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Handbuch der Allgemeinen Psychologie - Kognition

VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl825 Seiten
ISBN9783840918469
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis52,99 EUR
Das Handbuch bietet einen Überblick über das Fachgebiet der Kognitiven Psychologie, den es so aktuell, so umfassend und zugleich so kompakt nirgendwo anders gibt. In 89 Kapiteln werden wichtige Konzepte wie z.B. Kognition, Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Kreativität, Handlungsplanung oder Textverstehen vorgestellt. Geordnet sind die Beiträge nach den großen Bereichen Wahrnehmung, Lernen, Gedächtnis, Denken, Handlungsplanung und -steuerung sowie Sprache. Zusätzlich gibt es eine Sektion, in der übergreifende Konzepte wie Bewusstsein, Intelligenz oder Zeit dargestellt werden. Ein weiterer Abschnitt des Handbuches erläutert spezifische Methoden der Kognitionsforschung wie z.B. mentale Chronometrie, lautes Denken oder Pupillometrie. Die Kenntnis dieses Stoffes ist nicht nur für Studierende nützlich, sondern hilft in dieser kompakten Form auch Experten, sich über den neuesten Stand in Nachbargebieten kurz und kompetent zu informieren.

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Kapitelübersicht
  1. Handbuch der Allgemeinen Psychologie – Kognition
  2. Inhalt
  3. Einfuehrung
  4. I Übergreifende Konzepte
  5. II Wahrnehmung
  6. III Lernen
  7. IV Gedächtnis
  8. V Denken
  9. VI Handlungsplanung und -steuerung
  10. VII Sprache
  11. VIII Methoden
  12. Die Autorinnen und Autoren des Bandes
  13. Autorenregister
  14. Sachregister
Leseprobe

Handlungsplanung und -steuerung: Überblick, Definitionen und methodische Ansätze (S. 497-498)

Planning and Control of Action: Overview, Definitions and Methodological Approaches
Iring Koch, Günther Knoblich & Wolfgang Prinz
1 Einleitung
Das vorliegende Kapitel gibt eine Einführung in die kognitionspsychologische Forschung zu den Mechanismen der Handlungsplanung und -steuerung.

Definition:
Eine Handlung kann definiert werden als ein Verhalten, das auf ein Ziel gerichtet ist. Im Vergleich dazu ist eine Reaktion ein Verhalten, das durch einen Reiz ausgelöst wird.

Zwischen Handlungen und Reaktionen besteht in der kognitionspsychologischen Forschung eine konzeptuelle Kluft. Zunächst wird beschrieben, welches theoretische Problem dieser Kluft zu Grunde liegt, und es wird diskutiert, wie diese Kluft überbrückt werden kann. Danach werden exemplarisch methodische Ansätze dargestellt, mit denen die Mechanismen der Handlungsplanung und -steuerung untersucht werden können. Zuletzt folgt ein Ausblick auf offene theoretische Fragen und Probleme.

2 Von der Reaktion zur Handlung und Aufgabe
Kognitionspsychologische Handlungsforschung wurde bereits vor gut hundert Jahren von den Mitgliedern der Würzburger Schule, vor allem von Narziss Ach, durchgeführt (vgl. Prinz, 2000). Die Grundidee war, dass Handlungen durch Zielvorstellungen determiniert werden. Zielvorstellungen sind allerdings nicht direkt beobachtbar, so dass ihre Erforschung während der Blütezeit des Behaviorismus in Ungnade gefallen war. Der Behaviorismus fokussierte stark auf die Untersuchung von Verhalten, das sich durch die Wirkung eines in der Umwelt unmittelbar gegebenen Reizes erklären lässt. Die Handlung wurde also zur bloßen „motorischen Reaktion“ degradiert, die auf äußere Reize hin konditioniert wurde. Entsprechend dieser starken Betonung der Assoziation von Reiz und Reaktion ist das Konzept der Zielvorstellung in assoziationistischen Modellen des Lernens und Verhaltens in den Hintergrund gerückt. Gleichwohl wurde die Rolle von Zielvorstellungen in diesen Modellen immer theoretisch kontrovers diskutiert. Diese Diskussion bezieht sich vor allem auf die Frage, ob und inwiefern die Antizipation von „Verstärkung“, gleichsam als non-mentalistisches Analogon der Zielvorstellung, in die lernabhängig gebildeten assoziativen Strukturen integriert wird (vgl. Koch, 2002). Mit dem Siegeszug der „kognitiven Revolution“ wurden nicht direkt beobachtbare hypothetische Konstrukte, insbesondere mentale Repräsentationen, auch im theoretischen „Mainstream“ wieder salonfähig. Gleichwohl ist die Erforschung der Mechanismen der Planung und Steuerung von (zielorientierten) Handlungen vom kognitivistischen Forschungs-Mainstream weitgehend getrennt geblieben. Diese Kluft ist darin begründet, dass auch die Kognitionspsychologie Verhaltenssteuerung in den Mechanismen der Verarbeitung aktueller Reize begründen will, während das theoretische Konzept der Handlung eine Steuerung durch zukünftige Reize, nämlich intendierte Zielzustände, vorsieht.

