungskräfte ihre Ziele niemals erreichen. Doch leider werden viele Teams von internen Machtkämpfen, Streitigkeiten und den daraus resultierenden Misserfolgen ausgebremst - und die Führungskräfte schaffen es dann oft auch mit Leistungsanreizen oder Belohnungen nicht, ein Team wieder in die Spur zu bekommen. Doch warum sind hier manche Vorgesetzte oft erstaunlich hilflos? Die Antwort wurde Simon Sinek während einer Unterhaltung mit einem General des Marine Corps offensichtlich. Dieser erläuterte die Tradition: »Offiziere essen immer zuletzt.« Was in der Kantine noch symbolisch gemeint ist, wird auf dem Schlachtfeld todernst: Gute Anführer opfern ihren eigenen Komfort, sogar ihr eigenes Leben, zum Wohl derer, die ihnen unterstehen. Sinek überträgt diese Tradition auf Unternehmen, wo sie bedeutet, dass die Führungskraft einen sogenannten Safety Circle, einen Sicherheitskreis, bilden muss, der das Team vor Schwierigkeiten von außen schützt. Nur so bildet sich im Unternehmen eine vertrauensvolle Atmosphäre. Der Sicherheitskreis führt zu stabilen, anpassungsfähigen und selbstbewussten Teams, in denen sich jeder zugehörig fühlt und in denen alle Energie darauf verwendet wird, die gemeinsamen Ziele zu erreichen. Chefs, die bereit sind, als letzte zu essen, werden mit zutiefst loyalen Kollegen belohnt und schaffen so konfliktfreie, motivierte und erfolgreich Teams.

Simon Sinek, unerschütterlicher Optimist und Bestsellerautor, hat den zweitbeliebtesten Ted-Talk aller Zeiten gehalten. Er veröffentlicht regelmäßig zu den Themen Inspiration und Erfolg in renommierten Tageszeitungen und Magazinen wie The New York Times oder Wall Street Journal. Als Business-Berater unterstützt er renommierte Unternehmen, Institutionen, Politiker und leitende Militärs. Sein Bestseller Start With Why ist im Redline Verlag unter dem Titel Frag immer erst: Warum erschienen.

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Leseprobe

Teil 2: Mächtige Verbündete


5. Genug ist genug


Es wäre eine Untertreibung, wenn man sagen würde, die Gegend war schlecht. Es war der schlimmste denkbare Ort zum Leben. Es war unglaublich gefährlich. Es gab keine Heizung im Winter und natürlich keine Klimaanlagen im Sommer. Es gab keinen einzigen Supermarkt; die Einwohner mussten plündern oder jagen, so gut sie konnten, wenn sie essen wollten. Das Überleben unter diesen Umständen war wirklich schwierig. Ständig drohten Gefahren. An eine Ausbildung oder einen Beruf dachte man erst gar nicht. Es gab keine Schulen, keine Krankenhäuser. Es gab damals auch keine Jobs. Keinen einzigen. Aus gutem Grund gab es auch keine Firmen. Es gab nicht einmal Staaten. Diese Dinge lagen so weit in der Zukunft, dass man keinen Gedanken daran verschwenden musste. Wir sprechen nicht über eine postapokalyptische Szenerie wie in Mad Max. So war die Welt vor 50.000 Jahren, als der Homo sapiens seine ersten Schritte tat. Es ist die Welt, aus der wir kommen.

Unsere Vorfahren kamen bettelarm zur Welt. Es boten sich keine Chancen durch Elite-Schulen oder Eltern, die ihre Beziehungen spielen ließen. Chancen boten sich nur durch ihren Willen und ihre harte Arbeit. Und sie schufen Chancen. Die Gattung Mensch ist dazu gemacht, große Gefahren zu bewältigen und noch so kleine Ressourcen zu nützen.

Das Leben in der Altsteinzeit war nicht mit dem Leben nach einer Naturkatastrophe vergleichbar; hier gab es Mangel, nicht Zerstörung. Unsere Vorfahren waren nicht die Höhlenmenschen, als die wir sie uns vorstellen. Sie hatten keine buschigen, vorgewölbten Augenbrauen, sie humpelten nicht mit buckligen Schultern umher und sie trugen keinen Knüppel. Sie sahen aus wie wir und waren genauso intelligent und leistungsfähig wie wir. Das Einzige, was ihnen fehlte, waren die Erfindungen und Annehmlichkeiten der modernen Welt. Abgesehen davon waren sie wie du und ich.