Traditionell fokussiert die moderne kognitive Psychologie vor allem auf die mentale Repräsentation der Umwelt, d. h. von Reizen. So wird in klassischen Stufenmodellen der Informationsverarbeitung angenommen, dass reizbezogene Information in einer seriellen Abfolge von Verarbeitungsschritten (bzw. Stufen) kodiert und transformiert wird (vgl. Sanders, 1998, für einen Überblick). In solchen Modellen findet also eine Transformation von Stimulus-Codes in Reaktions-Codes statt, und die Reaktion bleibt letzten Endes ein reizgesteuertes motorisches Verhalten. Die Steuerung des Verhaltens durch Zielvorstellungen ist in solchen Modellen nicht vorgesehen (Prinz, 1998). Ein Grund dafür ist vermutlich, dass sich Reize in der Tradition des methodologischen Behaviorismus leicht manipulieren lassen, während sich diese Manipulation in Bezug auf nicht direkt beobachtbare Zielvorstellung ungleich schwieriger gestaltet.

Einen alternativen theoretischen Rahmen für die kognitionspsychologische Handlungsforschung bildet das ideomotorische Prinzip. Dieses Prinzip wurde Ende des 19. Jahrhunderts von William James popularisiert und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder aufgegriffen. Es besagt, dass Handlungen durch die Vorstellung ihrer lernabhängig antizipierten sensorischen Effekte gesteuert werden, also durch Zielvorstellungen (Überblicke z. B. bei Knoblich & Prinz, 2005, Koch, Keller & Prinz, 2004, Prinz, 1998). Die mentalen Repräsentationen von Handlungen bestehen demnach in Codes, die Reize spezifizieren, die mit dem erfolgreichen Erreichen eines Ziels einhergehen. Die postulierten Codes beziehen sich also auf intendierte und antizipierbare Handlungs-Effekte (vgl. Hoffmann, 1993).

Inhaltsverzeichnis
Handbuch der Allgemeinen Psychologie – Kognition1
Inhalt7
Einfuehrung15
I Übergreifende Konzepte19
Kognition21
Evolution menschlicher Kognition31
Bewusstsein41
Intelligenz50
Absicht und Wille: Freiheit als Problem der Psychologie59
Raum68
Zeit77
Biologische Grundlagen88
II Wahrnehmung97
Wahrnehmung: Geschichte und Ansätze99
Psychophysik110
Aufmerksamkeit120
Visuelle Wahrnehmung129
Auditive Wahrnehmung140
Wahrnehmung taktiler Reize149
Geruchs- und Geschmackswahrnehmung154
Farbwahrnehmung159
Objektwahrnehmung167
Raumwahrnehmung175
Bewegungswahrnehmung184
Wahrnehmungsstörungen192
III Lernen203
Lernen: Definitionen, methodische Ansätze, Theorien des Lernens205
Die Lernkurve215
Habituation und Konditionierung222
Implizites Lernen231
Beobachtungslernen241
Verbales Lernen249
Satz- und Textlernen256
Computer-Assistiertes Lernen262
Transfer von Lernen269
Erwerb kognitiver Fertigkeiten277
Konzepte und Kategorien285
IV Gedächtnis297
Gedächtnis: Definitionen, Konzeptionen, Methoden299
Gedächtnissysteme309
Verarbeitungsprozesse318
Repräsentation und Repräsentationsformate327
Ikonischer und auditiver Speicher336
Arbeitsgedächtnis342
Langzeitgedächtnis348
Implizites Gedächtnis358
Interferenz365
Vergessen373
Gedächtnisstörungen381
V Denken391
Denken: Ansätze und Definitionen393
Evolutionäre Ansätze402
Analoges Schließen408
Wahrscheinlichkeitsurteil/Induktion414
Schlussfolgern/Deduktion423
Lösen einfacher Probleme433
Lösen komplexer Probleme441
Kreativität448
Einsicht457
Strategien und Heuristiken463
Problemraum472
Denken und Emotionen477
Denk- und Handlungsfehler487
VI Handlungsplanung und -steuerung497
Handlungsplanung und -steuerung: Überblick, Definitionen und methodische Ansätze499
Planung einfacher Handlungen509
Handlungssequenzen515
Planung und Koordination multipler Handlungen521
Bewegungssteuerung531
Wahrnehmung und Handlung543
Exekutive Funktionen549
Psychologische Refraktärperiode558
Motivationale und volitionale Grundlagen zielgerichteter Handlungen564
VII Sprache575
Historische Entwicklung der Sprachpsychologie577
Laut- und Wortwahrnehmung586
Wortwissen und mentales Lexikon594
Satzverstehen603
Textverstehen614
Sprachproduktion623
Sprachliche Verständigung632
Figurative Sprache640
Lesen und Schreiben649
Sprachentwicklung einschließlich Bilingualismus658
Sprachstörungen667
VIII Methoden677
Überblick: Methoden und Statistik679
Mentale Chronometrie687
Die Methode des Lauten Denkens693
Messung der Hirnaktivität699
Messung von Blickbewegungen707
Pupillometrie714
Experiment719
Mathematische und Computer-Modellierung728
Signalentdeckungstheorie734
Informationstheorie743
Analyse latenter Semantik (LSA)750
Prozess-Dissoziation755
Multinomiale Verarbeitungsbaummodelle762
Qualitative Verfahren771
Die Autorinnen und Autoren des Bandes777
Autorenregister787
Sachregister803

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