Beinahe alles am Menschen ist dazu gemacht, um ihm zu helfen, zu überleben und die Art in harten Zeiten zu erhalten – in sehr harten Zeiten. Unsere Körperfunktionen und unser Drang zu kooperieren existieren, weil sie uns beim Überleben helfen. Wir sind dann am besten, wenn wir gemeinsam einer Gefahr begegnen müssen. Leider glauben viele Firmenchefs bei drohenden äußeren Gefahren, dass die beste Art der Motivation die Erzeugung von internem Druck und Zwang ist. Vom biologischen und anthropologischen Standpunkt aus betrachtet, könnte nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Wenn wir das Gefühl haben, dass wir zu einer Gruppe gehören, und den Menschen vertrauen, mit denen wir zusammenarbeiten, kooperieren wir instinktiv und weise, um den äußeren Gefahren zu begegnen. Wenn wir jedoch nicht das Gefühl haben, dass wir dazugehören, müssen wir Zeit und Energie aufwenden, um uns vor den anderen zu schützen; und wenn wir das tun, dann machen wir uns unvermeidlich anfälliger für äußere Bedrohungen und Gefahren. Wenn unsere Aufmerksamkeit nach innen gerichtet ist, dann verpassen wir auch Chancen, die draußen auf uns warten. Wenn wir uns also unter den Menschen sicher fühlen, mit denen wir zusammenarbeiten, dann ist es wahrscheinlicher, dass wir überleben und Erfolg haben. Das ist einfach so.

Am Anfang war …

Der Homo sapiens verfügt über etwas, das ihn besser als andere dazu befähigt, unter den harten Bedingungen, unter denen er geboren wurde, zu überleben und Erfolg zu haben; besser befähigt als andere Hominiden, die größer und stärker waren. Zum Teil verdanken wir diesen Vorteil unserem Neocortex – unserem komplexen, zum Lösen von Problemen befähigten Gehirn. Es gibt uns auch die Möglichkeit komplexer Kommunikation. Im Gegensatz zu den anderen Tieren, die der Kommunikation fähig sind, bewältigen wir auch Syntax und Grammatik. Doch ein anderer wesentlicher Vorteil, der den Menschen überleben ließ, war seine bemerkenswerte Fähigkeit zusammenzuarbeiten. Wir sind extrem soziale Wesen, unser Überleben und unser Erfolg hängen von der Hilfe anderer ab.

Unsere Fähigkeit, zusammenzuarbeiten, einander zu helfen und zu schützen, funktionierte in der Tat so gut, dass unsere Art nicht nur überlebte, sondern sich vermehrte. Auch die Elefanten überlebten, aber das Leben der Elefanten ist im Großen und Ganzen dasselbe wie vor einigen Millionen Jahren. Für uns trifft das nicht zu. Unser Leben ist völlig anders als vor 50.000 Jahren. Obwohl die Gattung Mensch geformt wurde, um sich an die Umwelt anzupassen, arbeiteten wir so gut zusammen und waren so gut im Problemlösen, dass wir schließlich die Umwelt nach unseren Vorstellungen formten. Je erfolgreicher wir waren, desto besser gelang es uns, die Umstände unseren Bedürfnissen anzupassen, anstatt selbst durch die Umstände verändert zu werden. Das Problem ist, dass unser grundlegender genetischer Code derselbe ist. Wir sind also altmodisch, leben aber in einer modernen Welt mit reichen Ressourcen. Das hat offensichtlich seine Vorteile, aber, wie alles, auch seine Nachteile.

Alles für das Team

Als der Mensch in Gemeinschaften von höchstens 150 Personen lebte, kannte er jeden Einzelnen und hatte Vertrauen darauf, dass die anderen verstanden, warum es in ihrem Interesse war, der Gruppe zu helfen. Die Männer jagten zusammen, die ganze Gemeinschaft arbeitete zusammen, um die Jungen aufzuziehen, die Alten und Kranken zu versorgen und aufeinander zu achten.

Natürlich gab es Konflikte, wie es in jeder Gruppe Konflikte gibt. Aber wenn es hart auf hart kam, dann stellten alle ihre Differenzen zurück und arbeiteten zusammen. Es ist dasselbe wie mit unseren Kindern: Wir mögen schwere Auseinandersetzungen mit ihnen haben, werden sie jedoch bedroht, tun wir alles, um ihnen zu helfen. Wir verteidigen immer unseresgleichen. Es nicht zu tun, würde gegen die menschliche Natur verstoßen und letztlich der Fähigkeit der Gruppe schaden, zu überleben und Erfolg zu haben. Das ist einer der Gründe, warum Verrat genauso hart bestraft wird wie Mord. Angesichts der Tatsache, dass es für unser Überleben wichtig ist, nehmen wir Menschen dieses Thema höllisch ernst. Unser Erfolg beweist es. Kooperation und gegenseitige Hilfe funktionieren besser als Wettbewerb und robuster Individualismus. Warum sollten wir uns das Leben noch schwerer machen und uns gegenseitig bekämpfen, wenn wir bereits gegen die Unbill der Natur, begrenzte Ressourcen und andere äußere Bedrohungen kämpfen müssen?

Das kooperative Leben im Dorf war in den Regenwäldern des Amazonas dasselbe wie in den weiten Steppen Afrikas. Mit anderen Worten, es war nicht die natürliche Umgebung, die unser Überleben und unseren Erfolg sicherte – es war die biologische Veranlagung unserer Gattung, die Struktur des Menschen selbst. Die Art, wie wir uns entwickelten – um einander zu helfen –, funktionierte unabhängig von unserem Herkunftsgebiet oder den jeweiligen Schwierigkeiten, mit denen wir fertig werden mussten. Jeder Mensch auf diesem Planeten, unabhängig von der Kultur, ist dazu geschaffen zusammenzuarbeiten.

Erwartungsgemäß war nicht alles Schwerarbeit. Wir sind soziale Wesen, soziale Kontakte sind heute genauso wichtig wie vor Tausenden von Jahren. Sie sind der Weg, Vertrauen aufzubauen und zu erhalten, der Weg einander besser kennenzulernen. Die Zeit, die wir mit Kollegen außerhalb der Arbeitszeit verbringen, um sie besser kennen zu lernen, hilft bei der Herstellung eines Vertrauensverhältnisses. Aus genau diesem Grund ist es so wichtig, dass wir gemeinsam essen gehen und mit unseren Familien gemeinsam etwas unternehmen. Genauso wichtig sind Konferenzen, Firmenausflüge und die Zeit, die wir in der Kaffeeküche verbringen. Je besser wir einander kennen, desto stärker sind unsere Bindungen. Soziale Interaktion ist auch für die Führungskräfte einer Organisation wichtig. In den Büroräumen umherzuschlendern und sich mit den Menschen auch dann zu beschäftigen, wenn wir keine Meetings haben, ist wichtig.

Das Studentenwohnheim kommt dem Modell der Sippengesellschaft unserer Ahnen vielleicht am nächsten. Obwohl Studenten ihre eigenen Zimmer haben (die für gewöhnlich gemeinsam bewohnt werden), bleiben die Türen offen, da die Studenten zwischen den Zimmern kommunizieren. Der Flur wird zum Zentrum des sozialen Lebens und die Räume bleiben dem Lernen und Schlafen vorbehalten (und manchmal nicht einmal das). Die freundschaftlichen Bindungen, die in diesen Wohnheimen aufgebaut werden, sind lebenswichtig. Dort – nicht in den Hörsälen – werden die Studenten zu engen Freunden.

Unsere Gattung hatte nicht einfach nur Glück – ihr Erfolg war verdient. Wir arbeiteten hart, um dorthin zu gelangen, wo wir heute sind, und das taten wir gemeinsam. Wir sind dazu gemacht, zusammenzuarbeiten. Es ist auf biologischer Ebene tief in uns verwurzelt: Wir sind soziale Maschinen. Wenn wir zusammenarbeiten und einander helfen, belohnt uns unser Körper für unsere Anstrengungen, damit wir es weiter...

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